Die Zolo Liberty+ machen es mir etwas schwer, weil sie einerseits in Handling, Verarbeitung und Akkulaufzeit ziemlich gut sind. Andererseits klingen sie nicht so überragend gut, dass ich eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen könnte – ganz zu schweigen von dem Totalausfall der Toggle Sound Isolation. So bleibt abschließend zu sagen: Für einen richtig guten True-Wireless-Kopfhörer klingen die Zolo Liberty+ einfach zu schlecht, für einen Preisbrecher in dieser Kategorie klingen sie ganz OK, und um sich mal seine ersten komplett kabellosen Kopfhörer zuzulegen, ohne gleich das ganze Ersparte zu verballern, kann man die Anker Zolo Liberty+ sicher in die engere Auswahl nehmen.
Das noch recht frische Genre der True Wireless In-Ears bekommt mit dem Zolo Liberty+ von Anker einen preislich weiter unten angesiedelten Neuzugang, der sich selbstbewusst als schweiß- und wasserdichter Sportler mit großem Klang sowie Geräuschunterdückung präsentiert und eine Laufzeit – mit kurzen Ladunterbrechungen im Case – von gewaltigen 48 Stunden verspricht.
Nicht True sondern Total
True Wireless bedeutet ohne jedes Kabel und Total Wireless meint das auch – noch kann man mit den Begriffen ja spielen, dachte sich Anker wohl, auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen für ihr Produkt, das üppig mit Zubehör bestückt im aufwendig gestalteten Karton daherkommt und gleich positiv gestimmte Aufmerksamkeit bekommt.
Für die oval kugeligen In-Ears aus kräftigem Plastik wählt man zur Sitzanpassug im Ohr aus zahlreichen Varianten jeweils einen halbseitigen Gummiüberzug mit Haken – Jacket genannt – und ein Ohrpassstück aus Silikon, vollführt dann die Anker-seitig beworbene „GripFit“-Bewegung, indem man die In-Ears ins Ohr steckt und leicht verdreht, damit sich die Zolo gut in der Muschel verhaken und auch während des Sports dort verbleiben, was in meinem anatomischen Falle ganz gut klappt, wenn auch öfter mal nachgedreht werden muss um den Sitz zu optimieren.
Dann wird gekoppelt, die Zolo Life App auf dem iPhone installiert und anschließend Musik gehört.
Klang
Der erste Eindruck ist mager. Der Bass dringt nicht recht durch und das Klangbild ist zu dünn, um glücklich zu machen. Ich presse etwas nach, drehe mal hier, mal da die In-Ears herum und finde auch hin und wieder eine klangoptimale Stelle, in welcher der Bass ganz gut den Gesamt-Sound auffüllt und dem Ganzen mehr Wumms und Wohligkeit verleiht, aber das ist leider nicht von Dauer – nach einigen Augenblicken verschieben sich die Zolos wieder und der Bass geht flöten. Das heißt aber nicht, dass die In-Ears zu locker liegen oder aus dem Ohr zu fallen drohen – sie halten gut, nur klingen wollen sie nicht so recht. Ob hier unsere junge Freundschaft bereits zu Ende ist?
Zum Glück gibt es ja die App und in ihr einen Equalizer, so dass ich nicht auf den iPhone-eigenen zugreifen muss, der für Spotify und andere Apple-ferne Musiklieferanten wirkungslos bleibt. Sieben Profile kann ich durchsteppen und finde eins, das Bass, Mitten und Höhen in ein ansprechendes Verhältnis bringt und meine aktuelle Popmusik-Playlist ganz poppig erklingen lässt.
Insgesamt wirkt der Sound dennoch etwas zusammengepresst. Es ist zwar alles da, Bässe, klare Höhen und füllige Mitten, dennoch entfaltet sich die Musik nicht in ihrer ganzen Pracht, sondern kommt immer etwas benebelt und gestaucht daher. Das Stereobild breitet sich gut und weit im Kopf aus. Dennoch liegt ein Schleier zwischen mir und der Musik, der Brillanz und Farbe kostet. Es klingt, aber eben nicht fulminant.
Remote
In Sachen Steuerung können die Zolo Liberty+ überzeugen. Rückseitig an den In-Ears sind Schaltflächen, die nach einfachem Drücken, egal ob links oder rechts, die Musik stoppen und auch wieder starten oder Anrufe annehmen bzw. beenden. Ein Druck von etwa einer Sekunde am linken Ohr skipped das Musikstück zurück und am rechten eines vor. Prima, wenn auch manchmal nicht ganz klar zu sein scheint, was nun genau eine Sekunde ist und die Musik einfach nur anhält, obwohl ich meine, mindestens eine Sekunde gedrückt zu haben. Doppeldruck, egal ob rechts oder links ruft den digitalen Assistenten herbei.
Bei einem Test-Telefonat via Zolo Liberty+ auf das Handy der Chefredaktion, vermeldet die Gegenstelle ein mittelmäßiges Hörerlebnis bei „Geht-so-Sprachqualität“. Etwas erstaunlich ist, dass ich den Gesprächspartner nur auf einem Ohr höre – Bug oder Feature?
Genauso wie die beworbene „Toggle Sound Isolation“, die meines Erachtens fälschlicherweise als Geräuschunterdrückung auf den Karton übersetzt wurde. Vielmehr handelt es sich hierbei um einen zuschaltbaren Transparenz-Modus, der es einem erlaubt, bei laufender Musik die Außengeräusche zu hören – klappt auch, allerdings lassen die Mikros nur die Höhen durch, was einen gruseligen Hör-Cocktail in die Ohren spült. Funktion und Funktionalität setzt Anker hier wohl diametral zueinander.
Technische Daten
Besonderheiten
- BT-Version: 5.0
- BT-Codecs: SBC, AAC
Wieso soll der Bass mager klingen? Hab sie mit den SoundMagic 80 (welche als Basslastige Kopfhörer beworben werden) verglichen und stelle keinen großen Unterschied fest. Ich finde den Bass passend und habe eine Vorliebe für Basslastigkeit bei Musik.
Ich glaube dass in diesem Fall (war bei mir Anfangs auch so) die Ohrstücke nicht richtig gepasst haben bzw. nicht richtig abgeschlossen waren.