Ultrasone ist mit dem Tribute 7 ein dynamischer Kopfhörer für die Referenzklasse gelungen. Mit seinem Designkonzept bewegt er sich etwas außerhalb der Norm und dürfte gerade deshalb einigen Kunden besonders zusagen. Der Tribute 7 konnte mich in vielen Anwendungsbereichen und Musikrichtungen sehr überzeugen.
Die oberbayerische Kopfhörer- und Ohrhörer-Manufaktur begeistert mit seinen Produkten seit mittlerweile 25 Jahren Musiker, Hifi-Liebhaber und Soundtechniker gleichermaßen. Mit zahlreichen Patenten und der Produktion „Made in Germany“ könnte man Ultrasone problemlos auch als Aushängeschild bayerischer Techniktradition auszeichnen. Mit dem Tribute 7 veröffentlichten Ultrasone eine auf 777 Exemplare limitierte Edition – und einen dynamischen, geschlossenen Kopfhörer der Spitzenklasse.
Haptik und Optik
Ich hatte vor kurzem den MASTER1 von Pioneer im Studio, der im Referenz-Kopfhörer-Segment für frischen Wind sorgen will. Genau in dieser Liga tritt der Tribute 7 sicher auch an, wenngleich mit einem völlig differenzierten Ansatz. Der Tribute 7 wird in einem imposanten und edel gestalteten Karton geliefert, der in schickem Blau samt stylischem Silber gehalten ist. Mit gebotenem Respekt nehme ich die einzelnen Inhalte aus dem Karton: eine sehr schöne Kirschholz-Aufbewahrungsbox, in der sich die beiden Kabel und der Kopfhörer befinden, das Kuvert mit dem Messdiagramm, ein qualitativ hochwertiges Transport-Etui sowie die Bedienungsanleitung und das beiliegende Reinigungstuch.
Was da in Einzelteilen vor mir auf dem Schreibtisch liegt, macht geradezu Appetit aufs Hören, wenn man das so schreiben kann. Auf jeden Fall kann man viele der 2.499 Euros erkennen, die ein Besitzer des Tribute 7 an den Händler seiner Wahl bezahlen muss.
Den Anfang macht die Kirschholzbox, die sich optisch in jeder audiophilen Umgebung schlüssig einbetten lässt, aber auch im Studio eine erstklassige Figur abgibt.
Verschraubt man das silberne, vieradrige Kopfhörerkabel an den Ohrschalen, hält man ein modern gestaltetes, mittelschweres Abhörinstrument in den Händen, das gerne hin- und herdreht werden will und bei dem man an jeder Stelle erkennt, dass Ultrasone im Materialmix wenig dem Zufall überlassen hat. Als Hommage an den Edition 7 entwickelt, der 2004 als erster Kopfhörer des Unternehmens für die absolute Spitzenklasse veröffentlicht wurde, überzeugt mich die Haptik des Kopfhörers.
Die blau eloxierten Ohrschalen (Farbton: Mystic Blue) sind aus einem Stück Flugzeugaluminium gefräst und werden seitlich von hochpolierten Messingplatten mit Firmenlogo und Exemplar-Nummer abgeschlossen. Mein Modell mit der Seriennummer 368 funkelt und blitzt wie ein seltener Sportwagen in der Mittagssonne. Den Vergleich mit einer Edelkarosse halten auch die hervorragend gepolsterten Ohrpolster stand. Sie schliessen richtig gut ab und liegen enorm bequem am Kopf an – und das trotz eines mittleren, seitlichen Anpressdrucks. Das äthiopische Schafsleder verrichtet zudem einen hautschonenden und sehr komfortablen Dienst. Auch der Kopfbügel kann mich mit seiner breiten Auflagefläche überzeugen – hier ist das Material Alcantara.
Tragekomfort
Aus der Materialbeschreibung lässt sich bereits erahnen, dass der Tribute 7 gut und bequem am Kopf sitzen muss. Der Kopfbügel kann zur Anpassung beidseitig an jeweils zwölf Rasterpunkten verstellt werden – das passiert beim Aufsetzen quasi automatisch. Die Rasterung ist in Kombination mit dem seitlichen Anpressdruck zudem stark genug, damit sich das Kopfband nicht mehr von alleine verstellt und der Kopfhörer nicht verrutscht.
Die Ohrschalen können beim Abnehmen um 90° nach vorne gedreht werden und sind für die Anpassung an die Kopfform auch nach hinten leicht drehbar. In der vertikalen Ebene können die Ohrschalen fast einmal komplett gedreht und der komplette Bereich kann eingeklappt werden. Zusammen mit den überragenden Polstern vergebe ich hervorragende Noten im Bereich Tragekomfort. Wie bei allen geschlossenen Modellen wird es bei hohen Außentemperaturen warm unter den Schalen – das Material kann dennoch die Schweißbildung unter den Ohrschalen weitestgehend abfedern.
Eine Besonderheit, die nicht direkt den Tragekomfort betrifft, aber dennoch dem langen Hörvergnügen zuträglich ist, hat Ultrasone unter dem Namen ULE (Ultra Low Emission) patentiert: Durch eine Aluminium-Metallabschirmung kann der überwiegende Anteil der elektromagnetischen Strahlenbelastung vom Kopf ferngehalten werden.
Als letzten Punkt zum Tragekomfort möchte ich noch auf das interessante Kabelkonzept eingehen. Die jeweils zwei Kabeladern von den Ohrschalen verbinden sich zu einer vieradrigen Kabelstrippe mit hoher Griffigkeit. Im Bereich der vier Adern kann man auch bedenkenlos am Kabel spielen – es überträgt sich fast nichts auf die Wandler. Der zweiadrige Bereich ist hier etwas anfälliger, wird in der Praxis allerdings kaum angefasst. Ultrasone legt dem Tribute 7 zwei Kabelvarianten bei, wobei das Standardkabel mit vergoldetem und verschraubbarem Klinkenadapter ausgeliefert wird und das zweite der Nutzung mit mobilen Endgeräten zugesprochen ist.
Klang
Nach vielen Hörsessions mit diversen Referenzen auf verschiedenen Abspielgeräten möchte ich den Klang von allgemein bis detailliert wie folgt beschreiben:
Der Grundklang ist vollmundig, rund und besitzt Körper und Volumen und die notwendige Prise spritziger Lebendigkeit. Was sich wie die Beschreibung eines erstklassigen Rotweins aus dem Burgund anhört, gilt für mich auf den Tribute 7 übertragen. Dabei prickelt es in den Höhen zusätzlich, wie bei einem edlen Dom Pérignon. Jetzt aber genug der lukullischen Vergleiche und ran an die Hörfakten:
Die räumliche Darstellung wird durch die integrierte S-Logic Plus Technik etwas anders gelöst, als bei anderen Kopfhörern. Die gesamte Ohrmuschel wird (wie beim Hören ohne Kopfhörer) für die Ortung und Klangbildung mit einbezogen, wodurch Distanzen zu Klangquellen genauer wahrgenommen werden können und man sich eher in der Mitte des Geschehens wähnt. Des Weiteren fällt der Schall durch den etwas versetzen Wandler nicht zentral in den Gehörgang, weshalb man laut Herstellerangaben normalerweise etwas leiser abhört.
Ausproduzierte Pop- und Rockproduktionen werden absolut erstklassig übersetzt, Hallräume bis in die Raumecken dargestellt. Damit hört man bei Bedarf jeden Wackler in Gesangsparts, EQing-Fehler oder auch fraglich gewählte Effektfahnen. Höre ich dagegen clubtauglichen Techno- oder auch HipHop-Scheiben, bei denen im Tiefbass viel passiert, wirkt der Tribute 7 fast etwas nüchtern – hier habe ich mich dabei ertappt, für die Atmosphäre etwas nachzuschieben – der Grat bis zur Verzerrung ist ausreichend breit für mich, um mich auch in diesen Genres wohlzufühlen.
Knackige oder melodiöse Bässe beherrscht der Tribute 7 sehr gut. Über den weiteren Frequenzverlauf bis hin zu den oberen Mitten empfinde ich ihn als ausgeglichen, akkurat und ehrlich. Spaß machen auch gute Aufnahmen akustischer Instrumente, egal ob Gitarren, Klavier oder Orchester. Auch auf der Zeitebene kann man mit dem Tribute 7 gut reinzoomen und dicht aneinander liegende Transienten klar differenzieren. Als Over-The-Top-Kopfhörer fürs Recording (wo er auf jeden Fall erstklassig funktioniert) sehe ich ihn bei audiophilen Anwendern und im Ton- bzw. Masteringstudio.
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)8 – 35.000 Hz
- Impedanz34,6 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)103,81 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf779 g
- Gewicht mit Kabel415 g
- Gewicht ohne Kabel400 g
- Kabellänge115 cm
Lieferumfang
- edle Aufbewahrungsbox aus Kirschholz
- hochwertiges Transport-Etui
- zweites Kabel für den Anschluss an portable Endgeräte mit 3,5 mm Miniklinkenbuchse
- individuelles Messdiagramm
- Reinigungstuch und Bedienungsanleitung
Besonderheiten
- Ohrpolster aus äthiopischem Langhaarschaf-Leder
- Bügelpolster aus Alcantara
- 5 Jahre Garantie
- von Hand gefertigt in Deutschland