Mit dem Superlux HD330Pro macht die taiwanesische Firma fast alles richtig: Der Preis ist in Anbetracht des Sounds als äußerst günstig zu bezeichnen und der Klang ist um Klassen „größer“ als sein Preis. Punktabzug gibt es allerdings für das etwas ungenaue Spaltmaß am Übergang von Kopfband zur Treiberzuleitung. Und auch der Umstand, dass das Kabel fest verlötet ist, bekommt keinen Applaus, geht aber in Anbetracht der Preisklasse in Ordnung. Das tritt aber alles in den Hintergrund, sobald man sich dem wirklich beeindruckend klaren und präzisem Klangbild der Hörer hingibt, das sich dank der halboffenen Bauweise auch über Stunden angenehm genießen lässt.
- sehr differenzierte und lebendige Mitten und Höhendarstellung
- weiter Frequenzgang
- zwei Varianten mit unterschiedlicher Impedanz für optimale Dynamik
- angenehm seriöse und professionelle Optik
- günstiger Preis
- großes Spaltmaß am Übergang von Kopfband und Kabelauslass
- Kabel fest verlötet
Wenn Superlux neue Kopfhörer vorstellt, darf man zurecht gespannt sein, denn keine andere Company schafft es, so großen Sound hinter einem so kleinen Preis zu verstecken. Das trifft auch auf den neuen halboffenen Studio-Over-Ear Superlux HD330Pro zu, den es in einer 32-Ohm- sowie 150-Ohm-Variante gibt. Das hier getestete 150-Ohm-Modell überzeugt dabei mit chirurgischer Genauigkeit.
Die Kopfhörer des taiwanesischen Musik-Equipment-Herstellers Superlux (zur Testübersicht) konnten sich in den letzten Jahren regelmäßig Spitzenplätze auf dem Preis-Leistungs-Sieger-Treppchen bei uns sichern. Und das mit einer bemerkenswerten Kontinuität, denn trotz Preismarken, die regelmäßig im unteren zweistelligen Bereich angesiedelt sind, gab und gibt es hier keine wirklich schlechten Ausreißer nach unten zu verzeichnen. Der neue halboffene Studio-Kopfhörer HD330Pro setzt diese Tradition in bester Manier fort.
Die Konzeption der Superlux HD330Pro
Beim HD330Pro handelt es sich um halboffenen, ohrumschließenden Kopfhörer. Prinzipbedingt findet also ein Luftaustausch mit der Umgebung durch die mit Löchern gerasterte Rückwand statt. Das bietet Vorteile, denn beim längeren Tragen kommt es nicht so schnell zum unangenehmen Hitzestau und auch der berühmte „Taucherglocken-Effekt“ hat, bei dem man sich akustisch komplett von der Umgebung abgeschottet fühlt, tritt hier ebenso nicht auf. Nachteilig bei Recording-Situationen im Studio ist bei dieser Bauweise allerdings, dass etwas mehr Schall von innen nach außen dringt, was – wenn man beispielsweise Vocals aufnimmt – zum so genannten „Übersprechen“ ins Mikrofon führt. Ein weiterer bauartbedingter Nachteil ist, dass sich im Bassbereich nicht ganz so viel Schalldruck aufbauen kann wie etwa bei In-Ears oder geschlossenen Hörern. Aus eigener, langjähriger Erfahrung als Live- und Studio-Tontechniker kann ich jedenfalls berichten, dass geschlossene Hörer bei längeren Sessions deutlich schneller lästig auf den Ohren werden, als halboffene.
Superlux HD330Pro: in zwei Varianten erhältlich
Den HD330Pro gibt es – mit Blick auf HiFi- und Studio-Szenarien – in zwei Versionen – mit 32 oder 150 Ohm Impedanz. Die Entscheidung zwischen beiden Varianten ist relativ einfach: Benutzt ihr den Kopfhörer eher an leistungsschwachen Zuspielern – also allem, was mit Akku oder Batterien läuft, solltet ihr zur 32-Ohm-Version greifen. Kommt er dagegen vorwiegend an Zuspielern mit Netzstrom und entsprechend leistungsstarker Verstärkung zum Einsatz, nehmt ihr die 150-Ohm-Version.
Warum ist das so? Gehen wir beispielsweise von einem Volt Ausgangsspannung am Zuspieler aus (eine einfache AA-Batterie hat 1,5V), liefert die Variante mit 32 Ohm bereits 31,25 mW Leistung, wohingegen es die Version mit 150 Ohm lediglich auf 6,6 mW bringt. Wir müssten also die 150-Ohm-Version mit vier Volt versorgen, um auf die gleiche Leistung zu kommen. Der theoretische Vorteil einer hohen Impedanz ist eine erweiterte Dynamik, da ja ein größerer Spannungsbereich zur Verfügung steht. Wobei ich persönlich hier eher selten einen wirklich signifikanten klanglichen Vorteil gehört habe. So auch im Test, wo ich im direkten Vergleich (mit den entsprechenden Zuspielern) keinen nennenswerten Unterschied zwischen der 150- und 32-Ohm-Version feststellen konnte. Nur wenn man die 150-Ohm-Variante ans Handy klemmt, bekommt sie hörbar zu wenig Strom, um voll ausgespielt zu werden.
Auch die weiteren technischen Daten lesen sich professionell: So kommen hier 40-Millimeter-Treiber mit Neodymium-Magnet zum Einsatz, die eine Empfindlichkeit von 93 dB haben und – laut Hersteller – in der Lage sind, Frequenzen im Bereich von 10 Hz bis 30 kHz abzubilden.
Das Erscheinungsbild und Handling der HD330Pro
Bauartbedingt sind die HD330Pro schon etwas wuchtigere „Kannen“, die es sich mit 315 Gramm auf dem Haupt des Lauschenden bequem machen. Wobei sich das Gewicht dank buschiger Ohr- und Schädel-Polster sehr angenehm auf dem Kopf verteilt. Alle drei Polster lassen sich bei Bedarf abnehmen und tauschen. Von der gesamten Anmutung, aber auch insbesondere von den grauen Ohrpads und den Positionen der Verschraubungen her, erinnert der HD330 ein bisschen an den DT 990 Pro von Beyerdynamic. Ob das nun beabsichtigt ist, oder man beim Bau eines halboffenen, ohrumschließenden Hörers prinzipiell zwangsläufig bei diesem Design landet, möchte ich an dieser Stelle mal offenlassen. Eine weitere – eher unerfreuliche – Design-Gemeinsamkeit möchte ich nicht unerwähnt lassen: Die Verbindungsleitung zwischen linkem und rechtem Hörer wird nämlich bei beiden Hörern durch das Kopfband geführt und kommt dann einfach „irgendwie“ darunter hervor, was nicht nur optisch unschön wirkt, sondern auch das Polster etwas abstehen lässt. Das ist beispielsweise beim Beyerdynamic DT 1990 Pro deutlich besser gelöst, denn hier gibt es eine Aussparung im Kunststoff, durch die das Kabel ordentlich nach außen geführt wird. Das 2,5 Meter lange Anschlusskabel ist fest verlötet und wird aus dem linken Hörer herausgeführt. Es endet in einem Stereo-Miniklinkenstecker, der mit dem beiliegenden Adapter auf Standard-Klinke expandiert werden kann.
So klingen die Superlux HD330Pro
„Wow, sind die knusprig“, ist der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, nachdem ich die HD330Pro zum Hörtest aufgesetzt und das Debut-Album „Glas Lit Dream“ von Dawuna in den Player geworfen habe. Das Album ist mit seinen leisen Lofi-Frickelsounds und den vielen kleinen Mikro-Edits ein idealer Testparcours für Kopfhörer. Und der Superlux HD330Pro liefert einem die Musik mit chirurgischer Genauigkeit: Beim klanglich ausgesprochen innovativen „The Lighthouse“ reproduziert der Hörer auch noch die kleinsten Knister-Schnipsel und Fieldrecording-Artefakte.
Besonders im Ultra-Hochtonbereich ist das so motiviert, dass selbst meine Höhen-Referenz – der DT 1990 Pro von Beyerdynamic – ein bisschen neidisch um die Ecke schaut. Bei Sidos markantem S-Fehler, wie er sich beispielsweise in „Liebst Du mich“ auf seinem Album „Paul“ exponiert darstellt, kann das beinahe schon anstrengend klingen. Aber das war ja auch das erklärte Ziel der Superlux-Entwickler, laut eigenem Bekunden: Einen Hörer zu bauen, der besonders in den Mitten und Höhen ziemlich viel Körper und Emotionalität transportiert und das wurde ohne Frage erreicht. Etwas dezenter geht es dagegen im Bassbereich zu, der sich fast ein bisschen hinter – respektive unter – den beeindruckenden Höhen und Mitten zurücknimmt. Freunde der wuchtigen Bass-Bespaßung werden das möglicherweise als zu wenig Schub empfinden, wohingegen Freunde der eher luftig präsentierten Musikdarstellung das Klangbild lieben werden.
- 39,00 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisehalboffen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)10 - 30.000 Hz
- Impedanz137,55 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)96,91 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf607 g
- Gewicht mit Kabel316 g
- Gewicht ohne Kabel278 g
- Kabellänge245 cm
Lieferumfang
- Adapter auf 6,35 mm
- Tasche
Besonderheiten
- in 32 Ohm und 150 Ohm erhältlich