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Sony LinkBuds WF-L900

Ungewöhnliche True-Wireless-Kopfhörer mit offener Bauform und interessanten Komfortfunktionen

Kurz & knapp

Die Sony LinkBuds WF-L900 zeigen, dass es bei True-Wireless-Kopfhörern nicht immer allein um die Klangqualität geht. Es dürfte jedem Kenner klar sein, dass die offene Konstruktion Nachteile bei der Klangreproduktion mit sich bringt. Sony hat die LinkBuds allerdings auch als Lösung für das dauerhafte Tragen mit möglichem direkten Austausch mit der Umgebung konzipiert. Musik, Telefonate und Konversationen sollen dabei Hand in Hand gehen. Es handelt sich also nicht um einen Kopfhörer für Klang-Gourmets.

Sony arbeitet seit Jahrzehnten daran, Unterhaltungselektronik in sinnvoller Weise in das tägliche Leben zu integrieren. Dabei geht der Branchenriese als Innovator an vielen Stellen weiter als man das von konventioneller Elektronik kennt und erzielt so durchaus beachtliche Ergebnisse. Von der perfekten Automatik ist man noch ein gutes Stück entfernt, was einerseits an der Technik selbst, andererseits aber sicher auch an der Erwartungshaltung des Trägers liegt. Der Weg jedoch scheint mir richtig: Kopfhörer werden mit diesem Modell tatsächlich besser in den Alltag integriert.

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Sony geht mit den LinkBuds WF-L900 neue, durchaus spannende Wege: Smarte True-Wireless-Kopfhörer, die sich mit ihrer offenen Konstruktion und Automatikfunktionen weit tiefer in unseren Alltag integrieren wollen und bei dem der reine Musikkonsum nur ein Teilaspekt des Konzepts ausmacht.

Dass ein Kopfhörer nicht stundenlang im Ohr verbleibt und abseits von Musikgenuss oder gelegentlichen Telefonaten aus dem Ohr genommen wird, war bisher selbstverständlich. Mit den LinkBuds WF-L900 möchte Sony das ab sofort ändern.

Die erste Auffälligkeit ist das ungewöhnliche Design. Die federleichten dunkelgrauen oder weißen True-Wireless-Kunststoffkonstruktionen werden quasi ins Ohr gelegt. Vor dem äußeren Gehörgang liegt ein 12-mm-Ringradiator, dessen mittige Öffnung den Kontakt zur Außenwelt jederzeit sicherstellt. In der Mulde darüber platziert sich locker ein kugelförmiges Gehäuse, in dem Elektronik, Akku und das Mikrofon Platz finden. Um ein Herausrutschen zu verhindern, ist dieses Element mit einem wechselbaren Passstück aus Silikon versehen, das in einer Falte der Ohrmuschel untergehakt wird. Das hört sich ungewöhnlich an und ist es auch.

Tatsächlich aber funktioniert dieser Mechanismus erstaunlich gut. Sitzen die EarBuds erst einmal in den Ohren, hat man in der Tat kaum den Eindruck, Kopfhörer zu tragen. Die geringe Außenisolation ist gewollt, immerhin soll man zu jedem Zeitpunkt mit der Außenwelt in Kontakt bleiben.

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Bluetooth und Laufzeiten der Sony LinkBuds

Die LinkBuds warten mit Bluetooth 5.2, einer Unterstützung der Codecs SBC und AAC sowie der hauseigenen Klangoptimierung DSEE auf. Eine echte Besonderheit ist aber die Gerätesteuerung: Diese bietet einerseits berührungsempfindliche Flächen an den Gehäusen, erkennt aber zusätzlich auch Druckimpulse auf der Haut, das sogenannte „Weitbereich-Antippen“ (siehe unten).

Für die Gerätekonfiguration kommt die vielfach bewährte, kostenlose App „Headphones“ für iOS und Android zum Einsatz. Diese bietet zahlreiche Komfortfunktionen, die man von anderen Sony-Kopfhörermodellen kennt, darunter auch mögliche Updates der Firmware (Stand: 1.04).

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Natürlich gehört auch ein Lade-Case mit USB-C-Anschluss und Druckverschluss zum Lieferumfang, das ausgesprochen kompakt ausfällt, aber leider kein induktives Laden unterstützt. Lob gibt es für den Einsatz von recyceltem Kunststoff für Kopfhörer und Case sowie für die kunststofffreie Verpackung.

Der verbaute Akku bietet pegelabhängig bis zu 5,5 Stunden Musikwiedergabe und elf Stunden Stand-by. Das Lade-Case ergänzt hierzu nochmals zwölf Stunden Kapazität. Damit sind die WF-L900 zwar keine Dauerläufer, aber durchaus auch für längere Reisen geeignet. Hinzu kommt eine Schnellladefunktion, die in zehn Minuten bis zu 90 Minuten Spielzeit liefert.

Sony LinkBuds WF-L900 in der Praxis

Hat man den Dreh zum Einlegen der Kopfhörer raus, und hakt die Passstücke unter, stellt sich zumindest bei mir ein guter, unauffälliger Tragekomfort ein. Die WF-L900 sitzen druckfrei vor dem Ohr und fest genug, um beim schnelleren Gehen und beschwingteren Bewegungen nicht aus der Position zu gelangen. Für den Einsatz im Sportstudio scheinen mir die nach IPX4 gegen Spritzwasser- und Schweiß resistenten EarBuds grundsätzlich geeignet, weniger jedoch zum Jogging.

Die Steuerung durch Antippen auf den Hautbereich um und vor dem Ohrläppchen funktioniert mit etwas Übung durchaus zuverlässig. Durch die ausschließliche Bereitstellung von Doppel- und Dreifach-Klickfunktionen werden versehentliche Auslöser und störende Impulse auf dem Trommelfell vermieden – ein interessanter Ansatz.

Die Funktionen selbst sind über die App konfigurierbar. Zur Auswahl stehen Start/Pause/Rufannahme, Titelsprünge/Anrufe ablehnen, Lautstärkesteuerung und ein konfigurierbarer Sprachassistent einschließlich Google und Alexa. Hinzu kommen sogenannte Quick-Services, unter denen sich bisher nur der direkte Aufruf zu einer Spotify-Playliste findet. Da einfache und längere Klicks fehlen, sind insgesamt vier Steuerbefehle realisierbar: Für die Kombination von Wiedergabe, Track-Skipping und eine Pegelsteuerung reicht das leider nicht ganz.

Lob heimsen sich die Sony LinkBuds WF-L900 für das selbst gesetzte Ziel ein, durch die offene Konstruktion stets einen guten Austausch mit der Umgebung zu ermöglichen. Hier verbirgt sich in der Tat ungewohnter Komfort. Bei pausierter oder leiser Musik kann man sich bequem unterhalten. Natürlich ist es weiterhin nötig, laute Musik für eine Unterhaltung auszuschalten. Hierzu reicht dann die erwähnte Touchsteuerung. Und nimmt man einen Hörer aus dem Ohr, lässt sich bei Bedarf die Musikwiedergabe auch automatisch pausieren.

Noch komfortabler ist die Chat-to-Speak-Funktion, die erkennt, wenn man zu sprechen beginnt, die Musik sodann pausiert und nach einer wählbaren Sprechpause wieder aktiviert. Das ist prinzipiell großartig und funktioniert in aller Regel auch recht zuverlässig. Allerdings löst eben auch ein Husten diese Automatik aus.

Zu den weiteren Automatikfunktionen gehören eine schaltbare adaptive Lautstärkeregelung, die sich vergleichsweise schnell ansprechend am Pegel der Umgebung orientiert sowie ein mögliches Ausschalten bei Abnehmen und längeren Ruhepausen.

Über die App sind weiterhin die Statustöne und eine mehrsprachige Sprachführung abschaltbar. Ebenso befindet sich hier das eigene Player-Frontend zur Steuerung von Musik. Auch der komfortable graphische 5-Band-Equalizer mit ergänzender Clear-Bass-Funktion, Presets und zwei benutzerdefinierten Speicherplätzen fehlt nicht.

Die Sony LinkBuds WF-L900 unterstützen Fast Pair von Google und Swift-Pair für Windows 10/11. Einmal gepaart verbinden sich die Hörer schnell und zuverlässig beim Einsetzen. Die Verbindung zum Smartphone ist überwiegend stabil, hat aber eine eher begrenzte Reichweite. Inzwischen unterstützen sie auch Multipoint, d.h. sie lassen sich gleichzeitig mit zwei Bluetooth-Geräten koppeln. Die Kopfhörer erkennen bei eingehenden Anrufen das Gerät und wählen dieses automatisch aus. Zudem könnt ihr die Kopfhörer mit einem Tastendruck schnell auf eines der zwei Geräte umschalten.

Große Ambitionen hat Sony bei der Sprachqualität, die laut Hersteller über einen KI-Algorithmus und Rauschunterdrückung auch in lauten Umgebungen eine gute Sprachverständlichkeit liefern soll. In der Praxis gelingt das nur teils mit guten Ergebnissen. Für eine gute Verständlichkeit auf meiner Seite musste der Pegel recht weit hochgeregelt werden. Für das Gegenüber entpuppt sich die offene Konstruktion als ziemlich anfällig für Windgeräusche, die sich oftmals schon beim schnellen Gehen einstellen.

Abschließend bietet Sony in der App eine nicht näher spezifizierte Optimierung für das Format „360 Reality Audio“. Entsprechende Dateien von Deezer oder Tidal erreichen tatsächlich eine stark erweiterte Räumlichkeit. Grundsätzlich jedoch unterstützen alle Kopfhörer die Wiedergabe entsprechend codierter Dateien.

Was ich in diesem Zusammenhang bemerkenswert finde, ist die Unterstützung der Microsoft-App „Soundscape“ (zur Website mit genaueren Infos) die für iOS jedoch nicht verfügbar ist. Hierbei handelt es sich um eine Navigationshilfe, die eine personalisierte Routenführung mit eigenen „Stützpunkten“ erlaubt. Durch dreidimensional verortete Ansagen der Stützpunkte wird dabei nicht nur sehbehinderten Menschen eine praktische Unterstützung geboten, sondern auch die Ausbildung sogenannter mentaler Karten unterstützt.

Klang der Sony LinkBuds WF-L900

An dieser Stelle sollte man zunächst die klangliche Erwartungshaltung im Rahmen des von Sony definierten Konzeptes überprüfen. Sony nutzt ganz bewusst eine offene True-Wireless-Konstruktion. Typische Kopfhörer sind in aller Regel eine Schwarz-Weiß-Entscheidung: Musik an, Umwelt aus oder eben möglichst nur die Umwelt. Genau das ist hier eben nicht der Fall. Übertrieben formuliert übernehmen die Sony LinkBuds WF-L900 im Mobilbetrieb die Rolle einer Hintergrundbeschallung. Das muss kein Nachteil sein, denn nicht immer liegt der Fokus auf der Klangqualität und Intensität von Musik. Vielmehr könnte man durchaus einfach eine angenehme Kulisse erwarten, etwa im Bus und beim Spazierengehen.

Die Sony LinkBuds WF-L900 klingen in diesem Rahmen durchaus ansprechend, einen wenigstens mittleren Pegel vorausgesetzt. Den verbauten Ringtreibern hilft Sony mit DSP-Unterstützung auf die Beine, allerdings wartet die Konstruktion schlicht mit unterrepräsentiertem Bassanteil auf. Bildlich gesprochen fehlen die unteren beiden Etagen. Zwar tönt es keinesfalls unausgewogen, aber erst mit erhöhter Lautstärke stellt sich ein Druckgefühl ein. Da ist es schade, dass die Pegelreserven eher gering ausfallen und zudem Sitznachbarn etwas vom Musikgenuss mitbekommen.

Mitten und Höhen haben diese Defizite nicht und so empfinde ich das Gesamtklangbild dennoch als stimmig und sogar gefällig.

Gleichzeitig muss man klar sagen, dass man hier eben keine höheren oder gar audiophilen Maßstäbe anlegen sollte. Die Ergebnisse sind in ruhiger Umgebung, zuhause oder im Büro, durchaus ansprechend, sofern wenn man sich mit dem reduzierten Bass zufriedengibt, der sich auch mit der Clear-Bass-Funktion der App nicht aus den Hörern herauskitzeln lässt.

Das Stereopanorama ist breit, während Dynamik und Feindetails eher unterrepräsentiert sind.

Die hauseigene Technik DSEE (Digital Sound Enhancement Engine) zur Kompensation von Klangverlusten komprimierter Klangdateien ist auch in den WF-L900 an Bord. Ich habe sie im Test automatisch arbeiten lassen. Klangliche Unterschiede sind mir allerdings nicht aufgefallen.

vor 3 Jahren von Ulf Kaiser
  • Bewertung: 3.63
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformEarbuds
  • Bauweiseoffen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 20.000 Hz
  • Gewicht ohne Kabelje 4,2 g, Case: 34 g

Lieferumfang

  • Silikon-Ohrbügel in 5 Größen
  • USB-C-Ladekabel
  • Lade-Case

Besonderheiten

  • in Dunkelgrau und Weiß erhältlich
  • BT-Codecs: SBC, AAC
  • BT-Version: 5.2
  • BT-Profile: A2DP, AVRCP, HFP, HSP

Eine Antwort zu “Sony LinkBuds WF-L900”

  1. Frank Linden sagt:

    Mittlerweile hat Sony Multipoint per Update eingespielt.
    Ebenso bei den Linkbuds S.
    Das nennt man mal Produktpflege!

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