Was man mit dem Shure SHA900 bekommt, ist eine referenzielle Konstante beim Hören – egal an welchem Abspielgerät. Audio-Profis finden hier also einen erstklassigen Wandler und Kopfhörerverstärker zum Immer-dabei-Haben – inklusive ziemlich mächtiger Equalizer-Funktion und vor allen Dingen der Möglichkeit, mit hohen Bitraten zu arbeiten. Wirkliche Vielhörer dürften sich zudem darüber freuen, dass der externe Akku die Laufzeit des Mobilgeräts dramatisch entlastet. Ob einem das dann allerdings einen fast vierstelligen Betrag wert ist, muss jeder Musikfreund mit sich selbst ausmachen.
- Portabler High-End Kopfhörerverstärker
- Verarbeitet Audio mit bis zu 24 Bit / 96kHz
- Integrierter 4-Band parametrischer Equalizer mit Presets
Zwar ist den Herstellern von Mobilgeräten durchaus bewusst, dass ihre Tablets, Notebooks und Handys oft nicht als Arbeitsgerät, sondern vielmehr als Mediaplayer genutzt werden, dennoch sind der integrierte Kopfhörerverstärker und Wandler nicht immer die besten Vertreter ihrer Gattung. Wirklich problematisch wird es spätestens dann, wenn man einen sehr stromhungrigen – sprich hochohmigen – Kopfhörer am Ausgang seines Mobilgeräts betreiben will, denn hier müssen viele integrierte Verstärkerschaltungen passen. Abhilfe kann ein externer Kopfhörerverstärker wie der hier getestete „Shure SHA900“ bieten.
Der SHA900 ist ein externer, portabler Kopfhörerverstärker mit integrierter, Akku-betriebener Stromversorgung, Lautstärkeregelung und einem OLED-Display, das Auskunft über den Betriebszustand und Einstellungen gibt. Zu verstärkendes Audiomaterial nimmt der SHA900 wahlweise über einen analogen Stereo-Miniklinken-Eingang oder digital über den Micro-USB-Port entgegen. Das ist dann auch der Zeitpunkt, wo der integrierte DA-Wandler in Aktion tritt. Der ist in der Lage auch höhere Bit- (16 bis 24 Bit) und Abtastraten (44,1 bis 96 kHz) zu verarbeiten, was den SHA900 auch für Freunde von High-Res-Audio interessant macht. Entsprechend legen Shure ihrem Verstärker eine umfangreiche Auswahl von Adaptern bei, womit der Anschluss an alle gängigen Endgeräte (Mac, PC, iOS und Android) möglich ist.
Praxis
Formal kann der SHA900 gefallen: Sein robustes und handliches Aluminiumgehäuse wirkt wertig und durchaus elegant, die Bedienung über das Volume-/Push-Jog-Rad ist gut gelöst und das Display ist bestens ablesbar. Mit einem Schiebeschalter an der Unterseite des Geräts lege ich fest, ob das Signal am analogen oder digitalen Eingang entgegengenommen werden soll. Eventuellen Hörpräferenzen (oder Defiziten beim Kopfhörer) lässt sich mit dem integrierten Equalizer begegnen, der über fünf feste Presets (Flat, Low Boost, Vocal Boost, Loudness, De-Esser) und vier vom Benutzer frei programmierbare Einstellungen verfügt. Und einstellen kann man hier wirklich viel, denn es stehen ein High- und ein Low-Shelf sowie zwei parametrische Mittenbänder mit drei umschaltbaren Q-Faktoren zur Verfügung. Wichtig dann für den optimalen Arbeitsbereich des angeschlossenen Kopfhörers: die Umschaltung zwischen hoher und niedriger Verstärkung (Gain).
Klang
Entsprechend vorbereitet, geht es dann an den Hörtest. Zum Einsatz kam dabei das gesamte Arsenal mobiler Endgeräte: vom iPhone, über das Android-Handy bis hin zum MacBook Pro und Windows-Laptop. Erwartungsgemäß kann zunächst einmal die schiere Verstärkerleistung beeindrucken, denn der SHA900 hält auch für hochohmige Kopfhörer noch genug Strom bereit, um sie bis an die Leistungsgrenze zu fahren. Und das über nicht weniger als 10 Stunden im USB-Modus und 20 bei analoger Verstärkung. Etwas feiner dürfte dabei die Lautstärkeregelung skaliert sein, die über lediglich fünfundzwanzig Stufen verfügt. Klanglich liefert der SHA900 dann Ausgezeichnetes: Im direkten Vergleich mit einem Studiowandler (UAD Apollo Twin) befindet sich der Shure auf absoluter Augenhöhe. Die Qualität des SHA900 wird entsprechend umso deutlicher, umso schlechter der integrierte Verstärker eines Geräts ist. Am geringsten war hier der Abstand bei Apple-Geräten und auch das Samsung S6 konnte – abgesehen von etwas bedämpfteren Höhen und einem Hauch von Trägheit in der Transientendarstellung – gut mit dem Shure mithalten. Sprich: Hier ist der klangliche Gewinn – vor allen Dingen wenn man den Preis für den Shure in Betracht zieht – doch eher „marginal“. Richtig deutlich wird der Qualitätsunterschied naturgemäß dann im Vergleich zu eher mäßig klingenden Verstärkern und Wandlern. In meinem Testszenario gilt das für das Notebook (von Asus). Hier öffnet der SHA900 klangliche Horizonte, die einem ohne ihn verschlossen bleiben: Plötzlich ist da eine räumliche Auflösung, Dynamik und Druck, die man ohne die kleine Box nie hören würde. Betreibt man den Shure auf analogem Weg, kommen seine Wandler natürlich nicht zum Einsatz und er verstärkt dann lediglich das ihm zugeführte Eingangssignal.
Lohnt der Umstieg?
Die Frage, ob es sich lohnt, knapp tausend Euro für diesen externen Kopfhörerverstärker zu investieren könnte man auf die knappe Antwort bringen: Ja, und zwar dann, wenn das Signal des Abspielgeräts entsprechend schlecht ist oder einfach nicht ausreicht, um den Kopfhörer voll auszufahren. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn zum einen ist die Audioqualität der meisten Mittel- bis Oberklasse-Geräte im portablen Bereich, zwischenzeitlich durchaus beachtlich, zum anderen sind die Kopfhörerhersteller in den letzten Jahren ziemlich erfolgreich darin, ihre Schwingspulen so zu optimieren, dass sie auch mit den begrenzten Stromreserven von beispielsweise Handys eine gute Leistung bringen – auch und gerade im stromhungrigen Bassbereich.
Technische Daten
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)10 Hz - 50.000 Hz
- Impedanz6 - 600 Ohm
- Gewicht ohne Kabel182 g
Lieferumfang
- Micro-B - Lightning-Adapter
- Micro-B - OTG-Adapter
- Flugzeug-Adapter
- MicroB - USB-Adapter
- Miniklinken-Verlängerung (15,2 cm)
- Lautstärkeregler
- Miniklinke - Klinke-Adapter
Besonderheiten
- Bittiefe: 16 / 24 Bit
- Abtastraten: 44,1 / 48 / 88,2 / 96 kHz
- Abmessungen: 111 x 59 x 21 mm (H x B x T)