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Sennheiser HD 620S

Kabelgebundener geschlossener Over-Ear-Kopfhörer mit offenem Klangbild

Kurz & knapp

Sennheiser schafft es, dem geschlossenen Over-Ear-Kopfhörer HD 620S ein luftiges und erstaunlich fein aufgelöstes, analytisches Klangbild zu entlocken. Tragekomfort und Verarbeitung entsprechen den Anforderungen, die man an den etablierten Premiumhersteller aus Wedemark stellen kann. Eine Geschmacksfrage ist hingegen die schlanke Abstimmung im Bassbereich, die insbesondere im modernen Pop, EDM und dem Urban-Bereich für meine Begriffe allzu zurückhaltend ausfällt.

Vorteile:
  • luftiger Klang mit schneller Ansprache
  • hoher Tragekomfort
Nachteile:
  • weniger für den Mobileinsatz geeignet
  • zu schlanke Abstimmung
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Mit dem HD 620S wendet sich Sennheiser an alle Anwender, die einen konventionellen, kabelgebundenen Over-Ear-Kopfhörer suchen. Es handelt sich um eine geschlossene, dynamische Konstruktion, die das luftige Klangbild eines offenen Systems umzusetzen versucht.

Rundgang: Das bietet der Sennheiser HD 620S

Bereits äußerlich und haptisch erkennt man die Wertarbeit von Sennheiser. Der Kopfhörer bietet eine gefällige, moderne und neutrale, aber eher schmucklose, dezente Optik in Mattschwarz. Das gut gepolsterte Kopfband ist gerastert längenverstellbar, die stabilen Hörmuscheln leicht dreh- und schwenkbar aufgehängt. Deren kräftige Schaumstoffpolsterung mit Bezug aus Lederimitat ist austauschbar. Die Kabelführung erfolgt einseitig über ein steckbares Kabel mit aufgeschraubtem 6,3-mm-Klinkenadapter.

Die verbauten dynamischen 42-mm-Treiber arbeiten in einer recht offenen Schallwand, sodass konstruktiv die Kompression des Luftvolumens durch den Rückschall reduziert wird, selbst wenn dieses nicht durch die Rückseite entweichen kann. Des Weiteren sind die Treiber angewinkelt der Form des Ohres folgend montiert und mit einer explizit leichten Aluminiumspule versehen, was für eine schnelle Ansprache und resultierende Feinauflösung und Räumlichkeit sorgen und sich der Wiedergabe über Lautsprecher annähern soll.

Das Konzept des HD 620S ist völlig schnörkellos: Der Kopfhörer dient vor allem dem kabelgebundenen Musikgenuss, der in gehobener Qualität erfolgen soll. Die Over-Ear-Konstruktion und die geschlossenen Gehäuse sollen dabei für eine Abschirmung von der Außenwelt sorgen und die Intimität von Musik, Filmen oder Spielen intensivieren. Potenziell sehe ich aber auch eine Nutzbarkeit bei Tonproduktionen im Heimstudio und bei Aufnahmen, etwa von Sprache. Zwar ist der HD 620S nicht für den typischen Mobileinsatz gedacht, kann aber ebenfalls sehr wohl in Kombination mit einem DAP (zur Übersicht) und bei Tonaufnahmen im Außenbereich zum Einsatz kommen.

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Der Sennheiser HD 620S in der Praxis

Der Sitz der Sennheiser HD 620S überzeugt. Druckfrei sitzen die Hörmuscheln auch über längere Zeit und schmiegen sich an die Kopfform an. Wer allerdings eine Brille trägt, muss bei der Justierung aufpassen, weil es sonst Druckstellen im Bereich der Bügel gibt. Wider Erwarten fällt die passive Bedämpfung der Außengeräusche nur durchschnittlich aus und ich stelle im mobilen Betrieb sogar eine Windempfindlichkeit fest. Umgekehrt minimiert das geschlossene Außengehäuse den Pegel der reproduzierten Schallquelle an die Außenwelt – man stört also weder die Familie, den Sitznachbarn noch landen störende Nebengeräusche auf einer Mikrofonaufnahme. An heißen Tagen spürt man das Lederimitat, unter dem zumindest ich trotz atmungsaktiver Ausführung eher schwitze als bei Stoffpolstern.

So klingt der Sennheiser HD 620S

Sennheiser gibt an, dem HD 620S das Klangbild einer offenen Konstruktion mit auf den Weg gegeben zu haben. Der Hersteller ordnet den Kopfhörer dabei in der Tradition der offenen Modellreihen HD 500 und HD 600 ein, zwischen denen sich das Modell auch preislich einordnet. In der Tat würde ich die dynamische Konstruktion durchaus als luftig und räumlich bezeichnen. Bezüglich der Höhenauflösung, der Transientenwiedergabe, des Stereopanoramas und der Raumabbildung liefert der HD 620S in seiner Preisklasse eine wirklich gute Leistung ab, insbesondere wenn man das geschlossene Gehäuse berücksichtigt. Härten stelle ich dabei glücklicherweise nicht fest.

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Die weitere generelle Abstimmung ist schlank und artikuliert. Zwar weist das Messdiagramm des Herstellers gegenüber dem beliebten offenen HD 600 einen klar kräftigeren Bass aus, in der Praxis empfinde ich den Klang aber gleichwohl in den Tiefen als generell zurückhaltend und im Tiefbassbereich als unterdurchschnittlich. Der deutlich teurere HD 660S hatte an dieser Stelle im Direktvergleich klar die Nase vorn.

Dennoch gefallen mir die analytische Detailauflösung, die Transparenz und die schnelle Ansprache. So lassen sich Präsenzen bei Stimmen, Atemgeräusche und die dezenten Zeitabweichungen bei gedoppelten Stimmspuren gut nachvollziehen. Des Weiteren höre ich keine störende Färbung in den Mitten, die damit weder betont warm oder füllig klingen, sondern ebenfalls neutral und analytisch ausfallen. Somit tönen akustische Instrumente und Stimmen hier durchweg natürlich. Die nötige Nähe liefert der Testkopfhörer mischungsabhängig ebenfalls.

In ruhiger Sitzposition in den heimischen vier Wänden ergibt sich aus dieser Abstimmung ein detailliert-definiertes Klangbild über das gesamte Frequenzspektrum, das aber eben im Bass nicht mit dem Schub vieler Mitbewerber mithalten kann. Für eine druckvolle Klangwiedergabe musste zumindest ich den Pegel vergleichsweise weit aufdrehen. Insbesondere bei modernen Pop- und EDM-Produktionen tönt mir der HD 620S letztlich zu schwach im Bass, während er sich bei Genres mit akustischen Instrumenten – von Jazz über Singer/Songwriter bis Klassik – durchaus gut schlägt. Aus tontechnischer Sicht würde ich den Kopfhörer für Schnitte und für Sprecheraufnahmen nutzen, weniger jedoch für repräsentative Bewertungen von Mischungen. Im Mobilbetrieb bewerte ich die schlanke Abstimmung dann explizit als nachteilig. In Kombination mit einem Shanling M3X vermisse ich hier schlicht Druck und Fundament.

Fazit

Der HD 620S entpuppt sich als bequemer Kopfhörer in bewährter Sennheiser-Qualität. Tatsächlich zeichnet sich die geschlossene Over-Ear-Konstruktion durch ein transparentes, schnelles Klangbild aus, das eher den eigenen offenen Modellen dieser Preisklasse entspricht. Allerdings spielt der HD 620S im Bassbereich eher schlank auf und ist damit auch eine Frage des Geschmacks und definitiv keine Empfehlung für Partyhörer, die es fett mögen.

vor 3 Monaten von Ulf Kaiser
  • Bewertung: 4
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Messdaten

Frequenzgang:

Außendämpfung:
Mehr Messdaten

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweisegeschlossen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)6 - 30.000 Hz
  • Impedanz153,9 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)98,6 dB
  • Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf830 g
  • Gewicht mit Kabel352 g
  • Gewicht ohne Kabel320 g
  • Kabellänge185 cm

Lieferumfang

  • Kabel mit 3,5-mm-Stecker
  • Adapter auf 6,35 mm

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