Røde NTH-100M

Gerade erst haben uns Røde mit ihrem Debüt-Kopfhörer überrascht. Schon stellt der im australischen Sydney beheimatete Hersteller eine erweiterte Variante mit Mikrofonarm vor. Damit ist der NTH-100 nicht länger nur im Bereich Audioproduktion und Content Creation beheimatet, sondern soll als NTH-100M auch Gamer ansprechen und bei Anwendungen wie Videokonferenzen zur Hilfe stehen. Wie das gelingt, haben wir für euch in der Praxis getestet.

Lieferumfang des Røde NTH-100M

In Sachen ansprechender Verkaufskartonage steht der NTH-100M seinem puristischeren Modell-Geschwisterchen in Nichts nach. Eine Überraschung erlebe ich aber beim Öffnen des Umkartons. Denn darunter befindet sich ein Innenkarton mit der Aufschrift NTH-100. Ergänzend befindet sich ein Aufkleber darauf, der verkündet: „Headset Microphone for NTH-100 included“. Damit ist auch sofort klar, wie der Headset-Kopfhörer aufgebaut ist. Und tatsächlich ist der Lieferumfang bis auf zwei Dinge identisch mit dem des NTH-100. Das bedeutet, dass neben dem (mikrofonlosen) Kopfhörer ein Tragebeutel dabei ist, in dem das 240 cm lange abnehmbare Kabel mit 3,5-mm-Klinkenstecker ebenso Platz findet wie der beiliegende 6,35-mm-Klinkenadapter. Ebenfalls mit dabei sind vier paar Identifikationsringe und ein Gummistopfen, der eine der Zuleitungsbuchsen an der Unterseite der Hörschalen verschließen kann. Zusätzlich ist bei diesem Modell der ansteckbare Mikrofonarm NTH-Mic enthalten. Das bedeutet also, dass wir es hier mit einem modularen System zu tun haben.

Design, Material und Technik des Røde NTH-100M

Der Røde NTH-100M besteht also im Kern aus dem NTH-100, der ohrumschließende geschlossene Hörschalen mit einer teilweise offen liegenden Verkabelung hat. Sein Aufbau kommt ohne Spielereien aus. Das Design ist in Sachen Form und mattschwarzer Farbgebung mit schwarz-glänzender Schrift schlicht und zeitlos. Dazu macht er mit seinem Kopfbügel aus Federstahl und seinem für Kratzer nicht anfälligen Äußeren einen robusten, langlebigen Eindruck. Aus meiner Sicht weisen Optik und Haptik diesen Kopfhörer deshalb als professionelles Tool aus. Die paarweise handverlesenen 40 mm-Treiber des NTH-100M beherbergen Neodym-Magnete und Mylar-Membrane mit Phase-Plug. Der Kopfhörer gibt Audio in einem breiten Spektrum von 5 Hz bis 35 kHz aus und kann so für die Wiedergabe von tiefen Subbässen bis weit hinein in den Superhochtonbereich sorgen. Eine geringe Ausgangsspannung von Headphone-Ausgängen, wie sie bei smarten Geräten und Laptops üblich ist, stellt den NTH-100M mit seiner Impedanz von 33 Ohm vor keine Probleme. Auch an ihnen kann er mühelos höhere Lautstärken ausgeben. Sein verzerrungsfreier maximaler Schalldruck von 99,15 dBSPL lässt ihn lautstärketechnisch im Mittelfeld der Konkurrenz agieren. Ein Wort auch noch zur Technik des Mikrofons. Im formschönen NTH-Mic arbeitet eine vorpolarisierte Kondensatorkapsel mit ebenem Frequenzgang, der von 20 Hz bis 20 kHz reicht.

Das Røde NTH-100M-Handling

Der Klinkenstecker am Anschlussende des Kabels lässt sich beim NTH-100M sicher per Bajonett-Verschluss eindrehen. Und auch der Boom-Arm des NTH-Mic wird per Bajonettstecker am Kopfhörer befestigt. Mit nur fünf Gramm bringt das Mikrofon kaum Gewicht mit und stört entsprechend nicht den komfortablen Sitz des Kopfhörers. Zu guter Letzt reiht sich das Schraubgewinde des 6,35-mm-Klinkenadapters in diese Reihe ein und verspricht ebenfalls erhöhte Betriebssicherheit. Werden mehrere Headsets simultan eingesetzt, können sie zur besseren Unterscheidung mit den beiliegenden verschiedenfarbigen Identifikationsringen markiert werden. Die rosa, grünen, blauen und orangen Farbringe entsprechen der Farbgebung der Kanäle des Rødecaster Pro und der Software Røde Connect. Und selbstverständlich ist auch das NTH-Mic mit diesem kompatibel.

Während das Kabel des NTH-100M wahlweise an der rechten oder linken Hörschale befestigt werden kann, lässt sich das BTH-Mic aufgrund der Form seines horizontal schwenkbaren Mikrofonarms ausschließlich rechts sinnvoll anbringen. Die stufenlose Größenverstellung des NTH-100M hat einen FitLok-Verschluss, der per Drehmechanismus betätigt wird. Die Größenverstellung ist recht schwergängig, so dass ich zum Justieren zwei Hände an jeder Seite benötige. Entsprechend kann ich die Kopfbügelgröße nur sukzessive rechts und links einstellen. Das ist ein wenig umständlich.

Die ohrumschließenden Polster des NTH-100M sind in der Praxis eher etwas für kleine bis mittelgroße Ohren. Das weiche und atmungsaktive Alcantara der Ohrpolster sorgt ebenso für hohen Tragekomfort wie sein angenehmer Anpressdruck. Durch Cool-Tech-Gel in den Polstern bleibt das unangenehme Schwitzen der Ohren auch bei längerem Einsatz des Kopfhörers aus.

Der Klang des Røde NTH-100M

Das Mikrofon des NTH-100M klingt warm und weich. Die Position des schwenkbaren Mikrofons wirkt sich im Praxischeck weder klanglich noch in Sachen Lautstärke auf den Klang des Mikrofons aus. Allerdings ist das von ihm ausgegebene Signal im Test überraschend leise. Da es aber zugleich auch rauscharm ist, lässt sich sein Signal problemlos verstärken. Das setzt allerdings voraus, dass Hard- und/oder Software, mit der der Nutzer arbeitet, auch eine Möglichkeit zum Einregeln der Mikrofonlautstärke bieten. Für Smartphones ist das Mikrofon für mich deshalb eher nicht geeignet. An PCs und Podcast-Stationen mit getrennten Lautstärkeregelungen für Wiedergabe und Mikrofon kann es dagegen überzeugen.

Der NTH 100 gibt Audio bis in die Subbässe hinein aus. Der darüber liegende Bassbereich wird dabei allerdings ein wenig von ihm verdeckt. Stimmen werden präsent und ohne Lispeln wiedergegeben. Die oberen Mitten neigen bei gehobenen Lautstärken zum Verzerren. Der Höhenbereich gibt einige klangliche Details aus und auch Offenheit in den obersten Höhen ist für den NTH-100 kein Fremdwort. Die gebotene Klangauflösung ist auch für Content-Arbeiten ausreichend präzise und durchaus differenziert. Im Vergleich zu höherwertigen geschlossenen Kopfhörern wirkt sein Klang aber insgesamt sehr direkt. Für kritische Signalbeurteilungen gibt es zwar spezialisiertere Kandidaten. Nichtsdestotrotz macht sein Klangprofil diesen Kopfhörer für mich zu einem guten Allrounder. Und nicht zuletzt eignet er sich mit seiner geschlossenen Bauweise auch über Content Creation hinweg gut für Recording- und Monitoring-Zwecke.