RMEs ADI-2 Pro FS widmet sich dem Thema Wandlung auf höchstem Niveau. Er verdient damit eine echte Empfehlung für tontechnische Arbeiten, bei denen ein zentraler hochwertiger Wandler als Klangreferenz eingesetzt werden soll. Ebenso überzeugend punktet das Gerät bei audiophilen Musikliebhabern, die einen DA-Wandler der höchsten Qualitätsstufe suchen, der hochauflösendes Audiomaterial und DSD mühelos bewältigt.
Auf den zweiten Blick entpuppt sich das Gerät zudem als respekteinflößend gut ausgestatteter, doppelter Kopfhörerverstärker mit Referenzqualitäten. Den hohen Funktionsumfang bewerte ich dabei durchaus positiv. Von einer puristischen Konzeption möchte ich hingegen nicht sprechen, denn aufgrund des integrierten Signalprozessors kann man sich hier regelrecht und durchaus sinnvoll austoben. Daher kommt der ADI-2 Pro FS bereits seit einiger Zeit beim Autor für den Vergleich kabelgebundener Kopfhörer zum Einsatz. Der Preis für die technische und klangliche Vollbedienung fällt mit ca. 1.599 Euro erwartungsgemäß nicht günstig aber vollauf angemessen aus. Einzig die Kabelpeitsche könnte etwas edler sein.
RME zählt seit 1996 zu den führenden Herstellern im Bereich der Tonstudiotechnik und der Audio-Interfaces. Das vorliegende silberfarbene Modell ADI-2 Pro FS beziehungsweise die limitierte Sonderauflage in Schwarz (ADI-2 Pro BE) verstehen sich als zentrale zweikanalige Analog-Digital-Analogwandler für das Tonstudio und den audiophilen Anwender, der Wert auf höchstmögliche Klangqualität legt, sowohl über Lautsprecher als auch über Kopfhörer.
Als Nachfolger des ADI-2 Pro bietet die robust und schnörkellos-dekorative kompakte Einheit (9,5“/1 HE) nochmals verbesserte technische Eigenschaften und legt explizit Wert auf eine leistungsstarke, flexible Kopfhörersektion, die doppelt und unabhängig konfigurierbar ausgeführt ist. Aufgrund des letztgenannten Aspekts ist uns das Gerät einen näheren Blick wert, und zwar in doppelter Hinsicht: Der ADI-2 Pro FS ist nicht nur ein audiophiler Kopfhörerverstärker der Sonderklasse, sondern auch ein Gerät, das sich für Testvergleiche kabelgebundener Kopfhörer geradezu aufdrängt.
Schnittstellen
Eingangsseitig lassen sich Signale über symmetrische und unsymmetrisch nutzbare XLR-Klinken-Stereoeingänge (mit schaltbarem Bezugspegel) oder, auf digitaler Ebene, über USB 2.0, eine Toslink-Buchse (S/PDIF, Adat), Cinch (S/PDIF koaxial) oder XLR (AES3) zuführen. Die Wandlung erfolgt mit bis zu 24 Bit und 786 kHz beziehungsweise als DSD (bis DSD256), eine eingangsseitige klangneutrale Abtastratenwandlung ist ebenfalls zuschaltbar. Dass einige Optionen bei Abtastfrequenzen über 192 kHz und im DSD-Betrieb nicht zur Verfügung stehen, ist zu verschmerzen. Auch lassen sich diese höchsten Abtastfrequenzen nur über die analogen Schnittstellen und USB realisieren.
Am Rechner lässt sich das per externem, verriegelbaren Netzteil betriebene ADI-2 Pro FS plattformübergreifend bis hin zu iOS nutzen, mit der gewohnten Geschwindigkeit und Stabilität. Gesonderte Treiber sind nicht erforderlich. Bei Bedarf lässt sich das Gerät sogar für sechs mögliche Ein- und acht Ausgänge konfigurieren (nutzbar bis 192 kHz).
Ausgangsseitig bietet das Testgerät ebenfalls symmetrische im Bezugspegel anpassbare XLR-Ausgänge, parallele unsymmetrische Klinkenausgänge sowie die zuvor genannten digitalen Schnittstellen. Mit Ausnahme der optischen Ein- und Ausgänge und der USB-Buchse werden alle digitalen Schnittstellen über eine mitgelieferte Kabelpeitsche angeschlossen. Das sieht nicht unbedingt edel aus, spart aber Platz.
Die Kopfhörersektion ist doppelt ausgeführt (6,3 mm, Front). Sie bietet einerseits ein Duplikat des Stereoausgangs sowie einen unabhängigen zweiten Ausgang.
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Technik
Im ADI-2 pro FS setzt RME auf eine leistungsstärkere Version der hauseigenen, relaisgeschalteten High-Power-Kopfhörerausgänge (Extreme Power). Pro Kanal werden dabei bis zu 1,5 Watt (ca. 260 mA) bereitgestellt, die einen Maximalpegel von 22 dBu liefern. Über geringe Pegelreserven wird dabei garantiert kein Anwender klagen, egal mit welchem Modell! Diese Leistung ist übrigens auch als Reserve bei der Wiedergabe von Musikmaterial mit explizit hohem Tiefbassanteil durchaus sinnvoll. Gleichzeitig ist der maximale Stromausgang zum Schutz von Netzteil und Kopfhörer begrenzt. Die Verstärker wurden mit dem Ziel geringster Verzerrungen im Praxiseinsatz konzipiert –unabhängig von der Pegeleinstellung. Laut Hersteller sind selbst bei Maximalpegeln Verzerrungsanteile erst bei -110 dB messbar. Der Frequenzgang ist zwischen 0 und 80.000 Hz linealgerade und wird in Kombination mit den eingesetzten topaktuellen Wandlern (A/D: AKM AK5574; D/A 2 x AK4490), symmetrischen Ausgangsstufen und explizit niedrigem Ausgangsrauschen (120 dBA) meßtechisch dem Anspruch an erstklassige klang- und pegelneutrale Abhörverstärker vollauf gerecht.
Zu den konstruktiven Vorgaben gehörte, dass die Kopfhörerverstärker in der Lage sein sollten, die nötige Leistung an Modellen mit unterschiedlichen Impedanzen zu erbringen.
Die Ausgangsimpedanz liegt bei 0,1 Ohm. Mit unterschiedlichen Modi (Low Power/High Power) wird eine entsprechende Anpassung gewährleistet – vom In-Ear-Monitor bis hin zum hochohmigen dynamischen Modell. Sonderfälle wie Elektrostaten bleiben wie üblich außen vor.
Eine weitere Besonderheit ist die mögliche Nutzung beider Kopfhörerausgänge im klangoptimierten symmetrischen Betrieb. Hierzu sind entsprechende Kopfhörer mit separater Verkabelung für den linken und rechten Kanal erforderlich. Technisch wird man dabei mit einem verbesserten Rauschabstand (123 dBA) und maximalem Ausgangspegel (28 dBu) belohnt.
Bedienung
Der ADI-2 Pro FS wird am Gerät mit einem stimmigen Konzept über ein hochauflösendes Farbdisplay, vier Bereichstaster (Volume, I/O, EQ, Setup) sowie drei gerasterte Push-Encoder gesteuert. Überzeugend ist dabei die Klartextdarstellung der einzelnen Parameter. Sogar ein echter Frequenzgang-Analyser mit 30 Bändern ist verfügbar, der nicht nur dekorativ aussieht, sondern wertvolle Informationen liefert.
Aufgrund zahlreicher und oft schnittstellenunabhängiger Optionen ist eine kurze Phase der Einarbeitung nötig, die durch die umfassende Dokumentation erleichtert wird. Ist das Gerät erst eingerichtet, erfolgen die relevanten Justierungen allerdings geradlinig. Der größere Encoder dient in aller Regel der Lautstärkesteuerung, die großzügig über das Display angezeigt wird, während sich die beiden kleineren Encoder zur schnellen Klanganpassung (Bass/Treble) nutzen lassen. Eine Softwaresteuerung hätte ich dennoch begrüßt, insbesondere eine Smartphone-Pegelsteuerung für den reinen Musikgenuss. An dieser Stelle sei der reine DA-Wandler ADI-2 DAC genannt, der mit Fernbedienung ausgeliefert wird und der sich explizit an audiophile Musikhörer wendet.
Komfort
Die Kopfhörerbuchsen sind mit Sensorkontakten versehen. Neu eingesteckte Kopfhörer werden automatisch stummgeschaltet und langsam auf den letzten Pegel hochgefahren. So vermeidet man unerwünschte Überraschungen! Sinnvollerweise steuert der große Encoder dabei automatisch den richtigen Kopfhörerausgang.
Jede Ausgangssektion (und der Eingang) des ADI-2 Pro FS bietet einen eigenen fünfbandigen, parametrischen Equalizer mit 20 benennbaren Speicherplätzen. Wer sich als audiophiler Liebhaber vollkommener Neutralität versteht, sollte an dieser Stelle nicht gleich aufschreien, denn die (digitale) Schaltung lässt sich natürlich deaktivieren. Andererseits ermöglicht eine derart diffizile und bei Bedarf kanalgetrennte Klangregelung sinnvolle Kompensationen klanglicher konstruktiver oder raumbedingter Defizite.
Weiterhin lässt sich feststellen, dass auch der Gehörapparat bei jedem Menschen durchaus variiert und unterschiedliche Ohrformen durchaus Anteil auf das Klangerlebnis nehmen. Auch hier kann eine Entzerrung sinnvoll sein. Mehr noch gilt das natürlich für Degradierungen der Hörfähigkeit, etwa durch Alterung oder jahrelangem lauten Musikkonsum. Aber es spricht auch nichts dagegen, das Klangbild dem eigenen Geschmack anzupassen! Immerhin sind auch zahllose Kopfhörer ab Werk mit einem Bassboost ausgestattet, dem man hier durchaus auch entgegenwirken könnte. Geschmackliche Anpassungen gelingen mit den ergänzenden Bass- und Höhenreglern (±6 dB) sogar noch einfacher. Gleichwohl sind auch diese Regler in Einsatzfrequenz und Güte justierbar.
In eine ähnliche Richtung geht die ebenfalls ergänzend verfügbare Loudness-Regelung, die man von HiFi-Verstärkern kennt. Prinzipiell kompensiert diese Schaltung Frequenzempfindlichkeiten unseres Gehörs bei unterschiedlichen Lautstärken (Fletcher-Munson-Kurven): Eine leise Musikwiedergabe wird dabei durch eine Anhebung von Bässen und Höhen „aufgepeppt“. Was zumeist auf einen Taster beschränkt ist, ist hier regelbar: Der Anwender kann dabei einen Bezugspunkt für die neutrale Wiedergabe setzen und bestimmen, in welcher Intensität Bässe und Höhen bei geringeren Lautstärken variiert werden.
Crossfeed
Ein weiteres interessantes Merkmal widmet sich dem unterschiedlichen Klangerleben von Lautsprechern und Kopfhörern. Die präzisere und intensivere Stereoabbildung des Kopfhörers kann mit Lautsprechern durch die Einflüsse des Raums und durch das unvermeidbare Eintreffen des Schalls an beiden Ohren kaum erreicht werden. Da Lautsprecher aber bei der Tonproduktion als Bezugsgröße fungieren, ist der Klangeindruck durch einen Kopfhörer oft wenig repräsentativ. Der fünfstufige Crossfeed-Parameter versucht sich nunmehr mit durchaus passablen Ergebnissen an einer simulierten Lautsprecherwiedergabe.
Klang
Ich möchte an dieser Stelle ein großes Lob an RME aussprechen. Technisch arbeitet der ADI-2 Pro FS durchgängig auf sehr hohem Niveau – von den Wandlern über die analogen Treiberstufen, der Taktung bis hin zu den Kopfhörerverstärkern. Die Wiedergabe ist makellos, betont detailreich und aufgeräumt. Entsprechend möchte ich mich an dieser Stelle nicht in Beschreibungen vorbildlicher Neutralität auf Spitzenklassenniveau verlieren. Das RME-Gerät verrichtet seine Arbeit überaus zuverlässig und ohne erkennbare Klangfärbungen (bei neutraler Klangregelung). Auf einen blinden Vergleich mit vergleichbar hochwertigen Mitbewerbern würde zumindest ich mich nicht einlassen. RME spielt definitiv vorn mit und punktet gleichzeitig mit herausragender Ausstattung. Wer das Gras dennoch wachsen hören möchte, dürfte sich an den vier beziehungsweise fünf umschaltbaren Filtereinstellungen der AD/DA-Wandler, andere wiederum sich an den Werkzeugen zur Klangformung erfreuen.
Vergleichswerkzeug
Der Vergleich zweier Kopfhörer ist aufgrund der kurzen klanglichen Erinnerungsfähigkeit unseres Gehirns ein Hindernis. Das Umstecken zweier Geräte an einer Buchse mit eventueller Pegelanpassung erfordert für objektive Vergleiche zu viel Zeit. Der doppelte Kopfhörerverstärker mit unabhängigen Pegelstellern (und Balancereglern) im ADI-2 Pro FS bietet hier einen handfesten Vorteil.
Für den Vergleich ist nur noch der Wechsel des Kopfhörers nötig. Bei solchen Vergleichen entpuppt sich die Klangregelung übrigens ebenfalls als sinnvoll. So lassen sich zwei Geräte klanglich aneinander angleichen, um sich in der Folge auf die Unterschiede in der Detailwiedergabe zu fokussieren. Ebenso ist ein Equalizer bei der Beurteilung spezifischer Frequenzen hilfreich. Insbesondere im Tiefbassbereich kommt man eventuellen Membranverzerrungen durch entsprechende Anhebungen zügig auf die Spur.
Technische Daten
- BauformVerstärker
Lieferumfang
- Kabelpeitsche für AES/EBU und SPDIF koax
- externes verriegelbares Netzteil
- inkl. Handbuch
Besonderheiten
- High-End AD/DA Konverter
- 2-facher Kopfhörerverstärker
- USB DAC
- AD/DA Frontend und Kopfhörerverstärker für iPad / iPhone
- Multi-Formatkonverter (AES, SPDIF, ADAT) mit Abhörfunktion
- DSD Aufnahme- und Wiedergabe-Wandler
- AD/DA Frontend für Audio Messungen mit bis zu 768 kHz Samplefrequenz
- Anschlüsse:
- 2 x Analog In / 4 x Analog Out
- XLR (sym.) und TS (unsym.) Ausgänge
- ADAT oder SPDIF I/O optisch
- USB 2.0
- AES und SPDIF koaxial
- 2 Extreme Power Kopfhörerausgänge
- alle Infos unter: www.rme-audio.de/adi-2-pro-fs