Presonus bewerben den HD9 als Monitoring-Kopfhörer für Profi-Ansprüche, der „akkurates Mischen ermöglicht“. Gemessen am aufgerufenen Verkaufspreis sind das hehre Ziele. Im Test zeigt sich der HD9 dann auch eher als Kopfhörer für Einsteiger und Fortgeschrittene in die Recording- und Mixing-Welt. Tatsächlich erhält der Käufer hier eine für diese Preisklasse differenzierte klangliche Abbildung. Einzig der recht große Einfluss der Subbässe schmälert den ansonsten durchweg positiven Klangeindruck des HD9. Vor allem die Offenheit seiner Höhen begeistert. Da er sich zudem noch mit etlichen Gelenken anpassen lässt und mit geringer Impedanz arbeitet, eignet er sich für eine Vielzahl von Einsatzgebieten. Das kann ebenso im Studio sein, wie beim DJ-Set, bei Live-Beschallung oder für den Musikgenuss an Smartphone oder Tablet.
So ist der Presonus-Kopfhörer unter dem Strich ein Bewerber, der zunächst mit eher unscheinbarem Design auftritt und mit standardmäßigem Lieferumfang daherkommt. Wenn es um Klang und Handling geht, kann er dann aber überzeugen. Das gilt umso mehr mit Blick auf seinen budgetfreundlichen Straßenpreis. Das stille Highlight des Presonus HD9 ist deshalb für mich sein Preis-Leistungs-Verhältnis.
Kann der Presonus HD9 trotz vergleichsweise günstigem Preis professionellen Ansprüchen gerecht werden? Die Antwort liefert unser Test.
Presonus schicken den geschlossenen Kopfhörer HD9 ins Rennen um bei eurem Monitoring zum Einsatz zu kommen. Wir testen für Euch, ob der Neuling tatsächlich so komfortabel ist und so lupenrein klingt, wie der Hersteller es verspricht.
Lieferumfang, Design & Funktionen
Zum Lieferumfang gehört neben dem Kopfhörer selbst ein Schraubadapter auf großen Klinkenstecker und eine ungepolsterte Kunststoff-Aufbewahrungstasche mit Kordelzug. Das ist übersichtlich, aber für diese Preisklasse OK. Ebenso schlicht wie der Lieferumfang ist auch das Design der geschlossenen, ohrumschließenden Presonus-Headphones. Durch klare Formen und schwarz/silberne Farbgebung wurde hier zwar einerseits eine zeitlose Gestaltung umgesetzt. Andererseits fehlt es dem HD9 dadurch für meinen Geschmack auch an Wiedererkennungswert.
Sein fest verbautes Kabel hat eine Länge von knapp unter 3 m und wird von einem 3,5 mm-Stecker abgeschlossen. Im HD9 arbeiten 45 mm-Neodym-Treiber, die 1.800 mW liefern. Und das bei einer von uns gemessenen mittleren Impedanz von knapp 44,6 Ohm. Der Presonus-Kopfhörer hat damit alle Voraussetzungen, um als ‚laut‘ zu gelten. Das ist top für den Einsatz an mobilen Geräten, wie Smartphones, Tablets oder Laptops. Was sich auf dem Papier super liest, ist der Frequenzgang des Testkandidaten. Er reicht von supertiefen 10 Hz bis hinauf zu beeindruckenden 26 kHz.
Verarbeitung & Handling
Die Qualität der Verarbeitung ist gut. Die Schrauben an den verbauten Gelenken zeigen an, dass hier Service-freundlich gedacht wurde. Die Kontaktflächen der Stecker und des Adapters sind vergoldet, um Korrosion zu verhindern. Die Ohrpolster sind austauschbar.
Der Hersteller verspricht uns hohen Tragekomfort. Und tatsächlich ist der HD9 auch über längere Zeit noch relativ angenehm zu tragen. Das vor allem, weil sich seine Ohrpolster butterweich an die Ohren anschmiegen. Nach längerem Tragen beginnen die Ohren unter dem Kunstleder allerdings zu schwitzen. Und auch der Anpressdruck könnte für meinen Geschmack ein wenig geringer sein. Das wäre sicher kein Problem, da der Presonus gerade einmal 310 g auf die Waage bringt.
Die Hörmuscheln lassen sich an zwei Achsen kippen und zusätzlich um 180° drehen. So lässt sich der Kopfhörer sowohl flexibel tragen als auch auf ein recht kleines Packmaß zusammenfalten. Bei Bedarf lassen sich die Hörmuscheln nach Außen drehen. Damit sind die Kopfhörer auch wunderbar fürs Recording geeignet und sogar DJs und Live-Engineers dürften Gefallen an diesem Feature finden. Denn ein Ohr frei zu haben, um Unterhaltungen mit dem/n Künstler/n führen zu können, oder auch den Saalsound zu hören kann wirklich praktisch sein. Nicht zuletzt ist die Größeneinstellung des Kopfbandes gerastert, so dass die letzte komfortable Einstellung sofort wieder abrufbar ist. In Sachen Handling schneidet der HD9 für mich deshalb besser ab als beim Tragekomfort.
Klangcharakter & Einsatzgebiete
Tatsächlich wirkt das Wiedergabesignal des Kopfhörers beim ersten Höreindruck „sauber“ und präzise. Bei genauerem Hinhören wird aber deutlich, dass der HD9 Probleme mit tiefen Subbass-Anteilen hat. Werden sie nicht im Vorfeld per EQ heruntergeregelt, verwaschen sie den Gesamtklang des Kopfhörers, wirken sich also auf die Abbildung anderer Frequenzanteile aus. Positiv ist, dass eine gewisse Präsenz der oberen Mitten für eine hohe Sprachverständlichkeit sorgt. Das kommt vor allem Pop-Produktionen und natürlich gesprochener Sprache zugute.
Das Top-End des HD9 balanciert auf der Kante von „scharf“ zu „seidig“. Damit kann der Kopfhörer in Mix-Situationen sicher gute Dienste leisten, wenn es darum geht, die Höhenanteile einer Abmischung zu beurteilen. Falls hohe Signalanteile auf dem HD9 zu scharf klingen, können sie getrost abgesenkt werden. Durch seinen breit aufgestellten Frequenzgang klingt das ausgegebene Material bis in den Superhochtonbereich wunderbar offen. Auf dem Weg dahin sorgt einzig die mittlerweile beinahe obligatorische Anhebung bei 10 kHz – je nach Produktion – für eine „dosige“ Hörerfahrung in diesem Frequenzbereich. Da dies aber nicht durchweg bei allen abgehörten professionellen Audio-Produktionen der Fall ist, lässt sich diese Eigenschaft des HD9 mit etwas Wohlwollen unter dem Punkt „analytisches Monitoring“ verbuchen. Das bedeutet: Klingt ein Sound mit dem Presonus-Kopfhörer in diesem Frequenzbereich „dosig“, sollte per EQ nachgeregelt werden.
Die Lebhaftigkeit der Wiedergabedynamik des HD9 ist für diese Preisklasse vorbildlich. Transienten werden von ihm in den verschiedenen Frequenzbereichen unverwaschen, wenngleich nicht sonderlich druckvoll abgebildet. Der Stereoeindruck des HD9 ist vor allem bei aktuellen Rock- und Pop-Musikproduktionen ebenso gut wie seine Tiefenstaffelung der Signalanteile. Bei beiden Aspekten profitiert der Kopfhörer von seinem breiten Frequenzgang und insbesondere von seiner Offenheit in den Höhen. Je transparenter und differenzierter die abzuhörende Audio-Produktion, desto besser gefällt mir der HD9. So trumpft er, meiner Meinung nach, bei Klassikaufnahmen groß auf.
- 59,00 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)10 - 26.000 Hz
- Impedanz44,65 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)101,6 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf698,5 g
- Gewicht mit Kabel368 g
- Gewicht ohne Kabel310 g
- Kabellänge295 cm
Lieferumfang
- Adapter auf 6,35 mm
- Tasche
Täusche ich mich, oder sehen die den alten Audio Technica M50 sehr ähnlich? Ich mein selbst ein Teil der Specs passt.
Das kann durchaus sein. Audio Technica baut diverse Kopfhöerer für verschiedene Marken. Wenn wir das gesichert wissen, schreiben wir das zumeist auch in die Tests herein. Man muss bei Presonus davon ausgehen, dass der Bau von Kopfhörern nicht zu deren Kerngeschäft gehört. Wenn sie die Hörer über Audio Technica bauen lassen sollten, wäre das zumindest keine schlechte Wahl;-)