Wenn es um IEMs geht, beweisen NXEars mit ihren Opera eindrucksvoll, wie viel Bewegung es in diesem Segment gibt. Die In-Ears liefern klanglich präzise ab und sorgen mit ihren acht Balanced-Armature-Treibern pro Seite genreunabhängig für Hörspaß. Leichte Einschränkungen besitzt die Stereoabbildung und auch die “Aperiodic Ground Loading”-Funktion dürfte für meine Begriffe einen deutlicheren Effekt erzielen. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Opera deutlich günstiger sind, als andere High-End IEMs. Dazu wäre es schlicht unfair, sie mit Headsets günstiger Kategorien zu vergleichen. Für alle, die auf der Bühne sich selbst, Vorproduziertes oder die lieben Mitmusiker in bester Qualität hören wollen, sind die NXEars Opera bestens geeignet. Und auch audiophile Hörer mit einem Faible für neutralen Klangcharakter dürfen hier aufhorchen und einen Hörtermin vereinbaren.
Mit ihrem Spitzenmodell Opera zeigt der noch recht junge Hersteller NXEars der Konkurrenz, dass professionelle In-Ears fürs Monitoring auch deutlich unter der 1.000-Euro-Schallmauer mit eindrucksvoller Technik aufwarten können. Ganze acht Balanced-Armature-Treiber pro Seite liefern dabei präzise ab – von tiefsten Bässen bis hinauf in höchste Höhen. Darüber hinaus verspricht NXEars mit der hauseigenen Technik „Aperiodic Ground Loading“ (AGL), eine Lösung gegen unangenehmes Aufstauen von Schalldruck im Ohr gefunden zu haben.
In-Ear Monitoring hat sich nicht nur auf Bühnen und bei Studioprofis durchgesetzt, sondern sich inzwischen auch zu einer eigenen Kategorie mit audiophilen Ambitionen gemausert. Anders als bei der Konkurrenz, die teils ebenfalls auf multiple BA-Treiber setzt, bleibt das Spitzenmodell NXEars Opera klar dreistellig im Preis und bietet dabei ähnlich eindrucksvolle Spezifikationen wie deutlich teurere Konkurrenten. Gleichzeitig verzichtet man laut Hersteller aber weder auf Klangqualität noch auf eine hochwertige Materialwahl und Zubehör.
Technisches und Haptisches
Die NXEars Opera verfügen pro Seite über acht Balanced-Armature-Treiber von Hugh Knowles. Zwei davon kümmern sich um den Bass, vier sind für die Mitten und zwei für die Höhen zuständig, wobei alle acht in einer Drei-Wege-Anordnung geschaltet sind. Eine naheliegende Entscheidung, da die Gründer von NXEars vormals bei Knowles, Erfinder des BA-Treibers, tätig waren.
Anders als bei Hybrid-IEMs, in denen dynamische Membranen mit BA-Treibern kombiniert werden, setzt NXEars auch im Bassbereich ganz auf die performanten Miniatur-Treiber. Das Drei-Wege-Design selbst sorgt für geringere Verzerrungen und eine präzisere Frequenzwiedergabe, ähnlich wie bei Mehrwegelautsprechern.
Die Haptik des halbtransparenten Gehäuses in der Farbe “Stardust Blue” ist beeindruckend und durch die Bank hochwertig. Das zum Einsatz kommende Harz ist hautfreundlich, glatt und dennoch griffig. Schaumstoff- und Silikonaufsätze in verschiedenen Größen gehören zum Lieferumfang und können samt Reinigungswerkzeug und IEM im mitgelieferten Kunstlederetui aufbewahrt werden.
Das achtfach geflochtene, 1,2 Meter lange, “monokristalline” Kupferkabel lässt sich dank MMCX-Anschluss bei Bedarf wechseln und kann mit einem Kragenclip zur Zugentlastung an der Kleidung befestigt werden. Mit einer Impedanz von 18 Ohm eignen sich die NXEars Opera ideal für mobile Endgeräte und entsprechend macht das Headset auch unterwegs an Smartphones oder Tablets Spaß. Eine geringfügige Steigerung der Klangqualität ließ sich am Kopfhörerausgang meines RME Audio-Interface zwar erreichen, war aber deutlich geringer ausgeprägt als bei hochohmigen Studiokopfhörern.
Der Tragekomfort ist – bei Wahl der passenden Ohrpassstücke – angenehm. Die Ohrhörer sind leichter als die gedrungen-massive Konstruktion vermuten lässt. Leider habe ich von dem “Aperiodic Ground Loading”, das einen Druckaufbau im Innenohr verhindern soll, weniger als erhofft bemerkt. Ich habe dieses Problem häufig beim längeren Tragen von IEMs. Beim Workout, Instrumentenspiel oder Laufen glaubte ich zunächst, eine deutlichere Verbesserung zu bemerken, doch sobald ich mich darauf konzentrierte, war der Okklusionseffekt wieder da.
Klang
Am Ende zählt natürlich nicht die Menge der eingesetzten Treiber, sondern das Klangergebnis. Es ist faszinierend, mit welcher Präzision und Lautstärke ein so kleines Gerät tiefe Bässe abbilden kann, während gleichzeitig völlig klare Transienten von Hi-Hats und Gitarrensaiten reproduziert werden. Auch komplexe, dichte Kompositionen und Filmmischungen klingen beeindruckend und naturgetreu, ohne dabei klinisch zu wirken. Für sich betrachtet sind die präzise Wiedergabe und der subjektiv flache Frequenzverlauf der NXEars Opera ein Gedicht und erinnert mich an entsprechend abgestimmte Studiolautsprecher der Mittelklasse.
Abstriche müssen leider beim Stereopanorama gemacht werden – dem plastischen Klangbild. Das liegt zum Großteil in der Natur von IEMs, denn unser Außenohr spielt in der Stereowahrnehmung eine wichtige Rolle. Dementsprechend kniffelig ist die nuancierte Auflösung von subtilen Pannings. Extreme Stereoeffekte funktionieren erwartungsgemäß gut und auch Monoquellen werden eindeutig als “mittig” erkannt. Hingegen ist es etwas schwieriger, Klänge zwischen “11 und 1 Uhr” auf dem Panoramaregler korrekt zu identifizieren. Beim Hören vorproduzierter Musik ist das tatsächlich kein Problem. Befindet man sich hingegen selbst in der Produzentenrolle, dann sind solche Details für die Mischung unerlässlich. Zumindest für mich sind die NXEars Opera als Studiowerkzeug daher eher ungeeignet. Allerdings ist dies kein spezifisches Problem des NXEars Opera, sondern ein konzeptionelles Manko, da ein Teil unseres körpereigenen Apparats zum räumlichen Hören umgangen wird.
Als Monitoring Headset für Musiker, die sich selbst möglichst laut und unverzerrt hören wollen, sind die Opera wiederum hervorragend geeignet. Selbst extrem unterschiedliche Lautstärken werden ohne nennenswerte Unterschiede im Klangcharakter wiedergegeben. Auf bestimmte Genres sind sie trotz des eher klassisch anmutenden Namens nicht festgelegt. Der ausgesprochen samtige Klang ermöglicht problemlos längere Hörsitzungen und ist meiner Ansicht nach für alle Musikrichtungen geeignet, solange klar ist, dass die NXEars Opera ihr bestes tun, um linear zu klingen. Bedingt durch die Mehrwegekonstruktion sind Phasenprobleme an den Frequenzübergängen nicht ganz zu vermeiden, NXEars hat diese aber hervorragend minimieren können.
Technische Daten
- BauformIn-Ear
- Bauweisegeschlossen
- WandlerprinzipBalanced Armature
- Impedanz18 Ohm
- Kabellänge120 cm
Lieferumfang
- 3 Paar Memory-Foam-Ohrpassstücke (S, M, L)
- 2 Paar Silikon-Ohrpassstücke (M, L)
- Kragenclip
- Reinigungswerkzeug
- Transport-Etui