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Nura NuraTrue Pro

True-Wireless In-Ears mit aptX Lossless und Hörpersonalisierung

Kurz & knapp

Technisch operiert Nura mit dem NuraTrue Pro an vorderster Front. Unterstützt und geboten werden neben der exklusiven Klangpersonalisierung der neueste Bluetooth-Standard, aptX Lossless, Dirac Virtuo, adaptives Noise Cancelling, Multipoint-Funktionalität und eine konfigurierbare elegante Touch-Steuerung. Viel mehr kann man sich von einem True-Wireless-Kopfhörer heute nicht wünschen, denn auch die Klangqualität ist überzeugend. Als Konsequenz für diese Neuerungen kostet die Pro-Variante deutlich mehr als das Standardmodell NuraTrue, bietet aber eben auch eine unvergleichliche Vollausstattung.

Grundsätzlich überzeugt der Klang auch im Zusammenspiel mit Smartphones ohne den bislang raren Chipsatz Snapdragon 8+ Gen 1, aber erst recht mit diesem – man darf also auf die weiteren Entwicklungen am Markt gespannt sein. Gleichzeitig sollte man den klanglichen Zugewinn im Mobilbetrieb aber auch nicht überbewerten. Der Umkehrschluss lautet daher: Wer explizit hohe Klangqualität fordert, fährt mit einem guten kabelgebundenen System und bei Bedarf einem Kopfhörerverstärker möglicherweise besser. Alle anderen erhalten mit dem NuraTrue Pro die derzeit bestmögliche Mischung aus Klangqualität und Komfortmerkmalen. Gleichwohl sollte der Hersteller im Bereich Noise Cancelling noch nachschärfen. Wer sich einen wirklich fortschrittliche True-Wireless-Kopfhörer gönnen möchte und bereit ist, knapp 360 Euro auf den Tisch zu legen, sollte sich den NuraTrue Pro unbedingt anhören.

Vorteile:
  • überzeugende Klangqualität
  • einzigartige Hörpersonalisierung
  • aptX Lossless
  • Dirac Virtuo
  • gute und flexible Touch-Steuerung
  • erhöhte Akkuleistung
  • verbesserte Sprachqualität
  • verbessertes Noise Cancelling
Nachteile:
  • ANC eher dezent, nicht neutral schaltbar
  • deutlich höherer Preis als NuraTrue
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Der Nura NuraTrue Pro wartet mit einer beeindruckenden Funktionalität auf. Neben der einzigartigen Hörpersonalisierung des australischen Herstellers bietet der True-Wireless-Kopfhörer als erstes Gerät überhaupt eine verlustfreie Klangdatenübertragung über Bluetooth und will somit endlich zur kabelgebundenen Konkurrenz aufschließen. Herausgekommen ist ein TWS-Kopfhörer der gehobenen Preisklasse, der kaum Wünsche offen lässt.

Nura zählt zweifellos zu den technischen Innovatoren im Bereich der Kopfhörer. Hier hat man eine einzigartige Anpassung an das Gehör des Anwenders entwickelt, die in allen Modellen zum Einsatz kommt. So auch im neuen True-Wireless-Modell NuraTrue Pro, der ergänzend als erster Kopfhörer überhaupt mit aptX Lossless aufwartet und eine verlustfreie Klangübertragung über Bluetooth mit CD-Auflösung ermöglicht.

Nach dem ursprünglichen Over-Ear-Modell Nuraphone (zum Test), dem Nackenband-Modell NuraLoop (zum Test), dem TWS-Debüt NuraTrue (zum Test) sowie den günstigen NuraBuds hat der Hersteller aus Melbourne das Thema „True Wireless“ nochmals erweitert und auf den neuesten technischen Stand gebracht, einschließlich adaptivem Noise-Cancelling, Bluetooth 5.3 und nahtlosem Multipoint-Betrieb. Wie schon in der Vergangenheit wurde das Projekt per Kickstarter angeschoben.

Der erste Eindruck stimmt und lässt klar das typische Design des Herstellers erkennen. Das Lade-Case besteht aus robustem, matten Kunststoff. Die darin platzierten ergonomisch geformten In-Ears mit ihren markant großen „Tellern“ auf der Außenseite erinnern an das weiterhin verfügbare Standardmodell, sind aber aus hochwertigeren Materialien gefertigt und mit Keramik-Applikationen versehen und somit optisch im Vorteil. Allerdings ist es teils etwas fummelig, die Hörer aus dem Case zu entnehmen.

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NuraTrue Pro und NuraTrue im Vergleich

Das wesentliche Kaufargument für die Pro-Version ist der aptX Lossless Audio-Codec beziehungsweise die Variante aptX Adaptive, die statt aptX, AAC und SBC zum Einsatz kommen kann, wobei die genannten Codecs als Rückfallmodi weiterhin zur Verfügung stehen. Ergänzend steht mit Spatial Audio eine schaltbare Klangverbesserung des schwedischen Herstellers Dirac bereit. Zu den weiteren Besonderheiten gehört ein adaptives Noise Cancelling mit Windunterdrückung und Übersteuerungsschutz.

Für eine verbesserte Gesprächsqualität bei Telefonaten gibt es pro Seite nunmehr vier statt zwei Mikrofone, eins davon als Knochenleiter. Zur Stimmübertragung greift der Hersteller dabei auf den verbauten Qualcomm Snapdragon Chip mit Nebengeräuschunterdrückung zurück.

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Der NuraTrue Pro unterstützt weiterhin die Möglichkeit zum kabellosen Laden und punktet mit einer erhöhten Akkukapazität von bis zu acht Stunden beziehungsweise 32 Stunden mit Lade-Case. Dazu wurde die Ladezeit auf eine Stunde und fünf Minuten QuickCharge (für eine Stunde Spielzeit) verkürzt.

Die NuraTrue Pro Codecs: aptX Lossless, aptX Adaptive

Eine Premiere im Kopfhörerbereich ist der Audio-Codec aptX Lossless (detailliertere Infos gibt es in unserem Ratgeber „SBC, aptX und AAC: Bluetooth-Standards einfach und schnell erklärt“) Er ermöglicht erstmals Audiosignale in unkomprimierter Form über die Bluetooth-Funkstrecke zu übertragen und damit den entsprechenden Angeboten der Streaming-Dienstleister wie Tidal oder Apple gerecht werden zu können.

Prinzipiell bietet Bluetooth 5 längst die hierfür erforderliche Bandbreite, begrenzt aber den Datentransfer in der Praxis auf etwa 1,2 Mb/s. Das ist für ein stereophones Signal in CD-Auflösung (16 Bit, 44,1 kHz) bei linearer Übertragung nicht hinreichend (1.410 kb/s). Dennoch gelangt aptX Lossless ans Ziel, indem die Daten komprimiert werden, allerdings anders als bei anderen Codecs verlustfrei mit bitgenauer Wiederherstellung des Originals. Damit übertrifft Hersteller Qualcomm den bisherigen Vorzeige-Codec LDAC und bleibt gleichzeitig rückwärtskompatibel zu aptX Adaptive/Classic (bis 24 Bit/96 kHz bei 880 kp/s). Eine Sonderrolle spielen die mobilen Apple-Produkte, die weiterhin auf den Codec AAC setzen, dessen Übertragungsrate bei maximal 256 kb/s liegt.

Voraussetzung für den Lossless-Betrieb ist die Verfügbarkeit entsprechender Chipsätze im Sender (Snapdragon 8+ Gen 1) und Kopfhörer (QCC5171 / S5). Nura selbst empfiehlt aktuell die Asus-Smartphone-Modelle ROG Phone 6 und unser Testgerät, das Zenfone 9 (zur Website von Qualcomm mit weiteren Infos).

In der Praxis ist das für den Anwender noch unnötig verwirrend: So klärte uns Nura auf, dass aptX Lossless eine untergeordnete Funktion von aptX Adaptive darstellt. Erst mit dieser Information wird verständlich, dass das Zenfone 9 aptX Adaptive als Audio-Codec ausweist. Zur Klarheit sollte die Nura App zwar die entsprechende Auflösung anzeigen (aptX Adaptive (HQ) 44.1khz), tat es mit der aktuellen Firmware (400178) in meinem Fall jedoch nicht.

Klangverbesserung dank Dirac Virtuo

Mit der Spatial-Audio-Funktion lässt sich ein Algorithmus zur Klangverbesserung zuschalten. Technisch gesehen werden dabei sowohl die linken und rechten Stereokanäle in jeder Hörerseite bearbeitet, um eine Studioumgebung mit Monitoren zu simulieren, die unter anderem mit Übersprechen und ergänzenden Zeitkorrekturen agiert, die letztlich in eine realistischere Räumlichkeit münden sollen (Details im White Paper [engl.] auf www.dirac.com). Dabei soll sich die Klangwiedergabe nicht nur einem normalen Lautsprecher annähern, sondern auch zu einem Ergebnis führen, das eher der Studiosituation entspricht, mit der das Klangmaterial bewertet wurde. Der Preis dafür ist zusätzliche Rechenleistung, die die o.g. verlustfreie Übertragung nicht mehr vollständig ermöglicht, sondern auf circa 80 Prozent drosselt.

Ein Kommentar zum Lossless-Betrieb: Der technische Schritt zu einer verlustfreien Klangübertragung mittels Bluetooth ist überfällig, irgendwie aber auch ein kleines Trauerspiel. Wir feiern hier tatsächlich die mögliche Klangübertragung in CD-Auflösung – einem Standard, der ins Jahr 1979 zurückreicht! Dazu wird die verlustfreie Übertragung nur bei stabiler Funkstrecke, also im Nahbereich und ohne Dirac-Klangverbesserung gewährleistet. Dass echte Hi-Res-Formate wie 24 Bit/192 kHz oder DSD inzwischen mehr als zwanzig Jahre alt sind, hat in der Welt der Funkkopfhörer offenbar keinen allzu hohen Stellenwert.

Der NuraTrue Pro in der Praxis

Die gebotene Funktionalität ist absolut beeindruckend. Zunächst muss man sich ein wenig an das Hineindrehen der In-Ear-Kopfhörer in das Ohr gewöhnen. Zumindest in meinem Fall sitzen die leichten Hörer (je 8,6 Gramm) dann jedoch dauerhaft bequem und sicher im Ohr, wenn auch nicht sonderlich fest. Ich würde die nach IPX4 zertifizierten Testmodelle daher nicht als Sportkopfhörer bezeichnen, sie sind für den Mobileinsatz aber bestens geeignet. Für eine optimale Passform sorgen die ergonomische Formgebung und sieben Passstücke aus Silikon sowie Memory-Schaumstoff.

Das folgende Pairing gelingt einfach und wird bei weiteren Verbindungen vorbildlich schnell und mit stabiler Funkstrecke, die über mehrere Räume reicht, umgesetzt.

Auch die Steuerung verdient sich eine Bestnote: Pro Seite gibt es vier Touch-Optionen, die sich über die App frei konfigurieren lassen. So lassen sich die Transportfunktionen, die Pegelsteuerung, eine Umschaltung zwischen Noise Cancelling und Transparenzfunktion, das Abwickeln von Anrufen und der Aufruf des Sprachassistenten nach Bedarf festlegen. Besser noch: Die Funktionen werden zielsicher ausgelöst und Fehlbedienungen treten im Vergleich zur Konkurrenz selten auf. Praxisnah ist eine Tastenrückmeldung bei Mehrfachklicks in Form einer aufsteigenden Tonfolge. Auch mehrsprachige Sprachansagen sind vorgesehen. Multipoint-Verbindungen werden gemeldet und erlauben eine praxisgerechte Nutzung mehrerer Signalgeber. Hinzu kommt eine automatische Pause-Funktion, die sich nach Bedarf konfigurieren lässt.

Natürlich lässt sich auch nur ein Hörer nutzen. Das Testgerät agiert dabei vorbildlich dynamisch und man kann in der Praxis bequem zwischen einem und beiden Hörern wechseln.

Der Aufruf der gut gestalteten App für iOS und Android erfolgt etwas träge, weil eine sichere Verbindung zum Server hergestellt wird. So hat man exklusiven Zugriff auf sein privates Hörprofil, für das eine einmalige Anmeldung mit Altersangabe nötig ist. Gleichwohl lässt sich natürlich auch offline arbeiten, um das Noise Cancelling und die Funktionssteuerung zu nutzen.

Das Erstellen der essentiellen Klangpersonalisierung über die App gelingt einfach und kontrolliert dazu den Grad der Abdichtung im Ohr. Nur so kann die Messung wie gewünscht durchgeführt und resultierend die gewünschte Klangverbesserung erreicht werden.

Mit Testtönen wird die Cochlea des Innenohrs angeregt. Hochsensible Mikrofone registrieren nachfolgend sogenannte otoakustische Emissionen, die als Antwort auf den eingehenden Schall selbst Vibrationen generieren. Statt eines subjektiven Hörtests wird bei Nura also das Hörvermögen des Nutzers objektiv gemessen und ausgewertet – das bietet kein Mitbewerber. Das Ergebnis ist eine personalisierte im Gerät abgelegte Klangkurve, mit der das Klangmaterial aufbereitet wird. Per Immersive-Schieberegler bestimmt man den Bassgehalt der Wiedergabe. Zusätzlich kann man inzwischen über einen fünfbändigen EQ mit Einsatzfrequenzen bei 200, 1.000, 3.000, 5.000 und 10.000 Hz geschmackliche Abstimmungen vornehmen (±6 dB in kleinen Schritten), leider jedoch ohne Speicherplätze.

Erstaunlich gut ist die Sprachqualität bei Telefonaten, die NuraTrue Pro zu einer echten Empfehlung für Vielsprecher und den Einsatz im Arbeitsleben machen. Störende Nebengeräusche und tiefe Frequenzen werden dabei ausgeblendet, ebenso wie Wind. Hinzu kommt ein erweiterter Frequenzbereich für die Übertragung (Qualcomm aptX Voice, 32 kHz) zum Einsatz, der eine natürlichere Stimmübertragung ermöglicht.

Abschließend darf ich auch die Laufzeiten des Akkus des NuraTrue Pro also völlig praxisgerecht bezeichnen. Selbst bei längeren Reisen macht das Testgerät nicht schlapp.

So gut ist das Noise Cancelling (ANC) des NuraTrue Pro

Die Rauschunterdrückung des NuraTrue Pro passt sich als adaptives System der Umgebung an. Sie bietet im normalen Alltag eine gute Performance, ist allerdings nicht regelbar und nicht explizit intensiv. So werden der Pegel der Umgebungsgeräusche durchaus reduziert und ein erweiterterer Ruhebereich geschaffen, der aber im Vergleich zu manchem Mitbewerber eher dezent arbeitet. So waren tieffrequente Fahrgeräusche eines Busses mitunter weiterhin hörbar, ebenso wie Tastaturklappern. Auch eine gewisse Windempfindlichkeit teilt der Kopfhörer, trotz einer entsprechenden Schutzschaltung, mit anderen Noise-Cancelling-Systemen.

Konzeptionell ist die Schaltung dauerhaft aktiv, solange man nicht in den Transparenzmodus wechselt, was schnell und komfortabel gelingt. Vollständig deaktivieren lässt sich die Schaltung nur in den Voreinstellungen. Echte Vergleiche sind dabei kaum möglich, da mit dem Abschalten auch der Pegel absinkt und die Klangqualität nachlässt. Hörspaß stellt sich also nur bei eingeschaltetem ANC ein. Kurzum: Das Noise Cancelling im NuraTrue Pro stellt durchaus einen Mehrwert im Mobilbetrieb dar, ist aber allein kein hervorstechendes Kaufargument.

Die Transparenzfunktion wiederum bringt gegenüber dem Standardmodell einen qualitativen Zugewinn. Das Ziel einer besseren Stimmverständlichkeit wird klar erreicht, wenn auch der Klang an Natürlichkeit einbüßt. Hier könnte ich mir perspektivisch eine Konfigurierbarkeit in der App vorstellen. Schließlich lässt sich die Transparenzfunktion nur schalten und nicht temporär aktivieren.

Der Klang der NuraTrue Pro

An den Klang darf man aufgrund der aufwändigen Technik durchaus hohe Erwartungen stellen. Die Personalisierung ist dabei für ein adäquates Hörerlebnis essentiell. Tatsächlich fällt der Vergleich zur Neutralposition ernüchternd fade und leblos aus. Der Umkehrschluss, dass guter Klang bei einer hochwertigen passiven Basiskonstruktion beginnt, gilt laut Nura-Mastermind Luke Campbell in diesem Fall jedoch nicht: Der otoakustische Messvorgang erfordert eine höchstmögliche passive Dämmung. Nur wenn diese Messung richtig erfolgt, greifen die Filter für die maßgefertigten, dynamischen 10-mm-Treiber und den Rest der Hardware wie gewünscht. Bei den Treibern selbst handelt es sich um doppelt ventilierte Maßanfertigungen in drei Lagen Titan, die für den Messvorgang ein breites Frequenzspektrum und niedrigste Verzerrungen aufweisen müssen.

Der Klang ist grundsätzlich mit dem NuraTrue vergleichbar, hat aber in den Details die Nase vorn, insbesondere wenn der aptX-Adaptive-Codec mit hoher Datenübertragung zum Einsatz kommt. Die generelle Abstimmung würde ich als ausgewogen mit Fokus auf eine druckvolle Klangreproduktion beschreiben, die sich auch bereits bei niedrigen Pegeln offenbart. Ein Hörer, der im Mobilbetrieb für viel Hörspaß sorgen kann. Mittels zuschaltbarem High-Gain-Modus und einem abgestimmten Lautstärkebegrenzer dürfte der NuraTrue Pro dabei auch erhöhte Pegelanforderungen erfüllen.

Für den Testbericht konnten wir sowohl auf ein Asus Zenfone 9 als auch auf ein iPhone 8 mit AAC-Codec zurückgreifen, das im Sinne niederwertiger Codecs wohl aktuell eher den Normalfall darstellt.

Dass der NuraTrue Pro nicht unbedingt nach höchster Neutralität strebt, ergibt sich bereits aus der subjektiven Einstellung des Immersion-Parameters. Die Basskapazitäten sind beachtlich, wobei ich besagten Regler zumeist bei -1 platzierte, also den Bass sogar etwas absenkte. Wer ein voluminöseres Klangerlebnis wünscht, kann nachregeln. Persönlich empfinde ich Werte abseits des zentralen Trios -1, 0, +1 allerdings nicht mehr als Zugewinn.

Die generelle Basswiedergabe ist kräftig und warm. Die Konturen werden klar reproduziert und die Tonalität ist noch gut erkennbar. Druck ist reichlich vorhanden, etwa bei Donalds Fagens Klassiker „Morph the Cat“. Auch echter Tiefbass stellt für das Testgerät kein Problem dar – die wirklich tiefen Lagen werden dabei sauber und nicht überbetont reproduziert.

In den Mitten arbeitet der NuraTrue Pro das Timbre von Stimmen und akustischen Instrumenten sicher heraus und gerät selbst bei komplexen Mischungen wie dem Mittelteil in Toris Amos „Star Whisperer“ nicht aus dem Tritt. Dabei wird auch die Intimität von Nahaufnahmen gut übertragen, sodass die nötige Emotionalität transportiert wird. Gleichzeitig gelingen aber auch verzerrte Gitarren und sonstige aggressive Sounds zur vollsten Zufriedenheit.

In den höheren Frequenzen liefert der NuraTrue Pro ein offenes Klangbild. Die Luftigkeit und Detailauflösung teuerer kabelgebundener Konstruktionen fehlt hingegen erwartungsgemäß. Härten treten nicht störend hervor, sofern die Mischung diese nicht mitbringt. Diesbezüglich ist der Testkopfhörer eher unkritisch, denn der Höhenbereich tritt leicht hinter dem Bassbereich zurück, weshalb ich auf besagte dezente Absenkung im Immersion Modus zurückgriff.

Gleichwohl liefern Tracks wie Yellos „Arthur Spark“ jede Menge Feinheiten und ein wirklich schön animiertes Stereopanorama. In solchen überbordenden elektronischen Mischungen lässt sich mit viel Freude eintauchen. Im Vergleich zum breiten Panorama ist die Raumtiefe weniger deutlich ausgeprägt, Hallräume lassen sich dennoch gut nachvollziehen, was auch für die generelle Dynamik gilt.

Die NuraTrue Pro Codecs im Sound-Check

Durch die flüssige Multipoint-Unterstützung des NuraTrue Pro lassen sich Codec-Vergleiche umsetzen. So ließ ich das Zenfone 9 mit aptX Lossless und aptX Adaptive mit Spatial-Audio-Funktion gegen den AAC-Codec von Apple antreten. Die Qualität der Wiedergabe ist tatsächlich leicht unterschiedlich und weist auf dem Asus-Smartphone etwas mehr „Tiefe“, Detailauflösung und Dynamik auf. Insgesamt rückt die Klangreproduktion ein Stück nach vorn.

Im Lossless-Betrieb wurde beispielsweise der Raum, der Holly Coles Stimme und den dynamisch gespielten Kontrabass in „I Can See Clearly Now“ umgibt, besser hörbar. Die Aufnahme erhält somit eine erhöhte Dreidimensionalität, bei der die Klangelemente einzeln besser fassbar werden. Nähe, Raum, Kontur und Dynamik gelingen in der Reproduktion im Vergleich zu AAC „farbiger“ und präziser. Die Klangverbesserung mit Dirac Virtuo ist subtil, liefert aber tatsächlich eine gesteigerte Räumlichkeit der einzelnen Klangquellen und der Gesamtreproduktion. Auch wird der Klang etwas außerhalb des Kopfes verlagert. In der Praxis habe die Funktion in aller Regel eingeschaltet gelassen.

Unterm Strich muss man dennoch feststellen, dass die Unterschiede insgesamt eher dezent ausfallen und im mobilen Alltag für meine Begriffe kaum relevant sind. Anders hingegen sieht es in ruhigen Hörumgebungen aus, in denen man sich konzentrierter auf die Klangreproduktion fokussieren kann und den Mehrwert der optimierten Funkstrecke durchaus wahrnimmt. An dieser Stelle konkurriert der NuraTrue Pro dann tatsächlich mit kabelgebundenen Modellen. Letztlich würde ich die gebotene Leistung als überzeugend bezeichnen, den NuraTrue Pro aber nicht außerhalb seiner Preisklasse einordnen. So ist das Testgerät rein klanglich eher keine Konkurrenz für kabelgebundene Systeme wie den Sennheiser IE 600 (zum Test).

Grundsätzlich ist die personalisierte Vermessung des eigenen Ohres sicherlich eine geniale Idee. Man zahlt aber eben auch einen Preis für die integrierte Messtechnik und die elektronische Entzerrung. Dazu lässt das System die kompensierende und schulbare Leistung unseres Gehirns außer Acht.

vor 2 Jahren von Ulf Kaiser
  • Bewertung: 4.63
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformIn-Ear
  • Bauweisegeschlossen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 40.000 Hz
  • Gewicht ohne Kabelje 8,6 g, Case 51,2 g

Lieferumfang

  • 4x Paar Silikon-Ohrstöpsel (XS, S, M, L)
  • 1x Paar Schaumstoff-Ohrstöpsel
  • 2x Paar Silikon-Flügel mit fester Passform (optional)

Besonderheiten

  • BT-Codecs: SBC, AAC, aptX Classic, aptX Adaptive, aptX Lossless
  • BT-Version: 5.3

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