Marshall Motif A.N.C. Diamond Jubilee

Marshall ist Kult. Und zwar so kultig, dass inzwischen ein stattliches Repertoire an Merch rund um die Verstärkermarke aus England entstanden ist. Von Socken über Schlüsselbretter bis hin zu Kühlschränken – you name it. Kopfhörer gehören natürlich ebenso in diese Runde.

So treten die Marshall Motif A.N.C. genauso selbstbewusst wie der Rest der Marshall Range auf: Markantes Design, in Schwarz gehalten, mit charakteristischem „M“ auf den kleinen In-Ears. Deren Stäbchen sind geriffelt, entsprechend griffig und runden die rockige Optik gekonnt ab.

Das Lade-Case, per USB-C oder Qi aufladbar, liegt dank Kunstlederummantelung und griffiger Textur perfekt in der Hand. Der klappbare Deckel trägt das Firmenlogo, beim Öffnen zeigt sich darunter das Gründungsjahr von Marshall Amps. Eine Status-LED und ein dezent geriffelter Pairing-Knopf finden sich auf der Vorderseite des Ladeetuis. Erfreulich: Das Case selbst ist IPX4 zertifiziert, das findet man nicht bei allen Herstellern. Leichter Regen oder Wasserspritzer steckt das Lade-Case daher easy weg, lediglich beim Einsetzen der Hörer solltet ihr darauf achten, dass diese trocken sind, da sonst die Ladekontakte sowie Kopfhörer beschädigt werden könnten. Die In-Ears wiederum bieten eine Wasserbeständigkeit nach IPX5, was für nasse Tage im Freien und bei schweißtreibenden Trainingseinheiten kein Problem darstellen sollte.

Unter nicht zu enganliegenden Mützen lassen sich die Kopfhörer dann auch ohne unangenehmes Drücken tragen. Allerdings fängt das Plastikgehäuse für unseren Geschmack die Reibungsgeräusche einer Mütze zu stark ein, was selbst bei moderaten Lautstärken als störend empfunden werden kann.

Zum Test lagen uns übrigens die Marshall Motif A.N.C. Diamond Jubilee vor. Diese Sonderedition ist technisch mit den „normalen“ Marshall Motif A.N.C. identisch, lediglich die Logos sind nicht in Weiß, sondern in Schwarz gehalten.

What’s in the box

Im Lieferumfang finden sich neben den In-Ears und Case nicht nur ein USB-A auf C-Ladekabel, sondern auch drei Paar Ohrpassstücke aus Silikon in den Standardgrößen S, M und L. Obwohl dem Tester „L“-Stöpsel normalerweise am besten passen, will es hier mit dem perfekten Sitz leider nicht klappen, so dass auf andere Eartips umgesattelt werden musste. Hier zeigt sich einmal mehr, wie wichtig gut abschließende Ohrpassstücke sind: Sitzen sie zu locker, geht’s dahin mit dem ausgeglichenen Sound, was sich dann vor allem im quasi nicht vorhandenen Bassbereich manifestiert.

App-Anbindung

Der Start-Screen der App (iOS und Android) begrüßt uns mit einem Bild des Modells und zeigt die verbleibende Akkulaufzeit jedes Ohrhörers und des Lade-Case. Am unteren Bildschirmrand werden wir zudem über einen kleinen Player informiert, welcher Song gerade abgespielt wird. ANC und Transparenzmodus kann hier per Finger-Tab geschaltet werden, wobei euch auch eine Unterfunktion zur Verfügung steht, die die Empfindlichkeit der Mikrofone für beide Funktionen zwischen 10 % und 100 % regelt.

Die Steuerungsmöglichkeiten der beiden Ohrhörer sind ab Werk identisch belegt: Wiedergabe und Anrufe verwalten, ganze Titel vor und zurückspringen oder zwischen ANC-, Transparenzmodus und „Alles aus“ wechseln. Bis auf eine fehlende Lautstärkeregelung ist also alles da. Die unterschiedlichen Befehle setzen die Kopfhörer dann auch mit einiger Verzögerung um, wobei uns das nicht immer zuverlässig gelang.

Genauso wie das Auto-Pausen-Feature: Immer wieder dudelten die Marshall Motif A.N.C. munter vor sich hin, nachdem sie aus den Ohren genommen und auf den Tisch gelegt wurden. Das ist natürlich genauso schade, wie der Umstand, dass die hauseigene Marshall App trotz aktiver Verbindung samt Audio Playback immer wieder mal Ewigkeiten nach den Kopfhörern suchte – und diese am Ende nicht einmal fand.

Natürlich lässt sich in der App noch das Verhalten der „Drücken-und-Halten“-Aktion ändern. Schön, dass man hier zudem die Interaktionstöne ausschalten und die Touch-Bedienelemente vor versehentlichen Berührungen sperren kann.

Auch an einen Equalizer hat Marshall gedacht, aber leider nicht genug. Drei EQs bietet einem die App an, wobei der erste „flat“ ist und nicht verändert werden kann. Die anderen beiden besitzen jeweils fünf Presets, die u.a. Rock, Sprache oder Hip-Hop entsprechen pimpen wollen. Das ist uns zu limitiert, denn einzelne Frequenzbänder lassen sich nicht ändern, geschweige denn eigene EQ-Presets erstellen.

Ein weiteres erwähnungswertes Feature ist die Möglichkeit des „Eco Charging“: Einmal aktiviert, laden die Kopfhörer nur bis 80 %. Das soll die Lebensdauer erhöhen, da sich diese Art von Akkus in einem Bereich von 20-80 % am wohlsten fühlen. Mangels Testzeitraum von nur einigen Wochen können wir dazu aber leider keine verlässliche Aussage machen.

Akkulaufzeit

Etwa viereinhalb Stunden mit aktiviertem ANC oder sechs Stunden mit deaktiviertem ANC sollen laut Hersteller die Marshall Motif A.N.C. pro Ladung durchhalten. Das Case wiederum bietet eine zusätzliche Akkulaufzeit von 20 bis 26 Stunden – je nachdem, ob das Noise Cancelling an ist oder nicht. Innerhalb von drei Stunden sind die In-Ears und das Case auf 100 %, wobei Marshall auch an eine Schnellladeoption gedacht hat. 15 Minuten in der Ladebox bringen etwa eine Stunde Wiedergabezeit. In der Praxis konnten wir diese Werte indes nicht ganz erreichen, was aber an unterschiedlichen Faktoren, vor allem aber an der Lautstärke lag.

Der Klang der Marshall Motif A.N.C.

Die dynamischen 6-mm-Treiber der Marshall Motif A.N.C. geben Frequenzen von 20 Hz bis 20 kHz bei einer Impedanz von 16 Ohm wieder. Dabei setzen sie auf die Bluetooth-Version 5.2 und unterstützen die Bluetooth Codecs SBC sowie AAC – mehr leider nicht.

Aber kommen wir zum Klang: Wie oben bereits erwähnt, musste ich auf Ohrpassstücke von Drittanbietern zurückgreifen, da die mitgelieferten nicht passten. Das verändert natürlich geringfügig das Klangbild.

Aber schon die ersten Takte ohne Equalizer-Eingriffe zeigen, dass die Marshall Motif A.N.C. recht neutral und sauber aufspielen. Der Bassbereich drängt sich nie in den Vordergrund, schafft es aber dennoch, bei entsprechenden Songs den nötigen Schub zu liefern. Tonal bleiben Bassdrums und Bassinstrumente erfassbar und lassen Platz für den darüberliegenden Mittenbereich. Dieser lässt Stimmen klar und unverfälscht erklingen, während der Höhenbereich präzise arbeitet, aber zum Glück noch weit davon entfernt ist, scharf zu klingen. Auch bei voller Lautstärke dröhnte nichts, wobei es Mitbewerber gibt, die lauter aufspielen.

Wie gut arbeitet das Noise Cancelling der Marshall Motif A.N.C.?

Die aktive Geräuschunterdrückung packt ordentlich zu, es bleibt aber noch Luft nach oben – vor allem wenn man auf den Preis und auf Mitbewerber wie Apple oder Bose schielt.

Tieffrequentes Rumpeln löschen die Marshall Motif A.N.C. ordentlich aus, der Mittenbereich dringt gedämpft an die eigenen Ohren, während den Höhen nur wenig Energie entzogen wird. Gespräche von Mitreisenden, Geschirr- oder Tastaturgeklapper bleiben also weiterhin wahrnehmbar. Das Grundrauschen hält sich indes angenehm zurück, sowohl beim ANC als auch beim Transparenzmodus. Insgesamt also ein befriedigendes Ergebnis.

Telefonieren mit den Marshall Motif A.N.C.

Zufrieden waren wir auch mit der Sprachqualität der Marshall-Motif-Kopfhörer: Stimmen blieben verständlich und klar, wobei dies natürlich auch stets abhängig von anderen Faktoren ist, wie Netzauslastung und -abdeckung.