Rein äußerlich hat sich beim Marshall Monitor III A.N.C. im Vergleich zum Vorgänger wenig getan. Doch im Inneren ist vieles neu, wie Bluetooth 5.3 mit LE Audio, die Raumvirtualisierung „Soundstage“, Direktzugriff auf Spotify und eine Akkulaufzeit, die auch vor ausschweifenden Touren nicht zurückschrecken muss. Dazu ein sehr gutes Noise Cancelling, eine ordentliche App und dieses gewisse Etwas bei Design und Sound – typisch Marshall Kopfhörer eben.
- druckvoller, erdiger Klang
- wirkungsvolles ANC
- Laufzeit
- Featureliste und App
- Multipoint
- rauschender Transparenzmodus
- Windempfindlichkeit
- keine IP-Zertifizierung
Eine deutlich längere Laufzeit, Wegfall des analogen Klinkeneingangs, Vorbereitung für Auracast und ansonsten alles beim Alten in Sachen Qualität und Verarbeitung? Der Marshall Monitor III A.N.C. bleibt sich treu und entwickelt sich dennoch weiter.
Das wird geliefert
Im schmucken Kartonquader liegt der Marshall Monitor III A.N.C., USB-C-Ladekabel (21 cm), 3,5 mm Miniklinke auf USB-C Audio Kabel (120 cm), Dokumentation und ein etwas pummeliges Hardcase, das innen ganz in edlem Bordeaux gehalten ist. Die 250 Gramm schweren Monitor III A.N.C. sitzen mit gutem Anpressdruck ordentlich fest auf dem Kopf und über den Ohren, wobei schon dadurch eine deutliche Abschottung zur Außenwelt stattfindet. Der fein gerasterte Schiebemechanismus am Kopfband und die Dreh-/Klappscharniere an den Bügeln der Ohrmuscheln zum kompakten Zusammenfalten sind tadellos verarbeitet.
Das nach oben aus den Muscheln austretende Spiralkabel ist ein nettes Detail, erscheint mir aber in der neuen Version etwas ungeschützt, weil es nur noch von dem inneren Silikonband verdeckt und nicht mehr, wie vorher, in der Polsterung eingenäht ist. Andererseits ist es so einfacher zu reparieren, was unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit auf jeden Fall der richtige Weg ist.
Bequemer Sitz für die versprochenen 100 Stunden Laufzeit ohne und 70 Stunden mit Geräuschunterdrückung sind auf jeden Fall schon einmal gewährleistet. Anzumerken sei aber, dass Marshall seinem Monitor III A.N.C. keine IP-Zertifizierung mitgibt. Offiziell wetterfest sind die Kopfhörer nicht.
Die ultraweichen und schön anschmiegsamen Ohrpolster lassen sich einfach von den Hörmuscheln abdrehen. Hinter einer recht dichten Stoffschicht verborgen sitzen dort die dynamischen 32 mm großen Treiber, die Frequenzen von 20 Hz bis 20 kHz übertragen und den – so die Eigenwerbung – legendären Sound mit donnernden Bässen und kreischenden Hochtönen liefern.
Bluetooth und Verbindungen
Marshall gibt dem Monitor III Bluetooth 5.3 mit auf den Weg, was dann über SBC und AAC codiert das Programm an die Ohren liefert. Darüber hinaus ist der Monitor III kompatibel mit der Bluetooth-Technologie LE Audio, was ihn für zukünftige Techniken wie Auracast fit macht.
Was ist Auracast Broadcast Audio?
Auracast Broadcast Audio, meist einfach nur „Auracast“ genannt, erweitert die Möglichkeiten der Bluetooth-Audioübertragung enorm.
Auch ohne Komfortfunktionen wie Google Fast Pair gelingt das Verkoppeln des Monitor III absolut problemlos. Dank Multipoint auch mit zwei Devices gleichzeitig. Ein weiterer Weg führt über das 3,5-mm-Miniklinke-auf-USB-C-Kabel in den USB-C-Eingang des Kopfhörers, was den analogen Eingang des Vorgängers ersetzt. Ein passiver, also stromloser Betrieb ist dabei allerdings nicht möglich. FunFact: Der Klinke-USB-C-Kabelweg ersetzt eine Quelle des Multipoints über Bluetooth – wer jetzt denkt, man könne auf diese Weise drei Quellen koppeln, wird leider enttäuscht.
Bedienung des Marshall Monitor III A.N.C.
Das Zusammenspiel von Hardware und App, zu deren Installation man direkt beim ersten Verkoppeln aufgefordert wird, ermöglichen beim Marshall Monitor III A.N.C. eine umfassende Steuerung und Individualisierung. Alle Transportfunktionen, der Kopplungsmodus und On/Off lassen sich am multidirektionalen Mini-Joystick an der rechten Ohrmuschel intuitiv und zuverlässig steuern. Zusätzlich gibt es noch an der rechten Aufhängung den ANC-Knopf und an der linken den M-Knopf, der sich in der App aus zahlreichen Funktionen frei belegen lässt.
Mit dem ANC-Knopf wird Noise-Cancelling und Transparenzmodus geschaltet, deren Level in der App in jeweils drei Stufen eingestellt werden können. In der Sektion „Equalizer“ stehen mehrere Presets und ein Fünf-Band-EQ bereit, um den Klang der Monitor III seinen Bedürfnissen anzupassen. Darüber hinaus kann dort die adaptive Lautstärke geschaltet werden, was den Sound der Umgebung anpasst.
Im Bereich „Soundstage“ stellt man ein, wie groß der Raum und wie hoch der Effektanteil sein sollen, mit welchem die virtuelle Bühne simuliert wird. Dann gibt es noch den Spotify-Tab, hinter dem erklärt wird, wie einfach der Zugriff auf Spotify ist und was das Drücken der M-Taste bewirkt, wenn man denn Spotify auf die M-Taste legt (und es natürlich auch installiert hat). Dann lassen sich die Interaktionstöne an- oder abschalten und das Verhalten beim Abnehmen der Kopfhörer festlegen. Im Bereich Akku schonen kann man festlegen, wie der Akku am besten geschont wird. Schließlich lassen sich noch diverse Abschalttimer festlegen.
ANC und Transparenz
Das adaptive Noise Cancelling arbeitet ziemlich gut bis sehr gut, wobei – je nach Level – ein seichtes Grundrauschen im Betrieb zu hören ist. Von der lärmenden Straße mit Autos und Straßenbahn jedenfalls bleibt in der höchsten Stufe lediglich ein sanftes Säuseln übrig. Die tiefen Frequenzen werden dabei sehr effektiv, die hohen etwas weniger ausgeblendet. Nur der Wind, der die nach außen gerichteten Mikrofone anbläst, stört die Ruhe mit seinem unangenehmen Grollen.
Der Transparenzmodus fällt dagegen durch ein starkes Grundrauschen auf – ermöglicht aber dennoch eine gute Verständlichkeit und Durchlässigkeit der Außenwelt, ohne die Kopfhörer abzunehmen, wobei der Höreindruck eher natürlich als technisch ist.
Der Sound der Marshall Monitor III A.N.C.
Da Marshall ja irgendwie für Rock und Gitarren steht, fange ich mal mit dem neuen Album von David Gilmour an und bin zufrieden, wie klar und kräftig sich das Urgestein über die Monitor III präsentiert. Ein trockener und dunkler Bass stellt sich zu den fülligen Mitten und gibt viel Raum, welcher von den weichen Höhen gut genutzt wird. Die zackigen Klänge von Avishai Cohen im klassischen Jazz-Trio mit Klavier, Bass und Schlagzeug gehen ordentlich ab und zeigen den Charakter des Monitor III A.N.C., der irgendwo zwischen erdig und direkt liegt. Rüber zu aktueller Chartware geht es mit dem stampfenden Bass gut weiter, wobei es nun etwas an Brillanz wegen zu dumpfer Höhengestaltung fehlt. Das fällt dann noch mehr bei stimmlastigem Pop auf, deren nach vorne gemischter Gesang nicht so recht aufblühen will. Da hilft es dann, im EQ die Höhen ein wenig anzuheben.
Die Funktion „Soundstage“ soll eine virtuelle Bühne von klein bis sehr groß erzeugen, was mal besser, mal schlechter gelingt. Bei dem Soundtrack zu Wicked ist diese Schaltung ein Gewinn, weil die überdrehte Opulenz des Musicals nun mal eine große Bühne fordert und genau das liefert der Marshall dann sehr überzeugend. Bei Green Day öffnet sich die enge Mischung auch noch etwas und macht den Krach luftiger. Für Hörbücher oder Podcasts ist „Soundstage“ dann aber eher ungeeignet, weil sich die Stimmen vom Hörenden entfernen und etwas hallig werden.
Sehr gut gelingt den Marshall Monitor III A.N.C. die Integration des Noise Cancelling, was bei Aktivität keine hörbare Klangveränderung bewirkt.
Dann ist da noch die adaptive Lautstärke, im englischen „Adaptive Loudness“ genannt, was ja eine etwas andere Bedeutung hat (Lautstärke zu Lautheit) und einen zunächst einmal auf die falsche Spur führt. Denn es wird mitnichten lauter, wenn man z.B. von einem leisen Ort zu einem lauteren Ort wechselt. Was aber passiert ist, dass Marshall ein wenig am Sound werkelt, z.B. bei geringer Lautstärke den Bass ein wenig mehr betont. Die Veränderungen sind aber sehr minimal und kaum merklich und manchmal frage ich mich, ob ich nur etwas hören will oder tatsächlich auch etwas höre.
Insgesamt ist der Klang des Marshall stimmig, druckvoll und üppig bis rauf zu den hohen Pegeln. Es fehlt etwas die Spritzigkeit in den Höhen und deshalb kommt man nicht so recht ins Freie, sondern bleibt irgendwie im verrauchten Rockschuppen. Aber da ist es ja auch schön.
Telefonieren mit den Marshall Monitor III A.N.C.
Zunächst einmal telefoniert es sich merklich angenehmer, wenn man während eines Telefonats das ANC abschaltet oder sogar in den Transparenzmodus geht, denn dann hört man seine eigene Stimme und das macht ein luftigeres Sprechgefühl. Die Angerufenen betonen unisono die gute Qualität meiner Stimme, die typisch mittenbetont aber auch irgendwie ganz normal klingt – so als hätte ich das Telefon direkt am Ohr und würde gar nicht über Kopfhörer telefonieren.
Fazit
So hart wie Marshall immer tut, sind die Monitor III A.N.C. überhaupt nicht. Aber es stimmt schon, dass der Sound der Monitor III A.N.C. etwas „solider“ abgestimmt ist und nach oben ein wenig begrenzt erscheint. Nichtsdestotrotz sind es gut sitzende, tadellos verarbeitete Over-Ears, die technisch auf der Höhe der Zeit sind und neben ihrer unglaublichen Akkulaufzeit eine stimmige Mischung aus Features und Sound bieten, dass auch krasse Alt-Punks wie der Sänger von Green Day als auch Musical-Möger wie ich auf ihre Kosten kommen. Alles in allem ein hervorragendes Update einer Legende. Keep on rockin´!
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Sind die Marshall Monitor III A.N.C. wasserdicht?
Leider nein. Es gibt keine IP-Zertifizierung, weshalb man Regen oder Schweißkontakt besser meidet. Für gelegentliche Spritzer im Alltag sind sie dennoch robust genug, doch echte Outdoor-Abenteuer bei strömendem Regen sollten vermieden werden.
Wie gut funktioniert das Noise Cancelling bei Wind?
Das ANC ist insgesamt sehr wirkungsvoll, jedoch reagieren die nach außen gerichteten Mikrofone empfindlich auf Wind. Bei starken Böen kann ein dumpfes Grollen hörbar sein.
Kann man die Ohrpolster austauschen?
Ja, die weichen Ohrpolster lassen sich einfach von den Muscheln abdrehen und austauschen. Das ist praktisch, falls sie nach langer Nutzung abgenutzt sein sollten.
Eignet sich der Kopfhörer auch zum Telefonieren im Homeoffice?
Absolut. Dank klarer Sprachübertragung und guter Geräuschunterdrückung der Umgebung ist das Telefonieren sehr angenehm. Wir empfehlen, bei Windgeräuschen allerdings das ANC auszuschalten oder den Transparenzmodus zu nutzen.
Ist ein passiver Betrieb über das USB-C-Kabel möglich?
Nein. Zwar kann man das 3,5-mm-auf-USB-C-Kabel anschließen, aber ganz ohne Stromzufuhr funktionieren die Kopfhörer nicht. Der Monitor III A.N.C. braucht seinen integrierten Akku, damit der Klang auch wirklich zum Leben erwachen kann.
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Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 20.000 Hz
- Impedanz35 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)@1 kHz: 117 dB
- Gewicht ohne Kabel250 g
Lieferumfang
- Audiokabel USB-C zu 3,5 mm
- USB-C-Ladekabel
- Transportetui
Besonderheiten
- BT-Version: 5.3
- BT-Codecs: SBC, AAC