Lake People G103-S MKII

Bereits beim Auspacken vermittelt der G103-S MKII durch sein Gehäuse, das vollständig aus schwarz eloxiertem Aluminium gefertigt ist und 730 Gramm auf die Waage bringt, einen wertigen Eindruck. Das tadellos verarbeitete Gerät wirkt deutlich hochpreisiger als es ist, strahlt Robustheit für den Arbeitseinsatz im Studio oder auf der Bühne aus und kann sich durch das optisch ansprechende Design mühelos in die heimische HiFi-Landschaft integrieren. Dabei bemisst die abschließende, leicht überstehende Frontplatte 108 x 45 Millimeter in Breite und Höhe, während das Gehäuse selbst eine Breite von 105, eine Höhe von 42 und eine Länge von 165 Millimetern besitzt. Inklusive der vier Gummifüße liegt die Gehäusehöhe hingegen bei 48 Millimetern.

Ausstattung des Lake People G103-S MKII

An der Vorderseite befindet sich ein Power-Taster zum Ein- und Ausschalten des G103-S MKII, wobei die Stromversorgung über ein integriertes Netzteil erfolgt. Eine unterhalb des Tasters liegende, grünleuchtende LED signalisiert dabei, ob das Gerät einsatzbereit ist. Mittig auf der Frontplatte sind zwei 6,3-mm-Kopfhöreranschlüsse platziert, die parallel genutzt werden können, aber nicht separat regelbar sind. Insofern eignet sich der Betrieb von Modellen mit vergleichbarer Impedanz, wenn zwei Kopfhörer gleichzeitig angeschlossen werden sollen. Links daneben kann die Lautstärke über einen Drehknopf aus Vollaluminium eingestellt werden, der dank eines Potentiometers von Alps eine exakte Justierung ermöglicht. Rückseitig befindet sich zudem eine IEC/CEE-Dose für das Netzkabel mit Schuko-Stecker und der Cinch-Eingang bei der Standard-Version, worauf das „S“ im Namen verweist. Alternativ wird der Kopfhörerverstärker von Lake People auch mit symmetrischen XLR-Eingängen unter der Bezeichnung G103-P MKII („P“ für Professional – zum Test) angeboten.

Umschaltbare Verstärkung

Anhand von fünf Einstellungsoptionen (-6/ 0/ +6/ +12/ +18 dB) lässt sich die Verstärkung des G103-S MKII an den Bedarf eines Kopfhörers anpassen. Hierdurch wird einerseits gewährleistet, dass ausreichend Reserven zur Verfügung stehen und der Regelbereich zudem eine nicht zu kleine Spannbreite besitzt, um die Lautstärke auch feinstufig justieren zu können, was sehr praktisch ist! Als hilfreiche Orientierung kann die Faustregel dienen, dass ein gewöhnlicher Wiedergabepegel bei 12 Uhr erreicht wird, sodass abhängig vom Ausgangsmaterial problemlos in beide Richtungen geregelt werden kann. Da die Einstellung über sogenannte Jumper auf der Platine erfolgt, wird ein 2,5-mm-Inbusschlüssel für die Frontplatte und ein T10 Torx-Schraubendreher für die Rückseite benötigt, um das Gehäuse öffnen zu können. Komfortabler wäre ein Zugang von Außen, was angesichts der Preisklasse aber verschmerzbar erscheint.

Ausgeliefert wird der G103-S MKII mit einer Verstärkung von +6 dB, die recht hoch angesetzt wirkt und für lautere Umgebungen angedacht sein könnte. Ein Beyerdynamic DT 990 Pro und DT 1990 Pro, der HD 660 S von Sennheiser oder ein Hifiman Sundara besitzen im Normalfall bei einer Verstärkungseinstellung von 0 dB einen idealen Regelbereich, der zudem dabei helfen kann, ein zu lautes, gehörschädigendes Aufdrehen zu vermeiden.

Praxis: empfindliche bis anspruchsvolle Hörer im Einsatz

Dem Hersteller zufolge ist der G103-S MKII für den Betrieb von Kopfhörern mit Impedanzen zwischen acht und 600 Ohm geeignet. Dabei sind die abrufbaren Leistungsreserven mit bis zu 1.240 Milliwatt stattlich und standardmäßig verbauten Kopfhöreranschlüssen sowie mobilen Lösungen wie einem Apogee Groove eindeutig überlegen. Durch den kräftigen Output lassen sich problemlos leistungshungrigere Magnetostaten oder hochohmige Hörer antreiben, wobei der G103-S MKII nicht warm wird und als professionelles Gerät auch für den Dauerbetrieb geeignet ist.

Bei empfindlichen IEMs verkürzt sich der Regelbereich etwas, der bei einem Sennheiser IE 100 Pro beispielsweise zwischen 7:30 und 11:00 Uhr liegt, wenn die niedrigste Verstärkungsstufe ausgewählt ist. Ansonsten sind keinerlei Einschränkungen aufgefallen. Im Gegenteil, das Gerät kann nicht nur auf dem Papier mit Topwerten glänzen, sodass mögliche Problemfelder wie ein wahrnehmbares Rauschen bei diesem Kopfhörerverstärker kein Thema darstellen. Gefertigt wird das kleine Kraftpaket laut eigenen Angaben übrigens ganz traditionell in der firmeneigenen Manufaktur am Bodensee.

Sound

Was direkt beim ersten Probehören beeindruckt, ist die blitzsaubere Mittendarstellung des G103-S MKII mit einer immensen Detailausbeute, die locker mit weitaus kostenintensiveren Modellen mithalten kann. Ein HPA V202 von Violectric, der High-End-Marke des Konstanzer Unternehmens für den HiFi-Bereich, besitzt zwar das homogenere, transparentere Klangbild und weist das deutlich preiswertere Geschwisterchen hinsichtlich des räumlichen Darstellungsvermögens in die Schranken. Bei der Ausleuchtung von Stimmen schneidet der G103-S MKII allerdings hervorragend ab, der durch seine direktere Wiedergabe ein gestochen scharfes Nahfeld für die Beurteilung bietet, was obendrein auch noch richtig gut klingt. In Kombination mit einem stimmenaffinen Kopfhörer wie dem Sennheiser HD 660 S ist der Doppelgesang von Dave Gahan und Martin Gore in „Wagging Tongue“, „My Favourite Stranger“ oder „Before We Drown“ auf dem frisch erschienenen Album „Memento Mori“ von Depeche Mode ein echter Ohrenschmaus. Dabei erscheinen die beiden Stimmen präziser, griffiger und differenzierter abgebildet als im Verbund mit dem Apogee Groove.

Auch wenn beide Kopfhörerverstärker wunderbar mit dem HD 660 S harmonieren, vermittelt der G103-S MKII insgesamt den neutraleren Klangeindruck und wirkt „cleaner“. Der Groove besitzt beim Trentemøller Remix von „Moan“ den etwas gehaltvolleren Bassbereich mit mehr Fülle im Tiefbass, klingt zudem im Mittenbereich ein bisschen wärmer und näher. Dagegen besitzt der G103-S MKII ein wenig mehr Präsenz in den oberen Lagen, die konturierter wirken und eindeutig mehr Details herausarbeiten können. Bereits die ersten Takte von Yellos „Electrified II“ zeigen außerdem anschaulich auf, dass der G103-S MKII den größeren Hörraum zur Verfügung stellt und die offenere, geräumigere Wiedergabe bietet, was ein DT 990 Pro oder DT 1990 Pro von Beyerdynamic bestätigen. Das gilt für Studioproduktionen wie für Live-Aufnahmen, bei denen das Einstiegsmodell der Kopfhörerverstärkerserie von Lake People die Bühne merklich tiefer im Raum platziert. Aufgefallen ist darüber hinaus, dass der G103-S MKII keine hohen Pegel benötigt, um sein Klangpotenzial zu entfalten. Insofern kann auch über längere Zeiträume hinweg recht ermüdungsarm bei moderateren Lautstärkeeinstellungen gearbeitet oder dem Musikgenuss gehuldigt werden.