Beim Koss Porta Pro Classic weiß man seit bald 40 Jahren, was man für sein Geld bekommt: Nämlich einen leichten, ultraportablen und erstaunlich robusten On-Ear-Hörer, der beim Tragen kaum stört und dessen filigranes, zeitlos schickes Design fast schon wieder retrofuturistisch anmutet. Nicht mehr ganz so zeitgemäß ist seine Höhendarstellung, die aus heutiger Sicht vielleicht ein bisschen sehr dezent wirkt. Nichtsdestotrotz hat der warme, bassstarke Sound der Porta Pro einen sehr angenehmen Charakter und macht jede Straßenbahn- oder Fahrradfahrt zu einem kleinen, akustischen Clubbesuch.
Es muss wohl so gegen 1988 gewesen sein, da kaufte ich mir auf die gute Empfehlung eines audiophilen Freundes hin, mein erstes Paar Koss Porta Pro. Tatsächlich war der Koss Porta Pro für viele Menschen meiner Generation ein weit verbreitetes Upgrade für den ollen, mit dem ersten Discman gelieferten Hörer (oder schlimmer noch der Walkman-Kopfhörer, der in jeder Teenager-Schublade zu finden war).
Damals war Online-Shopping noch in seinen Kinderschuhen, weshalb ich den Hörer in einem altehrwürdigen HiFi-Fachgeschäft kaufte. Der Umstand, dass der Hörer damals zwischen High-End-Komponenten angeboten wurde, sagte bereits viel über seine Qualitäten aus. Denn er war zu jener Zeit weitgehend alternativlos und entsprechend die einzige Möglichkeit einen preisgünstigen, portablen und klanglich respektablen Kopfhörer auf die Ohren zu bekommen. Und er war eine absolute Offenbarung: Was dieses federleichte, filigrane Kopfhörerchen an Bass im Gehörgang ablieferte, schien die Grenzen des physikalisch Möglichen zu sprengen. Und das Tollste: man konnte ihn wirklich immer dabei haben. Heute, mehr als 30 Jahre später, sieht die Sache natürlich ein bisschen anders aus, denn günstige, portable und gut klingende Ohrnahbeschaller sind nur einen Mausklick entfernt. Entsprechend respektvoll, aber auch schonungslos machen wir uns an den Test der aktuellen Inkarnation des Porta Pro.
Beim Porta Pro Classic handelt es sich um einen offenen, ohraufliegenden und portablen Allround-Kopfhörer. Zwischenzeitlich gab es eine ganze Reihe von Variationen, wie beispielsweise den X (schwarz mit Kabelfernbedienung), Mic/Remote (mit integrierter Freisprecheinrichtung), KTC (mit Koss Touch Control Fernbedienung und Mikrofon) oder sogar Wireless. Alle basieren auf dem Ursprungsdesign des Porta Pro von 1984 mit seinen in einem Kugelgelenk frei beweglichen Lautsprechern, den schicken, kleinen Schläfenpolstern sowie dem typischen Schieber mit dem man zwischen „Light“ und „Firm“ die Arretierung der Lautsprechergondeln lösen oder fest stellen kann und natürlich seinem Fliegengewicht von gerade einmal 60 Gramm.
Die Classic-Version ist wie der Name schon vermuten lässt die unveränderte Fortführung des Originals – inklusive lebenslanger Garantie. Der Frequenzgang bewegt sich entsprechend auch weiterhin zwischen epischen 15 Hz und 25 kHz, die Impedanz liegt bei 60 Ohm und der Hörer ist zu einem Spitzenpegel von 101 Dezibel fähig. Das Anschlusskabel ist fest mit den Lautsprechern verbunden, misst – etwas sparsame – 1,2 Meter und endet in einem Stereo-Miniklinkenstecker.
Handling
Nimmt man die Porta Pro erstmalig zur Hand, fragt man sich unweigerlich, wie um alles in der Welt es sich Koss hat nur erlauben können, auf das fragile Ding eine lebenslange Garantie zu geben. Aber das Konzept scheint zu funktionieren, denn der Porta Pro ist darauf ausgelegt leicht und flexibel zu sein, so dass er sich problemlos zusammenfalten und mit dem kleinen Haken und der Öse am Kopfbügel (mache Anwender bemerken das nie) als handlicher Ring verstauen lässt. Seine Stabilität erhält er also erst durch das Tragen am Kopf. Da der Trend bei Kopfhörern einerseits zum In-Ear, andererseits zum Over-Ear-Hörer geht, ist es anfänglich durchaus ungewohnt, die beiden kleinen Lautsprecher mit leichtem Andruck auf den Ohren zu haben. Schiebt man den Arretierungsschieber in Richtung „Light“, verändert sich die Gewichtung in Richtung der Schläfenpolster, was allerdings mit einer hörbaren Verschlechterung des Klang einhergeht. Denn besser klingen die Hörer, wenn sie schön dicht auf dem Ohr aufliegen. So oder so – schon nach kurzer Zeit findet man eine behagliche Einstellung. Auch und besonders, weil die Porta Pro mit ihren 60 Gramm so wenig auftragen, dass man sie fast am Kopf vergisst. Allein das Anschlusskabel halte ich mit 1,20 Metern für etwas knapp bemessen. Sitzt man beispielsweise am Schreibtisch und will zu einem Aktenordner greifen, fühlt man sich hier schon etwas gegängelt. 1,50 Meter, 30 Zentimeter mehr also, hätte ich als ideal empfunden. Ob es jetzt an meiner nostalgischen Ader liegt (ich bin ein Kind der 80er) oder es schon wieder als Hang zur Future-Retro-Ästhetik zu werten ist – optisch finde ich die Porta Pro nach wie vor todschick: filigran, ein bisschen technizistisch, dabei aber nicht verspielt – toll.
Klang
Direkt nach dem Aufsetzen denke ich: Ja, da ist er wieder – dieser fette, satte Bass, von dem man gar nicht weiß, wie er denn aus diesen kleinen Lautsprechern kommt, die ja aufgrund ihrer offenen Bauform auch keinen Staudruck aufbauen können. Aber egal, untenrum machen die Porta Pro Classic jedenfalls mächtig Action, was insbesondere an einem kraftvollen, trockenen „Umpf“ im Areal rund um die 100 Hertz liegt. In Richtung Mitten und Höhen gibt sich der Porta Pro dagegen deutlich dezenter. Besonders die Höhen sind aus heutiger Sicht fast schon ein bisschen blass. Was (ich werde nicht müde das immer wieder zu betonen) überhaupt nicht schlimm ist, sondern sogar gewünscht sein kann, wenn man eine warme und „unstressige“ Klangsignatur mag. Ich habe es beispielsweise sehr genossen, den Porta Pro im belebten Außenbereich zu tragen, wo ohnehin ein Fullrange-Lärmspektrum herrscht, weil sein warmer Kuschelsound hier ein angenehmes Gegengewicht bildet.
- 36,25 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformOn-Ear
- Bauweiseoffen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)15 - 25.000 Hz
- Impedanz59,15 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)100,98 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf265 g
- Gewicht mit Kabel71 g
- Gewicht ohne Kabel59 g
- Kabellänge120 cm
Lieferumfang
- Transporttasche
Man bekommt meistens nachdem man den Kopfhörer eingeschickt hat, einen Neuen.Nur: Die Porto- und Zollkosten aus den USA kosten genauso viel wie ein neuer Porta Pro.
Ich kenne den Porta pro auch schon über 30 Jahre und es war eine gute Empfehlung ihn im Fachgeschäft zu kaufen. Schade finde ich nur, dass es keinen Ersatz für das Anschlusskabel gibt. Sei es, dass man irgendwo mit dem Kabel hängen geblieben ist oder sich der vergoldete Anschlussstecker abgenutzt hat. Ich finde ihn einfach super, ich habe mir nun die kabellose Variante gekauft.