KI-Begeisterte kommen bei Jabras Elite 85h sicherlich auf ihre Kosten. Wer weitreichende Individualisierungsmöglichkeiten seines Hörers sucht und/oder eine leistungsstarke Geräuschunterdrückung, bestimmt auch. Allerdings müssen dafür Abstriche bei der Klang- und Verarbeitungsqualität des Bluetooth-Kopfhörers in Kauf genommen werden. Ein guter Tragekomfort und ein schnellladefähiger Akku mit hoher Laufzeit werden hingegen geboten.
- guter Tragekomfort
- innovative ANC-Technologie
- kostenlose Firmware-Updates per App
- umfangreiche (Klang-)Anpassungen per App
- Schnellladefunktion
- Qualität der Kunststofftaster und des Audiokabels
- keine Unterstützung hochwertiger Audiocodecs wie aptX(HD) oder AAC
- Wärmeentwicklung an den Ohren
Die kabellosen Over-Ears Elite 85h des dänischen Herstellers Jabra bieten eine hohe Laufzeit von bis zu 41 Stunden, sind schnellladefähig und verfügen über ein innovatives Active Noise Cancelling. Dieses nutzt bis zu sechs der acht vorhandenen Mikrofone, um Nebengeräusche beim Telefonieren herauszufiltern, während die SmartSound-Technologie die Wiedergabe automatisch an die Umgebung anpassen kann. Ein 5-Band-Equalizer ermöglicht zudem persönliche Klanganpassungen per App.
Sowohl optisch als auch haptisch setzen sich die formschönen Hörer durch ihre griffige und zugleich weiche Gewebeummantelung vom herkömmlichen Status quo ab. Die üppige Polsterung besitzt hingegen einen Bezug aus Kunstleder und legt sich ziemlich passgenau um die Ohren, was durch die ovale Form der schräg ausgerichteten Kopfhörerschalen begünstigt wird. Der Tragekomfort wird zwar durch eine gewisse Wärmeentwicklung getrübt, ansonsten bietet die Konstruktion mit ihren schwenk- und einklappbaren Schalen jedoch eine gute Anpassungsfähigkeit. Zumal der Sitz eher locker als stramm ist, was druckempfindlichen Menschen zu Gute kommt. Bei sportlichen Einlagen wie einem Zwischenspurt können die Over-Ears allerdings verrutschen. Während das System durch einen vor Wasser und Staub geschützten, nanobeschichteten Innenkern punktet, der eine zertifizierte Witterungsbeständigkeit bietet, erntet die leicht schleifende Aufhängung Kritik. Zumal auch der Einklappmechanismus nicht leichtgängig ist und immer mal wieder hakelt. Angesichts des Preissegments der Elite 85h hätte ich mir in mancher Hinsicht eine höhere Wertigkeit gewünscht. Details wie die Qualität der seitlich angebrachten Kunststofftaster oder des mitgelieferten Audiokabels wollen beispielsweise nicht ins Bild des an sich positiven Gesamteindruckes passen.
Akkulaufzeit
Trotz der aufwendigen ANC-Technik bestehen hinsichtlich der Laufzeit lediglich marginale Unterschiede. Während im ANC-Betrieb eine Nutzung von beachtlichen 36 Stunden möglich ist, können ohne Geräuschunterdrückung bis zu 41 Stunden erreicht werden. Alternativ sind die Hörer über den vorhandenen 3,5-mm-Audioeingang auch kabelgebunden nutzbar, wobei die Schnellladefunktion bereits nach einer Ladezeit von lediglich 15 Minuten Einsätze von bis zu fünf Stunden ermöglicht. Ein vollständiger Ladevorgang über das mitgelieferte USB-C-zu-USB-A-Kabel benötigt hingegen ungefähr 150 Minuten.
Bluetooth-Verbindung und Geräte-Steuerung
Die Elite 85h Over-Ears unterstützen die Bluetooth-Version 5.0 sowie eine Mehrfachverbindung mit zwei Geräten und boten im Praxistest mit verschiedenen Android- und iOS-Systemen innerhalb einer städtischen Bebauung stabile Reichweiten von bis zu neun Metern. Dabei schalten sich die Bluetooth-Kopfhörer automatisch ein, wenn die Schalen durch ein aufeinander Zudrehen in die Trageposition gebracht werden. Anschließend kann der Pairing-Modus zum Koppeln durch ein Gedrückthalten des mittigen Remote-Tasters aktiviert werden. Das Ausschalten erfolgt hingegen durch die umgekehrte Schwenkbewegung der Schalen voneinander weg, so dass sie flach nebeneinanderliegen. Da die Over-Ears über eine sogenannte On-Ear-Erkennung verfügen, wird die Wiedergabe beim Ablegen automatisch unterbrochen und beim erneuten Aufsetzen wieder fortgeführt, was in der Praxis auch zuverlässig funktioniert. Wer die Funktion nicht nutzen möchte, kann sie allerdings auch deaktivieren.
Zur Gerätesteuerung stehen insgesamt drei Taster zur Verfügung, die unterhalb der Gewebeummantelung der rechten Hörerseite liegen. Diese sind jedoch haptisch wahrnehmbar und besitzen klare Druckpunkte, so dass die Bedienbarkeit gut gelöst ist. Hierbei dienen der obere Plus- und untere Minustaster zur Einstellung der Lautstärke sowie zur Titelnavigation, indem durch ein Gedrückthalten vor- bzw. zurückgesprungen werden kann. Über den mittleren Multifunktionstaster erfolgt hingegen das manuelle Starten und Stoppen der Wiedergabe sowie das Annehmen und Beenden von Telefonaten. Zum Aktivieren des bevorzugten Sprachassistenten (Alexa, Siri, Google Assistant oder Baidu) ist darüber hinaus ein separater Sprachtaster vorhanden, der während des Telefonierens genutzt werden kann, um das Mikrofon stumm zu schalten.
Jabra Sound+ App
Die optional und kostenlos für iOS- und Android-Systeme angebotene Jabra Sound+ App erweitert den Funktionsumfang des Hörers, ermöglicht es persönliche Präferenzen festzulegen und bietet Update-Optionen in Form von Firmware-Aktualisierungen. Dabei sind die gebotenen Personalisierungsmöglichkeiten äußerst vielfältig und reichen vom Ein- und Ausschalten der Sprachführung, die in den verschiedensten Sprachen zur Auswahl steht, bis zur individuellen Klanganpassung per 5-Band-Equalizer. Selbst das Verhalten bei eingehenden Anrufen und die HearThrough-Einstellungen sind konfigurierbar, indem der Anteil an den hörbaren Umgebungsgeräuschen frei gewählt werden kann. Derartige Einstellungen werden als Situationsprofile wie „Mein Moment“, „Pendeln“, „Öffentlich“ und „Privat“ gespeichert, damit die per App zuschaltbare SmartSound-Technologie diese auf Wunsch dem Umfeld entsprechend automatisch anwendet. Hierzu erfolgt mit Hilfe der Mikrofone eine Analyse der Umgebungsgeräusche, die zwar keineswegs fehlerfrei, aber erstaunlich gut funktioniert und das vorhandene Potential aufzeigt. Öffentliche Räume werden beispielsweise ziemlich treffsicher erkannt, während Nebengeräusche innerhalb der eigenen vier Wände wie ein Wasserkocher oder eine Waschmaschine schneller fehlinterpretiert werden.
Sound
Die klangliche Abstimmung der Elite 85h ist ausgewogen und verzichtet auf Schönfärberei im Sinne einer besonders weichen, warmen Prägung. Nein, der Grundcharakter wirkt recht neutral und somit ehrlich. Obwohl die Bässe Tiefgang besitzen, liegt ihre vordergründige Präsenz im oberen Bassbereich. Dabei hält das Bassfundament insgesamt zu den konstanten, angenehm ausgeglichenen Höhen die Waage. Ein wenig raumeinnehmender verhalten sich hingegen die Mitten, die insbesondere Vocals exponiert hervortreten lassen. An sich ein ansprechendes, voluminöses und detailreiches Hörerlebnis. Allerdings klingen die Over-Ears auch leicht verhangen und besitzen einen halligen Einschlag. Während die einzelnen Instrumente zunächst gut separiert und mit klarer Kontur aufspielen, wirkt die Ausklingphase unnatürlich gedehnt. Tragende Stimmen können hiervon profitieren, temporeiche, lebendige Instrumentalstücke eher nicht.
Zudem vermisse ich die Unterstützung hochwertiger Audiocodecs wie aptX (HD) oder AAC. Der Bluetooth-Standardcodec SBC mag sicherlich ausreichen, um unterwegs über Spotify und Co. zu streamen, gehobeneren Ansprüchen werden die Hörer jedoch nur kabelgebunden gerecht. Ein Umstand, den ich bei einem Bluetooth-Kopfhörer in dieser Preisklasse als fragwürdig empfinde. Abgesehen von der Tendenz zur Halligkeit und dem vorhandenen Schleier ist die klangliche Abstimmung gelungen und kann hinsichtlich ihrer Ausrichtung wunderbar per App an die eigenen Hörgewohnheiten angepasst werden. Auch wer basslastig Musik hören möchte oder etwas zurückhaltendere Mitten favorisiert, kann dies jederzeit realisieren. Insofern ist die (unnötige!) Drosselung der Wireless-Klangqualität bedauernswert.
ANC
Unabhängig von der App kann auch am Hörer selbst über einen Taster an der linken Seite zwischen drei Sound-Modi gewechselt werden: der Standard-Einstellung, dem ANC- und dem HearThrough-Betrieb. Obwohl die Over-Ears selbst bereits eine gute Abschirmung zur Außenwelt besitzen, bewirkt die Geräuschunterdrückung einen merklichen Unterschied, der insbesondere bei komplexen Quellen wie einem Küchenradio zum Tragen kommt. Während die Hintergrundbeschallung des Radios in hohem Maß abgeschwächt wird, dringt der Piepton eines Weckers hingegen noch als solcher durch. Grandios hat allerdings die Unterdrückung von Nebengeräuschen beim Telefonieren abgeschnitten, die selbst bei lauter Beschallung und kräftigem Wind eine ausgesprochen gute Sprachverständlichkeit bietet. Die ANC-Funktion ist im Verbund mit der Mikrofontechnik des Kopfhörers in der Lage die Umgebung der sprechenden Person quasi komplett auszublenden.
- 299,99 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)10 - 20.000 Hz
- Impedanz151,85 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)102,25 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf521 g
- Gewicht mit Kabel309 g
- Gewicht ohne Kabel301 g
- Kabellänge120 cm
Lieferumfang
- 3,5-mm-Audiokabel
- USB-C-Ladekabel
- Flight-Adapter
- Transport-Etui
Besonderheiten
- in Schwarz, Gold/Beige und Blau erhältlich
- BT-Codec: SBC
- BT-Version: 50
- BT-Profile: HSP v1.2 , HFP v1.7, A2DP v1.3, AVRCP v1.6, PBAP v1.1, SPP v1.2
- Reichweite: 10 m
- kostenlose iOS/Android App
Ich kann den Jabra Elite 85h Kopfhörer als Headset fürs Büro empfehlen, der sich mit einem in diesem Fall separat zu erwerbenden Jabra-Link Adapter unter Teams benutzen lässt. Im Gegensatz zum Over-Ear Büro Headset Jabra Evolve2 85 verzichtet man zwar auf den ausklappbaren Mikrofonarm, aber das integrierte Mikro des Jabra Elite 85h tut seinen Dienst im Prinzip genauso gut. Und man spart im Vergleich zum Headset trotzdem unter dem Strich eine Menge Geld. Selbst wenn man den Jabra-Link-Adapter (der beim Headset Evolve2 85 inklusive ist) zum Preis des Elite 85h dazurechnet.