Der HEDD Audio HEDDphone TWO GT überzeugt als exzellenter Kopfhörer mit ausgewogenem Klangbild. Bemerkenswert sind die explizit hohe Detailauflösung und Schnelligkeit sowie eine vorbildliche Dynamikreproduktion des AMT-Vollbereichtreibers, aus der sich auch eine hervorragende Räumlichkeit ergibt. Dabei gelingt der wärmer und basskräftiger abgestimmten GT-Version der Brückenschlag zwischen Analytik, tontechnischer Präzision und ausgewogener Musikalität, die das Hören zu einem Genuss werden lässt.
- überragende Detailauflösung, Feindynamik, Räumlichkeit
- unabhängige Justierung des Anpressdrucks
- erweiterter Bassbereich
- Lieferung mit unsymmetrischen und symmetrischen Kabeln
- 5 Jahre Gewährleistung
- wuchtige Konstruktion
- hoher Preis
Heinz Electrodynamic Designs, kurz HEDD (Audio), präsentiert die inzwischen dritte Inkarnation ihres ambitionierten Kopfhörers. Wie sämtliche Monitorlautsprecher des Berliner Herstellers ist dieser mit einem Air-Motion-Transformer (AMT) bestückt, der sich wie in den bisherigen Kopfhörermodellen für den vollen Frequenzbereich verantwortlich zeigt. Was zeichnet die GT-Version aus?
Inhaltsverzeichnis
Design & Konstruktion des HEDDphone TWO GT
Der neue HEDDphone TWO GT basiert auf dem weiterhin verfügbaren HEDDphone TWO. Kernstück ist der sogenannte Air-Motion-Transformer (AMT), der maßgeblich in den letzten Jahrzehnten durch Firmengründer Klaus Heinz auf der Basis der Erfindung Oskar Heils aus den Siebzigern fortentwickelt wurde.
Bei diesem Treiber handelt es sich um einen eigenständigen Lautsprechertyp. Statt eines Kolbenantriebs mit Schwingspule mit 1:1-Übersetzung treibt hier ein kräftiger Magnet eine leichte, gefaltete Kapton-Folie mit Leiterbahnen an. Das Resultat ist eine um den Faktor 3 vergrößerte Oberfläche und eine deutlich höhere Effizienz bei gleichzeitig sehr geringen Verzerrungen. Der AMT ist in seiner ursprünglichen Variante als Hochtöner längst eine etablierte Alternative zu anderen Treibern.
Bei dem in den HEDDphone-Modellen seit 2020 eingesetzten AMT-Treibern handelt es sich um Vollbereichstypen, die zum Patent angemeldet wurden. Der HEDDphone TWO GT ist und bleibt mit 550 Gramm konstruktionsbedingt recht groß und schwer, was in den notwendigen kräftigen Magneten und der gegebenen Treibergröße selbst begründet liegt. Daraus folgend wartet der Kopfhörer mit üppiger Polsterung und einer ausgetüftelten doppelten Kopfband-Halterung (HEDDband) auf, die ebenfalls zum Patent angemeldet wurde. Das Design ist eine Geschmacksfrage, die Verarbeitung ist jedoch definitiv exzellent und robust.
Generös fällt daher auch die Gewährleistungsdauer von fünf Jahren aus. Im Lieferumfang enthalten sind gewoben ummantelte, symmetrische und unsymmetrische Anschlusskabel, die über 3,5-mm-TRS-Klinken schräg nach vorn an den Ohrpolster herausgeführt werden, um am Oberkörper entlang verlaufen zu können. Hinzu kommen Adapter auf 6,3-mm-Klinke und das vierpolige XLR-Format.
HEDD Audio HEDDphone Two
Offener Over-Ear-Kopfhörer mit Air Motion Transformer.
Neuerungen des HEDDphone TWO GT
Laut Hersteller steht beim HEDDphone TWO GT audiophiler Hörgenuss und weniger die tontechnische Arbeit im Fokus, für die sich das Testgerät dennoch zweifelsfrei eignet. Die Klangabstimmung soll etwas wärmer und gefälliger als im Schwestermodell HEDDphone TWO ausfallen, der vorrangig den Pro-Audio-Bereich adressiert. Laut HEDD geht die Klangabstimmung vorrangig auf Rückmeldungen aus der Nutzergemeinschaft Head-Fi und zahlreiche Hörsitzungen zurück, die seitens Chefentwickler Dmitry Grigoriev und Firmengründer Dr. Frederik Knop umgesetzt wurden.
So wurde die Antriebsdämpfung überarbeitet und mit neuen Beschichtungen in Form einer Kapton-Polymidfolie gearbeitet, um den Klang in die gewünschte Richtung anzupassen und Verzerrungen noch weiter zu minimieren. Gleichzeitig soll das Testgerät natürlich nicht die bemerkenswerte Detailauflösung und Transparenz der Konstruktion aufs Spiel zu setzen. Laut Hersteller verfügt der HEDDphone TWO GT über einen Zuwachs im Bassbereich, der für Klangfülle sorgen soll und eine ergänzende Betonung in den höheren Frequenzen für ergänzende Transparenz.
Des Weiteren wurde der Tragekomfort des HEDDphone TWO GT optimiert und das Design überarbeitet. Neben optischen Verfeinerungen und einem dekorativeren Logo kommen verbesserte Kabel zum Einsatz (4-Core 5N SPC), die sich bei Bedarf austauschen lassen. Ebenso wird das Produkt mit zwei auf die Treiber angepassten Ohrpolstern ausgeliefert. Die Leder- und Veloursvariante sollen dabei klanglich identisch ausfallen und allein den Tragekomfort betreffen. Die Endung GT, die man aus dem Automobilbereich kennt, ist also durchaus zutreffend.
Der HEDDphone TWO GT in der Praxis
Aufgrund seines Gewichts und der Größe ist die Polsterung und Kopfhalterung des HEDDphone TWO GT ein zentrales Thema. Die Ohrpolster sind dreh- und schwenkbar in einem Karbonfaser-Bügel aufgehängt sowie intern leicht geneigt montiert. Das HEDDband ermöglicht es dabei tatsächlich, die Passform und den Anpressdruck unabhängig voneinander variieren zu können. So sitzt das Testgerät in der Praxis auch über längere Zeiträume bequem am Kopf. Allerdings ist die Konstruktion nicht für schnelle oder abrupte Bewegungen konstruiert, sondern eher für die Couch und den Hörsessel gedacht.
Der Tragekomfort des HEDDphone TWO GT ist also gut, aber erwartungsgemäß weniger „leicht“ als etwa beim Sennheiser HD 800 S. Die Isolierung des Ohrs von Außengeräuschen ist gut. Für den folgenden Hörtest nutzte ich die Ohrpolster aus Schafsleder, die weniger zu einem Hitzestau als Kunstledervarianten neigen.
Klang des HEDDphone TWO GT
Generell ist für den Betrieb eines derart ambitionierten Kopfhörers ein hochwertiger Kopfhörerverstärker sinnvoll. HEDD empfiehlt dabei eine Ausgangsleistung von 1 Watt. Die Notwendigkeit eines dedizierten Kopfhörerverstärkers wie bei Mitbewerbern wie Stax besteht hingegen nicht. Unsere Verstärkerreferenz RME ADI-2 Pro hat diesen Kopfhörer erwartungsgemäß souverän im Griff. Dabei zeigt der Kopfhörer selbst bei leisem Pegel eine bemerkenswerte Auflösung. Den DAP Shanling M3X musste ich hingegen auch bei Nutzung der symmetrischen Schnittstelle etwas weiter aufdrehen, um das Testgerät auf Touren zu bringen.
Der Detailreichtum, mit dem der Air Motion Transformer aufwartet, ist immens. Feinheiten und Transienten sorgen für eine präzise Abbildung des Arrangements, des Stereopanoramas und des Raumes. Gleichzeitig erhält man einen lupenartigen Einblick auf die Dynamik des Materials und dessen Zeitverhalten. Der Höreindruck ist also durchaus analytisch. Gleichzeitig liefert der HEDDphone TWO GT aber tatsächlich auch die nötige Wärme und Musikalität, die letztlich bei mir in großem Hörvergnügen resultierte.
Klassische Orchesteraufnahmen und Jazz meistert der Kopfhörer überzeugend mit bester Auflösung, Dynamik und Authentizität. Und auch im Referenz-Dauerbrenner Celestial Echo von Boris Blank und Malia kann man tief in die räumliche elektronische Produktion hineinblicken, in der die Stimme wunderbar platziert wurde – ein beeindruckendes Hörerlebnis!
Insbesondere im Höhenbereich ist man regelmäßig erstaunt, welche Details der AMT-Treiber hervorbringt. Durch diese Schnelligkeit erhält die Klangreproduktion eine Dreidimensionalität in der Abbildung und Räumlichkeit. Und das wirkt sich in etlichen Aspekten vorteilhaft aus. Instrumente erhalten mehr Plastizität, Stimmen mehr Intimität und die Raumabbildung mehr Definition. Gleichzeitig ergeben sich durch die Geschwindigkeit und das präzise Zeitverhalten klare Abgrenzungen überlagerter Elemente der Mischungen wie multiple Stimmen und Schlaginstrumente. Als anstrengend empfinde ich diesen Detailreichtum nicht. Auch ungewollte Schärfe stelle ich nicht fest. Vielmehr sind die spezifischen Treibereigenschaften auch bei tontechnischen Arbeiten beeindruckend, etwa bei Schnittarbeiten.
Im Bass gibt sich der HEDDphone TWO GT straff definiert. Tonalität, Dynamik und Tiefgang werden bestens und druckvoll abgebildet. Wir erinnern uns: Das Schwestermodell wurde in dieser Hinsicht betont schlank abgestimmt, um eine Klangkompatibilität zu den hauseigenen Monitoren herzustellen. Der Blick auf den Frequenzgang zeigt, dass das GT-Modell eine kleine Erhöhung um 80 Hz aufweist, vor allem aber im Bereich unterhalb von 60 Hz deutlich linearer agiert. Dabei habe ich nicht den Eindruck, dass es der Kopfhörer zu gut meint, denn er tönt weiterhin mit scharfer Kontur und eher schlank. Zu hören auf Morph the Cat von Donald Fagen oder Whitney Houstons My Love is Your Love.
Ein paar weitere Klangbeispiele: Das herrlich nostalgische I Fall to Pieces von Pasty Cline liefert die typische Rechts/Linksverteilung früherer Stereoaufnahmen und somit eine kleine historische Zeitreise. Um im Genre zu bleiben: Auf Familiy Tradition von Hank Williams Jr. habe ich den Bass kaum je derart dreidimensional griffig gehört. Völlig stimmig erklingt auch die aktuelle Larkin Poe Produktion Bloom Again. Die Stimmen von Rebecca und Megan Lovell werden völlig ausgewogen und bestens verständlich in der Mischung abgebildet.
Auch bei einem Ausflug in härtere Rockgenres patzte der Testkandidat nicht. Fire Your Guns von AC/DC, Warhead von The Haunted oder Check My Brain von Alice in Chains zeigen verzerrte Gitarren in unterschiedlichen Klangfarben. Dazu zeigen Titel wie Bleed von Meshuggah oder Repentless von Slayer spezifische Abstimmungen im Mittenspektrum, die man eher geschmacklich beurteilen wird.
Das Ergebnis fällt aus rundum stimmig aus. Bravo!
Fazit
Der HEDD Audio HEDDphone TWO GT von Heinz Electrodynamic Designs ist eine echte Besonderheit am Markt. Dieser Kopfhörer adressiert mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 2.199 Euro anspruchsvolle Musikgenießer, die eine audiophile Lösung für den Heim- oder Studioeinsatz suchen. Zwar war mir ein Direktvergleich zum Schwestermodell HEDDphone TWO nicht möglich. Es stellt sich jedoch das gleiche erhabene Hörgefühl ein.
Definitiv darf ich dem Testgerät bestätigen, was das Suffix GT suggeriert – einen Hochleistungsmotor mit ergänzenden Komfortaspekten. Es handelt sich um einen erstklassigen Kopfhörer, die sich aufgrund des einzigartigen Air-Motion-Transformers zwischen klassischen dynamischen Lösungen und Elektro- und Magnetostaten platziert. Ich empfehle unbedingt einen individuellen Testlauf.
- 2189,00 € *Zum Angebot
- 2.199 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweiseoffen
- Wandlerprinzipelektrodynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)10 - 40.000 Hz
- Impedanz41 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)@1 mW: 88 dB
- Gewicht ohne Kabel550 g
- Kabellänge160 cm
Lieferumfang
- symmetrisches Anschlusskabel 4,4 mm, 1,6 m
- unsymmetrisches Anschlusskabel (6,3 mm), 1,6 m
- Adapter 4,4 mm auf XLR
- Adapter 6,3 auf 3,5 mm
- 2 x Sets Ohrpolster (Schafsleder, Velours)
- Trage-Case
Besonderheiten
- Optional: GTC-Kabel (8-Core LC OFC)