Wer sich für den Fostex TR-80 entscheidet, erhält einen geschlossenen, ohrumschließenden Kopfhörer mit robuster Bauweise und gutem Lieferumfang. Die pauschale Einordnung als „Studio-Kopfhörer“ erscheint mir für den TR-80 aber deutlich zu weit gefasst. Denn aufgrund einer ausgeprägten Konturierung des Frequenzgangs eignet er sich nur bedingt fürs Mixing, aber durch seine geschlossene Bauweise gut fürs Monitoring während der Aufnahme. Zusätzlich kann er seine Stärken bei Außenaufnahmen einbringen, vor allem wenn dabei Sprachsignale eine Rolle spielen. Auch das Aufspüren von Rauschanteilen macht der TR-80 zum Kinderspiel. Wer genau diese Punkte von einem Kopfhörer erwartet, wird im Fostex TR-80 einen treuen Begleiter finden.
Mit dem Fostex TR-80 liegt uns das „mittlere“ Modell der TR-Reihe des japanischen Kopfhörer-Herstellers als Testkandidat vor. Er wurde für den Einsatz im Studio entwickelt und soll mit seiner halboffenen Bauweise die Vorteile seiner beiden geschlossenen und offenen Headphone-Geschwister vereinen.
Aussehen & Verarbeitung
Nimmt man den TR-80 aus seinem Karton, erinnert er aufgrund seiner geschlossenen Bauform und solidem Auftritt zunächst an einen typischen Schallschutz. Wenn man sich vor Augen führt, warum geschlossene Over-Ear-Kopfhörer zum Einsatz kommen, ist das definitiv als Kompliment zu verstehen. Die solide Bauweise des TR-80, mit klassischen Fostex-Verstellbügeln aus Metall, verschraubten Aufhängungen der Ohrmuscheln und vernähter Ummantelung des Kopfbandes, überzeugt. Selbstverständlich sind sämtliche Kontaktflächen der Stecker wie auch des Adapters zum Rostschutz vergoldet. So soll es in dieser Preisklasse sein.
Lieferumfang
Auch der Lieferumfang kann sich sehen lassen. Neben einem vergoldeten 6,35-mm-Klinken-Adapter, der schraubbar ist, finden sich zwei steckbare Zuleitungskabel im Karton. Zum einen ist das ein 3 m langes steckbares Kabel, das im Studio für Bewegungsfreiheit sorgt. Zum anderen liegt ein 80 cm langes Kabel bei, das wohl den mobilen Einsatz des TR-80 vereinfachen soll. Allerdings ist seine Ausführung als Spiralkabel für diesen Zweck problematisch, weil es nicht ganz einfach ist, das zwar deutlich kürzere, aber durch die Windungen eben auch dickere Kabel mühelos unter der Kleidung zu verstauen. Was mir besonders gut gefällt ist, dass auch der TR-80 mit zwei unterschiedlichen Ohrpolster-Paaren ausgeliefert wird – einem dickeren und einem dünneren. Eine ungepolsterte Kunstleder-Transporttasche mit Kordelzug rundet den Lieferumfang ab.
Technik
Wie die anderen beiden Modelle der TR-Serie, so ist auch der TR-80 in zwei verschiedenen Impedanz-Varianten erhältlich. Neben der hier getesteten 80-Ohm-Version gibt es auch eine 250-Ohm-Ausführung, die eine feine Audio-Auflösung an leistungsstarken Kopfhörerverstärkern im Visier hat. Die 40-mm-Treiber des TR-80 sind identisch mit denjenigen, die sich auch im TR-70 und TR-90 finden lassen. Eine weitere Parallele zu seinen Geschwistern ist der Audio-Übertragungsbereich, der laut Hersteller von 5 bis 35.000 Hz reicht. Der von uns gemessene maximale Schalldruckpegel, den der TR-80 ausgibt, ist 96,31 dB (SPL) stark und damit in der gleichen Range wie beim TR-90.
Haptik & Handling
Beim Einsatz im Studio liefert der TR-80 das, was seine Optik verspricht: Diese Headphones sind zwar „built-to-last“, dabei aber erstaunlich leicht. Die stufenlose Verstellbarkeit der Kopfbügelgröße und die Sicherung der Steckverbinder sorgen für ein gutes Gefühl beim Handling des TR-80. Denn die Zuleitungskabel werden nicht etwa einfach gesteckt. Vielmehr haben sie einen Dreh- und Einrastmechanismus, der sie vorm versehentlichen Entfernen des Kabels schützt. Leider sind die kleinen Markierungen darauf auch bei guten Lichtverhältnissen schlecht zu erkennen, so dass das Anbringen der Zuleitungen nicht immer beim ersten Versuch gelingt. Der Tragekomfort des TR-80 ist dagegen angenehm. Beide Ohrpolster-Paare sind weich, der Anpressdruck mit 575,5 g deutlich geringer als der des TR-90 (715 g) und auch das Gewicht von kaum mehr als 290 g ohne Kabel kommt dem Tragekomfort entgegen. Trotz des geringen Anpressdrucks sitzt der Kopfhörer fest und sicher.
Klang
Die Außenabschirmung von Geräuschen gefällt mir beim TR-80 gut und auch das Herausdringen von Sound wird gut unterbunden, so dass es bei Mikrofonaufnahmen auch bei höheren Wiedergabelautstärken nicht zu unerwünschten Übersprechungen kommen sollte. Das Stereobild ist differenziert und die Stereobühne angemessen breit. Insbesondere Pop-Produktionen mit großer Stereobreite sorgen auf dem Kopfhörer für Hörspaß.
Die Konturierung seines Frequenzgangs ist beim TR-80 sehr ähnlich derjenigen des TR-90, weist aber bauartbedingt einen kräftigeren Bassbereich auf. Dadurch werden Bassanteile um 150 Hz herum hervorgehoben und betonen den „Druck“, den tiefe Instrumente machen können. Tiefbass-Anteile werden gut wahrnehmbar ausgegeben, ohne sich unangenehm aufzuschaukeln. Der 800-Hz-Dip des großen Bruders bleibt beim Testkandidaten jedoch aus, wodurch seine Mitten noch ein wenig prägnanter wirken. Die bei 2 und 5 kHz liegenden Frequenzanhebungen des TR-90 finden sich auch beim TR-80 wieder. Davon profitieren Gesang und Sprachsignale, da sie so auch durch dichte Mixes hindurch hörbar werden. Und auch die 10-kHz-Betonung seines „großen Bruders“ findet sich beim Testmodell wieder. Das wiederum kommt perkussiven Sounds zugute, die dadurch mehr „Snap“ und „Click“ erhalten. Hier und da können durch diese Frequenzkontur aber – je nach Produktion – Zischlaute unangenehm auffallen. Das Versprechen eine Wiedergabe-Range bis hinauf zu 35.000 Hz zu bieten, löst der TR-80 dafür aber mit einem Sound ein, der entsprechend „luftige“ Höhen bietet.
Eignung & Einsatzgebiet
Durch die Höhen-Konturierung eignet sich der Kopfhörer nur bedingt für Mix-Zwecke. Wer die entstehenden Mix-Laute, die er auf dem TR-80 als störend wahrnimmt, herunterregelt, dem dürften sie in anderen Hörumgebungen fehlen. Hier lässt sich der Kopfhörer also parallel zu seinem Kollegen TR-90 einordnen. Und auch im Bereich der Mitten spielen beide Kopfhörer klanglich weitgehend in derselben Liga. Vor allem die 2-kHz-Anhebung lässt nicht nur Vocals, sondern bei entsprechenden Produktionen auch Rock- und Metal-Gitarren weit in den Vordergrund rücken. Wer sich aber aufgrund der Bauart des Fostex TR-80 Sorgen um dröhnende Bässe macht, sollte ihn mit bassstarken EDM- und Pop-Tracks testen. Der geschlossene Kopfhörer macht hier eine überraschend gute Figur. Besonders gut eignet er sich aber zum regelrechten Sezieren der Höhen. Das Aufspüren von Rauschanteilen in Signalen fällt mit diesem Kopfhörer kinderleicht.
Am ehesten sehe ich den TR-80 als Monitoring-Kopfhörer beim Recording. Soll nur ein möglichst geringer Anteil des ausgegebenen Signals außerhalb des Kopfhörers hörbar sein, ist ein geschlossenes Modell einfach immer noch erste Wahl. Und gerade die Abschirmung nach außen gefällt mir beim TR-80 gut. In Verbindung mit seinem Spiralkabel eignet sich der geschlossene Kopfhörer deshalb auch zweifellos fürs On-Location-Recording. Das umso mehr, wenn es um die Aufzeichnung von Stimmsignalen geht. Denn diese werden vom TR-80 prägnant in Szene gesetzt. Weniger gut ist der Kopfhörer für den HiFi-Genuss unterwegs geeignet. Denn auch wenn seine Impedanz den Betrieb an mobilen Geräte wie Smartphones zulässt und seine geschlossene Bauform ungetrübten Musikgenuss verspricht, sind die beiliegenden Kabel (gerades Kabel zu lang/Spiralkabel zu dick) doch denkbar ungeeignet für diesen Zweck.
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)5 - 35.000 Hz
- Impedanz81,95 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)96,31 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf575,5 g
- Gewicht mit Kabel338 g
- Gewicht ohne Kabel293 g
- Kabellänge300 cm
Lieferumfang
- Adapter auf 6,35 mm
- 1 Paar Wechsel-Ohrpolster
- Austauschkabel
- Transporttasche