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Etymotic EVO

Kabelgebundene In-Ear-Kopfhörer mit audiophilem Anspruch

Kurz & knapp

Klanglich ist Evo ein durchaus gelungener und bestens verarbeiteter In-Ear-Monitor, was bei einem Preis um die 600 Euro allerdings auch zu erwarten ist. Die reine BA-Konstruktion liefert ein schnelles, frisches und ehrliches Klangerlebnis mit einer präzisen Umsetzung des gesamten Spektrums und seiner Dynamik, ist aber auch eine Geschmacksfrage. Hingegen ist die Kombination aus schweren Treibergehäusen und dünnem Kabel meines Erachtens keine gute Wahl. Ich fände es sinnvoller, diese spezielle Kabel eher als Zubehör zu offerieren.

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Etymotic baut bereits seit 1984 In-Ear-Kopfhörer und hat jede Menge Erfahrung im Bereich der Akustik und Hörhilfen. Und seit mehr als 20 Jahren ist der Hersteller aus Illinois, USA im Bereich In-Ear-Monitoring (IEM) aktiv und hat in dieser Zeit stets den Einsatz von Balanced-Armature-Treiber vorangetrieben. Tatsächlich gilt der Klassiker ER-4 sogar als Vorreiter dieser Gerätesparte. Für das neue Modell Evo hat Etymotic nun die Konstruktion in vielerlei Hinsicht grundsätzlich überarbeitet. Das Ergebnis ist der erste Etymotic-IEM mit multiplen Treibern.

Ausstattung

Evo ist ein geradliniges Produkt für den reinen Musikgenuss. Es gibt den Kopfhörer, eine Auswahl von Passstücken und ein hochwertiges Anschlusskabel mit abgewinkelter 3,5-mm-Klinke – das war’s. Auf integrierte Mikrofone oder eine Fernsteuerung der Player-Funktionen wird verzichtet. Dazu gibt es einen Stoffbeutel und eine nette Aufbewahrungsdose. Zum Lieferumfang gehören außerdem wechselbare Filterstücke.

Zunächst einmal fällt die wertige Verarbeitung der eigentlichen Treiber aus. Die Stahlgehäuse bestehen aus gestrahltem blauen Spritzguss. Sie sind ergonomisch geformt und fallen ungeheuer robust, dafür aber recht schwer aus. Im Unterschied zu den leichten Aluminiumgehäusen der ER-Produkte gibt man an, mit dem neuen Verfahren komplexer geformte Gehäuse fertigen zu können, die gleichzeitig ergonomisch und akustisch abgestimmt sind.

Einen nahezu filigranen Eindruck macht hingegen das selbstverständlich austauschbare niederohmige Anschlusskabel aus Estron-Linum (Linum BaX T2). Etymotic hebt neben den elektrischen Eigenschaften auch die besondere Robustheit dieses Kabels hervor. Vor allem aber soll dieses aus silberbeschichteten Litzen bestehende Kabel die Klangqualität weiter verbessern.

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Natürlich kommt es in gleichem Maße auf die inneren Werte an. Hier setzt Etymotic auf drei Balanced-Armature-Treiber pro Seite, die ein Zweiwege-System mit doppelter Bestückung im Bass bilden. Die Mittelhochtöner sind dabei laut Hersteller vergleichbar zu den im ER4 verbauten BA-Treibern. Im Ergebnis soll ein gerader Frequenzgang von 20 Hz bis 16 kHz Kilohertz erreicht werden. Bevor die BA-Treiber in das Ohr abstrahlen, durchlaufen sie ein kleines Filterelement, dass laut Hersteller den Frequenzgang glättet und gleichzeitig eine schützende Rolle vor Verschmutzung übernimmt. Dieses Filter lässt sich mit dem inkludierten Werkzeug gegen mitgelieferte Ersatzfilter tauschen, um auch langfristig Klangeinbußen entgegenzuwirken.

Praxis

Tatsächlich ist die Form der Ohrstücke inzwischen gänzlich anders als bei den älteren ER-Produkten, die auf eine zylindrische Form setzen. Die Hörer sitzen dank der neuen Formgebung passend in der Ohrmuschel und verzichten auf eine Zugentlastung. Die Passgenauigkeit im Hörkanal wird durch unterschiedliche Aufsätze in variablen Größen und Konstruktionen (Zwei- und Dreifach-Flansch und Memory-Schaumstoff) sichergestellt und ist auch auf Dauer überzeugend. Für die beste Außendämmung sorgt dabei die Variante aus Memory-Schaumstoff.

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Persönlich ist mir die Konstruktion dennoch zu schwergewichtig. Je nach Aufsatz stehen zumindest bei mir die Hörer leicht aus dem Ohr, was dann die Sicherheit des Sitzes etwas gefährdet, zumal es keine zugentlastende Führung über das Ohr gibt. Das federleichte Anschlusskabel gefällt aus ästhetischer Hinsicht. Spätestens, wenn man ein Konkurrenzprodukt in die Hand nimmt, wird man sich über dessen „dicke Strippen“ wundern. Leider neigt das Kabel dazu, sich zu verheddern. Durch das dünne Material entsteht so gern ein Knäuel, das es in sich hat. Grundsätzlich ist das Kabel tauschbar, allerdings sind die T2-Anschlüsse weniger gängig als der MMCX-Anschluss.

Klang

Zweifelsfrei adressiert Etymotic mit Evo eine audiophile Hörerschaft. Die Herstelleraussage, den präzisesten Multitreiber-In-Ear-Kopfhörer am Markt zu fertigen, ist mutig, wird von mir aber in Relation zum Preis gesetzt. Klanglich gehört Evo trotz des neuen Konzepts zur Familie der Etymotic-Kopfhörer. Die Grundrichtung ist somit ausgewogen und gleichzeitig eher analytisch. Die gute Passform sorgt für eine deutliche passive Außenisolierung und legt damit die Basis für die Wahrnehmung feiner Details aller Art.

Der Bass ist vergleichsweise schlank, aber zugleich durchaus mit einer gewissen Wärme versehen. Der Treiber spricht präzise und mit sauberer Konturierung an. Auch Tiefbässe sind hörbar, nur eben nicht vordergründig betont. Hier würde ich den Begriff „ehrlich“ bemühen, denn wenn es in den Tiefen der Mischung ordentlich drückt, dann tut es auch der Evo, insbesondere bei höheren Pegeln. Die moderne Überbetonung im Bassbereich bleibt aus, und auch störende Resonanzen stelle ich nicht fest. Zwar war mir ein direkter Vergleich zur ER-Serie des Herstellers nicht möglich, aber aus der Erinnerung hat Evo im Bass gegenüber seinen Vorgänger zugelegt, ohne dabei an Präzision zu verlieren (zum Test des Etymotic ER3SE).

Bereits im Bass aber auch in den folgenden Frequenzbereichen zeigt sich der spezifische Charakter der BA-Treiber, die wohl auch für die analytische Abstimmung mitverantwortlich sind. Auch der Mittenbereich ist aufgeräumt. Zwar findet sich der nötige Körper, weniger jedoch eine ausgeprägte Grundtonwärme und -fülle, dafür aber eine wunderbar schöne Sprachverständlichkeit. Am besten gefällt mir die schöne Transparenz und die Schnelligkeit, aus der sich eine exzellente Detailauflösung ergibt.

Mit dieser Abstimmung meistert Evo sämtliche Genres in überzeugender Weise und im Sinne eines Studiomonitors – ohne die Probleme der Raumakustik: Tori Amos am Bösendorfer, orchestrale Werke oder explizit dynamische Aufnahmen von Jazz-Ensembles werden sicher reproduziert und Sprünge von piano nach forte gelingen bestens nachvollziehbar. Aber auch AC/DC, Yello, Slayer und urban beeinflusste Popmusik bringen Evo nicht aus der Ruhe. Selbst Metal-Produktionen wie Meshuggahs „Bleed“, die schon mal einen Hang zu einem blechernden Timbre haben, bringen stimmig die Idee der Mischung rüber. Ungewollte Härten stelle ich auch bei grenzwertig abgestimmten Produktionen nicht fest – der Evo schießt also nicht über das Ziel hinaus.

In den Höhen fällt mir insbesondere der Eigenklang der BA-Treiber auf. Man könnte diesen als leicht „körperlos“ beschreiben, etwa bei Hi-Hats. Diese Schnelligkeit und Luftigkeit ist durchaus eine Geschmacksfrage und manch Benutzer mag das sicherlich „runder“.

Abschließend würde ich den Aufbau echter Tiefe nicht unbedingt als Stärke dieses Kopfhörers bezeichnen. Allerdings fällt das Stereopanorama breit und mit sicherer Verortung und Nachverfolgbarkeit der Bewegungen aus (Kraftwerk: „Geiger Counter/Radioactivity“, 3-D- The Catalogue), aber auch Raumanteile lassen sich klar erkennen.

vor 3 Jahren von Ulf Kaiser
  • Bewertung: 3.63
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformIn-Ear
  • Bauweisegeschlossen
  • Wandlerprinzip3 Wege Balanced-Armature-Treiber
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 16.000 Hz
  • Impedanz47 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)@1 kHz/0,1 V: 99 dB
  • Gewicht ohne Kabelje 13 g

Lieferumfang

  • 8 Paar Ohrpassstücke
  • Anschlusskabel
  • Ersatz-Filter
  • Werkzeug für Filterwechsel
  • Stoffbeutel
  • Case

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