Dali zeigt mit dem IO-12, dass sich erstklassige Klangqualität und mobiler Musikgenuss bestens miteinander kombinieren lassen. Der knapp eintausend Euro teure Over-Ear-Kopfhörer ist bestens verarbeitet, schnörkellos bedienbar, vor allem aber überzeugt er klanglich auf ganzer Linie und wirft dazu für den mobilen Einsatz ein praxisgerechtes Noise Cancelling in die Waagschale. Der Dali IO-12 ist kein Schnäppchen, aber klanglich ein Filetstück.
- sehr gute Klangqualität
- hoher Tragekomfort
- lange Laufzeit
- USB-Betrieb
- Windgeräusche bei aktivem Noise Cancelling
- allzu leichte Bedienung des Power-Knopfes
- keine Klappfunktion
Der dänische Hersteller Dali, die Kurzform von Danish Audiophile Loudspeaker Industries, geht mit dem IO-12 mit einem weiteren drahtlos nutzbaren Over-Ear-Kopfhörer an den Start, der auch gehobene Ansprüche erfüllen will. Lautsprecher fertigt man hier bereits seit 1983. Das Flaggschiff der Kopfhörer-Serie ist der IO-12, der mit einem Verkaufspreis von etwa 1.000 Euro deutlich oberhalb der Modelle Dali IO-4 (Test) und Dali IO-6 (Test) liegt.
Verarbeitung des Dali IO-12
Die Konstruktion ist robust und hochwertig (IP52-Zertifizierung), die recht geradlinige Optik mit ihrer Kombination von kakaobrauner Textur und bronzefarbenen Metall- und Zierelementen eigenständig, aber auch durchaus eine Geschmacksfrage. Zum Lieferumfang gehört ein dekoratives Case sowie die nötigen Anschluss- und Ladekabel.
Das Kopfband und die Oberfläche der Hörmuschelpolsterungen bestehen aus echtem Leder. Das Kopfband ist nicht längenverstellbar, was der Passform zumindest in meinem Fall aber keinen Abbruch tat. Die Hörmuscheln wiederum sind leicht drehbar und ebenfalls in der Vertikalen beweglich, sodass sich die großen rechteckigen, austauschbaren Polsterungen an die Kopfform anschmiegen. Einen kleinen Abzug gibt es für einen fehlenden Klappmechanismus, ohne den sich der IO-12 weniger gut verstauen lässt. Nutzt man den Kopfhörer im Mobilbetrieb etwa gerade nicht, ist er aufgrund seiner Größe um den Hals baumelnd bei Telefonaten etwas störend.
Die Elektronik setzt auf Bluetooth 5.2 und unterstützt die Audio Codecs SBC, AAC, aptX, aptX HD und aptX Adaptive inkl. Multipoint mit maximal zwei Geräten. Daneben lässt sich der Kopfhörer aber auch über die USB-C-Schnittstelle verlustfrei mit Class-Compliant-Treibern betrieben und sowohl aktiv oder passiv im Kabelbetrieb. Mit der Ausnahme der rein passiven Betriebsart stehen in allen Modi das Noise Cancelling und die DSP-Funktionen der Elektronik zur Verfügung. Somit ist der IO-12 ein idealer Partner im mobilen Einsatz, aber auch auf Reisen im Flieger und bei der Arbeit am Rechner.
Der geschlossene dynamische Kopfhörer setzt auf einen eigens entwickelten 50-mm-Treiber mit steifer Papiermembran. Erstmals bringt der Hersteller dabei die patentierte eigene SMC-Magnettechnik zum Einsatz, die für explizit geringe Verzerrungswerte und damit für eine besondere Detailauflösung sorgen soll. Man darf also gespannt sein …
Der Dali IO-12 in der Praxis
Zunächst wäre der hohe Tragekomfort zu loben. Der Dali IO-12 sitzt gleichermaßen sicher und bequem am Kopf und drückt auch bei langen Hörsitzungen nicht. Bestens.
Hinsichtlich der Bedienung verfolgt der Hersteller ein schnörkelloses Konzept. Auf eine App wurde bewusst verzichtet. Stattdessen sorgen drei Tasten und ein zentrales Schaltfeld an der Außenseite der rechten Hörmuschel für eine geradlinige Steuerung. Der Ein- und Ausschalter übernimmt gleichzeitig das Pairing, während ein benachbarter zweiter Schalter zwischen einer neutralen und einer Klangabstimmung wechselt, die den Bassbereich etwas anhebt und damit fülliger gestalten soll. Schließlich erlaubt es der dritte, auf der gegenüberliegenden Seite der Hörmuschel platzierte Schalter, das Noise Cancelling ein- und auszuschalten beziehungsweise in den Transparenzmodus zu wechseln. Über das zentrale Feld steuert man per Einfach-, Doppel-, Dreifachklicks und längeres Halten mehrere Funktionen. So lässt sich die Musikwiedergabe starten und anhalten, ein Track Skipping in beide Richtungen durchführen, der Sprachassistent aufrufen und Telefonate abwickeln. Die Lautstärke wird wiederum über Schaltfunktionen am oberen und unteren Rand ebendieses Feldes justiert. Unterstützend werden die Funktionen durch ungewöhnlich klare Sprachmitteilungen durchgegeben. Gleichzeitig werden diverse Funktion und der Ladestand, durch mehrfarbige LEDs visualisiert.
In der Praxis funktioniert die überschaubare Funktionalität völlig problemlos und entpuppt sich als absolut praxisgerecht. Einzige Ausnahme: Mir passierte es gelegentlich, dass ich das Gerät beim Absetzen und Weglegen versehentlich einschaltete. Statt eines einzelnen Tastendrucks hätte ich daher ein längeres Halten der Taste zum Auslösen dieser Funktion bevorzugt.
Die Funkstrecke erwies sich in Kombination mit einem iPhone 15 als durchgängig stabil und punktete mit schnellem Pairing. Sie deckte dabei einen Bereich von mehreren Räumen ab, ehe es zu Ausfällen kam. Die Laufzeit gibt der Hersteller ohne weitere Anmerkungen mit bis zu 35 Stunden an. Im Testzeitraum kann ich zumindest bestätigen, dass der IO-12 auch bei eingeschaltetem Noise Cancelling ein praxistauglicher Langläufer ist, der sich bestens auch für längere Reisen eignet. Die Zeit für einen vollen Ladedurchgang liegt bei knapp unter zwei Stunden.
Schließlich wurde auch die Sprachqualität bei Telefonaten von meinen als Gesprächspartnern als mittelmäßig bis zu gut und frei von Nebengeräuschen bewertet. An dieser Stelle stellte ich jedoch einen Fehler fest: Bei der Anrufannahme wurde das Gespräch wiederholt beendet, wenn man bei eingehenden Anrufen am Telefon auf die Bluetooth-Funkstrecke umschaltete.
Noise Cancelling
Das aktive Noise Cancelling ist lediglich ein- und ausschaltbar. Die Intensität der Nebengeräuschunterdrückung fällt dabei eher moderat aus, wirkt sich dafür aber nicht schmälernd auf die Klangqualität aus. Durch eine passive Isolation und die ergänzende elektronische Abschottung entsteht im mobilen Einsatz gleichwohl ein klarer Mehrwert, der den Musikgenuss intensiviert beziehungsweise eine angenehme Entkopplung von der Umwelt schafft, ohne dass sich ein Gefühl der Isolation einstellt. Nebengeräusche entstehen, wenn Wind auf die Außenmikrofone trifft. Übrigens arbeitet die Schaltung sinnvollerweise auch bei ausgeschalteter Musik, wenn man sich beispielsweise einen Ruheraum auf einer Bahnreise wünscht. Umgekehrt offeriert Dali im IO-12 auch einen Transparenzmodus, der auf Knopfdruck die Kommunikation mit der Umwelt erleichtert, ohne hierfür den Kopfhörer abnehmen zu müssen.
Der Klang des Dali IO-12
Die Tests zur Klangbewertung fanden überwiegend in der aktiven Betriebsart mit Bluetooth und aktivem Noise Cancelling statt, denn ich gehe davon aus, dass diese Nutzung das wesentliche Kaufargument für das Produkt ist. Tatsächlich ist das Ergebnis verblüffend gut, denn der IO-12 arbeitet für meine Begriffe durchaus auf Augenhöhe mit rein kabelgebundenen Systemen.
Der Kopfhörer klingt hervorragend und liefert ein klares, hoch auflösendes, pegelkräftiges Klangbild. Im Vergleich zu Bluetooth-Lösungen der gehobenen Konsumentenklasse grenzt sich das Testgerät durch seine aufgeräumte, explizit detailreiche, offene und realistische Klangreproduktion ab.
Bässe werden konturiert und druckvoll nachgezeichnet und liefern bei Bedarf Tiefbass, ohne dabei störend aufzutragen. Auch das Mittenspektrum erlaubt sich bei der Reproduktion von Stimmen, akustischen Instrumenten, verzerrten Gitarren oder dichten Mischungen keine Fehler, sondern glänzt vielmehr mit einer Abstimmung, die einen guten Mittelweg zwischen Grundwärme und Detailauflösung findet. Nach oben hinaus wiederum zeigt sich der IO-12 transparent, schnell, aber ohne Härten seitens des Treibers. Davon profitiert die Transientenabbildung, die wiederum die hervorragende Verortung im Stereopanorama und eine ebenfalls gute Abbildung der Raumtiefe mit sich bringt.
Die Stärken der Wiedergabe zeigen sich schließlich auch bei klassischer Musik und Jazzaufnahmen, bei denen es neben natürlichen Klangfarben, einer besonderen Räumlichkeit vor allem auch auf die sichere Abbildung der Dynamik ankommt, die der IO-12 auch liefert. An dieser Stelle ist eine ruhige Umgebung von Vorteil. Allerdings sorgt das Noise Cancelling eben auch in weniger idealen Situationen für ein überzeugendes Hörerlebnis.
Zu den weiteren Anschlussmöglichkeiten: Im USB-Betrieb wurde der IO-12 anstandslos von einem MacBook als Ausgabegerät erkannt und punktete mit audiophiler Klangqualität. Da an dieser Stelle die Begrenzung der Bluetooth-Schnittstelle entfällt, werden Dateien bis 24 Bit und 96 kHz unkomprimiert vom Rechner übertragen, was nochmals Vorteile bringt. Ebenso entfallen die Limitierungen der Funkstrecke im Kabelbetrieb, etwa an einem DAP wie dem Shanling M3X (Test).
Im aktiven Betrieb am gleichen Smartphone stellte ich dabei keine relevante Klangveränderung fest. Aber auch im passiven Betrieb blieb die Klangqualität weitgehend erhalten, was für die Qualität der Treiberkonstruktion und einen eher dezenten Zugriff der aktiven Elektronik spricht. Neben einem leichten Pegelabfall büßt die Wiedergabe etwas an Druck und Fülle ein und wirkt weniger strahlend. Gleichwohl würde ich den passiven Betrieb als echte Rückfalloption bezeichnen.
Während des Tests habe ich den Klangmodus in der Neutralstellung mit völlig zufriedenstellenden Ergebnissen betrieben. Wer es im Bassbereich etwas fülliger wünscht, wählt auf Knopfdruck die entsprechende Klangumschaltung. Diese Option fällt glücklicherweise nicht übertrieben, sondern eher dezent aus und erhält damit weitgehend den offenen Charakter des IO-12.
Fazit
Mit dem IO-12 gelingt Dali ein hervorragender Bluetooth-fähiger HiRes-Kopfhörer, bei dem gehobene Ansprüche an die Klangreproduktion im Fokus stehen. Dabei löst der Hersteller aus Dänemark die hohe Erwartungshaltung an das Produkt, das immerhin eine Preismarke von etwa 1.000 Euro trägt, tatsächlich ein. Neben dem geradlinigen Bedienkonzept, dem hohen Tragekomfort ist es vor allem die Klangqualität, mit der der IO-12 überzeugt und von seinen Mitbewerbern abgrenzt. Das Noise Cancelling trägt dabei zu einer Unterstützung im mobilen Einsatz sinnvoll bei.
- 945,00 € *Zum Angebot
- 999,00 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)10 - 48.000 Hz
- Impedanz25 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)100 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf767 g
- Gewicht mit Kabel384 g
- Gewicht ohne Kabel371 g
- Kabellänge300 cm
Lieferumfang
- 1,2 m USB-C-Kabel
- 1,2 m Anschlusskabel (3,5-mm-Klinke)
- 3 m Anschlusskabel (3,5-mm-Klinke)
- Adapter auf 6,35 mm
- Flugzeugadapter
- Trage-Case
Besonderheiten
- BT-Version: 5.2
- BT-Codecs: SBC, AAC, aptX, aptX HD, aptX Adaptive
in der Tat kostet dieser Traum auf den Ohren 999 Euronen.
Ich kann dazu nur sagen: Wenn ein audiophiler das Budget hat, dann ist kein einziger Cent umsonst gewesen!
Der schlägt sogar den Mark Levinson 5909 und erst recht den B&W Px8!