Mit den QuietComfort Earbuds II meldet sich Bose eindrucksvoll zurück und will uns zeigen, was technisch alles machbar ist: Das aktive Noise Cancelling (ANC) löscht breitbandig aus und arbeitet äußerst effektiv, der Transparenzmodus klingt sehr natürlich und dank cleverer Messtechnik im Ohr wird der ausgewogene Klang automatisch an die eigenen Ohren angepasst. Das alles hat aber auch seinen Preis …
- Klang
- effektives Noise Cancelling
- natürlicher Transparenzmodus
- Tragekomfort
- fehlendes Multipoint
- fehlende hochauflösende Bluetooth Codecs
- kein kabelloses Laden
- Grundrauschen in einigen Situationen möglicherweise zu hoch
Der US-amerikanische Hersteller behauptet keck, dass die neuen Bose QuietComfort Earbuds II die weltweit beste Lärmreduzierung besitzen. Wer deren Produkte kennt, weiß, dass das Noise Cancelling tatsächlich zu den besten gehört, was der Markt zu bieten hat. Nicht von ungefähr bekamen Modelle wie der Bose QuietComfort 45 (zum Test) von uns Bestnoten, wenn es um eine gelungene Geräuschunterdrückung geht. Und auch die Vorgänger dieses Testmodells, die Bose QuietComfort Earbuds I (zum Test) konnten uns dahingehend überzeugen.
Bose muss also liefern, denn die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht und hat in Sachen Geräuschunterdrückung ebenfalls einige starke Argumente zu bieten: Sowohl die Apple AirPods Pro (zum Test), die Sony WF-1000XM4 (zum Test) oder die Bowers & Wilkins PI7 (zum Test) löschen störenden Lärm ebenfalls sehr gut aus.
Lieferumfang
Lade-Case samt In-Ears, drei Paar Ohrpassstücke aus Silikon, drei Paar Ohrbänder (auch „Ohrfinnen“ genannt), dazu ein 30 cm langes USB-A-auf-C-Ladekabel sowie ein dickes Büchlein mit Sicherheitshinweisen finden sich in dem kleinen quadratischen Karton.
Design & Tragekomfort
Ein Kritikpunkt der Vorgänger war ihre Bauform, und im Gegensatz dazu sind die neuen Bose QuietComfort Earbuds II kleiner und leichter. Dennoch zählen sie nicht zu den filigransten In-Ears. Gegenüber den Apple AirPods Pro wirken sie wegen der breiten Stile fast bullig. Die etwa 6,5 Gramm leichten In-Ears besitzen neben ihren ovalen Ohrpassstücken auch stabilisierende Ohrbänder (Finnen), die zusätzlichen Halt in den Ohrmuscheln geben. Damit die Kopfhörer richtig sitzen und in den Ohren ordentlich abschließen, solltet ihr euch etwas Zeit nehmen, die unterschiedlichen Kombis aus EarTips und Ohrfinnen durchprobieren und den dazugehörigen Pass-Test in Boses App absolvieren. Da jedes Ohr unterschiedlich ist, kann es gut sein, dass ihr links und rechts unterschiedliche Größen benötigt.
Hat man die richtigen „Haltegriffe“ gefunden, sitzen die Bose QuietComfort Earbuds II super sicher in den Ohren: Kurze Sprints, heftiges Kopfschütteln oder einfach nur stundenlanges Arbeiten im Homeoffice machten dem Träger nichts aus.
Dank IPX4 der Ohrstöpsel vertragen diese auch kurze Regenschauer, während das Lade-Case mit einer einfachen IPX1-Einstufung (Schutz gegen senkrecht tropfendes Wasser) leben muss.
Bedienung
Über die Touch-sensitiven Außenseiten lassen sich die Bose QuietComfort Earbuds II steuern. Einmal Drücken startet/stoppt die Medienwiedergabe, zweimal Drücken springt einen Titel vor, dreimal einen Titel zurück. Drückt man lange, wird zwischen ANC und Transparenzmodus gewechselt oder der Sprachassistent aktiviert. Dank Wischgeste nach oben bzw. unten erhöht/vermindert ihr die Lautstärke – Daumen hoch dafür!
App
Dank der Bose Music App (iOS, Android) können die QuietComfort Earbuds II konfiguriert und angepasst werden. Wobei auch Bose einen ähnlichen Weg wie Google mit ihren Pixel Buds Pro (zum Test) geht und nicht allzu viele persönliche Anpassungen erlaubt. So kann man zum Beispiel nicht die Touch-Oberflächen deaktivieren, um sich vor Fehleingaben zu schützen, wenn ein Ohrhörer geradegerückt werden soll. Das passierte uns leider häufiger.
Ein einfacher 3-Band-Equalizer samt vier Presets stehen zur Verfügung, allerdings ohne die Möglichkeit, eigene Vorgaben abzuspeichern. Zusätzlich lassen sich verschiedene Modi erstellen, im Prinzip sind das aber nichts anderes als Presets bei denen ihr definiert, wie stark das ANC oder die Ambient-/Transparenzfunktion arbeiten soll. Vorlagen wie „Arbeit“, „Fokus“, „Laufen“ oder „Musik“ können als Startpunkt genutzt, modifiziert und abgespeichert werden. Bis zu vier Modi können sich die In-Ears merken und per Touch-Geste schalten.
Hier finden dann noch einen Passformtest, der beim Start die sogenannte „CustomTune-Messung“ durchführt und gegebenenfalls andere Ohrpassstücke vorschlägt. Firmware-Updates, allerlei Info-Kram und Hilfethemen komplettieren den Funktionsumfang der App.
Akku-Laufzeit
Laut Hersteller sollen die Bose QuietComfort Earbuds II sechs Stunden durchhalten, was wir in unserem Praxistest Pi mal Daumen bestätigen können. Das in unseren Augen zu groß geratene Lade-Case kann die In-Ears dreimal aufladen, bevor es selbst per USB-C-Kabel betankt werden muss. Die Möglichkeit des kabellosen Ladens via Qi-Ladematte fehlt leider, eine Schnellladung dagegen nicht: 20 Minuten im Case bringen ca. zwei Stunden Musikspaß.
Bluetooth
Hier gibt es wenig Überraschendes – bis auf die aktuelle Bluetooth-Version 5.3 zeigt sich Bose wieder extrem konservativ: Mit SBC und AAC unterstützen die QC II leider keine hochwertigen sowie latenzarmen Codecs. Warum der Hersteller, der so eng mit Qualcomm zusammenarbeitet, nach wie vor keine aptX-Codecs anbietet, ist unverständlich. AAC arbeitet nicht auf allen Android Devices gleich hochwertig, zudem kann es so zu einer merkbaren Verzögerung zwischen Bild und Ton kommen, was unsere Tests auch zeigten. Auf einem iPhone 8 Plus war beim Spielen (Apple Arcade) ein deutlicher Versatz zwischen Bild und Ton auszumachen.
Bis zu sieben Geräte können in der Geräteliste des Ohrhörers gespeichert werden; Multipoint, also die gleichzeitige Verbindung zweier Geräte, unterstützen die Boses hingegen nicht.
Klang
Klanglich gibt es bei Boses Abstimmung (wieder mal) nichts zu meckern. Dank ihrer CustomTune-Technologie, die das ANC sowie den Klang automatisch an die individuellen Eigenschaften der eigenen Ohren anpasst, klingen die Bose QuietComfort Earbuds II satt, dynamisch und erstaunlich agil. Ohne übertriebenen Bass Hype oder fordernde Höhen. Bässe werden stimmig und präsent wiedergegeben, besonders bei vorlauten Musikstücken strahlt hier nichts in die Mitten ein und lassen Platz, so dass sich der Mittenbereich frei entfalten kann. Auch höhenlastiges Material bringt die QC II nicht aus dem Tritt. Frisch, luftig, weit und offen – ohne störende Härten, Zischeln oder übertriebene Schärfe. Wir können es hier kurz machen: Bei keinem Genre leisten sich die QC II grobe Schnitzer.
Ebenfalls erfreulich: Egal, ob ANC oder der Ambient-Modus aktiviert ist, die Bose QuietComfort Earbuds II verändern nicht ihr Klangbild.
So effektiv arbeitet das Noise Cancelling der QuietComfort Earbuds II
Kommen wir zu Boses Paradedisziplin, der aktiven Geräuschunterdrückung. Generell sind Over-Ear-Modelle aufgrund ihrer Polster und Größe weitaus leistungsfähiger im Auslöschen von mittleren und hohen Frequenzen. Laut Hersteller hat man bei den QC II daher besonders an dieser breiten Auslöschung gearbeitet. Und dies ist Bose wirklich gelungen, denn das Noise Cancelling ist einfach großartig und haben wir so noch bei keinem In-Ear-Modell gehört.
In der Praxis bedeutet das: Verkehrslärm wird teils unhörbar reduziert, Stimmen werden stark eliminiert und selbst aus lauter, wummernder Musik aus der Küche wird ein leiser Geräuschteppich. Selbst das Klingeln des Bürotelefons wurde überhört und Tastaturgeklapper ist bei leichter musikalischer Untermalung komplett verschwunden.
Und wie der Zufall es will, lieferte der Paketbote während des Verfassens dieser Zeilen die neuen Apple AirPods Pro 2 (zum Test). Ein direkter Vergleich zeigt, dass die Bose QuietComfort Earbuds II effektiver arbeiten und der Ruheraum eine Spur größer ist.
Eine Mini-Kritik zu Lasten der Bose Earbuds II: das Eigenrauschen der Bose In-Ears ist höher als bei den Apple AirPods Pro 2. Generation. Das hält sich zwar in Grenzen, wer sich ohne Musik im Home Office vom Rest der Familie abschotten möchte, könnte das Rauschen als zu laut empfinden. Für Freunde klassischer Musik ist dies eventuell ein KO-Kriterium, denn bei leisen oder gar stillen Passagen ist und bleibt der Rauschteppich deutlich hörbar.
Transparenzmodus
Nicht nur das Noise Cancelling kann überzeugen. Der „Wahrnehmbar-Modus“ – wie Bose ihn nennt – klingt genauso natürlich wie bei den Apple AirPods Pro. Dieser Aware-Modus verstärkt Geräusche aber nicht. Dank hauseigener ActiveSense-Technologie wird bei plötzlich in der Nähe auftretenden lauten Schallereignissen das Noise Cancelling kurz eingeschaltet, um das Gehör zu schonen. Wer dies nicht möchte, kann die Funktion in der Bose Music App entsprechend auch deaktivieren.
Telefonieren mit den Bose QuietComfort Earbuds II
Abschließend bewerten wir auch die Qualität während Telefonaten als sehr gut. Unser Gegenüber bestätigte eine nahe, äußerst verständliche Stimme, was anders herum genauso zutraf. Zudem wurden störende Hintergrundgeräusche ordentlich unterdrückt.
Fazit
Die Bose QuietComfort Earbuds II sind großartige Kopfhörer! Momentan sind sie die True Wireless In-Ears mit dem besten Noise Cancelling, die man kaufen kann. Und sie klingen nicht nur fantastisch, auch ihr Tragekomfort ist dank stabilisierender Bänder so gut, dass sie über Stunden beschwerdefrei getragen werden können. Dennoch gibt es Anlass zur Kritik: So fehlen uns Multipoint sowie hochwertige, latenzarme Codecs, sodass wir einen halben Stern bei „Funktion“ abziehen müssen. Auch das bullige Lade-Case hätte ein wenig hosentaschenfreunlicher ausfallen können, und das Grundrauschen dürfte für unseren Geschmack niedriger sein.
Man muss aber auch bereit sein, stolze 300 Euro auf den Tisch zu legen, und da lohnt sich ein Blick auf die Produkte der Mitbewerber. Apple AirPods Pro (zum Test), Sony WF-1000XM4 (zum Test), Sennheiser Momentum True Wireless 3 (zum Test) oder Soundcore by Anker Liberty 3 Pro (zum Test) sind weiterhin ernstzunehmende Alternativen. Wer sich einen umfassenderen Überblick verschaffen möchte, dem sei unsere Bestenliste „Die besten True Wireless In-Ear Kopfhörer 2022“ ans Herz gelegt.
- 194,94 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformIn-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Gewicht ohne Kabelje 7 g, Case 59 g
- Kabellänge30 cm
Lieferumfang
- 3 Paar Ohrpassstücke (S, M, L)
- Stabilisierende Bänder (3 Größen)
- USB-C-Ladekabel
- Lade-Case
Besonderheiten
- in Schwarz, Weiß/Grau (Soapstone) und Eclipse Gray sowie Blau (gegen Aufpreis) erhältlich
- BT-Codecs: SBC, AAC
- BT-Version: 5.3
Kann mir jemand aus der Redaktion erklären, warum in der „Best Of“ Kategorie, dort wiederum in der Unterkategorie „Bestes ANC“, der QuietComfort Earbuds II den 20. Platz belegt, wenn die Redaktion bisher keinen besseres ANC bei einem in Ear erlebt hat? Ich bin nämlich auf der Suche nach einem in Ear mit dem besten ANC. Von daher finde ich die Platzierung bei der Auswahl nicht hilfreich, da der Bose bisher in die engere Wahl kam.
Es kommt hier auf die Sternchen an: die Bose QC II haben eine Punktewertung von 4,6. Alle Kopfhörer mit der gleichen Wertung 4,6 reihen sich davor oder dahinter ein. Betrachtet man die Liste also genauer, bedeutet das, dass die Bose auf Platz 4 liegen.
Sehr guter Test, den ich weitgehend so bestätigen kann. Folgende Gedanken mag ich jedoch anmerken:
Fehlen die Codecs tatsächlich?
Der Klang ist mit den vorhandenen Codecs doch bereits hervorragend und steht In Ears mit hochauflösenden Codecs nicht nach (im Gegenteil). Was mich allerdings geradezu positiv überrascht hat, die Bose QuietComfort Earbuds II bei Filmen für mich keine wahrnehmbare Latenz aufweisen. Bild und Ton sind synchron. Das habe ich bei meine anderen TWS nicht (auch nicht bei meinem Soundcore Liberty 3 pro).
Das Grundrauschen welches im Text zurecht angesprochen wird stört mich nur bei absoluter Ruhe etwas. Weder bei Hörbüchern noch bei sehr leiser Musik ist es bei mir wahrnehmbar.
Eine Kritik, die von nahezu jedem kommt, der über die neuen Bose spricht kann ich gar nicht nachvollziehen, dass das Lade-Case zu groß sei. Ich empfinde es als angenehm und Handlich.
wäre eine Ratenzahlung möglich. da sich die finanziellen Umstände drastisch gewandelt haben?
Da wir ein unabhängiges Testmagazin sind, kann man bei uns selbst keine Kopfhörer kaufen. Es gibt aber einige Händler (z.B. MediaMarkt → https://bit.ly/3LGFukj), bei denen Ratenzahlungen möglich sind.
Vielleicht sollte man aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten eher zu günstigeren Modellen greifen.
Die Anker Soundcore Liberty 2 pro sind für ihren Preis einfach einmalig gut!