Die QuietComfort Earbuds von Bose sind ganz große True Wireless In-Ears, was einerseits ihre physischen Maße als auch ihre klanglichen Eigenschaften und die wirklich gute aktive Geräuschunterdrückung angeht. Gerade beim ANC verspricht Bose nicht zu viel und eine ähnliche effektive Reduzierung der Umgebungsgeräusche liefern tatsächlich nur die großen Over-Ear-Brüder und -Schwestern. Was das Konzept des durchgehend wirksamen Wechselspiels zwischen ANC- und Transparenzmodus angeht, bin ich etwas unzufrieden mit der Windempfindlichkeit und dem künstlichen Klang über die Mikrofone. Ein Ein/Aus-Schalter für diese Funktionen würde da aber ganz schnell Abhilfe schaffen. Kritik gibt es auch für die Remotesteuerung sowie App, die beide zu wenig Optionen bieten.
Bose tritt mit den QuietComfort Earbuds an, um zu zeigen, dass auch in der kabelbefreiten Klasse der True Wireless In-Ears äußerst effektive Lärmreduzierung und hochwertiger Klang ohne Wenn und Aber umsetzbar ist. Ob das tatsächlich funktioniert, untersuchen wir hier im Test.
Erstbegegnung
Auch wenn die Miniaturisierung in bemerkenswert großen Schritten voranschreitet und „kleiner“, „leichter“, „länger“ als bestimmendes Merkmal für Kopfhörer bei vielen Konkurrenten als das Ziel schlechthin definiert wurde, entzieht sich Bose mit den neuen QuietComfort Earbuds ganz offensichtlich diesem Diktat und setzt ein Statement hin zur üppigeren Bauform: Das Lade-Case ist mit seinen Maßen von 8,9 cm x 5,1 cm x 3,2 cm alles andere als hosentaschenfreundlich, und bei den In-Ears (3,9 cm x 2,6 cm x 2,7 cm) stellt sich zunächst einmal die Frage, wie man diese vergleichsweise riesigen Geräte im Ohr behalten soll. Nur mal zum Vergleich: Die Jabra Elite 65t (zum Test) sind nur etwa halb so groß wie die Bose EarBuds.
Nun wäre Bose nicht Bose, wenn sie zu den In-Ears nicht ihre patentierten StayHear-Ohreinsätze mit Flügeln beilegen würden, die im Falle der QuietComfort EarBuds ein Upgrade erhalten haben und nun „StayHear Max“ genannt werden. In drei Größen (S, M und L) werden sie geliefert und findet man seine passenden Einsätze, dann sitzen die zunächst etwas angsteinflößenden Riesen-In-Ears tatsächlich leicht, locker, fest und – ganz wichtig – dicht. Für eine effektive Außengeräuschunterdrückung ist dieser rein physikalische Beitrag der Ohreinsätze keinesfalls zu unterschätzen. Besonders wenn die Dichtigkeit im Falle von Bose genau richtig ist, dass nämlich keine Schallbrücke zwischen Ohr und Restkörper entsteht, wie es bei zu dicht sitzenden Ohreinsätzen gerne mal passiert.
Apropos Dichtigkeit: Nasses Wetter und schweißtreibender Sport sind dank IPX4-Schutzklasse kein Problem. Die Kontaktaufnahme mit den Abspielgeräten funktioniert über Bluetooth 5.1 beim ersten Mal direkt Out-of-the-Box und gelingt problemlos. Später hilft ein Knopf am Lade-Case, um weitere Geräte zu suchen. Nach Erstkontakt wird man dabei auch direkt zum Download der „Bose Music App“ (iOS sowie Android) aufgefordert, in der sich so einiges an den In-Ears einstellen lässt und eine Geräteliste geführt werden kann, über die man zügig zwischen den Zuspielern wechselt, denn: Mit mehr als einer Quelle gleichzeitig verbinden sich die QuietComfort nicht. Oder noch mal in Englisch: No Multipoint!
Klangliches zuerst
SBC und AAC wird unterstützt, was eine nicht übermäßig üppige Ausstattung, aber auch kein Weltuntergang ist, denn der erste Höreindruck ist ein sehr guter. Satter Klang, der dem Bass einen großen Spielraum lässt und so ein tiefes und breites Fundament liefert, das keinesfalls dröhnt oder zu sehr wummert. Der Mittenbereich bildet Stimmen und Stimmungen natürlich sowie weich ab und bietet wiederum eine gute Grundlage für die klaren und definierten Höhen, die durchsetzungsstark und transparent zu dem angenehm warmen und klaren Klangbild der QuietComfort beitragen. Dieses präsentiert sich weit und offen und lässt sich weder von derbem Gitarreneinsatz beeindrucken noch macht es bei komplexerer Orchestrierung schlapp. Bose greift mit einer so genannten „Active EQ“-Technologie selber permanent in das Geschehen ein und passt gerade den Bassbereich immer wieder an, damit der Gesamteindruck auch bei niedrigen Lautstärken nicht zu flach und flau wird. Die einen nennen das sicherlich Trickserei, vielleicht sogar Klangverfälschung. Ich finde es angenehm, auch bei leiser Musik noch etwas Bass zu haben, und insgesamt mag ich die ermüdungsfreie Abstimmung. Noch ein kurzer Voice Check zum Schluss: Bei Telefonaten ist der Angerufene sehr zufrieden mit der Sprachqualität über das rechtsseitig angebrachte Mikrofon.
Bedienkonzept und App
Die Steuerung via Sensorflächen auf den Rückseiten der In-Ears ist etwas begrenzt: Start/Stop/Anrufsteuerung erfolgt rechts bei zweimaligem Tippen. Die gleiche Geste bewirkt links ein Durchsteppen dreier Intensitäts-Level des ANC, die werkseitig auf 100%, 50% sowie 0% voreingestellt sind, sich aber in der App verändern lassen und dort Favoriten genannt werden. Ein Tippen und Halten rechts kann entweder den Batteriestand als Ansage aufrufen oder ein Stück in der Playlist vorwärtsgehen. Rechtsseitig ruft man den digitalen Assistenten herbei.
Die Lautstärke lässt sich ebenso wenig regulieren, wie ein Songwechsel zurück möglich ist – mir ist das zu wenig.
In der App lassen sich dann noch ein paar Einstellungen zur Trageerkennung machen und die Bluetooth-Verbindungen verwalten. Lautstärke und den Grad der Geräuschunterdrückung kann man hier auch mit zwei Schiebereglern anpassen.
Das alles kann man aber nur nach vollzogener Registrierung bei Bose tun, vorher ist die App nicht nutzbar. Zudem lassen sich die In-Ears umbenennen, Bose selbst schlägt einem hier unter anderem Namen wie „Panther“ oder „Black Heart“ vor. Die App vermittelt bei mir den Eindruck, dass man zwar ganz viel tun und personalisieren kann, aber letztendlich nur sehr begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung stehen. So fehlt ein Equalizer zum Beispiel komplett.
ANC
Bereits die StayHear-Ohrpassstücke tragen einen großen Teil zur (passiven) Abschottung bei. Was jetzt noch von der verbauten Elektronik und den nach Außen und innen gerichteten Mikrofonen dazu kommt, ist sehr beeindruckend. Zunächst einmal ist das Grundrauschen des ANC in Betrieb sehr gering. Der Taucherglockeneffekt dagegen ordentlich. Und was an Außengeräuschen durchkommt, ist wirklich wenig. Praktischerweise befand sich vor dem Büro eine große Baustelle, auf der gerade großflächiges Verdichten mit einer riesigen Rüttelmaschine stattfand. Beim Durchschalten des ANC von 0 über 50 zu 100% wurde aus dem monströsen Lärm der martialischen Baumaschine inkl. starker Vibrationen im Bauchraum ein leichtes Knattern absolut ignorierbaren Umfangs. Die aktive Geräuschunterdrückung filtert eine ganze Menge raus und es entsteht eine echte Ruhe, wie man sie eigentlich nur von Over-Ear-Modellen erwartet. Ganz ruhiges Kino!
Und will man schnell etwas von seiner Umwelt mitbekommen, tippt man zwei Mal links und schon wird das ANC runtergefahren. Bei 50% erhöht sich dabei das Grundrauschen noch sanft, bei 0% rauscht es schon ordentlich.
Und hier kommt der Haken an Boses Konzept: Entweder ist das ANC zu 100% aktiviert, inklusive hervorragender Geräuschunterdrückung, oder das ANC wird reduziert und der Transparenz-Modus kommt zum Zuge. Das heißt: 100% ANC und 0% Transparenz; 50% ANC und 50% Transparenz oder 0% ANC und 100% Transparenz. Man hört also immer mehr durch die Mikrofone – das rauscht leider, klingt künstlich und ist sehr, sehr windempfindlich. Beides ganz abschalten lässt sich nicht und dieser Umstand ist etwas gewöhnungsbedürftig, weil es ja auch sicherlich ganz gut funktionieren könnte, nur das ANC zu reduzieren ohne den Transparenzmodus zu erhöhen – also weniger Taucherglocke UND wenig(er) Rauschen. Vielleicht reicht Bose eine solche Option zur vollständigen Abschaltung aller elektronischen Modi ja noch nach – wünschenswert wäre dies auf jeden Fall.
Strom
Zumal eine Deaktivierung sowohl des ANC als auch Transparenzmodus Strom sparen hilft und die Laufzeit der In-Ears erhöhen würde, die mit angegebenen sechs Stunden allerdings nicht schlecht ist. Zwei Mal können die QuietComfort Earbuds dann noch in der großen Ladebox nachtanken. Sind die In-Ears dabei ganz entleert, wird in 15 Minuten Musik für zwei weitere Stunden geliefert. Die Ladebox selbst kann sowohl drahtlos nach Qi-Standard als auch über einen USB-C-Anschluss geladen werden.
Technische Daten
- BauformIn-Ears
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Gewicht ohne Kabelje 8,5 g
- Kabellänge30 cm
Lieferumfang
- Ohreinsätze in S, M, L
- USB-C-Ladekabel
- Lade Case
Besonderheiten
- in Grau, Weiß und Blau erhältlich
- BT-Codecs: SBC, AAC
- BT-Version: 5.1
Riesetrümmer. Das ist nicht mehr so ganz zeitgemäß…. Aber ansonsten bin ich trotzdem noch ganz zufrieden damit. Ich hätte schon Lust auf die 2te Generation, aber es ist kein Muss. Meine QC Earbuds machen immer noch einen tollen Job.
Nach mehrmaligem Herausfallen von Stöpsel-In-Ears bin ich vom Haltekonzept der Bose quietcomfort earbuds überzeugt. Klanglich sind diese ebenfalls gut, in dieser Preisklasse gesehen. Für mich das beste Paket.
Hallo kann wir jemand helfen wo ich die Ohreneinsätze für die earbuds bekommen ,?
Hi! Einfach mal nach „bose quietcomfort earbuds stayHear max ohreinsätze“ googeln. Gäbe es dann bei amazon.de, bei bose.de, etc…
Leider sind die super speziellen Ohreinsätze nicht für jedes menschliche Ohr geeignet. Ich bringe diese Kopfhörer mit nichts dazu, länger als 5 Minuten in meinem Ohr zu bleiben. Da deren Befestigung auch noch super speziell ist, kommen andere, frei verfügbare Einsätze auch nicht in Frage. Bose schließt also hiermit einen Teil potentieller Kunden von der Verwendung dieser Kopfhörer aus, was ich als Betroffener ziemlich schade finde.
Im Grosse und Ganzen stimme ich dem Rezensenten zu. Zu Erwähnen wäre noch der Tragekomfort ohne „Stöpsel Gefühl“. Auch nach Stunden noch angenehm. Das ANC und Klang finde ich besser als bei meinen Sony WH 1000 xm3.