Präzise, guter Klang und ein tolles Mikrofon: Beyerdynamics Wireless-Debüt, die MMX 200 wireless, überzeugen mit ihren Kernfunktionen. Dennoch offenbart das Gaming Headset im Test Schwächen.
- Klang
- Mikrofon
- Bluetooth 5.3 mit LC3
- USB Audio
- Fehlendes USB-C-auf-Miniklinkenkabel zur Nutzung des Hybrid Mode
- Neigen zu Hitzestau
Beyerdynamic kappt die Kabel und zeigt mit dem MMX 200 wireless sein erstes kabelloses Gaming Headset. Per Dongle und Bluetooth arbeiten die Over-Ears nicht nur über Funk, auch per Kabel (analog oder digital) wollen die MMX 200 am Erfolg des MMX 300 anknüpfen. Ob ihnen das gelingt?
Es war nur eine Frage der Zeit. Zwischen den Modellen MMX 100, MMX 150 und dem Top-Modell MMX 300 klaffte eine Lücke, die es sinnvoll zu füllen galt. Dies hat der Heilbronner Hersteller nun getan und platziert mit dem MMX 200 wireless ein ca. 250 Euro teures Gaming Headset, das Top-modern ausgestattet ist: Neueste Bluetooth-5.3-Version, Low-Latency-Funk-Dongle, Agumented Mode (Transparenzmodus) sowie ein Mikrofon mit 9,9 mm großer Kapsel, das Maßstäbe im Gaming mit Studioqualität setzen soll. Ansonsten verzichtet der geschlossene Kopfhörer auf Schnickschnack wie LEDs, Software-Anbindung und Surround.
Lieferumfang
Das Beyerdynamic MMX 200 wireless kommt mit einem 240 cm langen USB-Kabel (C auf A), einem Wireless Dongle mit USB-C und USB-C-zu-USB-A-Adapter sowie einem abnehmbaren Schwanenhalsmikrofon samt Pop-Schutz. Natürlich fehlen die üblichen Schriftstücke wie Sicherheitshinweise sowie eine Schnellstartanleitung nicht, wo auch der Anschluss per optionalen USB-C auf Miniklinkenkabel beschrieben ist, wenn der sogenannte Hybrid Mode genutzt werden will. Warum dieses Kabel bei einem 249 Euro teuren Headset nicht enthalten ist, bleibt ein Rätsel. Im Beyerdynamic Webshop gibt es zum Zeitpunkt dieser Testveröffentlichung auch keinen Hinweis auf Kosten und Verfügbarkeit. Da bleibt bis auf weiteres nur der Griff zum Drittanbieterkabel.
Design und Tragekomfort
Das in Schwarz oder Hellgrau erhältliche Beyerdynamic MMX 200 wireless ist ein geschlossener Over-Ear-Kopfhörer mit dynamischen 40-mm-Treibern.
Beyerdynamic-typisch ist das MMX 200 wireless solide verarbeitet, wobei ein Großteil des verwendeten Materials Kunststoff ist. Das Kopfbügelpolster aus Memory-Schaumstoff ist mit Kunstleder überzogen und fest mit dem Bügel verbunden. Dieser nimmt die Aluminiumaufhängung auf, die etwas schwergängig in elf gerasterten Stufen eine Größeneinstellung erlaubt. Daran hängen die Lautsprechergondeln, deren Ohrpolster ebenfalls mit Memory-Foam gefüllt und mit Kunstleder ummantelt sind.
Leider sorgen die austauschbaren Ohrpolster (Durchmesser ca. 5,5 cm) nach einigen Stunden für schwitzige Ohren, und ein festes Drücken auf die Kapseln lässt die Luft darunter mit einem lauten Fiepen entweichen. Als Brillenträger hatte ich schon smoothere Brillenbügel-umschließende Headsets auf dem Kopf. Hier spüre ich den Druck der Ohrpolster auf die dünnen Bügel, was auf Dauer zu leichten Unbequemlichkeiten führt.
Der Anpressdruck ist auf meinem mittelgroßen Kopf gut, sodass eine sehr gute passive Außengeräuschdämpfung gegeben ist.
Die linke Kunststoffgondel fängt das Reiben des dicken gummiummantelten USB-Kabels an der Kleidung allerdings ein.
Die Akkuleistung der MMX 200 rangiert im Mittelfeld: Ca. 35 Stunden halten die Kopfhörer bei moderater Lautstärke durch, was unser Praxistest Pi mal Daumen bestätigt. Eine Schnellladeoption bieten die Kopfhörer indes nicht.
Bedienung
Neben der Miniklinkenbuchse des Mikros und der USB-C-Buchse besitzen die Beyerdynamic MMX 200 wireless einen Power-Taster, einen Button, der zwischen Low Latency und Bluetooth switcht sowie einen Endlosdrehregler für die Lautstärke. Letztgenannte besitzen mehrere Unterfunktionen, die per mehrsekündigem oder mehrmaligem Drücken verschiedene Modi anbieten. Mikrofon stumm- und scharfschalten, Funkstrecke ändern oder Augmented Mode ein-, bzw. ausschalten. Dazu signalisiert der mehrfarbige LED-Rand um das Lautstärkerädchen die verschiedenen Modi. Welche Farbe in welcher Blinkgeschwindigkeit was genau macht, kann man sich bei rund 20 unterschiedlichen Blinkstati weder merken noch ist dies selbsterklärend. Der Quickstart Guide ist dabei unverzichtbar.
So flexibel lässt sich das Beyerdynamic MMX 200 wireless nutzen
Low Latency Mode, Bluetooth Mode und Hybrid Mode – diese drei Anschlussarten bieten die Beyerdynamic MMX 200 wireless. Der erste benötigt den im Lieferumfang enthaltenen Dongle (META LINK CONNECT) und kann an PCs, Macs, Playstations und der Switch eingesetzt werden. Dabei geht das Koppeln schnell vonstatten und wir hatten keinerlei Drop-outs, selbst nach über 25 Metern und durch eine geschlossene Terrassentür.
Der Bluetooth-Modus erlaubt die Verbindung mit einem Bluetooth-fähigen Device, wobei je nach Ausstattung SBC oder LC3 als Codec zum Einsatz kommen. Letzterer ist die qualitativ hochwertigere Kompressionsmethode, wobei noch nicht viele Smartphones oder Tablets diesen unterstützen (siehe Ratgeber). Dennoch ist es gut, damit für die Zukunft gerüstet zu sein.
Sollten Anrufe eingehen oder ihr wollt Musik hören, übernimmt der Bluetooth-Knopf die Verwaltung von Telefonaten (Annehmen, Auflegen, Ablehnen), bzw. Steuerungsfunktion wie Play und Stop.
Der Hybrid Mode erlaubt indes die gleichzeitige Verwendung des Kopfhörers via Bluetooth plus mit einer Spielekonsole oder einem PC. Dabei mischt der Kopfhörer beide Signale im Verhältnis 50:50. Leider konnten wir dies nicht testen, da – wie oben bereits erwähnt – das erforderliche Kabel optional erworben werden muss. Beyerdynamic sollte dies ändern, damit die Nutzer ein vom Hersteller beworbenes Haupt-Feature auch nutzen können.
Zwar kann der Kopfhörer per mitgeliefertem USB-Kabel auch digital und somit verlustfrei mit einem PC betrieben werden, der Hybrid Mode arbeitet in dieser Kombination aber leider nicht.
Der Augmented Mode ist eine sinnvolle Ergänzung: Er überträgt Geräusche von außen über zwei Mikrofone in den Kapseln und mischt sie live zum Wiedergabesignal. So kann man in normaler Lautstärke weitersprechen, was bei einem geschlossenen System sonst nicht ginge. Die Verstärkung arbeitet subtil, das Grundrauschen ist unauffällig. Laut Anleitung bestätigt eine Sprachansage die Aktivierung des Modus, was bei unserem Testmodell allerdings nicht der Fall war.
Klang
Das MMX 200 wireless zeigt klar, aus welchem Stall es kommt. Beyerdynamics Expertise in Sachen Studio-Tuning lässt sich auch hier „erhören“.
Mit einem Übertragungsbereich von 20 bis 20.000 Hz arbeiten die MMX 200 dagegen nicht so breitbandig wie die Kollegen MMX 100, MMX 150 sowie MMX 300. Sie bieten einen zurückgenommenen, knackigen Bassbereich, der sauber aufspielt, aber bei tiefen Explosionen oder Subbässen nicht mitreißt. Wie bei den kleineren Kollegen wirkt das oftmals ein bisschen brav. Wer das ändern möchte, kann sich zumindest am Smartphone über Drittanbieter-Equalizer behelfen, was freilich an der Playstation und Co nichts bringt.
Die Mitten und die Höhen wirken dabei schön präsent, sodass zum Beispiel bei „Horizon Forbidden West“ Dialoge und allerlei Geräusche wunderbar verständlich und unterscheidbar waren. Das sorgt natürlich für eine sehr gute Präzision: Für ein reines Stereo Headset hatten wir nie Mühe, Bewegungen und Geräusche der Gegner auf der virtuellen Bühne zu lokalisieren. Auch Spielszenen, in denen es äußerst hektisch zugeht, bringen den MMX 200 wireless nicht aus dem Tritt.
Durch die sehr schöne Wiedergabe von Räumlichkeit sind mir sogar Unzulänglichkeiten in Spielen weitaus stärker aufgefallen, als mit vergleichbaren Mitbewerbern wie Razer oder EPOS.
Diese Qualität erinnert fast schon an eine akustische Lupe: Während in einem selbstproduzierten Track mit einem Shure SRH1540 Studiokopfhörer der äußerst dezente Gated-Reverb-Effekt auf der Clap im Gesamtmix schlicht untergeht, arbeitet das MMX 200 wireless Headset dies so heraus, dass er subtil wahrnehmbar bleibt. Sehr schön!
META VOICE Mikrofon
Auch mit der Mikrofon-Qualität waren wir sehr zufrieden: Ausgestattet mit einer 9,9 mm großen Kapsel und Nierencharakteristik klang unsere Stimme recht natürlich, Tastaturgeräusche waren nur leise im Hintergrund wahrnehmbar. Bei unseren Testaufnahmen zeigte sich die hohe Empfindlichkeit des Mikros: Zu nah am Mund positioniert, sorgte unsere Stimme schnell für Übersteuerungen. Dank eines Frequenzbereichs von 50 Hz bis 18.000 Hz taugt es selbst für semiprofessionelle Podcasts oder gar zum Musikmachen. Freilich, ein „großes“ Studiomikrofon für richtig professionelle Aufnahmen kann es nicht ersetzen.
Fazit
Das Beyerdynamic MMX 200 wireless ist ein kabelloses Gaming Headset, das vieles richtig macht, aber eben leider nicht alles. Während wir den Klang, die Präzision, die Räumlichkeit und die Qualität des Mikros richtig gut finden, tun wir das in Sachen Funktionsumfang leider nicht. Denn der Hybrid Mode, also die gleichzeitige Verwendung als Gaming Headset und Bluetooth-Empfänger, ist nur nutzbar mit dem optionalen USB-auf-Miniklinkenkabel. Für einen knapp 250 Euro teuren Gaming-Kopfhörer ist das bitter, denn Mitbewerber können das teilweise besser.
- 199,00 € *Zum Angebot
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Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 20.000 Hz
- Impedanz32 Ohm
- Gewicht ohne Kabel360 g
- Kabellänge240 cm
Lieferumfang
- Mikrofon
- USB-Kabel
- Funk-Dongle
- USB-Adapter
Besonderheiten
- in Schwarz und Grau erhältlich
- BT-Version: 5.3
- BT-Codecs: SBC, LC3