Da die Neuauflage der Planar eher kosmetischer Natur ist, bleibt – zum Glück – alles beim Alten: Ihr bekommt mit dem Avantone Pro Planar The II einen optisch charaktervollen, technisch ausgereiften und klanglich ebenso sanftmütigen wie ausgewogenen Studiokopfhörer, der in der Summe etwas Luxuriöses an sich hat.
- Ausgewogener und unangestrengter Klang
- Sehr gute räumliche Darstellung
- Bequemer Sitz (in Anbetracht des Gewichts)
Tatsächlich geht das optische Versprechen des Hörers, der ein bisschen retroesk nach einer „guten alten Zeit, als die Dinge noch Qualität hatten“ aussieht, hier voll und ganz auf. Das schlägt sich dann (leider) auch im Preis nieder, der aber in Anbetracht des Gebotenen als absolut vertretbar erscheint.
Avantone Pro Planar The II – die Unterschiede zum Vorgänger
Gut drei Jahre ist es mittlerweile her, dass die erste Version des Planar (zum Test) aus der Fertigung der amerikanischen Audioschmiede „Avantone Pro“ unsere Redaktion besuchte und sie mit der vollen Punktzahl wieder verlassen konnte. Nun bringt der Hersteller, der in Studiokreisen vor allen Dingen durch die Auflage legendärer Monitore wie etwa den NS-10 von Yamaha oder dem Soundcube von Auratone bekannt ist, ein Update ihres Studiokopfhörers, der mit magnetostatischem Wirkprinzip arbeitet.
Die Neuerungen betreffen dabei lediglich die Materialwahl der gelochten Rückwand (Alu statt Stahl) und das Anschlusskabel, das nun ein Stück weit stabiler sein soll. Die Elektronik, Treiber und das Design entsprechen – zum Glück, wie wir noch erfahren werden – dem Original.
Panar-magnetische Treiber: Wie funktioniert das?
Somit bleibt auch das namensgebende planar-elektromagnetische Membran-Design unangetastet. Der größte Vorteil an diesem Schallwandlerprinzip ist die geringere Masse, die bewegt werden muss, um Schallwellen zu erzeugen. Denn während ein klassischer Lautsprecher zusätzlich zur eigenen Membran ja noch seine eng gewickelte Schwingspule mit im Gepäck hat, ist beim Magnetostaten bereits eine feinstaubdünne (21 μm) Beschichtung der Membranfolie als Antrieb ausreichend.
Und es gibt noch weitere Vorteile: Durch die beidseitig angebrachten Permamagneten (Statoren) ist die Bewegung der Membran (Gegentaktaufbau) – zumindest in der Theorie – ausgewogener als beim klassischen Schwingspulen-Lautsprecher. Und da prinzipbedingt die gesamte Membran-Fläche gleichzeitig zur Schwingung angeregt wird, agiert sie dabei mit einer sehr geringen Verzerrung. Soweit zur Theorie – wenden wir uns nun also unserem Testobjekt zu.
Avantone Pro Planar The II: beeindruckende Optik
Rein äußerlich ist hier alles beim Alten geblieben: Der Planar ist nach wie vor ein unverwechselbarer Bolide, der mit einem halben Kilo Gewicht auf die Waage – respektive auf den Kopf – steigt. Aber das darf er auch, denn so ziemlich alles an ihm ist, abgesehen vom Kopfband aus Leder und den Earpads, aus solidem Metall gefertigt. Mit seinen mächtigen, quadratischen Lautsprechergondeln mit Rückwänden aus lochgerastertem Aluminium (erhältlich in den Farbvarianten: Rot, Schwarz und Creme), die mit dicken Schrauben an einem ebenfalls aus Metall gestanzten Kopfbügel befestigt sind, sieht er wirklich absolut beeindruckend aus. Auch wenn man die – sehr elegant mit eingearbeitetem Klett-Material – angebrachten Earpads abnimmt, zeigt sich ein solides Bild, denn die Membranen sind mit nicht weniger als zwölf Schrauben in der Gehäuseschale verankert.
Und wie schon beim Vorgänger wird diese tolle Retro-Optik, die an frühe Rundfunktechnik erinnert, besonders dadurch charmant, dass sie keine schnöde Deko ist, sondern sich unmittelbar aus dem technischen und funktionalen Aufbau des Hörers begründet: Denn die Magnetostaten brauchen einfach Platz. Da es sich hier um ein offenes Design handelt, ist die optisch eindrucksvolle Lochrasterung der Rückwand ein gelungenes Mittel zum Zweck, das nebenbei für eine hervorragende Belüftung der Lauscher sorgt.
Aber so solide die gesamte Konstruktion auch ist: Metall verbiegt sich bei starker Belastung nun mal – entsprechend sehe ich den Hörer vornehmlich im Studio und im heimischen Musikzimmer, nicht aber im Mobileinsatz. Und das trotz der mitgelieferten Tasche mit „Avantone“-Schriftzug. Die sollte man eher als nette Beigabe und weniger als Einladung zum Transport betrachten. Einen 500-Euro- (und Gramm-)Hörer dieser Größe nimmt man einfach nicht mit in den Nahverkehr, auch wenn es verdammt cool aussieht.
Tragekomfort: Sofa für die Ohren
Erstaunlich ist, dass sich der Avantone Pro Planar The II trotz seines hohen Gewichts ausgesprochen angenehm tragen lässt. Mehr noch: Wenn man den Planar aufsetzt, macht es quasi „wupp“ und man hat das Gefühl, eins mit diesem technischen Gerät zu werden. So ungefähr stelle ich mir auch das Tragen eines Exoskeletts aus „Avatar“, „Edge of Tomorrow“ oder „District 5“ vor.
Dass dem so ist, hat drei gute Gründe. Erstens: Das extrem breite Kopfband, das an seinem Scheitelpunkt, direkt über dem Schädelknochen, knapp acht Zentimeter misst und das Gewicht des Hörers entsprechend breitflächig verteilt. Zweitens: die weichen, plüschigen Ohrpolster, die sich mit über zwei Zentimetern Dicke an den Kopf schmiegen und den Anpressdruck auf einer Gesamtfläche von rund 77 Quadratzentimetern am Kopf verteilen. Und drittens: die offene Bauform, die bei längerem Tragen dem Hitzestau wirkungsvoll entgegenwirkt.
Kurz: das Tragen der Avantone Pro Planar The II fühlt sich ein bisschen so an, wie in einem bequemen Sofa zu versinken (und nicht mehr aufstehen zu wollen). Am Rande sei noch bemerkt, dass einem die breitflächigen Magnetostaten auch unterschiedlichste Positionierungen des Hörers am Kopf (weiter oben/unten, vorne/hinten) großzügig verzeihen denn es gibt hier keinen ausgeprägten Sweet Spot wie bei Konusmembranen.
Der technische Aspekt des Avantone Pro Planar The II
Wie schon beim Vorgängermodell reicht der Frequenzgang des Hörers von 30 Hz bis zu schwindelerregenden 30 kHz. Der Frage, ob das nun ein exklusives Vergnügen für Fledermäuse, Hunde, Katzen und andere Kleintiere ist oder ob auch wir Normalhörenden (bis etwa 16 kHz) etwas davon haben, will ich an dieser Stelle nicht weiter nachgehen – schaden tut es jedenfalls nicht, wie wir im Bereich Klang noch erörtern werden. Wesentlich praxisrelevanter ist dagegen, dass die Impedanz trotz der großen Membranflächen lediglich bei 33 Ohm (gemittelt) liegt und somit auch der Betrieb an leistungsschwachen Verstärkern (bspw. Mobiltelefone) möglich ist. Praktisch ist auch die beidseitig vorhandene Miniklinken-Buchse sowie die frei bleibende Buchse, die zum Einschleifen eines zweiten Kopfhörers genutzt werden kann.
So klingt der Avantone Pro Planar The II
Es passiert selten, aber manchmal begegnet man Kopfhörern, bei denen man vom ersten Takt an denkt: „Ja, hier stimmt alles“. Der Avantone Pro Planar The II gehört zu dieser seltenen Spezies.
Dabei beherrscht er den klanglichen Salto mortale, eine voll umfassende spektrale Abbildung des gesamten Frequenzspektrums zu liefern und gleichzeitig völlig unaufdringlich zu klingen, sodass sich mit ihm über Stunden ermüdungsfrei Hören und Arbeiten lässt. Der Trick gelingt deshalb, weil er über das gesamte Hörspektrum sehr ausgewogen und natürlich abbildet. Hat man zuvor einen eher höhenlastigen Kopfhörer auf den Ohren gehabt, wird man diese Wiedergabe zunächst vielleicht als etwas bedeckt empfinden. Nach einiger Zeit merkt man aber, dass der Avantone Pro Planar The II alles reproduziert, nur eben entspannt und ohne Eindruck schinden zu wollen.
Das Gleiche gilt auch für den Bassbereich, wobei man natürlich erwähnen muss, dass es offene Kopfhörer ohnehin physikalisch unmöglich ist, den gleichen Staudruck zu entwickeln wie geschlossene Hörer.
Ganz außergewöhnlich ist die räumliche Tiefe und Auflösung des Avantone Pro Planar The II: Belädt man den Zuspieler beispielsweise mit Trevor Horns neuem „The Best Of“-Album, das künstlerisch zwar relativ langweilig, klanglich aber absolut erstklassig ausbalanciert ist und lauscht im Intro der pompösen „Slave To The Rhythm“-Version dem kurz eingeflogenen Applaus, ertappt man sich beim erschreckten Blick über die Schulter, denn es wirkt wirklich so, als ob sich da eine Kleingruppe unangemeldet ins Zimmer geschlichen hat und plötzlich links neben einem klatscht. Dass der Planar so eine immersive Klangbühne zu inszenieren vermag, liegt natürlich an seinem Wirkprinzip: Denn da wo konische Membranen aufgrund ihrer Bauform eine gewisse Fokussierung, einen Sweet-Spot haben, der idealerweise auf den Gehörgang ausgerichtet ist, emittieren planare Wander den Schall gleichmäßig über die gesamte Membran-Fläche. Entsprechend verzeiht es einem der Planar großzügig, wenn man ihn mal schief trägt – es macht schlicht und ergreifend keinen klanglichen Unterschied.
Fazit
Schon vor drei Jahren habt mir der Planar ausgezeichnet gefallen und das ändert sich auch mit dem Update auf Versionsnummer „Zwei“ nicht, das im Wesentlichen den Materialmix und das Anschlusskabel betrifft.
Mein damaliges Fazit hat also unverändert Bestand: Der Planar The II von Avantone hat mich nicht nur überzeugt, sondern auch ein gutes Stück weit begeistert. Denn er ist ein hervorragend klingender und dabei ziemlich spektakulär aussehender Kopfhörer, den ich sowohl MusikproduzentInnen für die Arbeit im Studio wie auch audiophilen MusikliebhaberInnen empfehlen kann, die ein sehr präzises und gleichzeitig ausgewogenes Klangbild suchen, das sich über lange Zeit ermüdungsfrei hören lässt. Besonders erwähnenswert ist dabei die Tiefe der räumlichen Abbildung, die Musik auf dem Planar The II geradezu dreidimensional erscheinen lässt. Dabei sollte man sich vom wuchtigen Äußeren des Magnetostaten nicht einschüchtern lassen – er trägt sich viel bequemer, als er aussieht.
- 435,00 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweiseoffen
- Wandlerprinzipplanar-magnetisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)30 - 30.000 Hz
- Impedanz33,05 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)96,25 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf943,5 g
- Gewicht mit Kabel545 g
- Gewicht ohne Kabel510 g
- Kabellänge195 cm
Lieferumfang
- Kabel
- Adapter auf 6,35 mm
- Transportbeutel