Audix feiert mit dem Modell A10 einen starken Einstieg in das hart umkämpfte Geschäft der In-Ear-Monitore. Das Gerät ist für den Einsatz auf der Live-Bühne prädestiniert, bietet aber sowohl dem Tonschaffendem im Studio als auch dem audiophilen Hörer zu Hause hohen Klanggenuss. Pegelfestigkeit, straffe Bässe und ein ausgewogenes Frequenzspektrum sind nur einige der vielen positiven Merkmale, die ich im Laufe des Tests kennen- und schätzen gelernt habe. Betrachtet man die unverbindliche Preisempfehlung von 415 Euro im Verhältnis zum Gebotenen, kann ich eine klare Kaufempfehlung ohne Wenn und Aber aussprechen.
Kopfhörer sind auf der Bühne einem strapaziösen und harten Alltag unterworfen. Um ihre Aufgabe zu erfüllen, sollten sie entsprechend robust ausgeführt sein. Der Einsatz vergleichsweise filigraner In-Ear-Monitore erscheint auf den ersten Blick widersprüchlich, dient aber der unauffälligen Optik bei der Performance. Sollen die entsprechenden Geräte aber auch noch den Anspruch an eine neutrale Klangwiedergabe und hoher Ausgangslautstärke erfüllen, ist schnell das Ende der Fahnenstange erreicht. Übernimmt jedoch ein alter Hase der Audiobranche diese Aufgabe, darf man auf das Endergebnis gespannt sein.
Die US-amerikanische Firma Audix wurde im Jahr 1984 von Cliff Castle und Fred Bigeh gegründet. Das Produktportfolio des Herstellers umfasst eine umfangreiche Auswahl unterschiedlichster Mikrofontypen und Zubehör für verschiedenste Einsatzgebiete. Die Geräte zeichnen sich durch qualitativ hochwertige Ausführung, eine robuste Fertigung und guten Klang aus. Audix-Produkte werden komplett in Wilsonville, Oregon entwickelt und hergestellt. Nach 37 Jahren Berufserfahrung debütiert der Hersteller nun mit seinem ersten In-Ear-Kopfhörer für den professionellen Bühneneinsatz. Genauer handelt es sich sogar um zwei Modelle: Dem neutral abgestimmten A10, dem wir uns an dieser Stelle widmen und dem Schwestermodell A10X (zum Test) mit betontem Bassbereich.
Anwendungsanforderung
Der tägliche Bühneneinsatz erfordert, Aufgabenstellungen im Eifer des Gefechts schnell zu erledigen, wobei mit den Geräten häufig nicht unbedingt zimperlich umgegangen wird. Robustheit und Langlebigkeit alleine reichen allerdings nicht aus. Der schweißtreibende Job des Live-Musikers erfordert von den Geräten eine gewisse Resistenz gegen Feuchte sowie eine effektive Außenabschirmung, sodass dauerhaft mit einem niedrigen und ohrschützenden Pegel gearbeitet werden kann. Dringen zu viele Umgebungsgeräusche von außen ein, muss man dies mit höherem Abspielpegel kompensieren und das Ohr wird einer ungesunden höheren Belastung ausgesetzt. Vor allem aber soll natürlich differenzierter, hoch auflösender Klang für ein gutes Klangergebnis beim In-Ear-Monitoring sorgen.
Praxis
Ausgeliefert werden die Kopfhörer in einer schwarzen Aufbewahrungsbox, deren Magnetverschluss den mit festem Schaum ausgefüllten Innenraum fest verschließt. Die Konstruktion hinterlässt den Eindruck, dass sie für jahrelangen Transport konzipiert wurde. Enthalten sind die Kopfhörer, ein stabiles Transport-Etui, vier unterschiedlich große Paare Silikonaufsätze und ein kleines Handbuch mit den wichtigsten Informationen rund um den A10.
Laut Herstellerangabe verfügen die Kopfhörer über ein Spritzgussgehäuse, das leicht und robust wirkt. Der rauchig-farbige, aber trotzdem transparente Korpus, ist passend für die Ohrmuschel geformt und hat an der jeweiligen Innenseite eine farbliche Kennzeichnung für die linke und rechte Seite. Mithilfe der Silikon-Ohrpassstücke, die straff auf der Ausgangsröhre sitzen, lassen sich schnell individuelle Anpassungen realisieren. Das Ergebnis ist ein angenehm fest sitzender Kopfhörer mit sehr guten Dämpfungseigenschaften.
Das Anschlusskabel wird über MMCX-Anschlüsse zuverlässig mit dem Gehäuse verbunden und lässt sich dazu um 360 Grad drehen, was eine einfache Platzierung im Ohr ermöglicht. Die letzten 10 cm vor dem MMCX-Anschluss sind mit einer Drahtumwicklung verstärkt, die eine individuelle Anpassung an die eigenen Bedürfnisse ermöglicht. Das ausreichend bemessene 1,5 m lange Kabel fügt sich nach circa 50 cm in einer festen Silikonkupplung zusammen. Zur feineren Zusammenfügung und Höhenverstellbarkeit, der von den Ohren abgehenden Einzelkabeln, ist vor der Kupplung eine ebenfalls aus Silikon gefertigte verschiebbare Öse angebracht. Das Ende des robusten aber sich gut anpassbaren Kabels aus versilbertem, sauerstofffreiem Kupfer mündet in einer um 90 Grad gewinkelten vergoldeten 3,5-mm-Ministereoklinke – ein Adapter auf das 6,3-mm-Format gehört leider nicht zum Lieferumfang.
Technik und Klang
Der dynamische Vollbereichstreiber des A10 arbeitet mit einer massearmen Schwingspule und einer Membran, die mit einer Titanlegierung versehen ist. Er soll sich laut Audix durch Verzerrungsarmut und eine phasenkohärente Wiedergabe auszeichnen. Identisch zum A10X, der auf eine Komposit-Membran aus Beryllium setzt, ist der Frequenzgang von zehn Oktaven.
Dank der effektiven passiven Dämpfung man kann sich beim A10 voll und ganz auf den Klang konzentrieren. Als Klangquellen dienten im Test ein Vorverstärker mit einem gut ausgelegten Kopfhörerverstärker (Funk MTX Monitor), ein Smartphone (Samsung Galaxy7) und der leistungsstarke Kopfhörerverstärker des RME Fireface UFXII.
Der Unterschied zum A10X liegt im Bassbereich. Das sollte allerdings nicht missverstanden werden. Der A10 liefert einen tiefreichenden Bass mit neutraler Abstimmung. Erst wer Gravitationswellen hören kann und will, dürfte sich an der Untergrenze von 18 Hz im Messblatt stören – vergegenwärtigen wir uns, dass der tiefste Ton eines Flügels das Subkontra-A bei 27,50 Hz liegt. Hier geht es also um die Abstimmung im Gesamtklangbild. Die Bässe werden durchgängig straff und mit Kontur reproduziert. Insbesondere Klassik-Hörer werden die nicht überzogenen Bässe schätzen, da sie stets klar und nicht wummernd tönen. So verbindet sich ein tiefer „Hör-Einblick“ in die Sektion der Kontrabässe, die den mittleren und höheren Frequenzen stets den nötigen Raum reserviert.
Der Mittenbereich bedankt sich dafür indem er die dort befindlichen Instrumente mitsamt Artikulationsansatz detailliert und aufgefächert präsentiert. Hier ist viel Raum für die Klangentfaltung, eine entsprechende Tonmischung vorausgesetzt.
Und dort, wo die oberen Töne direkt in die Atmosphäre übergehen, kann man den wiedergegebenen Klangdunst beinahe greifen. Unangestrengt perlen die Obertöne aus den Membranen, immer fein und nie schrill. Insgesamt bietet der A10 ein sehr ausgewogenes Klangbild für die Freunde einer natürlichen Klangwiedergabe. Sei es in der Klassik, im Jazz oder auch im Rock – hier kommt jeder voll auf seine Kosten.
Und wie auch der A10X überzeugt der A10 auf der Bühne durch die hohe Außendämpfung und die resultierende mögliche Lautstärkestaffelung, die schon bei geringer Lautstärke mit ausgewogenem und druckvollen Klang belohnt sowie ein umhüllendes Gefühl vermittelt. Genauso gut wird aber auch der Klassik-Hörer, der sich in den eigenen vier Wänden gern von außen isoliert, um ganz in die Musik einzutauchen, seine Freude an diesem Gerät finden.
Technische Daten
- BauformIn-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)18 - 19.000 Hz
- Impedanz35 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)@1 kHz: 105 dB dB
- Kabellänge150 cm
Lieferumfang
- Kabel
- Transport-Etui