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Audeze LCD-2C

Eindeutiger Einstieg in die Spitzenklasse

Kurz & knapp

Der Audeze LCD-2 Classic ist ein tolles Gesamtpaket für unter 900 € für Anwender, die sich musikalisch in aktueller Musik wiederfinden – denn dann profitiert man besonders von der Abstimmung des Kopfhörers. Die präsente, dynamische und trotzdem entspannte Reproduktion der Treiber gefällt mir beim reinen Musikhören am besten. Da der Kopfhörer zudem ausgesprochen bequem sitzt, würde ich ihn am liebsten meiner kleinen Sammlung hinzufügen – auch weil die Hörsessions wie von Geisterhand regelmäßig ausuferten.

Vorteile:
  • aufgeräumtes, wirkungsvolles Design
  • sehr bequem, auch bei langen Sessions
  • ermüdungsfreie Abstimmung
Nachteile:
  • fehlende Transporttasche
  • fehlendes symmetrisches Kabel oder hochwertiger Adapter für mobiles Hören
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Audeze entert mit dem etwas „abgespeckten“ LCD-2 Classic die Preisregion von deutlich unter 1.000 Euro und wird so für eine wesentlich breitere Käuferschicht interessant. Auf das Maximum reduziert vereint der Kopfhörer höchste Verarbeitungskriterien, eine super komfortable Passform und einen Sound für lange Sessions. Mit der zusätzlichen Software können auch Tonkünstler und Mastering-Engineers die lebendig sanfte Wiedergabe ihren Bedürfnissen anpassen. Somit hat der LCD-2 Classic das Zeug dazu viele neue Fans für sich zu gewinnen.

Erstmals durfte ich mit diesem Test ausführlich einen Kopfhörer von Audeze testen, nachdem ich in den vergangenen Jahren immer nur kürzere Rendezvous mit verschiedenen Modellen des Herstellers auf Messen oder bei Kollegen hatte. Der amerikanische Hersteller, der sich im Premium-Segment einen erstklassigen Ruf erarbeitet hat, bietet mit dem LCD-2C einen imposanten, offenen Kopfhörer mit magnetostatischen Flächenstrahlern, der an die Tradition der ursprünglichen LCD-2 anknüpfen will. Der allererste Eindruck war ein Ernüchternder, was – und so viel sei vorweggenommen – nichts mit seiner tonalen Reproduktion zu tun hat.

Vielmehr dachte ich, ich hätte ein Testmuster geschickt bekommen, da der LCD-2 in einem einfachen weißen Karton geliefert wurde. Keine Transportbox, kein zweites Kabel, keine Adapter, kein Schnickschnack, einfach nur der Kopfhörer in passend zugeschnittenen Schaumstoffaussparungen, ein Kabel, eine Scheckkarte mit der Seriennummer und ein USB-Stick, auf dem sich das Handbuch im PDF-Format befindet.

Als ich den Kopfhörer aus seiner schmucklosen Verpackung genommen und das Kabel beidseitig über die für Audeze typischen Vier-Pin-DIN-Stecker an den Ohrschalen befestigt hatte, war ich sofort milde gestimmt. Es ist nachvollziehbar, dass die Produktentwicklung und Preisfindung eines Premium-Kopfhörers für diesen Verkaufspreis an bestimmten Stellen Einsparungen erfordert – und obwohl ich mich sehr für optisch ansprechende Verpackungen und zusätzliche Gimmicks begeistern kann, schätze ich an Kopfhörern doch immer die Funktion vor designten Nebenprodukten. Eine passende Transportbox und auch ein symmetrisches Kabel kann man übrigens nachbestellen: allerdings mit einem gehörigen Aufpreis.

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Haptik, Optik, Tragekomfort

Der mit mehr als einem halben Kilo Lebendgewicht wirklich schwere LCD-2C ist in meinen Augen extrem gekonnt designt. Die Übergänge der Ohrschalen in die Stecker ergeben eine optisch stimmige Linie; der mattschwarze, pulverbeschichtete Federstahlkopfbügel bietet in Verbindung mit den etwas archaisch anmutenden Stahlstiften zwischen Bügel und der ebenfalls mattschwarzen Ohrschalenaufhängung eine gelungene Komposition, die von den Abdeckungen der Ohrschalen gekonnt abgerundet wird. Durch das gedrillte Kabel, mit seiner leicht glänzenden Oberfläche, spielt man eine elegant antagonistische Karte, wodurch sich ein formschönes, interessantes Gesamtpaket ergibt.

Die faktisch imposante Bauweise im Industrial-Look überzeugt mich auch haptisch sehr. Man gewinnt augenblicklich den Eindruck, ein hochwertiges Stück Spitzentechnologie in den Händen zu halten. Trotz seines in der Hand erschreckend hohen Gewichtes ist der LCD-2C ein hervorragend bequemer Kopfhörer mit einem für mich erstklassigen Anpressdruck. Die Gewichtsverteilung über die breite, gelochte Auflagefläche aus Proteinleder am Scheitel wurde optimal austariert. Selbst bei stundenlangen Sessions steht das Gewicht nicht im Weg, auch wenn grazile Anwender die Hörinstrumente nach einer gewissen Zeit spüren werden. Die leicht drehbaren Ohrschalen, ebenfalls mit einem Proteinleder überzogen, sind großzügig gestaltet. Das gilt sowohl für die Größe der Öffnungen, unter denen auch große Ohren reichlich Platz finden, als auch für die gute Polsterung mit Memoryschaumstoff. Die Anpassung an die Kopfform empfinde ich als erstklassig. Auch das knapp zwei Meter lange Kabel überzeugt: es liegt entspannt, ist niemals störrisch und überträgt zudem keinerlei Griffgeräusche, so dass ich mich frei am Studiotisch bewegen kann – so macht das Testen Spaß.

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Material und Technik

Der LCD2C ist ein offener, ohrumschließender Kopfhörer mit magnetostatischen Flächenstrahlern, die einen beeindruckenden Durchmesser von 106 Millimetern bieten. Die gesamte Fläche wird dabei als Treiber genutzt – der wiederum über Neodym-Magnete in der aktuellen N50-Ausführung bewegt wird. Die Technik bietet vergleichsweise wenige Partialschwingungen und kann im Bassbereich wegen des geringen Hubs der Membran nicht mit dem bei vielen Anwendern beliebten „Bass-Umppff“ dienen, der einem die Augäpfel aus der Augenhöhle drückt. Die Gehäuse des Treibers sind aus einem speziellen mit Glasfaser verstärkten Nylongewebe gefertigt, das eine extreme Materialfestigkeit besitzen soll und in der Praxis Gehäuseresonanzen gekonnt unterbindet. Eine Impedanz von 71 Ohm (gemessen) lässt den Kopfhörer an vielen unterschiedlichen Zuspielern mit ordentlichem Dampf seine Arbeit verrichten, wobei er von hochwertigen Verstärkern definitiv profitiert.

Klang

Der Grundklang des LCD-2 Classic ist präzise mild, leicht dunkel, warm und mit dem Hang zur Gutmütigkeit im Präsenzbereich. Fräsen einem aktuelle Chartproduktionen gerne ab den mittleren Höhen das Toupet vom Kopf, lässt der LCD-2C zwar erkennen, dass sich in diesen Regionen am Übermaß gelabt wurde, aber man muss nicht gleich den Volume-Knopf zurückdrehen. Die räumliche Darstellung möchte ich als gut gelungen bezeichnen. Separation und Positionierung einzelner Signale gelingt spielend, wobei die Soundbühne überschaubar bleibt und kein immersives Feuerwerk zündet. Transienten und dynamische Zusammenhänge zeichnet der LCD-2C lebendig ab. Im Bass strahlt der LCD-2C bis ganz nach unten. Er strahlt wirklich: sehr akkurat, differenziert und ausgeglichen. Dabei überrumpelt er mich, auch baubedingt, nicht mit markerschütternden Bass Drums, sondern fasziniert vielmehr bei einer Vielzahl tieffrequenter Signale, ob von Saiten, Fellen oder Oszillatoren erzeugt. Der LCD-2C präsentiert das tonale Fundament zusammenhängend und auf nüchterne Weise gehaltvoll. Einigen Anwendern könnte die Basscharakteristik etwas zu „verbeamtet“ sein, mir gefällt das so sehr gut.

Die Mitten werden dynamisch und ausdrucksstark und ebenso präzise abgebildet, der Bereich erlaubt klares Differenzieren und macht Spaß. Oberhalb von 1 kHz beginnt dann ein sanfter, ausgedehnter Roll-Off, der im Präsenzbereich seine Gentleman-Zone erreicht. Die Obertöne einiger Instrumente und Vocals werden spürbar zurückgenommen. Dadurch bekommt man eine tendenziell fokussierte Abbildung der Grundtöne geboten, die sich je nach Musikgenre auch etwas im Kontext hervortun und einen gewissen Biss erzeugt. Bei Produktionen mit hohem Beckenanteil und sehr luftigen Streichern übersetzen die Treiber etwas grießig. In den Höhen oberhalb von 10 kHz wurde der Frequenzgang abgesenkt, weshalb der Kopfhörer dunkler und wärmer klingt als viele Spitzenmodelle des Studiosektors. Gleichzeitig schafft es der LCD-2C aber, nichts zu unterschlagen, wodurch das Hören jederzeit aufregend bleibt und im Gegenzug den eben Erwähnten nicht ermüdet.

Reveal Plug-In

Audeze bietet seinen Kunden ein kostenloses EQ-PlugIn namens „Reveal“ an. Die Software kann in allen gängigen DAWs in den Stereo Out geladen werden und bietet für das jeweilige Kopfhörermodell speziell angepasste Filterkurven. Laut Herstellerangaben soll es den Höreindruck vermitteln, den man beim Abhören in einem akustisch optimierten Studioraum über hochwertige Studiolautsprecher bekommt. In meinem kurzen Test in Logic Pro X kann das PlugIn mit Dry/Wet- und Gain-Regelung vor allem die Obertöne aufpolieren, und die Gesamtabstimmung damit mehr in Richtung linear verschieben – unter Umständen ein netter Mehrwert für Musikschaffende.

vor 7 Jahren von Marcus Schlosser
  • Bewertung: 4.75
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Messdaten

Frequenzgang:

Außendämpfung:
Mehr Messdaten

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweiseoffen
  • Wandlerprinzipmagnetostatisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)10 - 50.000 Hz
  • Impedanz71 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)95,91 dB
  • Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf895,5 g
  • Gewicht mit Kabel616 g
  • Gewicht ohne Kabel544 g
  • Kabellänge185 cm

Lieferumfang

  • Kabel mit 6,3-mm-Klinkenstecker/4-Pin-Mini-XLR
  • USB-Stick mit Bedienungsanleitung
  • Scheckkarte mit Seriennummer

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