Der offene, planarmagnetische Audeze LCD-1 ist der zum Testzeitpunkt preiswerteste Kopfhörer aus der LCD-Reihe des amerikanischen Herstellers. Er überzeugt mit einem überschaubaren, aber qualitativ hochwertigen Lieferumfang und einer sehr guten Verarbeitung. Der Klang des LCD-1 liefert dem Nutzer, was er von einem offenen Kopfhörer erwartet: Seine Wiedergabe vermittelt eine offene, detailreiche Soundbühne mit guter Tiefenstaffelung und feiner Gesamtdynamik. Aufgrund seiner zurückhaltenden Bassperformance stehen die Mitten hier klar im Vordergrund. Deshalb lassen sich mit dem Kopfhörer gut Mixes beurteilen, in denen Gesang, Gitarren und Tasteninstrumente eine große Rolle spielen. HiFi-Freunde werden seinen eher ebenen Frequenzgang am ehesten für Jazz und Klassik schätzen.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Audeze LCD-1 geht für mich vollkommen in Ordnung. Als transportables kleines Geschwisterchen der LCD-Reihe macht er seine Sache wirklich richtig gut. Wer einen transportablen planarmagentisch betriebenen offenen Kopfhörer mit guter Verarbeitungsqualität, angenehmem Handling und hohem Tragekomfort sucht, sollte den Audeze LCD-1 unbedingt als Kandidaten auf dem Zettel haben.
Der ohrumschließende, offene Kopfhörer Audeze LCD-1 ist als Reisebegleiter fürs Monitoring oder HiFi-Genuss unterwegs konzipiert und setzt Audeze-typisch auf planarmagnetische Treiber. Umso schöner, dass er günstiger als all seine Audeze-Geschwister ist. Obwohl er damit das untere Ende der LCD-Serie des Herstellers bildet, soll er dennoch ebenso durch klangliche Transparenz und einen weitgehend ebenen Frequenzgang glänzen wie die restliche LCD-Reihe. Gelingt ihm das?
Übersichtlich und doch beeindruckend
Auch wenn sich das Zubehör des LCD-1 auf den ersten Blick nicht imposant liest, überzeugt es beim Auspacken dennoch: Neben dem Kopfhörer selbst bilden zwar lediglich das abnehmbare Kabel mitsamt Klinkenadapter und ein Transport-Case den Lieferumfang. Doch der zweite Blick offenbart, dass vergoldete Kontakte und Zuleitungen, die im Stoffmantel umschlossen sind, durchweg von Qualität zeugen. Wie für Audeze typisch, werden beide Hörschalen mittels zweier Stecker separat mit dem Audiosignal beschickt. Im Fall des LCD-1 setzt der Hersteller jedoch nicht auf eine Mini-XLR-Ausführung, sondern nutzt Stereo-Miniklinkenstecker. Was mich wundert ist, dass den Headphones keinerlei Dokumentation beiliegt, weder ein Quick Start-Guide noch ein Datenblatt.
Aufbau, Gestaltung und Verarbeitungsqualität
Das Transport-Case wird sicher per Zipper verschlossen, hat eine für den täglichen Schutz ausreichend stabile Schale, ist innen mit einer Art weichem Filz ausgekleidet und bietet ein Netzfach, in dem sich Kabel und Adapter unterbringen lassen. Ein mit weichem Kunstfell überzogenes Schutzblättchen(!) verhindert, dass der Kopfhörer beim Transport am Case-Rand reibt und so Schaden nehmen kann. Die Außenseite des Cases ist mit einem schicken und aufwendig verarbeiteten Stoff versehen. Eine Trageschlaufe aus robust verwebtem Stoff rundet den wirklich guten Eindruck ab, den das Case macht.
Der Kopfhörer selbst ist farblich durchgehend in Schwarz mit silbernen Akzenten gehalten. Dadurch wirkt sein Auftritt robust und seriös. Die Verarbeitung sämtlicher Teile des in den USA gefertigten Geräts ist tadellos. An Gelenken und Kopfbügelmechanismus sorgen Verschraubungen für Servicefreundlichkeit. Zwar deutet im Vergleich zu anderen Kopfhörern der LCD-Reihe auch die Zusammenstellung der Materialien Plastik, Metall, Kunstleder auf den günstigeren Verkaufspreis dieses Modells hin. Doch das tut dem Style des LCD 1 keinen Abbruch, sondern verhilft dem Kopfhörer dennoch zu einem harmonischen optischen Gesamtbild.
Technik wie bei den „Großen“
Auch wenn der Preis des LCD-1 das untere Ende der Audeze LCD-Serie markiert, so kommt doch die Technik seiner großen Geschwister zum Einsatz. Die hauchdünnen Uniforce-Membranen seiner planarmagnetischen Treiber werden mittels Fluxor-Magnete in Schwingung versetzt. Phasenprobleme sollen durch ein spezielles Design der Innengitter (von Audeze als „Fazor Wave Guides“ bezeichnet) in den Hörschalen verhindert werden.
Sein vom Hersteller angegebener Audio-Übertragungsbereich reicht von 10 bis 50.000 Hz und entspricht damit dem der teureren LCD-Kopfhörer LCD-X und LCD-XC. Die von uns gemessene Impedanz beträgt 13,8 Ohm und ist damit geringer als diejenige dieser beiden Modelle. Vergleichbar ist dagegen sein effektiver maximaler Schalldruckpegel von 95,62 dB SPL. Aufgrund der Kombination von geringer Impedanz und respektablem Maximalschalldruck eignet sich der LCD-1 Open Back noch besser als seine Brüder für den Einsatz an leistungsschwächeren Kopfhörerausgängen, wie sie für Smartphones, Tablet & Co. typisch sind.
Unterwegs mit dem LCD-1
Das Handling des Audeze-Kopfhörers ist vorbildlich. Der faltbare LCD-1 hat dreh- und schwenkbare Hörschalen, seine Kopfbandverstellung ist sanft gerastert, aber leichtläufig. Der Sitz des Geräts und seine Anpassung an die Kopfform ist nahezu optimal und sein Tragekomfort gleich aufgrund mehrerer Faktoren hervorragend. Zum einen kommt er durch seine weitgehende Plastikbauweise und das daraus resultierende geringe Gewicht von nur 251 g ohne Kabel mit einem nicht sehr hohen Anpressdruck aus. Zum anderen schmiegen sich die Ohrpolster mit ihrem Memory-Schaumstoff wunderbar an Ohr und Kopf an. Außerdem sind Ohrpolster und Kopfband mit weichem Lammleder überzogen, das das Tragen des Kopfhörers sehr angenehm macht. Selbst stundenlange Hörsessions werden mit diesem Kopfhörer nicht zum Problem. Für große Ohrmuscheln sind die ovalen, eher schmal geratenen Hörmuscheln des LCD-1 jedoch weniger geeignet. Die Kabellänge von 1,95 m sollte für den Großteil „ernsthafter“ Einsätze unterwegs locker ausreichen. Für den mobilen Gebrauch und das Unterbringen des Kabels unter der Kleidung ist das Kabel allerdings deutlich zu lang. Als kleines Schmankerl haben Audeze die in die Hörmuscheln zu steckenden Klinkenstecker in stereo ausgeführt. Die zugehörigen Buchsen greifen aber jeweils nur das Signal ab, das für sie das „richtige“ ist – also links oder rechts. Dadurch wird eine Links-Rechts-Bezeichnung am Wechselkabel überflüssig. Ganz gleich, wie herum die Stecker beim LCD-1 gesteckt werden: Ihre Stereozuordnung ist stets passend.
Am Ende zählt der Klang
Die Abbildungsqualität des LCD-1 ist derart gut, dass ich bei geringer Wiedergabelautstärke zweimal hinhören muss, ob ich gerade Sound aus dem Kopfhörer höre oder es sich um eine Beschallung durch die vor mir stehenden Nahfeldmonitore handelt. Das liegt auch daran, dass die Tiefenstaffelung des vom LCD-1 wiedergegebenen Audiomaterials äußerst differenziert ist. Aber keine Sorge: Sein detailreicher Sound kommt auch bei höheren Lautstärken zur Geltung.
Der Klang des Kopfhörers ist durchweg transparent und – typisch für seine offene Bauweise – in den Bässen eher gezähmt. Subbässe gibt er wahrnehmbar, aber zurückhaltend wieder. Auch die unteren Mitten sind eher dezent vertreten. Das führt dazu, dass der restliche Mittenbereich in der Wahrnehmung deutlich nach vorn rückt. Die Höhen sind fein aufgelöst, ohne klanglich harsch zu sein oder gar Zischeln zu vermitteln. Der LCD-1 präsentiert eine sehr solide Stereobühne, der es aufgrund seiner konservativen Bassanteile im Zentrum ein wenig an „Fundament“ fehlt. Hier stehen stattdessen Vocals und andere ins Stereozentrum ausgelenkte, mittenstarke Instrumente im Vordergrund. Aus diesen Gründen sollte der LCD-1 als Analysehilfe für mittenreiche Signale und Vocal-Produktionen fraglos gute Dienste leisten können.
Weniger überzeugt mich dagegen seine Performance in der Transientenabbildung: Steilflankige Signalspitzen werden von ihm sanfter wiedergegeben als ich erwartet habe. Dennoch beweist der LCD-1 beim Anhören von Klassikproduktionen wie stark er in puncto Dynamikwiedergabe ist. Denn die Signaldynamik wird von ihm im Gesamtbild ebenso fein auflösend dargeboten wie Mitten- und Höhen-Details. Nutzer werden sich eventuell an den „unaufgeregten“ Klang dieses Audeze-Kopfhörers gewöhnen müssen, um seine Stärken wertschätzen zu können. Aufgrund seines regelrecht ebenen Frequenzgangs eignet sich der Kopfhörer dann aber vor allem als Analyse-Werkzeug zum Abmischen oder als HiFi-Gerät für Klassik- und Jazz-Genuss sowie auch zum anspruchsvollen Anhören von Sprachproduktionen mit detailreichem Klanggewand.
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweiseoffen
- Wandlerprinzipplanarmagnetisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)10 - 50.000 Hz
- Impedanz13,8 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)95,62 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf611 g
- Gewicht mit Kabel305 g
- Gewicht ohne Kabel251 g
- Kabellänge195 cm
Lieferumfang
- Abnehmbares Kabel
- Adapter auf 6,35 mm
- Transport-Case
Ist gar nicht aufgefallen, dass der Kopfhörer bei jeder Bewegung knarzt? Wer unterwegs also nicht auf der Parkbank sitzen bleibt verzweifelt fast an dem guten Klang und den Nebengeräuschen bei jedem Schritt. Ich habe noch keine Möglichkeit gefunden, dieses Kunststoffknarzen zu unterbinden. Für Hinweise wäre ich dankbar.