Ich sag es mal so: Wer gerade mit der Businessklasse fliegt, am Flughafen steht und dringend einen ausgezeichneten Kopfhörer braucht, den er als Spesen absetzen kann, macht mit dem AKG N5005 nichts falsch: Das umfangreiche Zubehörsortiment, sollte alles bereithalten, um ihn sofort flexibel an die Bedürfnisse anzupassen und das sowohl in Bezug auf den Sitz, wie auch die persönliche Klangpräferenz (Obacht ist allerdings geboten, falls man die winzigen Klangfilter im Flieger wechselt – fallen sie runter, dürfte die Suche nach ihnen zu einer – im Wortsinn – erniedrigenden und höchstwahrscheinlich aussichtslosen Suchmission werden). Aber auch Nicht-geschäftsreisende HiFi-Freunde finden mit dem AKG einen In-Ear, der höchste klangliche Ansprüchen erfüllt. Ob einem das eintausend Euro wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden – Fakt ist, dass der N5005 der Zahl auf dem Preisschild klanglich voll gerecht wird.
AKG bringen ein neues Spitzenmodell in ihr Sortiment: N5005 lautet die Typenbezeichnung und macht damit schon rein numerisch deutlich, dass die In-Ears vor den bisherigen Top-Modellen K3003i (zum Test), N40 (zum Test) und N20 (zum Test) rangieren. Ob sie das auch klanglich und funktional tun, haben wir natürlich ausprobiert.
Wer sich in Anbetracht eines Listenpreises von eintausend Euro zunächst einmal die Frage stellt, wer sich so teure In-Ears denn kauft, sollte sich gleichzeitig die Frage stellen, wie Musik bei vielen Menschen heutzutage am häufigsten konsumiert wird, und kann sich dann relativ einfach selbst die Antwort geben. Tatsächlich hat das Musikhören über Kopfnahbeschaller dem Musikgenuss auf der heimischen Anlage den Rang abgelaufen. Wir sind eben zu einer Gesellschaft geworden, die ständig in Bewegung ist. Die Moneten, die man früher in die Standlautsprecher gesteckt hat, wandern nun also ins Ohr.
Für sein Geld bekommt man im Fall des N5005 – zumindest was die technischen Daten angeht – einiges geboten, denn in seinem Inneren wurden ganze fünf Treiber verbaut: ein dynamischer 9,2 mm- und vier so genannte „Balanced Armature“-Treiber, die in der Summe einen Frequenzgang von 10 Hz – 40 kHz abdecken. Zusätzliches Highlight: Vier austauschbare Klangfilter (Bass Boost, Reference Sound, Mid High Boost und High Boost) mit denen sich der Frequenzgang an die persönlichen Vorlieben anpassen lässt. Zu guter Letzt erhält man neben einem mehr als umfangreichen Sortiment an Ohrpassstücken und Anschlusskabeln zudem ein spezielles Kabel, welches über einen integrierten Bluetooth-Empfänger verfügt, so dass man den N5005 wahlweise kabelgebunden oder drahtlos verwenden kann.
Rundumversorgung
Entsprechend umfangreich ist das Innenleben der überdimensional groß gestalteten Verpackung: Darin finden sich neben besagtem Bluetooth-Kabel und den Klangfiltern, jeweils ein Anschlusskabel mit 2,5- und 3,5-Millimeter-Stecker. Auch das Kabel selbst ist besonders, denn die einzelnen Litzen sind doppelt miteinander verflochten, was nicht nur wie eine neckische Kette aussieht, sondern auch eine angenehme Haptik hat. Für den richtigen Sitz im Ohr sorgen insgesamt sieben Paar Ohrpassstücke: 4 Paar Silikon mit XS, S, M und L und drei Paar (S, M) der patentierten „Spin Fits“, die im Ohr drehbar sind. Ein Flugzeugadapter, ein Reinigungswerkzeug sowie ein ziemlich schickes Case, bei dem es die Designer geschafft haben, dass die Naht des Reißverschlusses nach dem Zumachen „unsichtbar“ wird, runden das Bild ab. Gerne hätte ich gesehen, dass man dem N5005 bei so viel Zubehör auch einen Mini- auf Standard-Klinkenadapter beigelegt hätte. Schönes Detail: Auf dem Schaumstoff der Verpackung ist eine Metall-Plakette mit eingravierter Seriennummer angebracht.
Handling
Hat man sich für ein Kabel entschieden, gilt es, dieses mit den Hörern zu verbinden. Dazu dient der MMCX (Micro-Miniature Coaxial)-Stecker. Auch wenn dieser baugleich mit beispielsweise dem N40 ist, lassen sich Kabel und Hörer nicht tauschen, da die Abmessungen leicht variieren. Einen N40 nur mit dem Kauf des Bluetooth-Kabels zum Drahtloshörer zu machen, klappt also leider nicht. Identisch ist dann das Aufsetzen, denn auch beim N5005 wird das Kabel über das Ohr gelegt und hinter dem Ohrläppchen dann nach unten geführt. Am Kabel selbst befindet sich unterhalb des linken Hörers, in das Kabel integriert, eine Freisprech- und Mediensteuerungs-Einrichtung. Mit einem Schalter wechselt man zwischen Android- und iOS-Steuerung und kann dann folgende Funktionen bedienen: Lauter/Leiser, Rufannahme, Titel vor/zurück, Pause. Der Bluetooth-Empfänger beherrscht diese Funktionen auch, wartet aber zusätzlich noch mit der Möglichkeit auf, die Sprachsteuerung von Siri/Google zu aktivieren. Angenehm war ich von der Reichweite überrascht, die unüblicherweise sogar durch zwei Zimmerwände ging und bei direkter Sichtlinie im Freifeld locker die 10 Meter erreichte. Die Sprachqualität geht in Ordnung, lag aber unterhalb der des internen Lautsprechers unseres Samsung S6. Das ist insofern seltsam, da die Qualität der Musikübertragung ausgezeichnet ist.
Klang
Erstaunlich ist zunächst einmal die Effektivität der Klangfilter: In der Deutlichkeit, mit der sich durch das Aufschrauben der winzigen Filter die tonale Gewichtung beim N5005 ändern lässt, habe ich das bei anderen In-Ears, die ebenfalls über Filter verfügen, noch nicht gehört. Das spricht für die klanglich erschöpfenden Ressourcen, die der AKG liefert. Denn Filter können – prinzipiell – nur das durchlassen und absenken, was auch da ist. Tatsächlich sorgen besonders der Mid-High- und der High-Boost-Filter für eine eindeutige Präsenzanhebung im Mitten-, respektive Mitten- und Hochton-Bereich, wobei der High-Boost-Filter für meinen Geschmack klanglich etwas scharf agiert. Wer den als angenehm empfindet, hat vermutlich bereits einen guten Teil des Hörvermögens oberhalb von 12 kHz eingebüßt. Anders dann der Reference-Sound- und Bass-Boost-Filter. Hier zeigt der N5005, wie er im besten Fall zu klingen vermag und das ist fantastisch. Denn dem In-Ear gelingt das Kunststück, gleichzeitig neutral und ausgewogen und dabei trotzdem plastisch und lebendig zu klingen. Das ist genau jene elektroakustische Zauberei, die auch gute Studiomonitore auszeichnet: Nämlich stundenlanges Hören mit weitgehend neutralem Frequenzgang (was prinzipiell eher langweilig klingt) zu ermöglichen und dabei dennoch nicht ermüdend, sondern gleichzeitig so präsent und agil zu sein, so dass einem kein Klangdetail entgeht. Während der Reference-Sound-Filter hier eher forsch und kraftvoll zu Werke geht, setzt der Bass-Boost-Filter nach unten hin noch ein angenehmes Gegengewicht, was ihn zu meinem Favoriten im Filter-Sortiment macht. Erwähnenswert ist auch die gute, passive Außengeräusch-Abschirmung: Hat man das richtige Ohrpassstücke gewählt, geht einiges vom Umgebungslärm weg.
Technische Daten
- BauformIn-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzip5 Wege: 1x dynamisch, 4x Balanced Armature
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)10 - 40.000 Hz
- Impedanz17,55 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)109,05 dB
- Gewicht ohne Kabel11,4 g
- Kabellänge115 cm
Lieferumfang
- 4 Paar Ohrstöpsel (XS, S, M, L)
- 3 Paar Spinfit-Ohrstöpsel (S, M, L)
- 4 Klangfilter: Bassverstärkung, Referenzklang und Verstärkung der mittleren Höhen und der Höhen
- Abnehmbares Twist-Kabel mit universeller 3-Tasten-Fernbedienung/Mikrofon
- Abnehmbares, symmetrisches 2,5-mm-Twist-Kabel
- Bluetooth-Empfänger-Kabel
- USB-Ladekabel
- Reinigungswerkzeug
- Flugzeugadapter
- Transportetui
Besonderheiten
- mit Filtern veränderbare Klangcharakteristik
- mitgeliefertes, wechselbares Bluetooth-Kabel
- Bluetooth-Version: 4.1
- Bluetooth-Profile: A2DP V1.2, AVRCP V1.4, HFP V1.6, HSP V1.2