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Adam Audio H200

Kompakte, geschlossene Studiokopfhörer mit kraftvollem, präzisem Klang

Kurz & knapp

Adam Audio aus Berlin sind zwar primär auf professionelle Monitorlösungen spezialisiert, haben mit dem Studio Pro SP-5 (zum Test) jedoch bereits einen hochwertigen Studiokopfhörer im Programm. Ergänzend folgt mit dem Adam Audio H200 ein deutlich preisgünstigeres Modell, das ebenfalls an die erfolgreiche Klangästhetik der Studiomonitore anknüpfen soll und sich als äußerst leistungsfähig entpuppt. Durch die niedrige Impedanz von 32 Ohm lassen sich die Over-Ears zudem problemlos an Laptops und mobilen Geräten antreiben, was die Studiohörer vielseitig einsetzbar macht.

Vorteile:
  • leichtes, kompaktes Design
  • sehr leistungsfähig
  • vielseitig einsetzbar
  • beidseitige Kabelanschlüsse
  • wechselbare Ohr- und Bügelpolster
  • Headphone Utility Plugin für DAWs (Registrierung erforderlich)
Nachteile:
  • kein faltbares Design
  • Bügelrasterung teilweise zu leichtgängig
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Optisch betrachtet, vermitteln die Adam Audio H200 einen recht kompakten und handlichen Eindruck. Zumal die Studiohörer aus der Hauptstadt mit einem Gewicht von 255 Gramm ziemlich leicht ausfallen. Materialseitig wurde primär auf Kunststoff gesetzt, wobei der Hersteller in Sachen Nachhaltigkeit angibt, dass die Hörerschalen zu 85 Prozent aus recyceltem ABS-Kunststoff gefertigt sind und bei der Verpackung bewusst auf Plastik verzichtet wurde. Kontrastreich hebt sich zudem die Aufhängung aus Aluminium ab. Die starre Konstruktion kann jedoch auch als Nachteil empfunden werden, da sie kein Schwenken oder platzsparendes Einklappen der Schalen für den Transport ermöglicht.

Tragekomfort

Der Sitz ist für den professionellen Einsatzbereich stramm beschaffen. Während der Bügel der Adam Audio H200 kaum zu spüren ist, kann sich der Anpressdruck um die Ohren herum insbesondere bei längeren Einsätzen bemerkbar machen. Wobei die Hörerschalen ausreichend beweglich sind, um sich an die Kopfform anzupassen. Auch die Größeneinstellung des Bügels deckt eine hohe Spannbreite ab. Bei unserem Testgerät ist allerdings aufgefallen, dass sich die Rasterung beim Absetzen regelmäßig verstellt und nur stabil ihre Position beibehält, wenn die Bügelverlängerung für größere Kopfumfänge relativ weit herausragt.

Beidseitige Anschlussmöglichkeiten

Sehr begrüßenswert ist, dass die Adam Audio H200 kein fest verbautes Kabel besitzen. Stattdessen befinden sich sowohl an der linken als auch an der rechten Hörerschale eingelassene 2,5-mm-Buchsen für die Aufnahme, wodurch der Anschluss flexibel auf beiden Seiten erfolgen kann. Clever gelöst ist zudem, dass das Kabel zwar satt einrastet, aber nicht arretiert wird, wodurch es sich bei starkem Zug lösen kann, um eine Beschädigung zu vermeiden. Ein klarer Vorteil gegenüber vielen Mitbewerbern in der entsprechenden Preiskategorie.

Ausstattung und optionales Zubehör

Ausgeliefert werden die Adam Audio H200 mit Ohrpolstern aus Memory-Schaum, die einen Bezug aus Kunstleder besitzen und bei Bedarf erneuert werden können. Mit einem Innendurchmesser von 62 Millimetern in der Länge und 38 Millimetern in der Breite umschließt die Polsterung das Ohr dabei eher bündig als großflächig. Separat ist noch eine Stoffvariante erhältlich, die erfahrungsgemäß atmungsaktiver ist und den Komfort erhöhen kann. Dagegen bietet die vormontierte Ausführung eine bessere Abschirmung in lauteren Umgebungen und sorgt bei der Aufnahme für eine höhere Schallisolierung nach außen. Austauschbar ist zudem die Bügelpolsterung, welche ebenfalls mit Kunstleder überzogen ist.

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Ab Werk liegt den Adam Audio H200 ein glattes Audiokabel bei, das drei Meter bemisst und auf eine 3,5-mm-Klinke endet. Ergänzend befindet sich noch ein entsprechender 6,3-mm-Adapter im Lieferumfang. Alternativ kann für den mobilen Einsatz eine kürzere Variante mit 1,2 Metern erworben werden. Darüber hinaus wird noch ein spiralförmiges Kabel angeboten, das auf eine Länge von bis zu drei Metern ausgelegt ist.

Adam Audio Headphone Utility Plugin

Als besondere Dreingabe wurde für den Adam Audio H200 durch eine Kooperation mit den Audiosoftware-Spezialisten bei Sonnox das Headphone Utility Plugin entwickelt, das für den Einsatz in der Master-Spur einer DAW konzipiert ist. Aktuell sind Versionen im VST3- und AU-Format als Download erhältlich, was eine Produktregistrierung im MyAdam-Nutzerbereich voraussetzt. Durch die Registrierung verlängert sich auch die Garantielaufzeit der Hörer von zwei auf fünf Jahre.

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Ein Hauptmerkmal des Headphone Utility Plugins stellt die sogenannte Externalisierungsfunktion dar, welche das Ziel verfolgt, mit dem Kopfhörer die Beurteilung von Abmischungen zu erleichtern, welche eigentlich für die Lautsprecherausgabe bestimmt sind. Per Crossfeed-Technologie soll dabei eine natürlichere Stereowiedergabe wie mit Monitorboxen erfolgen, indem gezielt Anteile des linken Kanals mit über die rechte Hörerseite ausgegeben werden und umgekehrt. Ein Ansatz, der unter anderem die Kopfhörerverstärker von SPL (zur Testübersicht) in Form der analog ausgeführten Phonitor Matrix auszeichnet.

Diese neuartige Hörerfahrung mit einem Kopfhörer kann zunächst gewöhnungsbedürftig erscheinen, kommt einer Abhörsituation mit Monitoren jedoch ein Stück weit näher. Ist die Externalisierungsfunktion aktiv, verlagert sich die virtuelle Bühne zudem mehr in die Tiefe, was die Wiedergabe räumlicher erscheinen lässt. Die gewohnten Unterschiede zum Abhören mit offenen Studiohörern bleiben jedoch bestehen.

Als weitere Funktion stellt das Headphone Utility Plugin mit „Pure“ und „UNR“ (Uniform Natural Response) zwei Klangsignaturen zur Auswahl. Ergänzend zur akustischen Anpassung an die Ohrpolster (Kunstleder- oder Stoffbezug) und der Option, Lautstärkeunterschiede durch die „Gain Compensation“ auszugleichen, kann die Klangwiedergabe der H200 situationsspezifisch optimiert werden. Während „Pure“ gegenüber dem Grundklang (siehe unten) neutraler ausgerichtet ist, ein leicht helleres Klangbild besitzt und vom Hersteller für typische Studioanwendungen empfohlen wird, klingt „UNR“ merklich wärmer, spaßbezogener und direkter, was kreative Prozesse unterstützen soll.

So klingen die Adam Audio H200

Die Adam Audio H200 sind mit dynamischen 40-mm-Treibern aus Polyetheretherketon (PEEK) und Polyurethan (PU) ausgestattet, die verzerrungsarm hohe Schalldruckpegel ermöglichen und durch die niedrige Impedanz von 32 Ohm einfach anzutreiben sind. Bereits an einem MacBook Air können die Studiohörer richtig laut werden und an stattlichen Pegelreserven mangelt es auch bei einem mobilen Kopfhörerverstärker wie dem Apogee Groove (zum Test) oder einem Linear von Lehmann Audio als stationärer Lösung definitiv nicht. Der Output erscheint selbst für ein professionelles Arbeitswerkzeug hoch, weshalb (mit zwinkerndem Auge) ein gut gemeinter Hinweis folgt: Bitte stets die Lautstärkeeinstellung am Audiointerface, Mischpult oder Laptop überprüfen, bevor es losgeht. Eure Ohren werden es euch danken!

Im direkten Hörvergleich (Grundklang ohne Plugin) mit den Beyerdynamic DT 770 Pro (zum Test) ist erkennbar, dass die etablierten Klassiker aus Heilbronn insbesondere bei Live-Aufnahmen, aber auch bei Studioproduktionen einen weiträumigeren Hörraum zur Verfügung stellen. Das betrifft vor allem die Breite der Darstellung, was sich bei den Focal Elegia bestätigt, auch wenn dieses Modell eindeutig eine andere Preiskategorie repräsentiert. Trotz einer kompakteren Stereoabbildung klingt der Adam Audio H200 allerdings keineswegs flach oder eindimensional. Im Gegenteil, das räumliche Darstellungsvermögen kann zweifelsfrei überzeugen.

Als ausgesprochen druckvoll erweist sich beim H200 die Basswiedergabe, die für einen Studiokopfhörer unverschämt viel Spaß machen kann. Bei cluborientierten Produktionen wie „Still Summer“ von Jamie xx, blühen die Over-Ears in Kombination mit dem Apogee Groove regelrecht auf. Eine satte, kraftvolle und blitzsaubere Performance, die selbstbewusst mit der DJ-Kanzel flirtet. Nicht ganz so enthusiastisch zeigt sich hingegen das Zusammenspiel mit dem Linear, das ein wenig gemäßigt und seriöser klingt, aber ebenfalls beeindruckt. Im Gegensatz dazu wirkt ein Elegia ziemlich schlank aufgestellt und auch gegenüber dem DT 770 Pro vermittelt der Tiefbassbereich beim H200 einen noch etwas gehaltvolleren Eindruck.

Im mittleren Frequenzspektrum wirkt das Multitalent spielfreudig, agil und präzise. Der temporeiche Opener „True Nature“ vom 2023 veröffentlichten Album „In Between Thoughts…A New World“ des virtuosen Gitarrenduos Rodrigo y Gabriela bringt die Studiohörer keineswegs aus der Ruhe und wird beherzt, aber sachlich ohne eine gezielte Schönfärberei abgebildet. Das gilt ebenfalls für den Gesang von Thom Yorke in „No Words“ auf dem kürzlich erschienenen Album „Cutouts“ von The Smile, der im Verlauf zunehmend vielschichtiger arrangiert ist und das Stereopanorama großzügig ausnutzt. Bereits im Verbund mit dem Apogee Groove lässt sich die steigende Komplexität und Verdichtung mühelos nachvollziehen, auch wenn das Panning bei der mobilen Verstärkung relativ extrem erscheint und die Grenzen des Hörraums aufzeigt. Das ändert sich schlagartig beim Umschalten auf einen stationären Kopfhörerverstärker wie den Linear, was der H200 mit einer wesentlich weitläufigeren und offeneren Darstellung quittiert.

Einen leicht gelassenen, aber keineswegs zurückhaltenden Eindruck vermitteln die Studiohörer in den oberen Lagen. Während der DT 770 Pro im Hochtonbereich engagierter wirkt und mehr Strahlkraft besitzt, verhalten sich die H200 weniger fordernd, ohne dass es an Elan mangelt. Sibilanten werden etwas defensiver wiedergegeben, was dem Hörvergnügen durchaus dienlich sein kann. Unkritisch ist die Darstellung aber nicht. Das verdeutlicht ein Vergleich mit den Elegia, die den oberen Frequenzbereich dem Preisunterschied entsprechend zwar feiner auflösen, aber eine merklich höhere Toleranzschwelle bei Überzeichnungen besitzen und eindeutig mit dem gutmütigeren Charakter abbilden. Insofern lässt sich dem Grundklang ein gelungener Mittelweg bescheinigen, der sowohl eine kritische Beurteilung als auch ein entspanntes Hören ermöglicht.

Fazit

An Vielseitigkeit sind die Adam Audio H200 kaum zu überbieten, wodurch das Preis-Leistungs-Verhältnis der Studiohörer sehr interessant erscheint. Vor allem durch das Headphone Utility Plugin erweitert sich das Einsatzspektrum dank einer anpassbaren Klangcharakteristik und der Externalisierungsfunktion. Ohne Plugin glänzt die kraftvolle, saubere Wiedergabe mit einer außergewöhnlich druckvollen (Tief-)Basswiedergabe, was beste Voraussetzungen beim Auflegen bietet und im Alltag für sehr viel Hörspaß sorgen kann.

vor 18 Stunden von Maike Paeßens
  • Bewertung: 4.5
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweisegeschlossen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)2 - 23.500 Hz
  • Impedanz32 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)@1 kHz und 0,04 % THD: 112,5 dB
  • Gewicht mit Kabel313 g
  • Gewicht ohne Kabel255 g
  • Kabellänge300 cm

Lieferumfang

  • 3m Audiokabel mit 3,5-mm-Klinke
  • 6,3-mm-Adapter
  • Transportbeutel

Besonderheiten

  • Systemanforderungen für das Headphone Utility Plugin: macOS 13 bis 15; Windows 10, Windows 11; VST3- oder AU-kompatible DAW

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