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1more EVO

True-Wireless-In-Ears mit Noise Cancelling, SoundID und LDAC

Kurz & knapp

Für knapp 170 Euro erhält man mit dem 1more EVO einen überzeugenden TWS-Kopfhörer, der als Allrounder für den mobilen Alltag so manchen teureren Mitbewerber das Fürchten lehren könnte, denn er ist dekorativ, kommt mit üppiger Ausstattung und gutem Klang. Den Konjunktiv wähle ich, weil das effektive Noise Cancelling in der Praxis leider die Klangqualität schmälert. Ein bisschen Feinschliff seitens 1more und der EVO wird zu einer echten Empfehlung – das Potential ist da.

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Mit dem True-Wireless-Model EVO hat 1more ein heißes Eisen im Feuer: Ein attraktiver Preis, schmuckes Design, gute Klangqualität mit LDAC-Unterstützung und ein beachtlicher Funktionsumfang mitsamt Noise Cancelling bieten der Konkurrenz kräftig Kontra. Dennoch gibt es in der aktuellen Version noch einige Stolpersteine.

1more hat bereits in einigen unserer Tests (zur Übersicht) gute Noten eingeheimst. Mit dem EVO stellt der chinesische Hersteller nun sein bislang anspruchsvollstes TWS-Modell vor. Bereits äußerlich kommen die in Mattweiß oder -schwarz erhältlichen Hörer wertig und edel daher. So verfügen die knapp sechs Gramm leichten ergonomisch geformten Ohrhörer über eine glänzende Keramikaußenseite, die für Touch-Funktionen nutzbar ist. Laut 1more unterstützt dieses Material dabei die Stabilität der Funkstrecke, die topaktuell über Bluetooth 5.2 erfolgt und sich in der Praxis tatsächlich als stabil entpuppte sowie über mehrere Räume störungsfrei funktionierte.

Das passende Lade-Case mit Status-LED und Pairing-Taste ist aus anodisiertem Aluminium gefertigt und daher gleichermaßen dekorativ und robust.

Die nach IPX4 gegen Wasser und Schweiß geschützten Kopfhörer sind erwartungsgemäß für den Mobileinsatz konzipiert und aufgrund der guten Passform durchaus für den Sporteinsatz geeignet. Im lauten Alltag und im Büro hilft ein konfigurierbares Noise Cancelling mit Transparenzmodus.

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Besonderen Wert legt 1more auf die Klangausstattung: So offeriert der EVO neben SBC und AAC auch den hochauflösenden Audio-Codec LDAC. Da muss man bei Branchenprimus Sony mit dem WF-1000XM4 (zum Test) schon deutlich tiefer in die Tasche greifen. Der Anspruch fängt aber bereits bei der Treibertechnik an, denn im EVO kombiniert 1more je einen dynamischen 10-mm-Treiber mit einem Balanced-Armature-Treiber. Und dazu hat man SoundID von Sonarworks lizenziert, um personalisierte Hörprofile zu erstellen.

Praxis

Der Tragekomfort der 1more EVO hoch. In meinem Fall saßen die leichten Hörer mit den passenden Silikon-Passstücken auch über längere Zeit sicher und druckfrei im Ohr, bei recht guter passiver Dämmung. Für den täglichen Mobileinsatz und schnelles Gehen ist das völlig ausreichend, während ich bei aktiven Sportarten zu anderen Modellen greifen würde.

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Die Kopfhörer selbst werden magnetisch im Lade-Case gehalten, sind allerdings etwas zu fummelig rauszuholen.

Die Wiedergabezeit gibt der Hersteller mit 5,5 Stunden bei aktiviertem Noise Cancelling an (50 % Pegel, AAC). Ohne ANC kommt man auf acht Stunden – kein Langläufer aber durchaus praxistauglich. Das Lade-Case macht daraus 20 beziehungsweise 28 Stunden. Die Zeit für das Beladen beträgt eine Stunde für die Hörer und zwei für das Lade-Case. Auch schnelles Laden (15 Minuten für vier Stunden Playback) ist möglich. Der Ladevorgang selbst erfolgt wahlweise über den USB-C-Anschluss oder induktiv.

Die bewährte iOS- und Android-kompatible 1more App bietet neben Firmware-Updates (Stand 1.01) Zugriff auf etliche Konfigurationsparameter zum Noise Cancelling, den Sound-ID-Hörtest sowie die Konfiguration der Touch-Funktionen.

Letztere umfassen Doppel- und Dreifachfunktionen für die Wiedergabesteuerung und die Abwicklung von Telefonaten. Per App lassen sich aber auch Titelsprünge, die Lautstärkesteuerung oder der Aufruf eines Sprachassistenten konfigurieren. Der Verzicht auf Single-Touch-Befehle vermeidet Fehlbedienungen, schränkt die Vielfalt andererseits aber auch ein.

Zu den weiteren Komfortfunktionen zählt der mögliche Betrieb mit einem Hörer. Dazu kann die Wiedergabe bei Herausnehmen automatisch pausieren und bei Bedarf nach dem erneuten Einsetzen fortgesetzt werden. Noch im Betastadium befindet sich die mögliche gleichzeitige Verbindung mit zwei Sendegeräten, die unter iOS anstandslos funktionierte. So kann man beispielsweise elegant von der Filmwiedergabe auf dem iPad auf ein Telefonat am Smartphone wechseln.

Noise Cancelling

Im 1more EVO werkelt ein vielfältiges Noise Cancelling. Hierzu sind pro Seite Feedforward- und Feedback-Mikrofone verbaut. Über die App lässt sich die Nebengeräuschunterdrückung in zwei Intensitätsstufen konfigurieren. Hinzu kommt ein Modus zur Vermeidung von Windgeräuschen, der dieser bekannten Problematik tatsächlich überraschend effektiv entgegenwirkt sowie ein adaptiver Modus, der auf Basis der Umgebungsgeräusche selbständig die nötige Intensität selektiert. Auch die Ergebnisse sind durchaus beeindruckend, denn das Noise Cancelling arbeitet wirksam mit bis zu 42 dB Absenkung (Herstellerangabe) und blendet nicht nur den Bereich, sondern auch Sprache und andere nicht-impulshafte Geräusche aus. Trotz wirksamer Abschottung, die sinnvollerweise auch bei ausgeschalteter Musikwiedergabe funktioniert, entsteht kein Taucherglockeneffekt, sondern die erwünschte Ruhezone, etwa bei Reisen im Zug.

Der Transparenzmodus ermöglicht umgekehrt eine bessere Interaktion mit der Umwelt bei aufgesetzten Kopfhörern. Hierbei geben die Außenmikrofone Schall auf die Treiber und ermöglichen so eine Verständlichkeit öffentlicher Ansagen und Unterhaltungen. Je nach Situation kann man sogar ein Filter zuschalten, das auf Sprache fokussiert ist.

Durch längere Berührung des Touch-Bereichs wechselt man nacheinander zwischen Noise Cancelling, Transparenzmodus und ausgeschalteten ANC. Künftig würde ich mir hier noch wünschen, einzelne Modi beim Umschalten auszuklammern. Auch einen temporären Transparenzmodus gibt es leider nicht. Verbesserungswürdig ist weiterhin der Umstand, dass der Noise-Cancelling-Status beim nächsten Einsatz oftmals vergessen wurde.

SoundID

Wie schon in den ComfoBuds Mini (zum Test) hat 1more für den EVO die personalisierte Klangkorrektur SoundID von Sonarworks lizenziert. Es handelt sich um eine zuschaltbare Klangregelung, die auf den Ergebnissen eines Hörtests basiert. Dabei durchläuft man in der App nach einer Genreauswahl eine Reihe von A/B-Vergleichen, die letztlich in einer Korrekturkurve resultieren, die direkt in die Kopfhörer hochgeladen wird.

Das Verfahren ist geradlinig, aber auch subjektiv und etwas zu simpel: So fehlt mir etwa die Möglichkeit, dem System im Test mitzuteilen, dass mir weder die A- noch die B-Variante gefällt.

Gleichwohl ergab sich bei mir tatsächlich eine hörbare Klangverbesserung, aber auch ein Loudness-Effekt, der mir etwas zu kräftig ausfiel. Entsprechend wäre es sinnvoll, die Klangkorrektur in der Intensität regeln zu können. Diese Option ist in der Vollversion von SoundID vorgesehen, die den EVO zum Zeitpunkt des Tests aber noch nicht erkannte. Perspektivisch würde ich mir sogar zusätzlich einen Equalizer in der App wünschen.

Auch ist das Profil nicht speicherbar, was für unterschiedliche Anwender und Genres durchaus sinnvoll wäre. Leider zeigte sich der EVO im Testverlauf in Bezug auf SoundID zumindest mit einem iPhone 8 nicht immer bereit zur Verbindung (iOS 15.5).

Klang

Seine beste Qualität offeriert der 1more EVO ohne aktiviertes Noise Cancelling. Hier klingt es in ruhigen Räumlichkeiten überzeugend und bedarf dafür nicht einmal des HiRes-fähigen LDAC-Codecs, der mit entsprechenden Smartphones eine Bandbreite von bis zu 999,90 kbps bereitstellen kann.

Das Testgerät liefert einen tiefen und warmen Bass, ohne Wummern, aber mit präzise definierter Abklingphase (Adel Tawil „Katsching“) und nachvollziehbarer Tonalität. An Druck mangelt es auch bei mittleren Pegeln nicht – dieser Kopfhörer macht spontan Spaß.

Bei entsprechend fetten Produktionen kann der Bassbereich dann allerdings doch etwas bei aktiviertem SoundID-Profil (aktiv bei den Hörtests) über das Ziel hinausschießen.

Im Mittenbereich zeigen die dynamischen Treiber ihre Qualität durch eine stimmige Wiedergabe von akustischen Instrumenten, Stimmen, aber auch von verzerrten Gitarren.

Auch ungewollte Härten gibt es im EVO nicht. Die Detailauflösung ist dank des BA-Treibers offen und detailreich. Es tönt spritzig und schnell. Ebenso zeigt der EVO bei klassischer Musik und Jazz seine dynamischen Qualitäten. Genauso überzeugt mich das breite Stereopanorama mit gut nachvollziehbarer Positionierung und Bewegung, etwa in Kraftwerks „Geiger Counter/Radioactivity“ (3-D The Catalogue). Dabei lassen sich feine Details bei Verzögerungs- und Raumeffekten und der Raum selbst erkennen – so lässt sich Musik genießen, selbst wenn der EVO nicht an teure IEMs oder offene Konstruktionen heranreicht.

Dennoch gibt es einen Haken: Das Noise Cancelling nimmt einen hörbaren Einfluss auf den Klang. Der EVO büßt dabei klar hörbar an Transparenz und Definition im gesamten Frequenzbereich ein. Das ist schade.

Abschließend überzeugt die Gesprächsqualität bei Telefonaten. Hierfür sind pro Kopfhörerseite nochmals zusätzliche Mikrofone verbaut, die laut Hersteller mit einer intelligenten Nebengeräuschunterdrückung arbeiten und so auch in unruhigeren Umgebungen für eine hohe Verständlichkeit sorgen, was mir durch meine Gesprächspartner bestätigt wurde.

vor 3 Jahren von Ulf Kaiser
  • Bewertung: 3.88
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Technische Daten

  • BauformIn-Ear
  • Bauweisegeschlossen
  • Wandlerprinzipdynamisch + Balanced Armature
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 40.000 Hz
  • Impedanz32 Ohm
  • Gewicht ohne Kabelje 5,7 g, Case 46,9 g

Lieferumfang

  • 5 Paar Silikon-Ohrpassstücke (XS, S, M, L, XL)
  • USB-C-Ladekabel
  • Lade-Case

Besonderheiten

  • In Schwarz und Weiß erhältlich
  • BT- Codecs: SBC, AAC, LDAC
  • BT-Version: 5.2
  • BT-Profile: A2DP, AVRCP, HFP

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