Der Klipsch Reference X20i ist ein richtiger Wohlfühl-Hörer, der bei fast allen Musikstilen eine gute Figur macht. Der Sound gefällt mir gut, als Toningenieur ist meine eigene Klangpräferenz eine neutrale und ausgewogene und genau so ist der X20i abgestimmt. Das klingt anfangs unspektakulär, aber es erlaubt eben auch stundenlanges ermüdungsfreies Hören. Nebenbei zeigt Klipsch mit dem X20i, dass man auch mit lediglich zwei Wegen einen hervorragenden klingenden Hörer bauen kann. Kritikpunkte sind für mich das körperschall-empfindliche Kabel und die Beschränkung der Fernbedienung auf iOS-Geräte. „Keeper of the Sound“ steht auf der Verpackung und ich für meinen Teil kann dem zustimmen.
Da steckt der Hersteller schon mal sehr selbstbewusst den Rahmen ab: „Keepers of the Sound“ steht auf der Verpackung des Klipsch Reference X20i In-Ear-Hörers – das könnte man frei mit „Die Hüter des guten Sounds“ übersetzen. Nun ist Klipsch beileibe kein Unbekannter in der HiFi-Branche und der X20i ist das neue Topmodell ihrer In-Ear-Reihe – ich vermute die meinen das ernst!
Ausgepackt!
Ich hatte schon Pappschachteln und Plastikcontainer, aber eine Holzbox als Umverpackung hatte ich noch nicht! Aus 9 mm Multiplex gefertigt und äußerst massiv, schützt es den Hörer auf allen Transportwegen. Der Deckel wird von Magneten gehalten und im Netz kursieren schon Vorschläge, dass der Deckel sich auch gut an der Kühlschranktür macht. Im Alltag verstaut man den Hörer besser in der mitgelieferten Ledertasche.
Ungewöhnliches Design
In den üblichen Fällen baumeln dicke In-Ear-Gehäuse an windigen Kabelstrippen, beim Klipsch Reference X20i ist es genau umgekehrt: An einem dicken Kabel – das einen sehr robusten Eindruck macht – baumeln zwei ungewöhnlich kleine Hörer. Die Gehäuse des X20i sind dabei so klein, dass der Kabelanschluss nicht mehr ans Gehäuse passt, die schraubbaren Anschlussbuchsen befinden sich deshalb an einer zehn Zentimeter langen Zuleitung. Nach kurzer Überlegung zum Einsetzen und ein paar Mal Ruckeln sitzt der Hörer dann bequem und sicher im Gehörgang. Für Halt und Isolation sorgen die Silikonpolster, die in sechs Größen und Form-Varianten mitgeliefert werden. Die meisten In-Ear-Hersteller setzen ja auf Gehäuse, welche die komplette Ohrmuschel möglichst angepasst ausfüllen, deswegen war ich beim X20i anfangs skeptisch, aber der Tragekomfort des X20i hat mich schnell eines Besseren belehrt.
Treiber-Technologie
Wie bei fast allen erhältlichen High-End-Hörern setzt auch Klipsch beim Reference X20i auf die teuren Balanced Armature-Treiber. Es dürfte sich hier um Treiber der Firma Sonion handeln (Sonion ist neben Knowles einer der Marktführer in der Entwicklung und Herstellung von BA-Treibern). Zwar wird der Name Sonion nicht ausdrücklich genannt, aber Klipsch bewirbt den X20i mit der Verwendung von „AcuPass-Treibern“ und das ist der Name einer Sonion-Technologie. Beim AcuPass-System wird das Signal zweiter Treiber mit möglichst geringen Phasenauslöschungen zum Trommelfell geführt, was einen besonders ausgeglichenen Frequenzgang bewirken soll. In unserem Fall bedeutet das aber auch: Der X20i ist ein Zwei-Wege-System! Das ist interessant, weil der X20i ja das neue Flaggschiff der Firma Klipsch ist und die Topmodelle anderer Hersteller meist auf mehr Wege-Systeme setzen und den Hörer bis unter die Dachkante mit BA-Treibern vollpacken.
Keepers of the Sound?
Ausgewogen! Das ist mein erster Eindruck. Der Klipsch X20i klingt über das gesamte Frequenzspektrum angenehm und nichts rückt sich störend in den Vordergrund. Wer auf fetten Bass und super-crispe Höhen steht, ist hier falsch. Der Klipsch X20i hat beides nicht und das finde ich gut! Es gibt so viele In-Ear-Hörer, bei denen die Entwickler nicht nur dem Bass-Wahn frönen, sondern inzwischen gefühlt die hohen Frequenzen immer weiter pushen, was oft zu unschönen Sibilanten-Peaks bei 6 bis 7 kHz führt. Wer aber Freude an knackiger und sauberer Impuls-Umsetzung (auch in den Bässen) hat, wer auf Wärme in den Mitten steht und vor den scharfen Höhen-Peaks verschont bleiben möchte, der wird viel Freude und Spaß mit dem X20i haben. Klipsch zeigt: Man braucht keine Vielzahl an Wegen; zwei sauber aufeinander abgestimmte Treiber reichen für erstklassigen Sound aus.
Kabel-Handling
Der Klipsch X20i ist an sich ein sehr leichter Hörer, das Kabel mit seinen dicken Verbindungssteckern und der Fernbedienung ist allerdings ein dickes und schweres. Privat nutze ich IEMs, bei denen das Kabel üblicherweise hinterm Ohr verlegt wird, was den angenehmen Effekt hat, dass das Kabelgewicht selbst nicht mehr am Gehäuse zieht. Beim Klipsch-Hörer gibt es einen spürbaren Zug am Kabel. Nicht so stark, dass es die Hörer aus den Ohren zieht, aber dennoch stark genug, dass es mich ab und an gestört hat. Nochmals: Der Hörer selbst trägt sich sehr angenehm, die Silikonpolster sind weich und bequem, nur an das Kabel muss man sich gewöhnen.
Leider, leider ist dieses zudem sehr empfindlich, was Griffgeräusche und Körperschall angeht. Das Schaben am Jackenkragen wird auf die Hörer genauso übertragen wie die Griffgeräusche an der Fernbedienung, was den entspannten Musikgenuss ziemlich stört. Vielleicht packt Klipsch aus diesem Grund einen Kabel-Clip zum Hörer, mit dem sich die Strippe am Hemd- oder Jackenkragen fixieren lässt?
Kleines „i“ mit großer Wirkung
Das kleine „i“ am Ende des Produktnamens bedeutet, dass der Hörer iOS-Device-tauglich ist, sprich: An iPhones, iPads und iPods kann man mit der Fernbedienung neben der Lautstärke auch Track-Funktionen steuern. Ein Freisprechmikrofon ist ebenfalls verbaut und das klingt sogar recht gut. Das kleine „i“ bedeutet aber auch, dass diese Funktionen auf Apple-Hardware beschränkt sind und es keine Unterstützung zum Beispiel von Android-Hardware gibt.
Technische Daten
- BauformIn-Ear
- Bauweise2-Wege, geschlossen
- WandlerprinzipBalanced Armature
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)5 – 40.000 Hz
- Impedanz25,65 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)110,3 dB dB
- Gewicht mit Kabel22,4 g
- Kabellänge120 cm
Lieferumfang
- abnehmbares Kabel mit iOS-Fernbedienung
- sechs Paar Silikon-Polster
- Ledertasche
- Kabel-Clip
- Holzbox