Ich kann die Lobhudelei sehr gut verstehen: Der Pioneer SE-CH9T mag etwas unspektakulär daherkommen, sein Klang ist in dieser Preisklasse aber wirklich klasse. Man könnte fast sagen: „Bei diesem Kopfhörer geht’s nur um den Klang, Lifestyle-Gimmick-Addons hat er gar nicht nötig.“ Ich hatte bei keinem Genre das Gefühl, einen überforderten Kopfhörer in den Ohren zu haben. Im Gegenteil – zeigt der SE-CH9T doch Details, die andere Kopfhörer, auch teurere, gerne mal verschweigen. Dieses Understatement macht ihn zum besten In-Ear des Monats Juni!
In diversen Foren wird Pioneers In-Ear-Kopfhörer SE-CH9T, der momentan für etwas mehr als einen Hunni über die Ladentheke geht, über den grünen Klee gelobt. Er soll sogar weitaus teurere Modelle locker in den Schatten stellen. Da hören wir doch mal genauer hin.
Äußerlichkeiten
Die Verpackung ist nichts Besonderes: Außen Pappe samt Kartonschuber und Plastik-Tray mit Aussparungen. That’s it. Wer gerne schöne Dinge aus schönen Aufbewahrungsbehältern freilegen will, muss das mit anderen Kopfhörern zelebrieren. Auch günstigere haben da manchmal mehr zu bieten.
In der Packung gibt’s dann ein samtiges Stoffbeutelchen, drei Silikonohrstöpsel in den Größen Small, Medium und Large. Dazu legt Pioneer die üblichen Faltblätter mit Infos und Sicherheitshinweisen. Eine eher ungewöhnliche Dreingabe sind die beiden Silikonröhrchen, die zum Schutz über die Verbindungsstelle von Ohrhörer und MMCX-Anschlusskabel gestülpt werden. Das geht recht schwer und ist fummelig, wenn sie aber nach einigen Minuten sitzen, schützen sie vor Feuchtigkeit und Staub – aufgepasst und mitgedacht!
Die Ohrhörer an sich sind sehr gut verarbeitet. Ihre ungewöhnliche Form hat aber durchaus Vorteile, denn durch ihr Over-the-Ear-Design werden die Kabel hinter der Ohrmuschel entlanggeführt. Somit gibt’s eine Gewichts- und Zugentlastung, keine Übertragung von Körperschall und die In-Ears verrutschen nicht mehr.
Das verdrillte Kabel wirkt dünn und filigran, ist aber so flexibel, dass es fieses knicken und quetschen verzeiht, und sollten einmal (Achtung: abgedroschenes Wortspiel!) alle Stricke reißen, gibt’s dank MMCX-Stecker Ersatz, ohne gleich den ganzen Kopfhörer reparieren lassen zu müssen. Bevor sich das Kabel nach circa 37 Zentimeter vereint, darf der Träger beim Telefonieren in das Inline-Mikrofon sprechen und nach bewährtem One-Button-Konzept Anrufe annehmen, beenden und Tracks mit Doppel- und Triple-Klick vor- und zurückspringen sowie -spulen. Wird der Knopf gedrückt und gehalten, springt bei aktuellen Apple Devices Siri an. Allerdings verdecke ich, wenn ich nach dem Drücken nicht loslasse, mit dem Gegenfinger das Mikrofon und Siri versteht mich nicht. Oder will sie mich einfach nicht verstehen? Wer weiß.
Klang
Die Verpackung verrät nicht wirklich, ob es sich beim SE-CH9T um ein Schätzchen handelt. Stellt er also andere in den Schatten, wie das Netz behauptet, oder ist er eher ein Schatten seiner selbst? Ich schließe ihn also am iPhone an und starte Leftfields Klassiker „Melt“. Es fällt sofort auf: Der In-Ear klingt wunderbar definiert! Der tiefe Frequenzbereich ist stramm, dennoch agil und bildet ein solides Fundament. Auch „Fade Out Lines“ von The Avener tönt sauber aus den Hörern, Bassdrum und Bass ergänzen sich wunderbar, dazu gesellt sich eine Mittenwiedergabe, die die E-Gitarren schön herausarbeitet und selbst Zupfgeräuschen Platz lässt. Weiter zum Partytrack „Intergalactic“ der Beastie Boys: Hier versteht man wirklich jedes Wort, ich sehe Ad Rock, Mike D und MCA förmlich vor mir auf der virtuellen Bühne stehen. Hier mag der von Pioneer verbaute Airflow Control Port, der eigens für diesen Mittenbereich entwickelt sein soll, seinen Part dazu beitragen. Ich höre mich lange durch meine Playlists und schließe den Hi-Res-Kopfhörer an ein hochauflösendes USB-Interface an, um via Mac auch Hi-Res-Material zu checken. Auch hier herrscht viel Begeisterung: Von Klassik bis hin zu Classic Rock zeigt der SE-CH9T Details auf, die selbst mit manchen Over-Ears nicht dargestellt werden. Pioneers In-Ear schmeißt einen regelrecht in Amber Rubarths „Strive“ Performance, aber nicht nur intime, sondern auch große Akustiknummern können bei diesem Kopfhörer unter die Haut gehen. Die Bühne ist weit und tief, immer wieder denke ich eher an einen großen Bügelkopfhörer! Aber, und auch das muss man abschließend festhalten: Sitzt der SE-CH9T trotz Aufsätze wechseln und leichtem Drehen nicht zu hundert Prozent, geht’s dahin mit dem guten Klang.
Technische Daten
- BauformIn-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)5 - 50.000 Hz
- Impedanz25,8 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)110,79 dB
- Gewicht ohne Kabel7 g
- Kabellänge120 cm
Lieferumfang
- 3 Paar Ohrstöpsel in den Größen S, M und L
- 1 Paar Schutzröhrchen
- Stoffbeutel
Warum werden diese Kopfhörer nirgends mehr verkauft… War so zu frieden… Leider abgesoffen beim Motorrad fahren..
Hallo,
habe nicht zuletzt auf Grund der Lobhudellei hier mir diesen Kopfhörer gekauft. Und es stimmt der Klang ist nicht der schlechteste, aber funktional verdient das Gerät noch nicht einmal einen Stern. Keiner der mitgelieferten Stöpsel passt, d.h. ein korrekter Sitz in beiden Ohren ist nur im still sitzen möglich. Die klienste Bewegung reicht, dass sich einer der Stöpsel lockert. Ein Versuch damit Fahrrad zu fahren lies mich auf einer Strecke von unter einem Kilometer mehrfach halten und den Sitz korrigieren. Auf der Rückfahrt blieb die Lala aus.
Fazit:
1. immobile In-Ears sind eine Fehlkonstruktion, die die Welt nicht braucht.
2. persönlich ein teurer Fehlkauf :-((