Mit dem Focal Lensys Professional platziert der französische Premiumhersteller einen geschlossenen, kabelgebundenen, dynamischen Kopfhörer im Bereich zwischen 500 und 1.000 Euro, der insbesondere den anspruchsvollen Studiobereich adressiert. Klanglich überzeugt die leichte Konstruktion durch ihren detailreichen, druckvollen aber auch realistischen Klang. Wer nach einem entsprechenden Produkt sucht, sollte hier unbedingt reinhören.
- überzeugender Klang mit tontechnischer Eignung
- Kombination von Detailauflösung, Kontur, Bassdruck und Wärme
- zwei mitgelieferte Kabel
- leichter Druck bei längeren Hörsitzungen
Focal gehört zu den wenigen Premiumherstellern, die gleichermaßen im audiophilen Markt und in der Tonstudiotechnik zu Hause sind. Mit dem Focal Lensys Professional adressiert der Hersteller aus dem französischen Saint-Étienne vor allem Toningenieure und Musiker.
Inhaltsverzeichnis
Ausstattung
Zunächst kann ich dem Produkt, das sich preislich unterhalb des Focal Clear Mg Professional (zum Test) platziert, eine gleichermaßen robuste, hochwertige Verarbeitung und ein dekoratives, modernes Design bestätigen. Die Konstruktion besteht aus einem gepolsterten, längenverstellbaren Aluminium-Kopfbügel und den dreh- und kippbaren Ohrmuscheln mit bequemen Polstern aus Memoryschaumstoff und atmungsaktivem Stoffüberzug. Zum Lieferumfang gehören zwei auswechselbare einseitig geführte Kabel, die auf einem 3,5-mm-Klinkenstecker enden und um einen mitgelieferten 6,3-mm-Schraubadapter ergänzt werden. Eine Tragetasche gehört zum Lieferumfang und schützt den Kopfhörer beim Transport.
Konstruktion
Der Focal Lensys Professional wird beim Hersteller in Frankreich entwickelt und gefertigt. Das Herz ist ein hauseigener, patentierter dynamischer 40-mm-Treiber mit Aluminium/Magnesiummembran und M-förmiger Kalotte, der für eine präzise, lineare Klangreproduktion sorgen soll. Der Aluminiumanteil erhöht dabei laut Hersteller die Festigkeit, während das Magnesium eine besonders hohe Dämpfung sicherstellen soll.
Die Treiber wurden in den Hörmuscheln der Ergonomie der Ohren folgend angewinkelt, was laut Focal die Stereowiedergabe verbessern und zudem eine erweiterte Basswiedergabe ermöglichen soll, an der es dem Lensys Professional auch tatsächlich nicht mangelt. Ein kleiner Querverweis: Beim Focal Lensys Professional scheint es sich um die Studioversion des Focal-Modells Azurys zu handeln, der mir jedoch nicht zum Test zur Verfügung stand.
Praxis
Der Focal Lensys Professional versteht sich als Arbeitswerkzeug für die Ton- und Musikproduktion. Er soll sich zur Beurteilung von Mischungen und Aufnahmen eignen und kann aufgrund seiner geschlossenen Bauweise im Aufnahmeraum aber auch im mobilen Einsatz genutzt werden. Aufgrund der anspruchsvollen Treibertechnik soll er zusätzlich auch gehobene Anforderungen an die Klangwiedergabe erfüllen.
Den Tragekomfort darf ich als hoch bezeichnen. Der Focal Lensys Professional sitzt sicher und bequem in Position. Die Memory-Schaumstoffpolster kommen sauber über den Ohren zu liegen. Dabei fühlt sich die Konstruktion mit etwa 300 Gramm angenehm leicht an – eine gute Voraussetzung für lange Aufnahmesitzungen und Mischungen. In meinen Fall drückte es bei mir nach einer Weile dann aber etwas zu stark auf die Ohren, was allerdings bei den meisten Over-Ear-Modellen der Fall ist.
Klang
Bei einem Listenpreis von 699 Euro darf man einiges erwarten. Zunächst einmal ist die passive Isolierung überzeugend und schafft direkt eine gute Abschottung von Außengeräuschen. Umgekehrt bleibt auch die Außenwelt von austretenden Geräuschen verschont, was beispielsweise im Aufnahmeraum essenziell ist. Als Zuspieler nutzte ich den RME ADI-2 Pro FS R (zum Test) und den portablen Shanling M3X (zum Test), die beide einen erstklassigen Job ablieferten.
Schon bei den ersten Klavierakkorden des Robbie-Williams-Chartbreakers „Feel“ wird die Marschrichtung klar: Ein warmer Grundton, jede Menge Details und ein schwarzer Bassbereich. Es ist immer schön, wenn man seine täglichen Höreindrücke kompakter, drahtloser In-Ears plötzlich in einer dreidimensionalen Hochglanzversion präsentiert bekommt und seinen Klangbezug wieder einnorden kann.
Meine gern bemühte Hörreferenz „Celestion Echo“ von Boris Blank und Malia fordert den Focal Lensys Professional dann auch direkt heraus. Eine Aufgabe, die er in allen Bereichen meistert: Im Bass reicht der Kopfhörer tief hinab, ohne dabei seine Kontur zu verlieren und andere Frequenzbereiche zu überstrahlen. Malias Stimme ist gleichermaßen intim, detailreich, sauber und bestens in die Mischung eingebettet. Dabei agiert das Testgerät im Zeitbereich sicher und zeigt dem Hörer unmittelbar Dopplungen der Stimmaufnahme auf.
Der Höhenbereich ist offen und schnell, ohne dabei Härten zu zeigen. Dank seiner Schnelligkeit baut der Focal Lensys Professional zudem glaubhaft den künstlich generierten Raum und das beachtliche Panorama dieser Produktion auf.
Eine ebenfalls beeindruckende Dynamikreproduktion liefert der Kopfhörer bei dem Titel „Train“ von Holly Cole, was auch für die Wiedergabe klassischer Orchesterwerke gilt. An dieser Stelle zeigt sich auch das durchweg realistische Timbre akustischer Instrumente.
Schließlich versteht sich der Focal Lensys Professional auch darauf, kräftig Druck zu machen. Mit Rocknummern von AC/DC, Meshuggah, Alice in Chains und Slayer zeigt er ein sicheres Händchen beim komplexen Zusammenspiel von Schlagzeug, Bass, Gesang und die unterschiedlichen Klangfarben verzerrter Gitarren. Zudem zeigt er in der Mischung sicher die Grenze zur unerwünschten Härte auf. Im Sinne tontechnischer Arbeiten erlaubt er es stets, Klangfarben zu beurteilen und Eingriffe an der Mischung und im Editing nachzuvollziehen.
Der Focal Lensys Professional gibt sich weiter angenehm pegelfest, liefert aber auch bei geringen Hörpegeln ein sauberes und fülliges Klangbild – die Ohren werden es einem danken. Zusammenfassend habe ich keine Bedenken, dass man mit dem Focal-Hörer tontechnische Arbeiten bestens durchführen kann, mit diesem Kopfhörer aber ebenso audiophilen Musikgenuss zelebrieren kann.
Fazit
Bravo! Mit dem Focal Lensys Professional zeigt der Hersteller aus Frankreich, dass es sich lohnt, für einen guten kabelgebundenen Kopfhörer etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen. Die klangliche Einordnung würde ich zweigeteilt vornehmen. Objektiv ist der Kopfhörer günstigeren oder gar Bluetooth-Konstruktionen deutlich voraus. Tatsächlich ist der Markt für explizit hochwertige, geschlossene, dynamische Studiokopfhörer unterhalb von eintausend Euro nicht unbedingt dicht besetzt. Entsprechend kann sich Focal mit dem Lensys Professional hier selbstbewusst neben Mitbewerbern wie dem Neumann NDH 20 (zum Test) oder Beyerdynamic DT 1770 PRO MKII (zum Test) einordnen. In diesem gehobenen Segment offeriert Focal eine eigene Klangsignatur. Die geschlossene Konstruktion klingt gleichermaßen hoch auflösend, definiert und warm. Dabei mangelt es weder an Druck noch an guter Außenisolation.
Somit heimst der Focal Lensys Professional eine klare Empfehlung für tontechnische Arbeiten in der Regie, am Schnittplatz, im Aufnahmeraum und im Außeneinsatz ein.
Hinweis der Redaktion: Messdaten wie Frequenzgang und Anpressdruck sowie Detailfotos liefern wir in wenigen Wochen nach.
- 699,00 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)5 - 22.000 Hz
- Impedanz26 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)1 mW @ 1 kHz: 100 dB
- Gewicht ohne Kabel306 g
- Kabellänge300/120 cm
Lieferumfang
- 1,2 m gerades Kabel
- 3 m Spiralkabel
- Klinkenadapter
- Tragetasche