FiiO FT5

Der FiiO FT5 stellt in vielerlei Hinsicht den Gegenentwurf zu einem typischen Lifestyle-Kopfhörer dar. Die kabelgebundene, offene Over-Ear-Konstruktion ist mit circa 450 Gramm ohne Kabel nicht besonders leicht, aber absolut hochwertig. Sie dürfte insbesondere in den heimischen vier Wänden beziehungsweise auf Reisen in Hotelzimmern in Kombination mit einem DAP genutzt werden. Gimmicks gibt es keine, dafür aber vollen Fokus auf eine hochwertige Musikreproduktion. Besonderheit ist die magnetostatische Konstruktion, bei der jeweils ein großer 90-mm-Treiber mit einer hauchdünnen 6-µm-Membran zum Einsatz kommt, die in einem magnetischen Gleichfeld von jeweils 20 Neodymiummagneten zum Schwingen gebracht wird.

Anders als bei dynamischen Konstruktionen gibt es also keinen konventionellen Antrieb in Form einer Schwingspule. Vielmehr durchfließt das Audiosignal eine Leiterschleife innerhalb der Membran, die entsprechend reaktionsschnell agieren kann.

Mechanische Konstruktion

Der FT5 ist überzeugend und robust verarbeitet. Das edle aber auch technisch anmutende Design setzt auf eine schwarze Magnesiumlegierung und verzichtet auf Schnörkel und Bling. Er wird in einem hochwertigen Hard-Case aus braunem Kunstleder ausgeliefert, das dem Kopfhörer eine würdige Unterbringung und Schutz beim Transport bietet.

Die Ohrmuscheln sind rund und verfügen über tauschbare Ohrpolster, die sowohl mit Velours- als auch Kunstlederummantelung zum Lieferumfang gehören.

Die Kabelführung geht beidseitig auf der Rückseite der Ohrpolster ab. Natürlich ist das Kabel austauschbar. Aber nicht nur das: FiiO liefert ein 1,5-Meter langes Anschlusskabel mit mehreren Hundert monokristallinen, silberbeschichteten Kupfersträngen mit Stoffummantelung mit. An dieses Kabel lässt sich wahlweise ein 3,5-mm-Miniklinkenstecker oder ein symmetrischer 4,4-mm-Stecker nutzen. Ergänzend gibt es Adapter auf das 6,35-mm-Klinkenformat oder 4-Pin-XLR.

Die Konstruktion passt sich dank eines doppelten Kopfbügels mit automatisch justierendem Innenband, dreh- und schwenkbaren Ohrmuscheln sowie guten Polsterungen im Ohrbereich gut an die Kopfform an. Allerdings fällt der Anpressdruck für mein Empfinden etwas zu hoch aus. So trägt sich der Kopfhörer zwar bequem, drückte in meinem Fall aber bei längeren Hörsitzungen.

Klang

Mit einer Impedanz von 36 Ohm stellt der FiiO FT5 keine großen Ansprüche an den Kopfhörerverstärker und läuft sogar an Smartphones klaglos. Seine beste Leistung liefert der Kopfhörer aber natürlich an dedizierten DAP-Geräten und Kopfhörerverstärkern. Dank der flexiblen Anschlüsse ist der FT5 hier bestens gerüstet.

Meine Hörtests absolvierte ich mit dem DAP Shanling M3X (Test) und dem stationären RME ADI-2 Pro FS R (Test). Dabei liefert der FT5 auch am kompakten Shanling M3X dank der symmetrischen Verbindung einen kräftigen Pegel für eine mobile Lösung. Die Außenisolierung ist dabei dank der massiven Konstruktion recht gut. Gleichwohl handelt es sich hier um einen Kopfhörer für den stationären Einsatz.

Anhand des Boris Blank Titels „Vertigo Heroes“ lässt sich ein erster Eindruck der erstklassigen Detailauflösung gewinnen. Es wird direkt offensichtlich, dass man hier in einer Leistungsklasse oberhalb von Bluetooth und günstigen dynamischen Lösungen spielt. So gerät die Wiedergabe zum Genuss! In der Atmos-Mischung wird der Raum herrlich breit und mit den nötigen Tiefeninformationen und Nachhalleffekten reproduziert, aber bei Bedarf auch mit beachtlicher Nähe. Bewegungen im Stereopanorama sind sicher nachvollziehbar, teilweise sogar hinter dem Kopf.

Generell fällt der Höhenbereich für diese Preisklasse herrlich offen aus und liefert eine Fülle von Details, mit denen sich analytisch tief in die Mischung und den Raum hineinhören lässt. Auch bei konventionellen Stereomischungen verdient sich der FiiO FT5 für die Reproduktion des Stereopanoramas und der Räumlichkeit eine gute Note. Allerdings gibt es teuerere Mitbewerber, die bezüglich der Breite des Klangbilds und der Raumtiefe die Nase etwas vorn haben. Die Klangfarbe der Instrumente beziehungsweise Samples ist glaubhaft realistisch und die Verfremdungen der Stimmen nahezu plastisch erfahrbar. Neben der großen Räumlichkeit, der Luftigkeit und Detailauflösung begeistert mich auch der generell schnelle Antritt sowie der mühelose, artikulierte Bass, der bis in den untersten Keller hinabreicht und selbst bei hohen Wiedergabepegeln nicht einknickt. Gleichzeitig würde ich sagen, dass der FiiO FT5 mit einer dezenten Bassbetonung zu Werke geht.

Bei Rockproduktionen zeigt der FiiO FT5 seine Vorzüge durch ein stimmiges, großes und durchaus warmes Klangbild mit natürlichen, detailreich aufgelösten Stimmen, druckvollem Schlagzeug und einer sicheren Reproduktion der Klangfarbe unterschiedlich verzerrter Gitarren – von Opeth bis Meshuggah. Selbst Extrem-Metal-Mischungen klingen dabei nicht zu aggressiv über die Intention der Mischung hinaus. Härten vermeidet der FT5 also glücklicherweise.

Der schnelle Antritt zeigt sich auch im bemerkenswert guten Zeitverhalten. Gedoppelte Stimmen sind aufgrund der kleinen Timing-Differenzen sicher identifizierbar (Malia/Boris Blank: Claire Cadillac).

Auch im akustischen Bereich überzeugen mich die Klangfarben der Instrumente durch ihren authentischen Charakter und die umfassende Feinauflösung. Der Klassiker „I Can See Clearly Now“ des Holly Cole Trios stellt dies deutlich unter Beweis: Der schnarrende definierte Kontrabass, das perkussiv-dynamische Klavier und die wunderbare, ausdrucksstarke Stimme der Interpretin harmonieren in bester Weise. Das gilt auch für die herausragende MTV-Live-Aufnahme von „Hotel California“ von den Eagles. Hier stehen die diversen Stimmen, die schimmernden Akustikgitarren, der Bass und das Schlagzeug herrlich ausgewogenen nebeneinander und befüllen den Raum.

Schließlich verwundert es kaum, dass der FiiO FT5 auch bei der Wiedergabe klassischer Werke zur Höchstform aufläuft. Tatsächlich kann man sich im besten Sinne des Wortes in den Sessel fallen lassen und in die Klangfarben des Symphonieorchesters eintauchen.

Beachten sollte man die Unterschiede zwischen beiden Ohrpolstern, die sich klanglich durchaus bemerkbar machen. Die Lederpolster fällt dabei etwas impulsiver aus und liefert mehr Artikulation und Druck, während die Velours-Polster eher sanfter in den Höhen und »dicker« im Bass klingen, gefühlt etwas weniger straff, aber etwas weiter in den Keller hinabreichend.

Fazit

Für 499 Euro erhält man mit dem FiiO FT5 einen audiophilen Kopfhörer mit planar-magnetischer Konstruktion, der nicht nur ausgewogen, detailreich, sondern auch herrlich schnell und luftig klingt. Einen guten Kopfhörerverstärker vorausgesetzt, steigt man hier in eine Klangklasse ein, für die man anderenorts deutlich mehr Geld auf den Tisch legen muss. Auch das Design und die hochwertige Verarbeitung lassen keine Kompromisse erkennen. Dazu ist das mitgelieferte Zubehör überaus großzügig – hier wurde an alles gedacht! Da darf man auf die nächsten Entwicklungen durchaus gespannt sein.