Edifier Stax Spirit S5

Das kompakte Design der Edifier Stax Spirit S5 bringt 350 Gramm auf die Waage und lässt sich für den Transport platzsparend zusammenklappen, wobei ein stabiles Hardschalen-Case mitgeliefert wird. Trotz der geschlossenen Bauart hält sich die Wärmeentwicklung des Systems in Grenzen. Dabei ist der Sitz weder locker noch zu stramm beschaffen, sodass sich die Planarhörer bequem über längere Zeit hinweg tragen lassen, ohne im mobilen Einsatz zu verrutschen.

Wie bereits das Vorgängermodell, die Edifier Stax Spirit S3 (zum Test), wird auch das neue Flaggschiff mit zwei Varianten an Ohrpolstern ausgeliefert. Während die vormontierte Option mit Lammleder bezogen ist und für eine höhere Abschirmung sorgt, ist die Stoffalternative aus Cool Mesh atmungsaktiver. Neben recht vielen Kunststoffelementen stellen die Hörerschalen mit ihren Oberflächen aus Rindsleder sowohl optisch als auch haptisch einen ansprechenden Kontrast dar. Bei der Bügelpolsterung wurde hingegen Lammleder eingesetzt.

Vergleich: Stax Spirit S3 und Stax Spirit S5

Große Unterschiede bestehen bei der Auswahl an Audiocodecs. Während die erste Generation mit aptX, aptX HD und aptX Adaptive ausschließlich auf die aptX-Familie gesetzt hat, sind die Nachfolger erheblich breiter aufgestellt und erweitern das Repertoire um das AAC-Format sowie aptX Lossless, LDAC und LHDC. Unterstützt werden darüber hinaus Neuerungen der Snapdragon-Sound-Plattform sowie der jüngste Bluetooth-Standard. Während beide Modelle Multipoint-Verbindungen mit zwei Geräten gleichzeitig ermöglichen, zählt bei der zweiten Generation noch Google Fast Pair zum schnellen Verbinden von Android-Geräten zur Ausstattung.

Geblieben ist, dass bei den planar-magnetischen Bluetooth-Hörern auf eine aktive Geräuschunterdrückung und einen Transparenzmodus verzichtet wurde. Konzeptionell scheint sich alles auf eine hochwertige Klangwiedergabe per Funk zu fokussieren, was sich auch in der Weiterentwicklung der Treibertechnik durch die „2nd EqualMass Wiring“-Technologie widerspiegelt. Flexibilität gewinnen die Stax Spirit S5 dabei durch die neue EQ-Sektion der Edifier ConneX App.

Zusätzliche Einsatzmöglichkeiten bietet die zweite Generation per Kabel, und zwar ergänzend zum analogen 3,5-mm-Audioeingang in digitaler Form über den USB-C-Anschluss. Ein paralleler Bluetooth-Betrieb zur Nutzung der App ist nicht möglich. Allerdings besteht via Remote-Taster Zugriff auf die vorkonfigurierten Klangmodi oder eigene EQ-Einstellungen, da der Kabelbetrieb in beiden Fällen eine aktive Elektronik voraussetzt.

Akkulaufzeit

Bei gehobener Wiedergabelautstärke erreichen die Edifier Stax Spirit S5 eine Laufzeit von knappen 77 Stunden, wenn der AAC-Codec genutzt wird. Eine fünfzehnminütige Schnellladung stellt zudem Kapazität für weitere 13 Stunden bereit, was beim Pendeln oder auf Reisen hilfreiche Dienste erweisen kann. Auch das vollständige Aufladen des Akkus erfolgt zügig und ist nach 100 Minuten abgeschlossen.

Bedienung

Zur Steuerung der Wiedergabe, dem Annehmen, Ablehnen sowie Beenden von Telefonaten und der Lautstärkeregelung dient ein klassisches Dreiergespann an Tastern, das sich an der rechten Hörerschale befindet und auch ein Navigieren zur Titelauswahl unterstützt. Ungewöhnlich mag zunächst erscheinen, dass durch ein Gedrückthalten des Minustasters vor- und über den Plustaster zurückgesprungen wird, was jedoch schnell verinnerlicht ist. Des Weiteren ist per App ein zusätzlicher Bluetooth-Taster konfigurierbar, der ab Werk zwischen den Klangmodi umschaltet und den latenzreduzierten Gaming-Modus (de-)aktiviert. Alternativ kann auch der Sprachassistent ausgewählt oder zwischen der Anpassung für die Ohrpolstervarianten gewechselt werden.

Edifier ConneX App

Über die neue App-Anbindung (Android und iOS) der Stax Spirit S5 lässt sich einstellen, welches Paar Ohrpolster genutzt wird, um das Hörerlebnis dementsprechend zu optimieren. Zur individuellen Klanganpassung stehen mit „Original“, was der Standardeinstellung entspricht, „Dynamic“ und „Monitor“ drei Modi zur Auswahl. Darüber hinaus können über das „Customized“-Setting eigene EQ-Einstellungen vorgenommen werden, die als Presets speicherbar und im Anschluss direkt über die App austauschbar sind. Nicht gut gelöst wurde jedoch, dass unabhängig der App keine Orientierung besteht, welcher Klangmodus aktiv ist. Hilfreich wäre beispielsweise eine Sprachansage beim Umschalten.

Neben dem Bluetooth-Taster lässt sich über die App noch ein Timer konfigurieren, die Wiedergabe steuern und die Lautstärke regeln. Auch Firmware-Aktualisierungen sind durchführbar, zumal der Gaming-Modus sowie die Nutzung von Multipoint-Verbindungen ein- und ausgeschaltet werden können. Auf Android-Geräten lassen sich zudem die Codec-Varianten LDAC und LHDC aktivieren.

Sprachqualität beim Telefonieren

Im Verbund mit einem iPhone wird die Stimmenübertragung als angenehm und sehr natürlich wahrgenommen. Dabei ist im Freien eine leichte Abschwächung von Windgeräuschen erkennbar, wodurch sich die Verständlichkeit der eigenen Stimme erst bei stärkeren Böen als schwierig erweist. Auch Hintergrundgeräusche werden übertragen, aber etwas abgedämpft, wodurch ein Kommunizieren möglich bleibt. Bessere Ergebnisse lassen sich hingegen mit einem Snapdragon Sound kompatiblen Nothing Phone erreichen, da vor allem Windrauschen effektiver gefiltert wird. Auch bei einer belebten Hintergrundkulisse bestehen Vorteile bei der Sprachverständlichkeit, wobei die Stimmenübertragung selbst eher als etwas kühl und weniger lebhaft empfunden wird.

Sound – so klingen die Edifier Stax Spirit S5

Die Grundabstimmung (Original-Modus) der Edifier Stax Spirit S5 wirkt ausgesprochen kraftvoll, verfügt über eine dezente Grundwärme und klingt ansprechend ausgewogen. Auch wenn der Tieftonbereich eine leichte Betonung besitzt, erscheint die Basswiedergabe zu keinem Zeitpunkt tonangebend, sondern unterstützt die spielfreudige, geräumige Darstellung wohldefiniert und druckvoll von unten.

Der Mittenbereich wird ebenfalls mit Elan zu Gehör gebracht und vermag der charismatischen Stimme von Dominique Fils-Aimé in „Nameless“ des gleichnamigen Albums von 2018 eine eindrucksvolle Präsenz zu verleihen, ohne diese zielstrebig in den Vordergrund zu rücken. Insofern besteht kein unmittelbarer, direkter Klangeindruck, sondern eine gelungene Balance aus Nähe und Distanz, der es mühelos gelingt, vielschichtige, komplexe Produktionen mit klaren Konturen aufzufächern. Energiereich und agil setzt sich die Wiedergabe auch in den oberen Lagen fort. Vorlaut oder anstrengend erscheint der Hochtonbereich jedoch nicht, zumal Zischlaute gekonnt abgerundet werden.

Der Dynamic-Modus ist auf eine volle, warme Klangwiedergabe ausgerichtet und verfügt über mehr Substanz im (Tief-)Bassbereich, wodurch Titel wie „Hypnose“ (Future Edit) vom diesjährigen Studioalbum „Empor“ der Techno Marching Band „Meute“ mit einem merklich gehaltvolleren Fundament wiedergegeben werden. Beeindruckend kommt der ausgebaute Bassbereich auch bei „Kravitz“ vom kürzlich erschienenen Album „Sentir Que No Sabes“ der Cellistin und Sängerin Mabe Fratti zur Geltung, zumal die Darstellung einen wunderbar organischen Höreindruck vermittelt. Während der mittlere Frequenzbereich nicht mehr ganz so energetisch wie im Original-Modus erscheint, aber selbst bei einer hohen Klangdichte sauber und detailliert abgebildet wird, wirkt die Höhenwiedergabe ebenfalls präsent.

Eine recht neutral wirkende Abstimmung, die auf eine Betonung des unteren Frequenzbereichs verzichtet, steht hingegen mit dem Monitor-Modus zur Verfügung. Insofern erscheint die Basswiedergabe schlanker und straffer als beim Grundklang, aber nicht kraftlos. Charakteristisch ist eine homogenere Darstellung, die Lead-Instrumente und Gesangsstimmen einbettet. Dabei vermittelt der Mittenbereich einen weitläufigen, geradezu luftigen Eindruck mit einer präzisen Ortbarkeit. Darüber hinaus besitzt der Hochtonbereich noch ein bisschen mehr Strahlkraft, wobei Zischlaute durch die Abrundung nicht zu prägnant in Erscheinung treten.

Trotz der Anpassung beim Wechseln der Ohrpolster sind geringfügige Klangunterschiede erkennbar. Beim Einsatz der Mesh-Polster erscheint die Wiedergabe insgesamt ein wenig heller und weicher, während die Darstellung in den oberen Gefilden etwas zurückhaltender wirkt. Dagegen vermittelt die Ledervariante einen knackigeren Höreindruck mit der höheren Konturenschärfe.

Fazit

Die Edifier Stax Spirit S5 zeichnen sich durch eine präzise, detaillierte und sehr spielfreudige Klangwiedergabe aus, die sich anhand der drei Klangmodi oder individueller EQ-Einstellungen flexibel an die eigenen Vorlieben anpassen lässt. Bemerkenswert ist die umfangreiche Auswahl an unterstützten Audiocodecs, zumal sich die portablen, planar-magnetischen Bluetooth-Over-Ears auch kabelgebunden per USB-C-Anschluss und den 3,5-mm-Audioeingang anschlussfreudig zeigen. Verzichtet werden muss jedoch auf eine aktive Geräuschunterdrückung und einen Transparenzmodus.