Der Klipsch Nashville ist ein Bluetooth-Lautsprecher, der äußert klein und kompakt daherkommt, aber dennoch Großes verspricht. Das zumindest behauptet der Hersteller. Warum er genau das nicht vollends einhalten kann, zeigt unser Test.
- recht neutraler Klang
- nach IP67 staub- & wasserdicht
- Multipoint
- auch für Telefonate nutzbar
- als Powerbank nutzbar
- App-Anbindung
- lediglich SBC Codec
- Tasten nicht beleuchtet
- Lochgitter teilweise unsauber verarbeitet
Mit der „Klipsch Music City“ Serie will der bekannte US-amerikanische Lautsprecherhersteller laut eigenen Aussagen Maßstäbe setzen. Dazu lanciert Klipsch drei portable Bluetooth-Lautsprecher am Markt, die die „Essenz und das lebendige Erbe einiger der einflussreichsten Musikstädte der USA“ zelebrieren wollen. Neben Austin, der kleinsten, und Detroit, der größten Box, startet die Company aber zunächst mit dem mittleren Modell Nashville durch.
Klipsch Music City: Gemeinsamkeiten
Austin, Nashville, Detroit – alle drei Modelle kommen mit einer IP67-Zertifizierung und sind dabei nicht nur bedingt wasserdicht (30 Min. in bis zu einem Meter tiefem Wasser), sondern auch gegen Staub und Dreck geschützt. Zusätzlich werkeln alle Modelle mit der aktuellen Bluetooth-Version 5.3 mit einer Reichweite von bis zu 12 Metern. Welche Codecs verwendet werden, verschweigt der Hersteller. Ein Blick in die Systemeinstellungen eines Google Pixel 6a zeigen, dass unser Testgerät Klipsch Nashville nur mit SBC arbeitet.
Bis zu acht Geräte kann sich der Lautsprecher merken, auch unterstützt der Nashville Multipoint: Sowohl ein iPhone als auch ein Android Smartphone waren gleichzeitig mit dem Nashville verbunden, zwar lassen sich zwei Streams nicht gleichzeitig abspielen, durch Pausieren und Wiedergeben am jeweils anderen Device kann man dennoch recht komfortabel hin- und herspringen.
Weiterhin unterstützen die drei Modelle den sogenannten „Broadcast“-Modus, der es euch erlaubt, bis zu zehn Speaker – der jeweils gleichen Modellreihe wohlgemerkt – zu verbinden. Zusätzlich könnt ihr durch Hinzufügen eines weiteren Lautsprechers des gleichen Modells ein Stereo Setup bilden.
Ein integriertes Mikrofon erlaubt euch, die Klipsch Music City Speaker als Freisprecheinrichtung zu nutzen, und mit bis zu 10 Watt Ladeleistung agieren sie zudem als Powerbank zum Laden eures Smartphone-Akkus.
Der Nashville ist allerdings das einzige Modell der Serie, das weder über eine Trageschlaufe (Austin) noch über einen Tragegurt (Detroit) verfügt.
Die Klipsch Connect App
Natürlich darf auch eine App-Anbindung nicht fehlen. Hier übernimmt die „Klipsch Connect App“ für iOS und Android die typischen Verwaltungsaufgaben wie Firmware Updates oder Equalizer Tweakings. Hier ist allerdings Minimalismus angesagt, denn recht viel mehr kann in der App, die altbacken wirkt, nicht erledigt werden. Zum Glück lässt sich immerhin der recht laute Start-up-Sound deaktivieren.
Leider ist die grafische Darstellung des lediglich auf drei Bänder reduzierten Equalizers (auf einem Google Pixel 6a) dank falscher Trennung der Wörter „Mittelton“ und „Hochton“ so verzogen, dass es auf dem ersten Blick so wirkt, als sei der Bassregler nicht auf seiner 0dB-Position. Das verwirrt und sollte per Update leicht zu lösen sein.
Klipsch Nashville: Technische Details
Der Klipsch Nashville hat die Abmessungen 78mm x 178mm x 81mm und ein Gewicht von ca. 970 Gramm. Der eingebaute Verstärker liefert dabei 2 x 10 Watt und die Box ist mit zwei 2,25-Zoll-Breitbandchassis ausgestattet, die von zwei passiven Bassradiatoren unterstützt werden. Dabei kann der Klipsch Nashville Frequenzen in einem Bereich von 60 Hz bis 20 kHz wiedergeben. Hier herrscht anscheinend Uneinigkeit: Während die Pressemitteilung von einem Frequenzgang von 55Hz – 20kHz und das deutsche Spec Sheet gar von 50 Hz – 20 kHz spricht, finden wir auf der US-amerikanischen Website die oben erwähnte 60-Hz-Angabe. Auch das verwirrt und sollte ebenfalls zügig gelöst werden.
Der 360-Grad-Klang soll durch eine gegenüberliegende Anordnung der Chassis erreicht werden. Ob und wie gut das klappt, lest ihr weiter unten im Kapitel „Klang“.
Die Laufzeit gibt der Hersteller mit bis zu 24 Stunden Musikwiedergabe mit einer einzigen Ladung an, ca. 1,5 Stunden benötigt Nashville, um einmal vollständig aufgeladen zu werden. Dazu nutzt die Box bis zu 18 Watt eines entsprechend potenten Netzteils, welches nicht zum Lieferumfang gehört. Dazu liegt der vollständig recycelbaren Verpackung aus Pappe ein ca. ein Meter langes USB-C-Kabel bei und nicht, wie fälschlicherweise angegeben, ein drei Meter langes.
Klipsch Nashville: Design, Verarbeitung & Bedienung
Die Box wirkt stabil gebaut und setzt dabei auf eine Lochgitterabdeckung vorne und hinten; zum Schutz und zur Entkopplung zieht sich ein dickes quergeriffeltes Gummiband um die Box. Diese Riffelung sorgt allerdings dafür, dass der mobile Lautsprecher auf einer planen Oberfläche (Tisch, Regal, etc.) stets leicht kippelt, wenn er bedient werden will. Hinter der Lochgitterabdeckung schützt schwarzer Stoff die Innereien, wobei gerade bei ersterem die Verarbeitung besser hätte ausfallen können: Wird so ein Lochgitter gebogen oder geknickt, hinterlässt das immer unsaubere Kanten und Deformierungen. Das wird besonders an der Stelle deutlich, an der das Logo des Herstellers hineingedrückt wurde.
Auf der Oberseite finden wir die Bedienelemente sowie Statusanzeigen: Power Button (der auch die temporäre Batterieanzeige aktiviert), Bluetooth-Pairing-Taste sowie Lautstärke rauf und runter – that’s it. Weder kann man hier durch Equalizer-Presets schalten noch die Wiedergabe starten oder pausieren – wie im Falle eines Soundcore Motion 300, der wohl gemerkt rund 100 Euro günstiger ist.
Zudem sind die leicht erhobenen Taster, die übrigens einen sehr angenehmen Druckpunkt besitzen, nicht beleuchtet. Gerade in der dunklen Jahreszeit verschwimmen hier die Konturen so stark, dass man erst mal ertasten muss, wo denn nun eigentlich die Taste ist, die zum Beispiel die Lautstärke verringert.
Klang
Selbst auf maximaler Lautstärkestufe zerrt der Klipsch Nashville nicht – weder energiereiche Subbässe noch mittenlastige Gitarrensoli bringen die Box aus dem Tritt. Bauartbedingt büßt ein Lautsprecher dieser Größe dann natürlich auch seine Präzision ein. Diese ist bei moderater Lautstärke durchaus gegeben.
Im direkten Vergleich mit den ähnlich großen Soundcore Motion 300 vermag der Klipsch Nashville beispielsweise die subtilen Details von Amber Rubarths „Strive“ eindeutiger wiederzugeben. Auch lange Hallfahnen und tief im Raum stehende Instrumente werden erstaunlich plastisch dargestellt. Was nicht zuletzt an dem nach hinten gerichteten Lautsprecher liegt. Zwar spricht der Hersteller in diesem Zusammenhang von einem 360-Grad-Klang, diese Dreidimensionalität nehmen wir so aber nicht wahr. Richtig ist, dass eben dadurch ein breiterer Klang erzeugt wird, aber 360-Grad-Sound im Sinne von „immersiv“ oder gar „Spatial Audio“ solltet ihr nicht erwarten.
Bässe spielen in EQ-Neutralstellung natürlich und definiert auf, lassen bei modernen Dance-Nummern aber diesen gewissen „Impact“ vermissen. Die Mitten sind wiederum kräftig, sodass Vocals und Lead-Gitarren klar und unverfälscht wiedergegeben werden. Auch der obere Frequenzbereich wirkt nicht gedeckelt und HiHats werden entsprechend auch genau so dargestellt. Bei spitz gemischten HiHats kann das bei höheren Lautstärken zu einer schnelleren Hörermüdung führen.
Bei genullter Equalizer-Stellung wirken die Wiedergabequalitäten daher zwar recht sauber, ich empfinde das aber als etwas zu steril. Glücklicherweise gibt es vier Klangkurven-Presets, sortiert nach Genres, sowie eine individuelle Einstellmöglichkeit. Mir haben die Einstellungen „Bass +3“, „Mitten -1“ und „Hochton -1“ dann entsprechend am besten gefallen.
Fazit
Der Klipsch Nashville hinterlässt gemischte Gefühle: Während er klanglich für seine Größe durchaus sauber aufspielt, sind es die vermeintlichen Kleinigkeiten, die – gemessen am Preis – den Gesamteindruck trüben. So kippelt er leicht auf einem Tisch, und nicht beleuchtete Tasten bedürfen im Halbdunkel stets ein Ertasten. Außerdem lässt der Klipsch Nashville wegen des nicht sauber umgesetzten Lochgitter-Looks für eine aufgerufene UVP von 179 Euro Wertigkeit vermissen. Das – mit Verlaub gesagt – schafft Soundcore mit ihrem wesentlich günstigeren Motion 300 besser.
- 130,50 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformLautsprecher
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)60 - 20.000 Hz
- Gewicht ohne Kabel970 g
- Kabellänge100 cm
Lieferumfang
- USB-C-Ladekabel
Besonderheiten
- BT-Codecs: SBC
- BT-Version: 5.3