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Sennheiser HD 660S2

Audiophiler offener Over-Ear-Kopfhörer

Kurz & knapp

Der Sennheiser HD 660S2 tritt beherzt in die Fußstapfen seines Vorgängers und entpuppt sich wie dieser als Grenzgänger zwischen genussvollem Hör- und professionellem Arbeitsgerät. Tatsächlich gelingt es dem Hersteller aus Wedemark, den ausgewogenen und herrlich detaillierten Grundcharakter im Tiefbass und bei der Höhenwiedergabe nochmals zu verbessern, sodass der HD 660S2 trotz Preiserhöhung eine klare Empfehlung als großartiger Over-Ear-Kopfhörer einheimst.

Vorteile:
  • audiophiler ausgewogener Klang
  • verbesserte Wiedergabe von Tiefbass
  • ergänzendes symmetrisches Anschlusskabel
Nachteile:
  • Preissteigerung gegenüber Vorgängermodell
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Die „Sechser-Serie“ von Sennheiser ist seit Jahren ein Garant für gehobene Klangqualität mit überzeugendem Preis-Leistungs-Verhältnis. Der HD 660S2 löst nunmehr das bisherige Spitzenmodell HD 660S von 2017 und dessen Revision von 2019 ab.

Bei einem Verkaufspreis oberhalb von 500 Euro darf man bereits hohe Ansprüche stellen. Die bisherigen Modelle wurden diesen meiner Meinung nach gerecht und machten den HD 660S zu einer exzellenten Wahl für anspruchsvolle Hörer, die ein offenes dynamisches Over-Ear-System unterhalb der Grenze von eintausend Euro suchen sowie für professionelle Anwender, die ein verlässliches Arbeitswerkzeug für die Regie und Schnittarbeiten benötigen.

Sennheiser HD 660S2 – Unterschiede zu den Vorgängern

Die neue Version sieht bis auf das rot-goldene Logo quasi identisch aus. Geblieben ist das schmucke schwarze Design mit elliptischen vorwärts geneigten, kipp- und leicht drehbaren Hörmuscheln mit Velours-Polsterung, die außen durch gelochte Gitter geschützt sind. Für den längenverstellbaren Kopfbügel setzt Sennheiser auch weiterhin auf eine Silikon-Polsterung.

Natürlich lassen sich die beidseitig geführten Anschlusskabel tauschen: Sie sind doppelt vorhanden, einmal mit 6,3-mm-Klinkenstecker, einmal mit symmetrischem 4,4-mm-Anschluss und fallen mit einer Länge von 1,8 m inzwischen kürzer aus. Auch ein Adapter auf das 3,5-mm-Klinkenformat gehört zum Lieferumfang. Zum Transport legt Sennheiser einen weichen Tragebeutel bei und verzichtet auf die bisherige Tasche, die etwas mehr Schutz bot, dafür aber mehr Platz beanspruchte.

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Die wesentlichen Veränderungen sind konstruktiver Art. So wurde laut Hersteller der Luftverlauf hinter den 38-mm-Treibern optimiert, aus der sich eine gesteigerte Empfindlichkeit ergibt. Überarbeitet wurde weiterhin die Aluminium-Schwingspule des Treibers, die nun eine Impedanz von 300 statt 150 Ohm aufweist und explizit impulsiv agieren soll. Der wichtigste Aspekt ist jedoch eine Anpassung des Frequenzgangs. Mit Blick auf die Vergleichskurve auf der Herstellerseite sieht man eine Steigerung im Bereich des Bass- und Tiefmittenbereichs bis 500 Hertz sowie bei höheren Werten ab 6.000 Hertz. Im Tiefbass spricht Sennheiser dabei sogar von einer Pegelverdopplung gegenüber dem Vorgänger.

Der Sennheiser HD 660S2 in der Praxis

Der Sennheiser HD 660S2 ist ein reiner Kopfhörer für den Musikgenuss. Er bietet dank seines geringes Gewichts, der guten Polsterung und dem vergleichsweise straffen Sitz einen hohen und sicheren Tragekomfort. Zudem lässt er sich am Smartphone mit 3,5-mm-Klinkenanschluss bis hin zum professionellen Kopfhörerverstärker betreiben. Dazu findet er über das mitgelieferte symmetrische Kabel auch Zugang zu audiophilen Lösungen. Weitere Extras gibt es nicht, dafür ist neben dem Anschlusskabel auch das Ohrpolster austauschbar. Die gesamte Verarbeitung ist hochwertig und ich hatte auch bei längeren Hörsitzungen keinerlei Probleme mit dem Sitz. Die Polsterung überzeugt mich hier ebenso wie die offene Konstruktion, die mitunter auch einem möglichen Schwitzen entgegenwirkt. Gleichzeitig sollte klar sein, dass der Sennheiser HD 600S2 konzeptionell nach außen eben nicht vollkommen lautlos agiert.

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Der Klang der Sennheiser HD 660S2

Schaut man sich den Frequenzgang des dynamischen Treibers (und jedes anderen dynamischen Treibers) an, so wird man kaum je einen linealglatten Frequenz sehen, sondern eine Kurve, die über das zentrale Hörspektrum durchaus um bis zu zehn Dezibel schwankt. Daraus folgere ich, dass es neben der Materialauswahl schlicht auch auf die Expertise des Herstellers bei der Konstruktion und Abstimmung ankommt. Hier hat Sennheiser ganze Arbeit geleistet, denn ein aufgeräumtes, luftiges und überaus detailreiches Klangbild darf sich auch der HD 660S2 ans Revers heften. Der Frequenzgang ist unverändert ausgewogen und die Grundtendenz weiterhin analytisch, ohne dabei kalt zu agieren. Hinzu kommt, dass der HD 600S2 weiterhin bei hohem Pegel verzerrungsarm agiert.

Zum Vergleich stand ein Sennheiser HD 660S der ersten Generation zur Verfügung, wobei ein gänzlich neutraler Klangvergleich aufgrund der unterschiedlichen Impedanzen ohne Messwerkzeuge kaum zu 100 % realisierbar ist. Auf den ersten Blick hat Sennheiser den beliebten Klangcharakter der Vorgänger getroffen. Im Detail bietet der HD 660S2 dann aber tatsächlich etwas mehr Luft nach oben und im Tiefbass zusätzliche Kapazitäten. Auf Letzteres ist Sennheiser zurecht stolz, denn typischerweise ist dieser Bereich bei teureren Modellen zwar klar hörbar, in der Abstimmung aber eher schlank gehalten, um höhere Frequenzbereiche nicht zu überlagern.

Gleichwohl ist eine Übertragung dieser Signale durchaus wünschenswert, denn die tiefsten Noten eines Flügels, ein fünfsaitiger Bass oder ein Synthesizer können einer Produktion einen beeindruckenden Mehrwert liefern und sind zudem Teil moderner Klangcharakteristika und Genres wie etwa beim Hip-Hop und im Urban-Bereich.

In der Tat zeigt sich das Testgerät ebenso aufgeräumt, konturiert, dynamisch und analytisch im Bassbereich wie bisher. In diversen Produktionen fällt der nach unten erweiterte Bass zunächst kaum auf. In anderen Fällen aber durchaus: Im Mittelteil von Yellos „Pan Blue“ gibt es eine Passage mit prominentem Tiefbass. Und genau hier erarbeitete sich der HD 660S2 einen hörbaren Vorsprung gegenüber dem Vorgängermodell.

Die zentralen Mitten bieten unverändert detailreichen Hörgenuss. Pinks „When I Get There“ zeigt eine intime Stimmaufnahme mit dezentem Hallraum und stimmig agierendem Klavier. Durch die schnelle Ansprache sind die Dopplungen im Refrain bestens erkennbar. Ähnlich großartige Ergebnisse stellte ich bei „Moonshot“ von Myles Kennedy fest. Die Stimme klingt völlig natürlich, bietet die nötige Nähe, während die akustische Gitarre in den Strophen dem Arrangement einen herrlichen Glanz und Körper hinzufügt. Auch Orchesteraufnahmen offenbaren eine stimmige Authentizität, während akustische Jazz-Aufnahmen die Dynamikfähigkeit des Kopfhörers untermauern. In allen Fällen bewahrt der Sennheiser HD 660S2 die Kontrolle und lässt glücklicherweise auch die nötige Wärme nicht vermissen. Auch bei verzerrten Gitarren sind die Ergebnisse durchweg stimmig. Die ungemein mittenbetonte Mischung von Slayers „Repentless“ hat mit dem Testkandidaten noch immer genug Biss, um nicht matt und müde zu wirken.

Schließlich zeigt sich auch ein Mehrwert im Bereich des ohnehin transparenten Bereichs der hohen Frequenzen. Der Sennheiser HD 660S2 gibt sich in seiner Preisklasse vorbildlich luftig. Neben feinen Details liefert er Glanz und durch seinen impulsiven Antritt auch die gewünschte Kontur bei der Abgrenzung von Instrumenten im Raum und in ihrer Dynamik. Im kritischen Grenzbereich zur Härte zeigt sich der HD 660S2 gleichfalls souverän.

Schließlich gibt es auch Lob im Bereich der Räumlichkeit. Das breite Stereopanorama und die Raumtiefe von „Celestial Echo“ von Boris Blank und Malia wird eindrucksvoll reproduziert und damit zum echten Erlebnis. Die Unterschiede zum HD 660S der ersten Generation sind dezent, aber hörbar. Die „alte“ Version klingt einen Hauch wärmer, nicht ganz so offen und auch nicht ganz so impulsiv.

Fazit

Wie sein Vorläufer ist der Sennheiser HD 660S2 ein großartiger Kopfhörer, der durch erstklassige Klangqualität und professionelle Praxistauglichkeit überzeugt. Im Tiefbassbereich und bei der Transparenz legt Sennheiser ein paar Prozentpunkte drauf, ohne dabei die bewährte Balance und Definition der bisherigen Modelle aufs Spiel zu setzen. Ihm gelingt somit der Brückenschlag zwischen audiophilem Klanggenuss und der Erfüllung der nötigen Eigenschaften bei der professionellen „Tonarbeit“. Für Erstkäufer ist der Sennheiser HD 660S2 damit eine klare Empfehlung. Gleichzeitig scheint mir ein Wechsel für Bestandskunden weniger dringlich. Denn immerhin hat Sennheiser die unverbindliche Preisempfehlung gegenüber dem ebenfalls exzellenten Vorgänger um einhundert Euro angehoben. Dazu ist dieser derzeit mit deutlichem Nachlass zu erwerben.

vor 2 Jahren von Ulf Kaiser
  • Bewertung: 4.75
  • Sound
  • Handling
  • Preis/Leistung
  • Funktion

Messdaten

Frequenzgang:

Außendämpfung:
Mehr Messdaten

Technische Daten

  • BauformOver-Ear
  • Bauweiseoffen
  • Wandlerprinzipdynamisch
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer)8 - 41.500 Hz
  • Impedanz320,6 Ohm
  • Schalldruckpegel (SPL)99,25 dB
  • Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf653 g
  • Gewicht mit Kabel311 g
  • Gewicht ohne Kabel256 g
  • Kabellänge180 cm

Lieferumfang

  • 6,3-mm-Kabel
  • 4,4-mm Kabel
  • Adapter auf 6,35 mm
  • Transporttasche

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