Groß, robust, pegelstark und mächtig im Klang. Yamaha hat mit dem YH-E700A einen dynamischen Over-Ear-Kopfhörer mit Bluetooth im Angebot, der es druckvoll krachen lässt. Die im Bassbereich mächtige Abstimmung kann man nicht neutral nennen. Der Kopfhörer wendet sich daher an Hörer, die es gern üppig und druckvoll lieben. Doch selbst dann geht mir die Abstimmung einen Schritt zu weit, denn es mangelt zumindest in der hauseigenen App und damit der Elektronik der Kopfhörer an einer Korrekturmöglichkeit.
Als audiophiler Kopfhörer fällt der Yamaha YH-E700A aufgrund mangelnder Neutralität durch. Wer jedoch Freude an Club-Sound hat und den Tiefbass seiner Musikbibliothek und Playlisten ausloten möchte, kann hier fündig werden. Spaß macht das Testgerät bei entsprechender Vorliebe – man muss es aber auch wollen.
In diesem Licht empfinde ich die unverbindliche Preisempfehlung von 359 Euro als zu teuer, auch wenn man das vergleichsweise dezente Noise Cancelling in die Bewertung einfliessen lässt. Allerdings geht der YH-E700A bereits für signifikant geringere Preise online über den Tisch. Setzt man diese Preise an, kann der Kopfhörer sogar zu einer Empfehlung für Liebhaber dieser Klangabstimmung werden. Dazu muss man aber auch die Größe und die Knopfbedienung mögen.
- guter Sitz
- mächtige Basskapazität
- zu wuchtiger Tiefbass
- vergleichsweise ineffezientes Noise Cancelling
- kein EQ in der App
Yamahas YH-E700A klingt groß und wuchtig. Ein Spezialist für Liebhaber von tiefen Bässen und druckvollem Klang. Dass dabei die Ausgewogenheit und neutrale Note leidet, mag den Puristen stören, aber weniger den Clubgänger. Die Kombination von hoher passiver Dämmung und Noise Cancelling machen diesen Sound im Alltag verfügbar, mit außergewöhnlich langer Laufzeit – pegelstark und ohne den Sitznachbarn zu stören. Definitiv kein Kopfhörer für jedermann. Dank vergleichsweise günstiger Online-Preise ist der hochwertig aufgebaute YH-E700A aber dennoch ein durchaus spannender Tipp für alle, die es krachen lassen wollen.
Anders als der Yamaha YH-L700A (zum Test) ist der Yamaha YH-E700A ganz aus Kunststoff gefertigt und vergleichsweise groß. Filigran kann man das in Schwarz oder Weiß verfügbare Design nicht nennen. Die runden Ohrmuscheln sind kräftig mit Lederimitat gepolstert, was auch für den gerastert längenverstellbaren Kopfbügel gilt. So ergeben sich ein bequemer Sitz und eine ebenso gute passive Dämmung der Außengeräusche – in beide Richtungen.
Die nach außen geschlossenen Ohrmuscheln sind jeweils um 90 Grad drehbar und für den Transport einklappbar. Entsprechend lässt sich der Kopfhörer platzsparender verstauen, etwa im mitgelieferten Soft-Case. Dennoch bleibt der YH-E700A für den täglichen Einsatz ein recht großer Kopfhörer, der aber angenehm robust ausfällt.
Links findet sich der Klinkeneingang für den kabelgebundenen Betrieb sowie die Taste für das Noise Cancelling. Rechts finden sich der USB-C-Ladeanschluss mit Statusanzeige, der Einschalter, der auch für das Pairing zuständig ist, eine Multifunktionstaste (Wiedergabe, Rufannahme) und eine Schaltwippe für die Lautstärke. Touch-Funktionen gibt es nicht, dafür aber einen vorbildlichen Aufdruck der L/R-Kennung auf der Innenseite der Ohrmuscheln.
Technisch setzt Yamaha auf dynamische Treiber mit 40 mm Durchmesser, eine Bluetooth-5-Funkstrecke sowie die Audio-Codecs SBC, AAC und aptX Adaptive. Letzterer ermöglicht eine höhere Bitrate sowie einen Modus mit geringen Latenzen für Filme und den Spielbetrieb – leider nur für Android. Abzüge gibt es in dieser Preisklasse für das Fehlen der hochwertigen Codecs LDAC und aptX Lossless.
Der Kopfhörer kann über Bluetooth und kabelgebunden benutzt werden. Dazu funktioniert er im Kabelbetrieb sowohl passiv also auch mit aktiver Elektronik und Noise Cancelling.
Die zugehörige kostenlose App „Headphones Controller“ für iOS und Android ist eher reduziert. Sie bietet mögliche Firmware-Updates (Stand 1.39), eine regelbare Power-Off-Funktion, die Möglichkeit, zwischen den Noise-Cancelling-Betriebsarten zu wechseln und das Handbuch online aufzurufen. Ein Equalizer oder erweiterte Parameter werden nicht geboten, dafür aber die Option „Listening Care“, die eine zuschaltbare lautstärkeabhängige Korrektur des Frequenzgangs im Sinne einer Loudness-Schaltung ermöglicht. Eine weitere Technik namens „Listening Optimizer“ ist ebenfalls zuschaltbar und nutzt laut Yamaha Messungen über ein internes Mikrofon, um die Klangwiedergabe an das Ohr des Hörers und den Sitz der Kopfhörer anzupassen. Diese Messungen erfolgen alle 20 Sekunden und sollen damit Veränderungen der Trageposition kompensieren.
Praxis
Im Alltag empfinde ich den Yamaha YH-E700A als durchaus bequem, auch dauerhaft. Ein echter Kopfhörer und kein filigranes Hightech-Gimmick. Umgekehrt darf man die Konstruktion aber auch durchaus als klobig empfinden. Das ist nicht nur optisch eine Geschmackssache, denn auch um den Hals hat man es mit einer großen „Manschette“ und zusammengefaltet mit einen Taschensprenger zu tun. Kurz: Für den mobilen Einsatz muss man für das Testgerät eigentlich auch eine Tasche mitführen.
Die Bedienung über die Tasten fühlt sich für mich inzwischen etwas altmodisch an. Andererseits will der YH-E700A auch gar kein schnittiger Modernist sein. Fehlfunktionen durch versehentliche Berührungen der Ohrmuscheln gibt es dafür nicht.
Die Funktionalität selbst ist geradlinig: Ein- und Ausschalten (und Pairing), Start und Stop der Musikwiedergabe, Anrufannahme und ein Anruf des Sprachassistenten im Smartphone, eine dedizierte Lautstärkesteuerung, die auch Titelsprünge ermöglicht sowie das Umschalten zwischen den Noise-Cancelling-Betriebsarten.
Punkte sammelt der Yamaha YH-E700A zudem bei der Laufzeit: Laut Hersteller lassen sich bei 3,5 Stunden Ladezeit pegelabhängig bis zu 35 Stunden Spielzeit bei aktiviertem Noise Cancelling herausholen. Das ist beachtlich und wurde in der Praxis auch glaubhaft untermauert.
Auch die Funkstrecke überzeugt mich: Die Musik wird dauerhaft und ohne Unterbrechungen wiedergeben und reicht im Innenbereich über mehrere Räume.
Noise Cancelling
Über die wirklich gute passive Dämpfung wartet der Yamaha YH-E700A mit einem schaltbaren Noise Cancelling (ANC) auf. Es schafft einen erhöhten Ruhebereich, der sich über den gesamten Frequenzbereich erstreckt. Die Schaltung schmälert die Klangqualität geringfügig und rauscht zudem minimal, entpuppt sich jedoch in entsprechenden Umgebungen durchaus als Mehrwert, wenn auch nicht als vollwertiges Kaufargument.
Die Intensität bei abgeschalteter Musikwiedergabe ist moderat, führt in Kombination mit der guten passiven Dämmung aber zu noch guten Ergebnissen und vermeidet ein Tauchglockengefühl.
Reisend in einem ICE werden die statischen eher tieffrequenten Fahrgeräusche klar abgesenkt, aber nicht völlig ausgeblendet. Gespräche und höherfrequente Nebengeräusche sind deutlich leiser und das Tippen auf einer Laptop-Klaviatur kaum noch hörbar. In Außenbereich erweist sich der Yamaha YH-E700A hingegen leider als windempfindlich. Kurz: Mitbewerber wie Sonys WH-1000XM5 (zum Test) sehe ich hier im Vorteil.
Der Transparenzmodus macht die Außengeräusche deutlich hörbar, indem diese über die Außenmikrofone auf die Lautsprecher gegeben werden. Die Verständlichkeit ist hoch und ermöglicht auch bei aufgesetzten Hörern eine sichere Kommunikation. Zwischen Noise Cancelling und Transparenzmodus wechselt man zielsicher über besagte Taste an der linken Ohrmuschel. Leider geht man dabei auch stets über die Auswahl „Noise Cancelling Off“, wie die Sprachansage bestätigt. Das könnte künftig in der App konfigurierbar sein. Eine temporäre Transparenzfunktion wie etwa bei Sony ist nicht vorgesehen.
Klang
Der Yamaha YH-E700A klingt, wie er aussieht: mächtig, was auch für die Pegelreserven gilt. Ein filigraner Leisetreter ist dieser Kopfhörer nicht, sondern ein druckvoller Entertainer. Im Bassbereich lassen es die dynamischen 40-mm-Treiber kräftig beben.
Der Bass überzeugt durch Druck, Wärme, Definition und eine Ausdehnung bis in den tiefsten Keller. Wenn man sich von nüchterner Neutralität verabschiedet, kann das durchaus Spaß machen, zumal die Membranen selbst bei höheren Pegeln nicht aus dem Tritt kommen.
Gleichwohl geht die Bassabstimmung auf Kosten der Mitten- und Höhenfrequenzen, die überstrahlt werden und so zu Unausgewogenheiten führten. So fehlt es dem YH-E700A in diesen Bereich an Detailauflösung und generell an Glanz.
Dennoch stimmt das Timbre: Gesangsstimmen mitsamt Hallanteilen, akustische und elektrische Instrumente klingen stimmig. Und Hardrock wie „Fire Your Guns“ von AC/DC schiebt, dass es eine wahre Freude ist. Aber auch die Dynamik bei Jazz oder rein akustischen Darbietungen wird gut getroffen.
Nach oben heraus gibt es keine störenden Härten und eine noch gute Detailauflösung, die auch das Stereopanorama sicher abbildet. Einzig die Transparenz geht im Tiefbassgewitter unter, etwa bei „Celestial Echos“ von Boris Blank und Malia oder „Systemagic“ von Goldfrapp. Anders formuliert: Weist die Produktion kräftige Bassanteile auf, wird es zunehmend unausgewogen. Das gilt insbesondere bei moderner Elektronik und dem Urban Genre. Hier schießt Yamaha für meine Begriffe übers Ziel hinaus. Das ist schade, denn ein Equalizer in der App hätte eine Kompensation ermöglicht. So müsste man zu einer externen App greifen. Dennoch: Wer Club-Sound schätzt, könnte Gefallen an dieser Abstimmung haben.
Listening Care ist in der App lediglich schaltbar und geht in der Praxis eher unauffällig zu Werke. Erst bei explizit leiser Wiedergabe konnte ich Unterschiede vernehmen. Mehr Bass wäre allerdings auch wirklich nicht nötig. Gleiches gilt auch für den Listening Optimizer: Da der YH-E700A in aller Regel gut sitzt, nimmt diese Option nur dezenten Einfluss.
Bleibt noch die Beurteilung im Kabelbetrieb. Bei aktiver Elektronik bleibt der Klangeindruck unverändert und auch im passiven Modus nicht gänzlich anders, sondern lediglich eine Spur „farbloser“. Abschließend gibt es noch ein lobendes Wort zur hohen Sprachqualität bei Telefonaten.
Konkurrenz
Yamaha platziert den YH-E700A in einem Marktsegment, in dem sich eine Reihe hochwertiger Over-Ear-Kopfhörer mit integriertem Noise Cancelling tummeln. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 359 Euro muss der Testkandidat neben den Platzhirschen von Bose, Sony, Sennheiser, Apple und weiteren Herstellern bestehen, die durchweg mit gutem Noise Cancelling aber auch moderner Touch-Technik aufwarten. Yamaha setzt hier äußerlich und von der Bedienung einen bewussten Kontrapunkt, der weniger hip aber keinesfalls rückständig wirkt. Auch klanglich geht der YH-E700A eigene Wege und wird damit für meine Begriffe zum Spezialisten für Liebhaber von Club-Sound.
- 329,00 € *Zum Angebot
- 246,00 € *Zum Angebot
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)8 - 40.000 Hz
- Gewicht ohne Kabel325 g
Lieferumfang
- Miniklinkenkabel
- USB-C-Ladekabel
- Flugzeugadapter
- Tragetasche
Besonderheiten
- in Schwarz und Weiß erhältlich
- BT-Codecs: SBC, AAC, aptX Adaptive
- BT-Version: 5.0
- BT-Profile: A2DP, AVRCP, HFP, HSP