Wer ein äußerst bequemes Gaming Headset sucht, kann sich mit dem Razer Barracuda Pro einen stylischen und gut verarbeiteten Raubfisch auf den Kopf setzen. Der tolle Hecht zeigt vor allem mit seinem großen Funktionsumfang seine scharfen Zähne, muss sich aber harter Konkurrenz wie dem preislich ähnlich gelagerten EPOS H3PRO Hybrid (zum Test) stellen.
Für knapp 290 Euro erhält man einen Surround-fähigen Gaming-Kopfhörer, der in Sachen Klang sowohl bei der Wiedergabe als auch beim Mikrofon ein wenig Feintuning erfordert, damit er sich im brodelndem Gaming-Headset-Becken durchbeißen kann.
Der Razer Barracuda Pro ist der neueste Bolide der jüngst aufgestockten Barracuda-Modellreihe (zur News), die nun aus dem Barracuda X, dem Barracuda und dem Barracuda Pro besteht. Während der Barracuda X (zum Test) passend zum Familienzuwachs ein technisches Upgrade verpasst bekommen hat, geht der Pro mit interessanten neuen Features an den Start: Hybrides Noise Cancelling, 50 Millimeter TriForce-Bio-Cellulose-Treiber sowie die Verstärkertechnologie THX Achromatic Audio Amplifier (THX AAA), die besonders Geräuschpegel, Verzerrungen und Stromverbrauch auf ein Minimum reduzieren soll. Das klingt auf dem Papier schon mal sehr gut, doch wie sieht’s mit der Praxis aus?
Lieferumfang
Das Razer Barracuda Pro wird sicher verpackt im Razer-typischen grün-schwarzen Sleeve samt umweltfreundlichen Karton geliefert. Darin befinden sich ein 150 cm langes USB-A- auf USB-C-Kabel zum Laden sowie ein ebenso langes USB-A-auf-USB-C-Verlängerungskabel mit Buchse. Ein kleiner Funk-Sender (ca. 37 mm x 13 mm x 6 mm) mit USB-C-Stecker, ein Hard Case inklusive Fach und eine Schnellstartanleitung samt Razer-Sticker runden den Lieferumfang ab.
Design, Verarbeitung und Haptik
Das Razer Barracuda Pro ist ein ohrumschließender, geschlossener Kopfhörer, der komplett in Schwarzmatt gehalten ist. Einzig das dezente Hersteller-Logo auf den Ohrmuscheln sowie der Firmenname auf dem Kopfband verraten den Urheber. Der Barracuda Pro wirkt mit seiner Formgebung und Linienführung zeitgemäß, minimalistisch und „schnittig“. Das Kopfband besteht aus weichem Protein-, die Ohrpolster aus weichem Kunstleder, als Füllung sorgt ein Memory-Schaumstoff für eine angenehme Druckverteilung.
Die Ohrmuscheln lassen sich zum Transport um 90 Grad drehen, die Größenverstellung ist dabei in zwölf Schritten gerastert und bei unserem Testmodell äußerst leichtgängig. Ein leichtes Schütteln der Hörer verstellt diese bereits. Der Anpressdruck des Headsets ist weder zu hoch noch zu locker, so dass es auch über Stunden nicht unangenehm auf dem Kopf wurde. Die leider nicht wechselbaren Ohrpolster (ca. 6,5 x 4,5 cm Innendurchmesser) umschließen die Ohrmuscheln komplett und sorgen für eine gute passive Geräuschdämpfung.
Wie beim Barracuda X gibt es in Sachen Verarbeitung nichts zu beanstanden. Die schwarze Oberfläche der Bauteile zeigt sich im Test als wenig fettempfindlich, die Ohrpolster sind mit zwei Zentimetern dick und bequem, ebenso wie das Kopfband.
Bedienung
Bedienen lassen sich die Razer Barracuda Pro mit den Tastern und Reglern an den Ohrmuscheln. Links gibt’s hier den Mute-Knopf des Mikrofons, ein Lautstärkerad, den Power Button (der auch die Mediensteuerung übernimmt) sowie die USB-C-Buchse zum Laden des Gaming Headsets. An der rechten Ohrmuschel finden wir dagegen nur einen Schalter (SmartSwitch Button), der mehrere Funktionen erfüllt: Ein einfacher Druck schaltet zwischen Noise Cancelling, Transparenzmodus und Neutralstellung um, ein Doppel-Tap wechselt zwischen Bluetooth und Funk, und ein fünfsekündiges Drücken aktiviert den Bluetooth-Pairing-Modus. Ein dreifacher Druck mit anschließendem zweisekündigem Halten schaltet den Gaming-Modus an, der mit niedrigerer Latenz arbeitet.
Handling & Praxis
Wie oben bereits erwähnt beherrscht das Razer Barracuda Pro zwei Modi: In Verbindung mit dem Funk-Stick (2,4 GHz) verbindet sich das Headset mit PCs, Laptops und Spielekonsolen. Erwähnenswert dabei ist der extra für den Pro überarbeitete Wireless Dongle, der nun eine L-Form aufweist und somit weniger Platz an Computern einnimmt. Sowohl an einer Playstation 4 als auch am Mac sowie Windows-PC wird der Dongle sofort erkannt, und die Barracuda Pro sind schnell einsatzbereit.
In Sachen Bluetooth setzt Razer bei seinem neuen Raubfisch auf Version 5.2 sowie die Codecs SBC und AAC. Die Verbindung erweist sich dabei als erfreulich stabil: Erst nach ca. 15 Metern hörten wir erste Drop-outs. Dabei klappte der Wechsel zwischen Konsole und Smartphone während einer Session „Horizon Zero Dawn“ problemlos, als das Telefon bimmelte. Spielt dagegen das Handy via Bluetooth oder der PC via Dongle Medieninhalte ab, werden diese beim Wechsel zwar automatisch pausiert, aber nicht automatisch fortgesetzt. Hier muss zum Zuspieler gegriffen werden.
Worauf verzichtet werden muss, ist ein rein analoger Betrieb – Razer hat die Miniklinkenbuchse gestrichen und auch Audio via USB-C-Kabel ist nicht möglich.
Allerdings war das Gaming Headset während unserer Tests trotz aktuellster Firmware nicht ganz bugfrei: Verbunden mit einem Apple iMac (macOS 12.4) fiel sporadisch beim Ändern der Lautstärke mit dem Rädchen der Ton aus, um sofort danach wieder einzusetzen. Auch fing das Headset die typischen Störgeräusche von Handys ein, wenn sich diese in der unmittelbaren Nähe befanden. Hoodie-Fans sollten zudem bei allzu heftigen Kopfbewegungen aufpassen, denn das Volume-Poti ist recht leichtgängig, und somit kann es leicht passieren, dass durch ein Reiben an der Kapuze versehentlich die Lautstärke geändert wird.
Akkulaufzeit
40 Stunden Laufzeit verspricht der Hersteller mit einer Akkuladung, was wir in unserem Praxistest nicht ganz erreichten. Aber dies ist natürlich von diversen Faktoren wie Lautstärke oder ANC-Nutzung abhängig. Ungefähr vier Stunden nimmt dabei ein vollständiger Ladevorgang in Anspruch, wobei die Nutzung während des Nachtankens gegeben ist.
Klang
Wir waren gespannt, wie gut das Razer Barracuda Pro klingt, denn erstmals verbaut der Hersteller hier neue TriForce-Treiber aus Bio-Zellulose mit einem Durchmesser von 50 Millimetern. Das neue Material bzw. die dünne Membran, zusammen mit dem THX Achromatic Audio Amplifier (THX AAA), sollen laut Hersteller das Klangbild verbessern, Verzerrungen verringern und HiFi-Sound bieten.
Gerade Letzteres lässt vermuten, dass der Barracuda Pro audiophile Eigenschaften besitzt. Doch ohne klangeingreifende Maßnahmen klingt das Headset etwas unausgewogen. Der Bass schiebt zwar bei gehobener Lautstärke, ist aber weit davon entfernt, vorlaut zu sein. Die unteren Mitten wirken leicht zurückgenommen, während die oberen Mitten Präsenz, ja fast schon eine Überbetonung, zeigen. Das – zusammen mit den Höhen – sorgt bei hohen Lautstärken bei entsprechend spitzgemischten Songs für viel Schärfe. Dieser Umstand pusht zwar Stimmen, dafür ermüdet das Gehör schneller. Beim Zocken gefiel uns dieser Umstand, denn Dialoge setzten sich gut von Hintergrundmusik und Effekt-Sounds ab, sodass wir während eines überladenen Kampfes weniger Mühe hatten, Gesprächen zu folgen.
Im reinen Bluetooth-Betrieb agiert das Razer Barracuda Pro nochmals anders: Bereits ab 50% Volumen tönt es äußerst laut und scharf aus den Kopfhörern, was alles andere als ausgewogen klingt.
Synapse Audio Software & Razer Audio App
Gut, dass Razer uns mit „Synapse“ eine Software (Windows 10 und 11) zur Verfügung stellt, die dank 10-Band-Equalizer einiges an Feintuning erlaubt und die oben erwähnte „Schieflage“ des Klangs recht gut bändigen kann. Weiterhin steht mit der Razer Audio App ein iOS- sowie Android-Pendant für alle PC-Muffel bereit. Sowohl Synapse als auch die Smartphone-Apps bieten einen ähnlichen Grundstock an Funktionen, wobei nur mit dem Windows-Programm detailliertes Feintuning möglich ist. Hier kann man THX Spatial Audio nicht nur global, sondern auch programmspezifisch de- bzw. aktivieren, den Bass-Boost schalten und das Mikrofonsignal mit einem 10-Band-EQ oder Voice Gate bearbeiten und vorhören.
Fazit: Die Synapse Software liefert viel, ist umfangreich und fungiert übersichtlich als Hub für allerlei Razer-Hardware inkl. Cloud-Anbindung zur nahtlosen Einbindung.
Noise Cancelling und Transparenzmodus
Die zehnstufige hybride Geräuschunterdrückung macht seine Sache recht gut, kommt aber nicht an die Qualität eines Sony WH-1000XM5 (zum Test) oder Apple AirPods Max (zum Test) heran. Tiefe, statische Geräusche verdrängt der Razer Barracuda Pro erfolgreich, während der Mitten- sowie Höhenanteil gedämpft wahrnehmbar bleibt. Begleitet wird dies mit einem leichten Grundrauschen, das nur bei leisen Passagen oder Stille wirklich auffällt. Soundtechnisch bleibt das Klangbild auch mit aktiviertem ANC-Feature weitgehend stabil.
Der Transparenzmodus zieht dieses freilich nach oben und klingt etwas künstlich, Gespräche ließen sich aber problemlos verfolgen.
Mikrofone des Barracuda Pro
Razer verbaut Beamforming-Mikrofone, die sich in den beiden Hörmuscheln verstecken. Hier werkelt auch die Geräuschunterdrückung, die unerwünschte Hintergrundgeräusche wegfiltert. Allerdings verschluckt der Kopfhörer ganz gerne mal leise gesprochene Wörter und wirkt im Frequenzband eingeengt. Podcast-Aufnahmen sollten daher mit externen Mikros erledigt werden, während des Spielens konnten uns die Team-Kollegen dennoch gut verstehen, und Skype-Konferenzen ließen sich ebenso problemlos bewerkstelligen. Zudem hat man immer noch die Möglichkeit, via Synapse an der Qualität des Signals zu schrauben, auch wenn das die Stimme nicht so stark verbessert, wie wir es uns wünschen würden.
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 20.000 Hz
- Impedanz32 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)96 dB
- Gewicht ohne Kabel340 g
- Kabellänge150 cm
Lieferumfang
- USB-C-Ladekabel
- USB-C-Adapterkabel
- Funk-Dongle
- Transport-Case
Besonderheiten
- BT-Codecs: SBC, AAC
- BT-Version: 5.2
- Kompatibilität: PC (USB-C 2,4 GHz, Bluetooth 5.2); PlayStation (USB-A-auf-USB-C-Adapter, 2,4 GHz); Mobile Geräte (USB-C oder Bluetooth 5.2); Android & iOS