Er klingt wie er aussieht: einfach nur schön. B&O Play hat mit dem Beoplay H4 einen Kopfhörer fürs gehobene Publikum im Sortiment, welches Modebewusste klanglich nicht enttäuschen und Audio-Freaks Mode-technisch weit nach vorne bringen wird. Ein rundum gelungenes Produkt.
Wer seinen guten Ruf an Topadressen in Flagship-Stores zelebriert, darf sich bei mobilen Mitspielern wie Kopfhörern natürlich keine Blöße geben. Der Beoplay H4 ist der jüngste Spross der Bang & Olufsen Familie und betritt als Bluetooth-Variante den Laufsteg.
Oh, wie schön
Die Dänen huldigten mit ihren Produkten schon immer den guten Geschmack, und die B&O-Play-Division für mobiles Hörvergnügen legt mit den H4-Hörern stilvolle Over-Ears auf, die sowohl von der Farb- als auch Formgebung grundlegend überzeugen. Materialauswahl und Verarbeitung sind ebenfalls von Feinsten. Lammleder-Ohrpolster, Stoff an der Innenseite des Edel-Stahl-Kopfbügels, dessen Verstellmechanismus Vertrauen schafft und den H4 komfortabel anpassen lässt, sowie gummierte Aluminium-Schalen vermitteln in der Summe ein Gefühl von Qualität und Werthaltigkeit.
Volle Packung
Die Erstentblätterung ist bei Produkten wie diesen gerne mal ein Fest. So freuen wir uns, wenn ein originalverpacktes Gerät vom Schlage eines B&O Play unsere Schreibtische passiert. Nach Lüften des stabilen Kartondeckels lächelt einem der Beoplay H4 entgegen. Das uns zu Testzwecken zugewiesene Modell Charcoal Grey ruht auf einem blauen Formteil, welches durch Ziehen an zwei Stofflaschen die Tiefen des Kartons freigibt. Zwei Fächer im Boden beherbergen ein USB-Ladekabel (25 cm) plus 1,2 Meter Audio-Kabel mit 3,5 mm Steckern im einen Fach und ein kleines gedrucktes Hinweisheft im anderen Versteck. Darin wird – neben Erläuterung der wenigen Bedienteile – auch darauf hingewiesen, dass der H4 gerne mit Apps aus Googles PlayStore oder dem iOS-Pendant kommuniziert. Letzteres, mit einem iPhone 6, entspricht meinem Testaufbau.
Die Beoplay-App bietet die Verwaltung des gesamten B&O-Parks (z. B. Bluetooth-Speaker). Der H4 lässt sich durch Anwahl der Farbe/Ausführung „personalisieren“, und Presets können Benutzer-seitig angelegt werden, um verschiedene Präferenzen festzulegen und jederzeit wieder aufzurufen. Der Akku-Ladestand wird ebenfalls via App kundgetan.
Es gibt keinen EQ im herkömmlichen Sinne, sondern eine Matrix mit einem Punkt, den man in die Bereiche Warm, Excited, Relaxed und Bright verschieben kann.
Als Freund von Audiogeräten aller Art und Gewohnheitsmensch im Gebrauch derselben präferiere ich natürlich die möglichst dezidierte Einstellung der Frequenzen, unterstütze aber nachdrücklich, dass B&O hier die Consumer-freundliche „Variante Einfach“ gewählt hat und oben genannte Attribute in ihrer App verwendet.
Klang
Ich gebe zu: an den Klang musste ich mich etwas herantasten. Von Berufs wegen bin ich eher der analytische Hörer, und das, was je nach Material da zu meinen Ohren kam, hätte ich am liebsten gleich erstmal „nachgemastert“. Der Trend geht ja eindeutig zum „warm“ hören, sprich: Wohlgefühl durch Bassbetonung. Nach Durchschreiten unserer kopfhoerer.de-Spotify-Testplaylist zeigte sich jedoch, dass der H4 bei weitem nicht alles Dunkle mit breitem Strich aufträgt, sondern den Tiefbauch nur bei explizit bassbetonten Stücken allzu stolz vor sich herträgt. In diesem Falle verorte ich den Punkt in die Mitte von Relaxed und Bright auf der Matrix der App, was sich im Übrigen auch als meine Lieblingseinstellung entpuppte.
Durch die geschlossene Bauweise und der guten Abdichtung ist der Klang recht kompakt, ohne komprimiert zu klingen. Die betonten Tiefen klingen breit, aber nie dröhnend, und bei höheren Lautstärken schöpft der H4 seine Kraft nicht aus den Reserven, sondern spielt mit Leichtigkeit sämtliche Stile.
Die Abstimmung ist sehr gut gelungen, der H4 zeigte durch die Genres kaum Schwächen. Die hohe Außendämpfung ließ auch in geräuschvoller Umgebung das Hören leiser Musikpassagen zu. Die Dynamik überzeugte vor allem bei Klassik; Solopassagen eines Violinkonzertes und ein Tutti hinterließen gleichermaßen hohe Klangeindrücke. Räumliche Tiefe und Details ließen sich gut verorten. Jazz, Pop, aber auch härtesten Rock gibt der H4 diszipliniert wieder. Die Mitten fühlen sich wohlig wie das Bassfundament an, Höhen zicken und beißen nicht, zeigen aber durchaus Präsenz und schimmern sauber und rein im Klangspektrum.
Der B&O Play H4 ist besonders gut geeignet, um sich zurückzuziehen und einfach nur zu genießen. Die hohe Außendämpfung lässt Umgebungsgeräusche soweit es geht außen vor – auch ohne aktives Noise-Cancelling. Die Teilnahme am Straßenverkehr ist aufgrund der hohen Abschirmung nicht zu empfehlen. Wer über den Pracht-Boulevard mit einem H4 stolzieren will, sollte sich dessen bewusst sein.
Und noch…
Telefonieren geht problemlos mit den B&Os, das Pairen mit dem Bluetooth-Spender funktioniert stressfrei und sicher, die App legt sich zwischen Player und Kopfhörer, lässt neben der Klangeinstellung jedoch nicht vielmehr als Start/Stopp und Titelspringen zu. Welcher Track gespielt wird, muss über den Player selbst erkundet werden. Am rechten Hörer befinden sich gut erreichbar drei Taster für laut und leise, Skippen, Annahme von Gesprächen, wobei der H4 auch Siri – also Apples Sprachsteuerung – unterstützt. Eine Gestensteuerung über die Außenflächen bietet B&O hier aber nicht.
Die Laufzeit ist dank 600 mAh-Lithium-Ionen-Akku mit angegebenen 19 Stunden extrem hoch, und mittels Miniklinkenverbindung kann der H4 auch kabelgebunden betrieben werden. Ein freundliches Angebot für Langstreckenflieger oder Auflademuffel. Mit postulierten 2,5 Stunden werden aber auch hier Bestwerte erzielt.
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 20.000 Hz
- Impedanz19,3 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)97,58 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf527 g
- Gewicht mit Kabel248 g
- Gewicht ohne Kabel238 g
- Kabellänge120 cm
Lieferumfang
- USB / Mikro-USB-Ladekabel
- Miniklinkenkabel 1,2 m
Besonderheiten
- Farben: Charcoal Grey, Sand Grey, Tangerine
- Bluetooth 4.2 / AAC codec
Für unbedarfte Zeitgenossen: was bitte ist „EQ“, „warm“, „excited“, „relaxed“, „bright“
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„EQ“ ist die Abkürzung für „Equalizer“ und heißt übersetzt „Entzerrer“. Diese Filterschaltungen erlauben das gezielte Anheben, bzw. Absenken von bestimmten Frequenzen. Mit „Warm“, „Excited“, „Relaxed“ und „Bright“ bezeichnet dieser Kopfhörerhersteller EQ-Voreinstellungen. Hier kann man also nicht gezielt Frequenzen bearbeiten, sondern „nur“ das gesamte Klangbild verändern. So wäre „Warm“ hier eine leichte Anhebung des Bassbereichs und eine Verminderung der hohen Frequenzen.
Ich bin durch aptx.com über diesen Kopfhörer gestolpert, was bedeutet, dass er zumindest den aptx-LL unterstützen sollte – hoffe ihr könnt das bestätigen?