Razer hat mit dem Barracuda X einen interessanten Gaming-Hörer vorgestellt, der dank seines minimalistisch-reduzierten Äußeren eine willkommene Abwechslung der überzüchteten Gaming Headsets darstellt. Wer ein geringes Gewicht, einen guten Tragekomfort, ein stressfreies Setup und nicht zuletzt einen guten Klang (bis auf die oben genannten Einschränkungen) ganz oben auf der Wunschliste stehen hat, sollte mit dem Barracuda X richtig liegen.
Mit dem Barracuda X bringt Razer eine One-Fits-All-Lösung ins Spiel: Dank Mini-USB-C-Funksender soll der Barracuda X an PCs, Playstations, Switches sowie Android Devices gleichermaßen brillieren. Wir haben es ausprobiert.
Lieferumfang & Aussehen
Der Kopfhörer wird sicher verpackt im Razer-typischen grün-schwarzen Umkarton geliefert. Darin befinden sich ein ca. 130 cm langes 3,5-mm-Klinkenkabel mit einem abgewinkelten Stecker auf der einen und Korrosion verhindernden vergoldeten Steckern auf beiden Seiten. Zudem gibt‘s ein etwa 150 cm langes USB-A- auf USB-C-Kabel sowie ein ebenso langes USB-A-auf-USB-C-Verlängerungskabel mit Buchse. Ein kleiner Funk-Sender (ca. 37 mm x 13 mm x 6 mm) mit USB-C-Stecker, ein steckbares Schwanenhalsmikrofon, eine Schnellstartanleitung und die obligatorischen Razer-Sticker runden den Lieferumfang ab.
Design, Verarbeitung und Haptik
Der Razer Barracuda X kommt als ohrumschließender, geschlossener Kopfhörer, der komplett in Schwarzmatt gehalten ist daher. Einzig das dezente Hersteller-Logo auf den Ohrmuscheln sowie der Firmenname auf dem Kopfband erahnen den Urheber. Das Design erinnert stark an den hauseigenen Opus (zum Test), so wirkt auch der Barracuda X mit seiner Formgebung und Linienführung zeitgemäß und „schnittig“. Das Kopfband besteht aus weichem Proteinleder, die abnehmbaren Ohrpolster sind aus einem atmungsaktiven Mesh-Gewebe (FlowKnit genannt), als Füllung sorgt ein Memory-Schaumstoff für eine angenehme Druckverteilung. Die Materialauswahl des Over-Ears könnte für meinen Geschmack hochwertiger sein, dennoch gibt es in Sachen Verarbeitung nichts zu beanstanden. Die schwarze Oberfläche der Bauteile zeigt sich im Test als wenig fettempfindlich, gleichwohl Fingerabdrücke als leichte Schatten wahrnehmbar sind.
Technik
Im Barracuda X arbeitet pro Seite ein dynamischer 40-Millimeter-Treiber, von Razer „TriForce“ genannt, der Frequenzen von 20 bis 20.000 Hz abdeckt. Mit einer Impedanz von 32 Ohm hat der Raubfisch via Miniklinkenkabel auch an mobilen und smarten Geräten noch genügend Biss, um ordentlich aufspielen zu können. Mit dem angegebenen Spitzenschalldruckpegel von 96 dB SPL zählt der Barracuda X zwar nicht zu den lautesten Fischen im Becken, dennoch liefert er pegelfest und ohne zu verzerren ab.
Bei der Drahtlosverbindung setzen Razer auf Funk statt auf Bluetooth. Der Vorteil dieser 2,4-GHz-Funktechnik, von Razer „HyperSpeed Wireless“ genannt, ist, dass die Latenz unter der von Bluetooth liegt sowie stabiler arbeitet.
Das per Miniklinke ansteckbare Mikrofon arbeitet mit Nierencharakteristik, so dass es Schall vor allem von vorne aufnimmt. Sein Frequenzspektrum ist mit einer Bandbreite von 100 Hz bis 10 kHz für Sprachübertragung optimiert.
Eine mehrfarbige LED an der linken Ohrmuschel zeigt den Ladestand des Akkus an. Mit bis zu 20 Stunden Akkulaufzeit hält der Kopfhörer lange genug durch. Zudem ist der Barracuda X 7.1 Surround Sound kompatibel (nur Windows 10 64 Bit), wer auf THX Spatial Audio upgraden möchte, erhält nach der Registrierung des Kopfhörers beim Hersteller einen Promo-Code mit 50 Prozent Rabatt.
Handling
Der Barracuda X besitzt dreh- und schwenkbare Hörschalen, zusammenklappen lässt er sich aber nicht. Die Größenverstellung des Kopfbügels bietet einen Einstellweg von ca. 3,5 Zentimetern und ist in neun Schritten gerastert. Beim Aufsetzen passen sich die Hörschalen mühelos der Kopfform an, allerdings herrscht unter den Polstern „nur“ 6×4-cm Platz, so dass es für große Ohren schon mal eng werden könnte. Mit ungefähr 255 Gramm Nettogewicht ist der kabellose Barracuda X vergleichsweise leicht. Der gepolsterte Bügel verteilt das Gewicht sehr gut. Sein Anpressdruck liegt eher im Mittelfeld, bei schnelleren Kopfbewegungen kann er deshalb vom Kopf rutschen.
Die Steuerung des Barracuda X geht schnell und leicht von der Hand: An der linken Ohrmuschel ist ein Lautstärkeregler mittig platziert, der bei unserem Testmodell allerdings am Gehäuse kratzt und bei der leisesten Einstellung einen leichten Link-Rechts-Versatz aufweist. Das fällt in der Praxis kaum ins Gewicht, es sei denn, ihr wollt nachts extrem leise abhören. Aber selbst dann dreht ihr einfach den Regler höher, und setzt dafür die Ausgabelautstärke eures Zuspielers herunter.
Als weitere Bedienelemente finden wir über dem schwarzen Rädchen noch den Mute-Schalter des Mikrofons und darunter den Taster zum Ein- und Ausschalten des Raubfisches.
Klang
Ist der kleine Funksender an einem freien USB-C-Port oder über das Adapterkabel angeschlossen, kann das latenzarme Spielen beginnen. Ohne Treiberinstallationen klappt das innerhalb von wenigen Sekunden. Voraussetzung hierfür ist aber, dass der USB-C-Anschluss eures Tablets oder Smartphones auch USB-Audio unterstützt. Sowohl ein iPad Pro als auch ein Pixel 3a hatten hier keinerlei Probleme: Ob das Ganze aber auch über einen entsprechenden Lightning-auf-USB-C-Adapter an „regulären“ iPhones klappt, konnten wir mangels passender Stecker nicht überprüfen.
Doch zurück zum Sound: Der Bassbereich schiebt satt aber nicht übertrieben auch Subbässe in den Gehörgang und wird alle freuen, die sich gerne in voluminösen Gefechten baden. Aber auch beim Musikhören moderner Stile, wie EDM oder Urban Music, zeigt der Barracuda X, dass er hier problemlos mitschwimmen kann. Die Mitten bauen präsent auf die Tiefen auf, so dass nicht nur Dialoge in Spielen, sondern auch Gesangsstimmen oder Podcasts stets sehr gut herausgearbeitet werden.
Die Höhen fügen schließlich das Gesamtbild recht gelungen zusammen. Sie geben ein gerade noch so luftiges Top-End ab, dass hier alle wichtigen Signalinformationen erhörbar sind. Glücklicherweise zischelt hier nichts, weder bei „spitz“ gemischten Songs, noch bei gesprochenen Inhalten.
Für einen geschlossenen Kopfhörer ist der Stereo-Eindruck gut, Ereignisse lassen sich relativ präzise nachverfolgen, was bei Spielen natürlich essenziell ist. Dagegen ist die Tiefenstaffelung nicht so ausgeprägt, wie ich es mir wünschen würde. Bei vielen Musikstücken, aber auch bei Spielen entsteht in meinem Kopf leider kein ausgeprägtes dreidimensionales Schallfeld, es verteilt sich eher in der horizontalen als vertikalen Ebene.
Ein direkter Klangvergleich zwischen Funkstrecke und Miniklinke ist aufgrund der Lautstärkesprünge beim Umstecken leider gar nicht so einfach, dennoch wirkt auf mich die verkabelte Variante eine Spur weit kompakter und enger.
Als reines Stereo-Headset beherrscht das Headset natürlich noch virtuellen Surround Sound – das gilt aber nur für Windows-10-Betriebssystemen in der 64-Bit-Version. Bei unterstützten Spielen oder Filmen vernimmt man eine weitaus größere Räumlichkeit mit entsprechend ortbaren Ereignissen. Hier verhält es sich aber wie erwartet: Virtuelle 3D-Räume sind nur schlecht vergleichbar mit einem echten Surround-System, das auf Lautsprecher basiert.
Mikrofon
Für die Kommunikation mit Team Mates muss zunächst das mitgelieferte Mikrofon am Headset eingesteckt werden, ein Poppschutz aus Schaumstoff mildert Plosivlaute ab und sorgt für Ruhe bei leicht windigen Verhältnissen. Razer nennt seine Mikrofonentwicklung selbst „HyperClear Cardioid Mic“ und will damit zeigen, dass auch die eigene Stimme klar klingen kann. Aber so sehr wir auch gechattet, aufgenommen und gespielt haben – hyperklar war unsere Stimme nie. Etwas dumpf, dafür aber – dank Nierencharakteristik – gut gegen Einstreuungen von hinten und den Seiten geschützt.
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 20.000 Hz
- Impedanz32 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)@ 1 kHz/1 mW: 97 dB
- Gewicht ohne Kabel255 g
- Kabellänge150 cm
Lieferumfang
- ansteckbares Mikrofon
- USB-C-Funksender
- USB-C-Ladekabel
- USB-A auf -C Adapterkabel
- Miniklinkenkabel