Panasonic liefert mit dem Modell RP-HD610N einen überzeugenden Noise-Cancelling-Kopfhörer, der sich mit einem Preis von knapp 300 Euro unterhalb der großen Modelle der etablierten Mitbewerber von Sony, Bose und Sennheiser einordnet. Tragekomfort, Ausstattung, Bedienung und auch die Klangqualität stimmen hier auf jeden Fall. Gleichzeitig aber lohnt sich auch der Blick in den Ausverkauf – das Vorgängermodell ist eine kaum schlechtere Alternative.
Mit dem RP-HD610N will Panasonic im Marktsegment der Noise-Cancelling-Kopfhörer weiterhin ein Wörtchen mitreden. Schon äußerlich nimmt der elegant-mattschwarz, komplett aus Kunststoff gefertigte und mit Kunstlederpolsterungen versehene geschlossene Over-Ear-Hörer gewisse Anleihen bei Mitbewerber Bose. Das war allerdings auch beim Vorgänger RP-HD605N nicht anders.
Der geschlossene RP-HD610N arbeitet mit Bluetooth 4.2, aber auch wahlweise kabelgebunden. Die Elektronik unterstützt dabei neben AAC auch die Hi-Res-Audio-Codecs aptX HD und LDAC – da darf man also aufhören, eine entsprechende Wiedergabequelle vorausgesetzt.
Ansonsten punktet der Panasonic-Kopfhörer mit einer Laufzeit von 24 Stunden bei aktiviertem Noise Cancelling (Herstellerangabe), die sich allerdings codec- und pegelabhängig um einige Stunden reduziert. Und tatsächlich ging dem Testgerät während des gesamten Testzeitraums nie die Puste aus. Die Zeit für die komplette Aufladung beträgt etwa vier Stunden, eine Schnellladefunktion gibt es jedoch auch, die nach ca. 15 Minuten Ladezeit zwei Stunden Musikwiedergabe bereitstellt. Im Vergleich zum RP-HD605N wurden die Akkuleistung etwas verbessert und eine Unterstützung für den Google Assistent nachgerüstet.
Praxis
Die Kopfhörer bieten einen guten Tragekomfort. Sie sitzen sicher, aber vielleicht eine Idee zu stramm. Zur guten Passform tragen die dreh- und klappbaren Ohrmuscheln und das längenverstellbare Kopfband bei, die beide hinreichend gepolstert sind. Trägt man den Hörer ungenutzt um den Hals, fühlt sich das allerdings zu eng an. Stattdessen nutzt man besser das mitgelieferte Transportcase.
Die Steuerung am Gerät über die Bedienelemente an der rechten Ohrmuschel ist für meine Begriffe etwas fummelig, sollte aber nach einer Phase der Eingewöhnung gut funktionieren. Hier gibt es drei Taster sowie eine Schaltwippe mit Push-Funktion. Letztere lässt sich zur Pegelsteuerung gut ertasten, ansonsten muss man schon zielsicherer sein. Der Ein-/Ausschalter übernimmt auch das Pairing, während sich der obere Taster exklusiv dem Aufruf des Google Assistant widmet, der beim Betätigen kein weiteres Kommando mehr erfordert.
Der letzte Schalter kümmert sich um die Umschaltung der drei Noise-Cancelling-Intensitäten. Statusangaben werden übrigens teils per LED am Gerät, aber immer auch per Sprachansage mit leider deutlich zu dumpfer englischer Stimme gemeldet.
Zentrale Bedeutung kommt der multifunktionalen Schaltwippe zu: Hiermit steuert man die Lautstärke, aber auch die Wiedergabe (Start, Pause, Track-Skipping, Forward, Rewind), Anrufe, und ruft bei Bedarf den Sprachassistenten im Smartphone auf. Schließlich ermöglicht ein Sensorfeld an der rechten Ohrmuschel durch Auflegen der Hand ein temporäres Aktivieren des sogenannten „Ambient Sound Enhancers“. Dabei wird die Musik im Pegel abgesenkt und die über die Mikrofone einfallenden Außengeräusche verstärkt. So wird eine Kommunikation mit der Umgebung möglich, ohne die Hörer abzunehmen. Diese Funktion lässt sich auch deaktivieren oder dauerhaft einschalten.
Funktional unterstützend bietet Panasonic die kostenlose App „Audio Connect“ für iOS und Android. Neben einer Benennung des Kopfhörers lassen sich hier Einstellungen zum automatischen Ausschalten justieren sowie der genutzte Codec und der Batteriestand einsehen. Dazu kann man den Noise-Cancelling-Modus auch hier umschalten, die Priorität der Bluetooth-Strecke auf Klang oder Stabilität legen und den Modus „Ambient Sound Enhance“ deaktivieren.
Bei Bluetooth setzt Panasonic noch auf Version 4.2 mit möglicher Mehrpunktverbindung, hat aber wie erwähnt hochwertige Codecs an Bord, die allerdings auch entsprechende Klangquellen voraussetzen. Abschließend bewerte ich die Reichweite der Funkstrecke als völlig praxisgerecht ebenso wie die Sprachqualität bei Telefonaten.
Noise Cancelling
Zunächst einmal bieten die geschlossenen Kopfhörer durch ihre gute Passform eine passable passive Dämpfung. Auch entweichende Geräusche beim Musikgenuss, die Sitznachbarn stören könnten, sind kein Problem. Das aktive Noise Cancelling bietet drei Intensitätsabstufungen und eine Aus-Position – ein geradliniges System, das auf Extras wie eine automatische Anpassung an die Umgebung verzichtet.
Die höchste Intensitätsstufe bietet eine effektive Abschirmung von Nebengeräuschen, insbesondere im Bassbereich. Abseits von einem hörbaren Grundrauschen werden hier konstante Umgebungsgeräusche signifikant im Pegel abgesenkt, etwa in Bus und Bahn. Unregelmäßige Geräusche wie Sprache, eine Waschmaschine oder das Klappern einer Tastatur sind hingegen nicht unhörbar. In der höchsten Intensitätsstufe stellt sich ein gewisser Tauchglockeneffekt ein, dafür herrscht hier aber auch Ruhe – bei Bedarf auch ohne laufende Musik. Persönlich empfinde ich den verbesserten Geräuschabstand in mobilen Umgebungen als vorteilhaft, denn er intensiviert zweifelsfrei das Musikerlebnis.
Klang
Mit seinen dynamischen 40-mm-Treibern mit Neodymium-Magnet und mehrlagiger Membran liefert der RP-HD610N eine gute Klangleistung ab. Zwar lässt er sich auch passiv oder aktiv mit Kabel betreiben, der Fokus liegt aber auf dem Bluetooth-Betrieb. Hier überzeugte mich der Hörer in Kombination mit einem iPhone 8 mit seinem satten, stimmigen und detailreichen Klang, der eher rund als betont transparent ausfällt. Ich würde ihn dabei nicht in die Riege der edlen Feingeister einordnen, sondern als alltagstauglichen Hörer, der neben seiner gelungenen Abstimmung auch Hörspaß liefert. Im Bass- und Hochtonbereich ist er leicht vorlaut, was in mobilen Situationen durchaus vorteilhaft ist.
Bässe zeichnet der RP-HD610N mit der nötigen Definition und Fülle. Die Tonalität und Dynamik sind dabei nachvollziehbar. Das Spektrum reicht bis in den Tiefbass, wobei es pegelseitig Grenzen der Überlastung gibt (Rihanna: Pon De Replay).
Der zentrale Mittenbereich wirkt angenehm unangestrengt und bietet eine gute Auflösung und bildet damit Stimmen und Instrumente aller Art glaubhaft ab – klar und mit der nötigen Wärme. Gleichzeitig verleiht er Rockmusik den nötigen Druck.
In den hohen Frequenzen ist er offen und schnell, aber nicht extrem luftig. Tatsächlich vermisse ich gegenüber hochwertigen offenen Konstruktionen das oberste, silbrige Register. An der Grenze zur Härte agiert der RP-HD610N hingegen ehrlich und ungeschönt.
Er liefert zudem ein stabiles Stereopanorama und reproduziert Links-Rechts-Bewegungen sicher. Auch Halleffekte sind gut nachvollziehbar. Wie üblich wird die Stereobühne aber in der Breite besser als in der Tiefe ausgeleuchtet.
Schließlich ist auch die Dynamikabbildung praxisgerecht. Klassik und Jazz sind damit gut hörbar, selbst im mobilen Betrieb und insbesondere bei aktiviertem Noise Cancelling.
Im passiven Kabelbetrieb über die einseitige Kabelverbindung zur linken Ohrmuschel, zeigt sich die gute Qualität der Treiber. Im Unterschied zu so manchem Konkurrenten gibt es da wenig auszusetzen. Dennoch wird das Klangbild über die aktive Elektronik hörbar angepasst (und ein Noise Cancelling überhaupt erst möglich). Hier werden Bässe und Höhen zugegeben und das Klangbild gefälliger beziehungsweise etwas weniger mittenbetont. Entsprechend betrachte ich den passiven Betrieb als anständige Rückfalllösung bei leerem Akku, würde den RP-HD610N aber nicht mit hochwertigen Kabelkopfhörern vergleichen wollen.
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Wandlerprinzipdynamisch
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)(mit Kabel): 4 - 40.000 Hz
- Impedanz38 Ohm
- Gewicht ohne Kabel275 g
- Kabellänge120 cm
Lieferumfang
- Abnehmbares Audiokabel
- Flugzeugadapter
- USB-Ladekabel
- Transportschale
Besonderheiten
- in Schwarz und Braun erhältlich
- BT-Codecs: SBC, AAC, aptX, aptX HD, LDAC
- BT-Version: 4.2
- BT-Profile: A2DP, AVRCP, HSP, HFP