Samson gelingt es mit dem RTE X einen Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung auf dem Markt zu platzieren, der wirklich gut ist – definitiv ein Preis-Leistungstipp, denn er macht vieles richtig und wenig falsch. Wer also schon immer einen Noise-Cancelling-Kopfhörer haben wollte, aber wegen der hohen Preise stets gezögert hat, hat jetzt keine Ausreden mehr.
Samson ist seit Jahren in der Studioszene eine feste Größe: Von USB-Audio-Interfaces, über MIDI-Controller bis hin zu Mischpulten ist das US-amerikanische Unternehmen quasi Vollsortimenter in diesem Bereich.
Auch Kopfhörer zählen zum Portfolio und wir attestierten den günstigen Studio-Vertretern in unseren Tests stets guten Klang sowie ein bermerkenswertes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Mit der RTE-Serie betritt Samson allerdings erstmals den Pfad der Casual-Kopfhörer und will damit eine breitere Käuferschicht erreichen. Während der RTE 2 (zum Test) kabellose Freiheit dank Bluetooth verspricht, will der RTE X durch aktives Noise Cancelling Punkte sammeln.
Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Eines stimmt beim Samson RTE X schon mal: der Preis. Derzeit wird ein Straßenpreis von 49 Euro aufgerufen. Und das für einen Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung? Kann das funktionieren? Kurz und knapp: Ja, denn das Noise Cancelling funktioniert wirklich gut!
Tieffrequentes, regelmäßiges Rumpeln und Rauschen im Bereich von 100 bis 300Hz senkt der RTE X brav um bis zu 18 dB ab. Sein Eigenrauschen hält sich dagegen in Grenzen und fällt nur bei absoluter Stille, sehr leisen Passagen oder bei Gesprächspausen in Hörspielen auf.
Auch klanglich gibt’s kaum etwas auszusetzen: Alle Frequenzen werden homogen dargestellt, die Übergange von den Bässen zu den Mitten sowie weiter zu den (dezenten) Höhen sind ohne Auffälligkeiten. Samsons „Studio Sound“ bedeutet beim RTE X glücklicherweise, dass der Bassbereich nicht übertrieben angehoben wurde, wie es inzwischen bei fast allen HiFi-Consumer-Hörern der Fall ist. Das ist löblich!
Meine Spotify-Playlisten arbeitet der RTE X ab, als hätte er noch nie etwas Anderes gemacht. Bei einigen Songs vermisse ich ab und an etwas Brillanz in den Höhen, Akustikliebhaber könnten vom „Studio Sound“ also nicht überzeugt werden. Instrumente lassen sich recht klar orten, das Stereofeld könnte für meinen Geschmack aber breiter ausfallen.
Design, Verarbeitung und Haptik
Der RTE X besteht fast ausschließlich aus Plastik und ist sauber verarbeitet. Bei unserem Testmodell sind einige Plastikränder leicht uneben, das fällt nur beim analytischen Hinsehen auf und soll kein Minuspunkt sein. Während die Ohrpolster und der Kopfbügel aus Kunstleder (sog. Protein-Leder) sind, findet sich Metall nur als gerasterte Schiene zur Größenanpassung. Diese Schiene sitzt sehr fest, so dass eine Anpassung an die Kopfgröße beidhändig geschehen muss. Einmal eingestellt sitzt der RTE X schön stramm, sein Anpressdruck ist für meine Kopfgröße ideal und zusammen mit den (klappbaren) Ohrmuscheln dämpft er bereits passiv sehr schön.
Das dünne Miniklinkenkabel wirkt leider nicht sonderlich robust, aber glücklicherweise hält sich das übertragene Rascheln und Schubbern am Pulli in Grenzen. Das haben wir bei teureren Kopfhörern schon schlimmer erlebt.
Baugleich mit …
Wir staunten nicht schlecht, als wir den RTE X das erste Mal in den Händen hielten. Ein Großteil der verbauten Materialien sehen exakt so aus wie die des Noise-Cancelling-Kopfhörers Teufel Mute. Bis auf die Abdeckungen auf den Ohrmuscheln sind sich die beiden zum Verwechseln ähnlich. Klanglich ist der Mute zwar ungleich „spritziger“ im Bassbereich abgestimmt, aber selbst die Bedienung der Geräuschunterdrückung ist gleich: Knöpfchen drücken, Noise Cancelling an. Ein weiterer Druck aufs Knöpfchen schaltet den RTE X stumm, das Noise Cancelling bleibt aber weiterhin aktiviert. Das heißt allerdings nicht, dass die Musik des Zuspielers pausiert wird. Ein weiteres, längeres Drücken deaktiviert die Geräuschunterdrückung und schaltet den Hörer in den Normalo-Modus. Hier klingt’s auch nicht schlecht, das Klangbild verändert sich nur marginal. Sollte der Saft der AAA-Batterie also mal leer sein, lässt sich’s prima weiterhören. Samson gibt die Laufzeit übrigens mit 20 Stunden an, in unserem Test mit einer Eneloop-Batterie schaffte der RTE X locker über 30 Stunden – also her mit den Intercontinentalflügen!
Zubehör
Hier herrscht Minimalismus: In dem aufklappbaren Karton findet ihr neben dem Kopfhörer selbst nur noch das 1,2 m lange Kabel, ein schlankes Transport-Case sowie ein Faltblättchen samt englischer Anleitung. Ganz nett sind die Sicherheitshinweise in dem Bedienerpamphlet mit generellen Empfehlungen wie lange die Ohren wieviel Dezibel maximal ausgesetzt werden sollten. Für einen Reisekopfhörer fehlen uns zwar der Flugzeugadapter und eine Fernbedienung am Kabel, aber bei dem Preis mussten die Damen und Herren von Samson halt sparen – schade, wenn man bedenkt, dass wir jedes Mal das Smartphone rauskramen müssen, um die Lautstärke zu ändern oder die Songs zu wechseln.
Was allerdings etwas abschreckt, ist der Aufdruck auf der Kartonage: „Dieses Produkt enthält unter anderem Weichmacher, die Krebs erzeugen können.“ Andere Kopfhörer tragen diese (DEHP-)Weichmacher mit Sicherheit ebenfalls in sich, verschweigen uns das aber. Was ist also besser?
Technische Daten
- BauformOver-Ear
- Bauweisegeschlossen
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 20.000 Hz
- Impedanz48,2 Ohm
- Schalldruckpegel (SPL)96,37 dB
- Druck gemittelt aus großem und kleinem Kopf582 g
- Gewicht mit Kabel247 g
- Gewicht ohne Kabel240 g
- Kabellänge120 cm
Lieferumfang
- Transport-Case