Ich möchte mein Fazit positiv beginnen, indem ich eine Empfehlung abgebe, für wen die Aftershokz Trekz Air geeignet sind: Hier sehe ich vornehmlich Anwender, die beim Sport, im Büro oder am Strand „Hands“- und „Ear“-free telefonieren wollen. Als luxuriöse Freisprecheinrichtung, die komfortabel zu tragen ist, bilateral eine gute Sprachqualität liefert und der auch Schweiß nichts ausmacht, ist der Hörer eine gute Wahl. Abraten möchte ich dagegen allen Musikfreunden, denn das Frequenzspektrum ist hier einfach zu eng und die Lautstärkereserve zu gering, um ein ansatzweises genussvolles Klangbild zu liefern.
„Ohren frei haben beim Musikhören und Telefonieren“ darf man durchaus als den technischen Trend dieses Sommers bezeichnen. Denn egal ob Bose mit ihren Altos (zum Test), Sony mit ihrem STH40D-Headset oder Aftershokz mit ihren hier zum Test antretenden „Trekz Air“ – viele Hersteller bemühen sich gerade mit allerlei trickreichen technischen Lösungen darum, dass die Ohrmuschel des Konsumenten beim Musikgenuss unbedeckt bleibt.
Dabei sind die Konzepte, um diesen eigentlich unmöglich scheinenden Trick zu realisieren, durchaus unterschiedlich: Während Bose mit den Altos auf die gerichtete Beschallung in unmittelbarer Nähe des Gehörgangs setzen, arbeiten Sony und Aftershokz mit einem dualen System bestehend aus einem Lautsprecher, der den Hochtonbereich bedient und einem „Knochenleitungshörer“-Element. Das ist ein elektromagnetischer Vibrator, der Schwingungen direkt auf das Schläfenbein überträgt. Bedenkenträger, die reflexartig mit einem „uiuiui, wenn das mal nicht Hirntumor macht“ reagieren, seien beruhigt. Das Phänomen nennt sich Körper-, beziehungsweise Knochenleitungsschall und ist ein ganz normaler, unbedenklicher physiologischer Effekt.
Erster Eindruck
Die Aftershokz Trekz Air bestehen im Grunde genommen aus einem einzigen Teil: Nämlich einem Bügel, der um den Kopf gelegt wird und in den die Batterie-, Steuerungs- und Mikrofon/Lautsprecher-Sektionen integriert sind. Den eigentlichen Halt am Kopf bekommen die 30 Gramm leichten Trekz Air durch ihre Auflage über den Ohrmuscheln. Auf der linken Hörgondel sitzt ein gut erreichbarer Multifunktionstaster, der folgende Funktionen steuert: Play/Pause, nächster Titel, Anruf annehmen/ablehnen/beenden, Sprachwahl und Wahlwiederholung. Rechts sind die Micro-USB-Ladebuchse und zwei – weitaus weniger gut erreichbare – Mini-Taster (+/-) platziert, über die man die Lautstärke aber auch Ein/Aus, das Pairing und den Equalizer steuert.
Praxis
Ein vollständiger Ladevorgang benötigt ungefähr zwei Stunden, dafür revanchieren sich die Trekz Air mit rund sechs Stunden Spielzeit. Neben der einfachen Bluetooth-Paarung (Profile: A2DP, AVRCP, HSP, HFP) können sich die Trekz Air auch zeitgleich mit einem zweiten Bluetooth-Gerät verbinden. Das ist praktisch, wenn man die Audiodienste (besonders die Telefonie) des Hörers gleichzeitig mit einem Laptop und einem Mobiltelefon nutzen möchte. Um gänzlich ungestört von der Umwelt sein, liefern Aftershokz auch ein Paar Ohrstöpsel mit. Hat man diese ins Ohr eingeführt, lässt sich am Hörer eine alternative Equalizer-Kurve aktivieren, die den Bass ein Stück weit absenkt. Da der Klang bei verschlossenem Ohr einiges an Bass gewinnt.
Klang
Machen wir es kurz: Die Trekz Air klingen – respektive vibrieren – nicht gut. Der unbefriedigende Höreindruck resultiert aus zwei Faktoren: Zum einen ist der Lautstärkebereich in dem sie sich betreiben lassen sehr gering. Denn dreht man sie zu stark auf, macht sich schnell eine unangenehme Eigenresonanz der Hörer bemerkbar, die dann an den Schläfen „kitzelt“. Zum anderen ist der hörbare Frequenzbereich extrem mittenlastig. Ich habe bislang noch keine anderen Knochenleitungshörer im Test gehabt und kann daher nicht sagen, ob es sich hier um ein prinzipbedingtes Defizit handelt oder ob die Trekz Air den Job einfach nicht gut machen. Für ein bisschen Hintergrundbeschallung ist es vielleicht okay – auch und zumal der Effekt, Musik mit freien Ohren hören zu können, ziemlich klasse ist. Von richtigem Hörvergnügen, geschweige denn Musikgenuss ist das alles aber weit entfernt. Ganz anders ist das Bild dann allerdings beim Telefonieren: Denn hier sorgt die extreme Mittenpräsenz für eine gute Sprachverständlichkeit. Hier zeigt sich dann auch der positive Effekt der „freien Ohren“, denn es ist ausgesprochen angenehm und verbessert die Kontrolle über die eigene Stimme dramatisch, wenn man sich beim Sprechen plötzlich wieder hören kann.
Technische Daten
- BauformKnochenschall
- Audio-Übertragungsbereich (Hörer)20 - 20.000 Hz
- Schalldruckpegel (SPL)100 ± 3 dB
- Gewicht mit Kabel30 g
Lieferumfang
- Ohrstöpsel
- USB-Ladekabel
- Transporttasche
Besonderheiten
- in Blau, Grau, Grün & Rot erhältlich
- BT-Version: 4.2
- BT-Profile: A2DP, AVRCP, HSP, HFP